Diabetes-Begriffe erkärt: Alles über Insulin
Wenn man sich mit dem Thema Diabetes beschäftigt, stolpert man schnell über Begriffe wie „Diabulimie“, „Fett-Protein-Einheit“ oder „LADA“. Für all diejenigen unter Ihnen, die unsicher sind, was diese und andere Ausdrücke genau meinen, haben wir die Reihe „Diabetes-Begriffe erklärt“ ins Leben gerufen. Wir danken unserem Experten Prof. Dr. Baptist Gallwitz für seine Unterstützung bei der Erstellung der Reihe.
Die Therapie mit Insulininjektionen ist für alle Menschen mit Typ-1-Diabetes und für viele Menschen mit Typ-2-Diabetes Alltag. Doch gerade für diejenigen, die selbst (noch) kein Insulin spritzen, ist die Vielzahl der Begriffe rund um das Medikament oft verwirrend: „Bolus-Insulin“, „Basis-Insulin“, „Mahlzeiten-Insulin“, „lang-„ und „kurzwirksam“, „Normal-Insulin“ und „Analog-Insulin“ – was meint denn hier was?
Erst einmal vorweg sei gesagt, dass es im Körper eines stoffwechselgesunden Menschen nur eine Sorte Insulin gibt. Dessen Grundproduktion ist in verschiedenen Stoffwechselprozessen wirksam. Zusätzlich schüttet die Bauchspeicheldrüse immer dann vermehrt Insuline aus, wenn nach dem Essen der Glukosespiegel im Körper steigt. In der Therapie von Menschen mit Diabetes werden diese Prozesse mit dem sogenannten Basis-Bolus-Konzept nachgestellt, dabei werden je nach Therapieform unterschiedliche Insuline eingesetzt. Ziel ist hierbei immer, eine möglichst normnahe Stoffwechseleinstellung zu erreichen, was zum Teil durch Unterscheidung zwischen verschiedenen Insulinen und/oder deren chemischer Anpassung möglich gemacht oder vereinfacht wird.
Als Basis-Insuline oder Basal-Insuline bezeichnet man Insuline, die den von den Mahlzeiten unabhängigen Insulin-Grundbedarf des Körpers abdecken. Diese Insuline sind langwirksam über 12 bis 24 Stunden und werden auch Langzeitinsuline genannt. Bei der intensivierten Insulintherapie mit Pen oder Spritze werden immer auch Langzeitinsuline eingesetzt. Bei der Pumpentherapie hingegen kommen keine Langzeitinsuline zum Einsatz, sondern das – einzig in der Pumpe vorliegende – Kurzzeitinsulin wird in sehr kleinen Dosen alle paar Minuten abgegeben. Diese andauernde Abgabe von Insulin den ganzen Tag über bezeichnet man als Basalrate. Bei Typ-2-Diabetes wird ein Langzeitinsulin oft einmal täglich zusätzlich zu anderen Diabetesmedikamenten eingesetzt.
Bolus-Insuline hingegen sind Insuline, die zusätzlich zu den Basis-Insulinen zu den Mahlzeiten verabreicht werden, um einen erhöhten Blutzucker zu korrigieren oder den Blutzuckeranstieg der nächsten Mahlzeit aufzufangen. Bolus- oder Mahlzeiteninsuline sind kurzwirksam: Ihr Effekt auf den Stoffwechsel setzt je nach Insulin nach zehn bis 30 Minuten ein und dauert drei bis sechs Stunden an. Bolus-Insuline werden ebenfalls im Rahmen der intensivierten Insulintherapie gespritzt. Bei der Pumpentherapie werden analog dazu Boluseinheiten zu den Mahlzeiten abgegeben.
Nur noch sehr selten wird bei Typ-2-Diabetes die „konventionelle Insulintherapie“ eingesetzt, bei der Mischinsuline mit einem festen Verhältnis zwischen Basis- und Bolus-Insulin ein- oder zweimal täglich gegeben werden. Die Mischinsuline sind durch einen Zusatz zur Lösung trübe und müssen vor dem Spritzen durch Schwenken des Pens gut gemischt werden. Die „konventionelle Insulintherapie“ wird meist bei Patienten eingesetzt, die von einer Pflege versorgt werden. Darüber hinaus kommt auch in sehr seltenen Einzelfällen noch tierisches Insulin zum Einsatz, z.B. für Menschen mit Diabetes, die Humaninsulin nicht vertragen. Bis in die 1980er Jahre war die Behandlung mit tierischem Insulin Standard, seitdem ist es durch gentechnisch hergestelltes Humaninsulin sowie später durch Analog-Insuline, die auch gentechnisch produziert werden, abgelöst worden. Humaninsulin wird oft auch als Normalinsulin bezeichnet, da es identisch mit dem von der Bauchspeicheldrüse freigesetzten Insulin ist.
Sowohl bei Langzeit- wie auch bei Kurzzeitinsulinen gibt es Normal- und Analog-Insuline (Analog-Insuline und Insulinanaloga sind zwei Begriffe für das gleiche Produkt, ein künstlich hergestelltes Insulin). Insulinanaloga sind leicht veränderte Insuline, die so in der Natur nicht vorkommen. Durch Veränderung in der Abfolge einzelner Aminosäuren im Insulinmolekül wird bei diesen Insulinen die Wirkdauer und das Wirkprofil gegenüber dem natürlichen Insulin Normal-Insulin gezielt verändert. Es gibt sowohl schnell wirkende Insulinanaloga als Bolus-Insulin als auch Analoga als Basis-Insulin. Letztere müssen nicht wie ältere Basis-Insuline oder Mischinsuline mit bestimmten Zusätzen, die die Wirkung des Präparats verzögern, vor der Injektion geschwenkt werden.
Quellen:
https://www.diabinfo.de/leben/
https://www.diabetes-ratgeber.
Quellverweis: Diabetes-News ad hoc von DiabetesDE vom 24.11.2020
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