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Diabetes-Kids Elternblog: Ein kontinuierliches Auf und Ab, mit einer langsam aufsteigenden Tendenz.

Am Anfang, als wir aus dem Krankenhaus entlassen wurden, hatte ich mich frustriert von unserem alten Leben verabschiedet und gedacht: "Das was dann!" Und viele Gedanken begannen mit: nie wieder! Als Elternteil optimistisch und zuversichtlich, der nicht vorauszusehenden Zukunft entgegenzublicken, war nicht immer einfach. Mal klappte es mehr, mal weniger gut. Es hing davon ab, was im Alltag so passierte. Was man in den Medien hörte, sah und die Nettigkeiten, die wir tagtäglich miteinander austauschten.

 

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Früher hat mir die Zukunft bedeutend mehr Angst gemacht! Was würde in einem, fünf oder in zehn Jahren sein? Wie würde unser Sohn sein? Glücklich? Unglücklich? Mittelprächtig bis total verkorkst? Ein Streber vielleicht? Philosoph oder Klugscheißer? Wie wird er mit Mister Diabetes klarkommen? Oder umgekehrt, Mister Diabetes mit ihm? Die Vorstellung, wie das sein würde, wenn unser Sohn in den Kindergarten kommt, war für mich utopisch! Am ersten Kindergartentag war ich dermaßen durch den Wind! Immerhin gab mir der Diabetes genug Gründe, um hysterisch zu werden. Brad Pitt hätte vor meiner Tür stehen können, um nach einem Glas Wasser zu fragen. Das wäre mir egal gewesen! Es galt schließlich das Telefon zu bewachen. Minütlich! Vor meinem geistigen Auge sehe ich Kindergärtnerinnen wissend nicken. Ja ich bin auch so eine Mutter. Aber ich habe nicht angerufen!

Vor dem Schulbeginn war es ähnlich. Wieder konnte ich nächtelang nicht schlafen. Es war einfach unvorstellbar Mutter eines Schulkindes zu sein! Und dann ist es einfach so passiert, ohne dass mich irgendjemand um Erlaubnis gefragt hätte! Ich lernte, dass Schule wie ein altes Waschweib ist. Egal ob die Aussagen positiv oder negativ waren, man durfte den Wahrheitsgehalt nicht auf die Goldwaage legen, denn Wahrheit ist wie Kunst. Sie liegt im Auge des Betrachters! Fast zehn Jahren sind vergangen. Heute ist das, was ich mir nicht vorstellen konnte. Die nicht vorhersehbare Zukunft wird nun zur Vergangenheit. Und um es gleich vorwegzunehmen, unser Sohn hat mit sich und Mister Diabetes zu kämpfen gehabt. Wird dies auch noch weiter tun. Er ist nicht unglücklich und nicht verkorkst, sondern ein stinknormaler Zehnjähriger, den man alles mehrmals sagen muss, der kein Philosoph ist, aber mächtig klugscheißern kann! Er und Mister Diabetes kommen gerade recht gut miteinander aus.

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Letzte Woche war er krank und da haben wir ES gewagt. Nachdem wir alles genau durchgesprochen und aufgeschrieben hatten, fuhr ich zur Arbeit und ließ mein Kind allein zu Haus. Er hat brav zu den verabredeten Zeiten angerufen. Hat gefrühstückt, berechnet, gebolt. Später sein Mittagessen aufgewärmt und verdrückt. Dazu noch einen zusätzlichen Nachtisch mit eingerechnet. Die Küche war in einem Zehnjährigen-allein-zu-Haus-Zustand, aber darüber habe ich nach ein paar Sekunden Bedenkzeit und ein Mal kräftig durchatmen, hinweggesehen. Mein Sohn ist nicht mehr das hilflose Würmchen, wie oben auf dem Bild. Müsste ich die letzten zehn Jahre in einem kurzen Satz pressen, der seine Entwicklung wiedergibt, so würde ich sagen: ein kontinuierliches Auf und Ab, mit einer langsam aufsteigenden Tendenz. Auch jetzt kann ich mir nicht vorstellen, wie das ist Mutter eines Fünftklässlers zu sein und werde zum Schuljahresbeginn sicherlich nächtelang nicht schlafen können. Aber wenn Brad Pitt im September vor meiner Haustür stände, wäre mir das Telefon scheißegal!

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