Mit dem Sommer kam das Meer - Ein Bericht zum Diabetes-Kids Ahoi 2015 Segeltörn
von Marie Lass
Tag 1:
Es war Mittwoch Abend und endlich hatte der Sommer auch den Norden erreicht. In der Abendsonne füllte sich langsam der Kai des schönen Städtchens Harlingen in Holland. Erwartungsvolle Gesichter vieler Jugendlicher und ihrer Eltern versammelten sich an einer Stelle, denn sie hatten das erste Schiff schon gesichtet. Die Poolster lag behaglich in zweiter Reihe in der Sonne und wartete auf ihre neue Belegschaft.
Gleichzeitig mit dem Organisationsteam Michael, Susann und Carolin Bertsch kam endlich auch der zweite Segler - die Mars. Nun brach allgemeines Chaos aus. Wer schlief auf welchem Schiff, gab es in den Kajüten auch genug Kojen und wo waren eigentlich die Getränke?
Schließlich hatte jeder seine Schlafstätte gefunden, seinen Seesack verstaut und bereits erste Kontakte geknüpft.
Nun erinnerten knurrende Mägen daran, dass ein Grundbedürfnis dringend gestillt werden wollte: HUNGER!
Als alle satt und zufrieden waren, brachen die Kinder und Jugendlichen zu Schiffs- und Hafenerkundungstouren auf, während die meisten Erwachsenen bevorzugten, in gemütlicher Runde an Bord zu bleiben. Thema Nr. 1 für Jugendlichen und Eltern war, wie kaum anders zu erwarten, Diabetes. In der Kennlernrunde formulierte ein Vater sehr treffend:
Der Diabetes stehe hier im Mittelpunkt und doch könne man sich entspannen, denn hier seien viele Experten versammelt und schließlich säßen alle im selben Boot. Das sei schön.
Zustimmendes Gemurmel bestätigte, dass er damit ausgesprochen hatte, was viele gedacht hatten.
Der erste Tag klang bei nostalgischen Gitarrenklängen und lieblichem Gesang aus.
Tag 2:
Endlich ging es richtig los!
In aller Frühe gab es Frühstück und kurze Zeit später schon stachen wir in See. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und bereits nach den ersten Stunden ließen sich erste Sonnenbrände in den Gesichtern vermuten. Wir hatten Spektakuläres vor. Unsere Boote waren kiellos, was im teilweise sehr flachen Wattenmeer ein notwendiges Detail war. Nun kam gegen Nachmittag die Ebbe und wir ließen uns "trockenfallen". Ein interessantes Procedere, bei dem vor einer Sandbank geankert wurde und auf die Ebbe gewartet wurde. Als das Wasser weg war, lagen die Mars und die Poolster wie zwei Schiffe im Trockenen auf Grund.
Die Zeit an Land wusste jeder zu füllen, denn hier boten sich viele Möglichkeiten. Die meisten nutzen die Gelegenheit, im angenehm temperierten Nordseewasser zu plantschen, zu waten, Ball zu spielen oder Krebse und Garnelen zu fangen. Auch unsere drei Bordhunde (unter anderem Candy, der Diabetiker-Warnhund von Kickboxweltmeisterin Anja Renfordt) freuten sich über die Auslaufmöglichkeiten.
Als die Flut sich wieder unter unsere Schiffe begab, ging es weiter gen Hafen in Vlieland.
Dort angekommen erwartete uns ein spannender Vortrag von Bastian Hauck, ein viel gereister und überaus sympathischer Weltumsegler mit Typ-1-Diabetes, dem sowohl Kinder als auch Erwachsene gebannt folgten.
Tag 3:
Nach einem üppigen, typisch holländischen Frühstück mit Weißbrot, Schokostreuseln und viel Kaffee waren alle gestärkt für den kommenden Wettbewerb: ein ungewöhnlicher Triathlon stand auf dem Programm. So zog die Karawane von insgesamt 75 Mann (und Frau) quer durch die wunderschöne Dünenlandschaft von Nordfriesland bis hin zu dem weitläufigen Strand, an dem sonst kaum ein Mensch zu sehen war. Beste Bedingungen also für die Kids, um sich richtig auszutoben. Die erste Aufgabe: Wetthüpfen auf viel zu kleinen Hüpfbällen im weichen Sand. Eine schwierige Aufgabe, die unter größter Anstrengung mit viel Anfeuerung der Erwachsenen von allen Kindern exzellent gelöst wurde! Erste Hypos wurden behoben und schon konnte der Spaß weitergehen! Auch die anderen beiden Aufgaben forderten eine Menge Geschick und Schnelligkeit und jeder war voll in seinem Element. Die Läufer liefen, die Anfeuerer feuerten an und die Zeitstopper stoppten begeistert die Zeit!
Nach dieser bewegten Pause vom
Schiff ging es wieder an Bord.
Nächster Halt: ein ungestörter Ort, denn unsere Pläne waren laut. Aber eins nach dem anderen.
Es war ein heißer und schwüler Tag, was man während der Fahrt nicht so sehr merkte, doch sobald wir unser Ziel erreicht hatten und am Eingang der Schleuse zum IJsselmeer festmachten, fühlte man sich von der drückenden Hitze beinahe erschlagen. Endlich war der Sommer da!
Und dann brach das Gewitter aus. Dicke Tropfen kamen erst vereinzelt und plötzlich wie aus Eimern vom tiefschwarzen Himmel und hektisch retteten sich die letzten in den Bauch der Schiffe. Ein Glück, dass es drinnen-Programm gab!
Die Kids versammelten sich auf der Mars zur Diabetes-Fragerunde mit Anja Renfordt und Jenny Schmutz, während die Eltern auf der Poolster zur Diskussion über ein heikles Thema eingeladen wurden. Isabel Laß, Fachpsychologin DDG mit Typ-1-Diabetes, hielt einen Vortrag rund um das Thema Folgeerkrankungen.
Anschließend konnte der laute Teil des Abends eingeleitet werden! Michael Bertsch packte die Karaokemaschine aus und die Feierei begann. So wurde der ein oder andere zu mehr oder weniger lieblichen Klängen von ABBA, Nena & Co. in den Schlaf gewiegt.
Tag 4:
Der nächste Tag brachte viel Wind mit sich. So setzten wir nach dem Frühstück die Segel und unsere Reise nahm ihren Lauf. Den nächsten Hafen erreichten wir am Nachmittag. Nachdem wir Harlingen verlassen hatten, legten wir nun im ersten Städchen an, das zum Bummeln und Eis essen einlud: Terschelling. Die kleine Touristenstadt zeigte sich bei bestem Wetter von ihrer schönsten Seite und das internationale Stimmengewirr ließ das angenehme Gefühl von Urlaub entstehen.
Am Abend sah man die junge Fraktion unserer Crew in Gruppen quer durch Terschelling rennen, denn Jenny hatte für die Kids eine Stadtrallye organisiert. Es wurde einem ein recht komisches Bild geboten, als man eine Kleingruppe nach der nächsten um den großen Leuchtturm rennen sah, auf der Suche nach etwas, das es in achtfacher Ausführung dort geben sollte...
Währenddessen wurden die Eltern auf der Poolster von Kai-Alexandra Hilker, Diabetologin DDG, auf den neuesten Stand der Technik gebracht!
Den Abend nutzte jeder nach eigenem Belieben. Mancher freute sich über die Zivilisation und besuchte die Bars der Stadt, manch einer nutzte die Gelegenheit der Bewegung und machte einen Spaziergang durch das umliegende, bewaldete Naturschutzgebiet und die anderen blieben in gemütlicher Runde auf den Booten und kosteten den letzten Abend unter Gleichgesinnten aus.
Tag 5:
Die Morgenluft roch nach Aufbruch und obwohl uns noch 5 Stunden Schifffahrt bis zum Heimathafen Harlingen trennten schwirrten bereits beim Frühstück Fragen wie "Bekomme ich meine Bahn?" und "Ob die Autobahnen wohl voll sind...?" durch den Raum. Adressen wurden ausgetauscht und alle möglichen Kontakthaltungsmaßnahmen ergriffen. Am Ende erreichte jeder rechtzeitig seine Bahn und die gesamte Crew verließ erschöpft, aber um tausend Erfahrungen reicher die Poolster und die Mars. Zum Glück war der Abschiedsschmerz nicht zu groß, denn das nächste Diabetes -Kids-Treffen am Edersee steht ja schon wieder vor der Tür!
ENDE
Unsere tolle Crew von links oben nach rechts unten. :
Jenny Schmutz, Anja Renfort, Frank Brands, Carolin Bertsch, Susann Bertsch, Kai Hilkers, Bastian Hauck, Isabel Lass, Michael Bertsch, Franziska Janssen
Ganz herzlichen Dank an Marie Lass für diesen schönen Bericht und die tollen Bilder.
Auch bedanken wir uns nochmal ganz herzlich bei der DiabetesDE Charity Gala, die dieses Event finanziell unterstützt hat.
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