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Diabetes-Kids Elternblog: Familienevent Hindernislauf

Mal wieder etwas Neues als Familie zusammen unternehmen, das wäre was… Radfahren, Segeln, Schwimmen haben wir zu oft gemacht diesen Sommer, damit konnten wir die Kinder nicht mehr locken. 

Wir stießen auf Werbung für einen Hindernislauf im Matsch, den es auch in der Familienversion über vier Kilometer gibt – und meldeten uns an. War ja noch einige Wochen hin, genauere Planung erst mal nicht notwendig. 

Der Tag rückte näher und wir machten uns Gedanken. Würde der Lauf für unseren Sohn anstrengend sein oder eher nicht? Da die drei Jahre jüngere Schwester mitlief, rechneten wir eher nicht damit. Wir peilten also einen BZ-Wert von 160-180 an, änderten den Bolusfaktor aber nicht, das Ergebnis war ein nur leicht reduzierter Bolus zum späten Frühstück. 

Danach begannen wir Sensor und Pumpe abzukleben. Fest sollte es sein, die Bewegung und Muskeln im Arm aber nicht behindern. Der dritte Versuch stellte unseren Sohn endlich zufrieden. Im Umkreis von einem Meter um uns türmten sich Reste von Pflaster und Papier. 

Nach einer Stunde staufreier Fahrt waren wir dank übervorsichtiger Zeitplanung viel zu früh da. Der Getränkestand lachte uns an. Wie so oft auswärts gab es nur Cola in der Version ohne Zucker. Bei der Fanta wussten wir nicht, ob es sich wegen des niederländischen Veranstalters um die niederländische Version mit 5% Zucker oder wegen des deutschen Veranstaltungsortes um die deutsche Fanta mit 10% Zucker handelte. Nachfragen und den Diabetes wieder zum Thema machen? Keine Lust. Also Cola in das 8jährige Kind geschüttet, welches damit mehr als zufrieden war. 

Für das Handy hatten wir eine wasserdichte Hülle eines französischen Sportdiscounters, die mehr schlecht als recht in der Bauchtasche des Pullis unterzubringen war. Wir nahmen selbst einen Bauchgurt für das Baqsimi mit und steckten Zucker in alle vorhandenen Hosentaschen (zum Glück sind die Traubenzucker eines Dia-Versands mit gelb-rotem Logo einzeln wasserdicht verpackt – das hatten wir mehrfach ungewollt in der Waschmaschine ausprobiert).

Noch 1,5h bis zum Start; bloß nicht zu viel aktives Insulin im Kind beim Sport schwirrte mir im Kopf rum, aber etwas Energie schien auch sinnvoll zu sein, der BZ lag um die 180; zum Glück hatten die Kinder beide Lust auf einen Müsliriegel (10gKH), wir spritzten einen leicht reduzierten Bolus; beim Start lag der BZ um die 200, was will man mehr, frohen Mutes legten wir los.

Erstes Hindernis: Seilklettern. Für unseren Sohn kein Problem, für uns umso mehr. Er fragte nur: „Wo ist der Matsch?“. Zweites Hindernis: Holzbrücke. „Und WO ist der Matsch??“. Beim dritten Hindernis mussten wir eine Skipiste hinauf robben unter Stacheldraht hindurch, der in etwa einem halben Meter Höhe aufgehängt war. Unser Sohn war in Windeseile nach oben gekrabbelt, wir Erwachsenen hingen mit dem Po fest und unsere Tochter überlegte noch, ob sie lieber die rosa Ärmel ihres Fleece oder die Hände schmutzig machen sollte. Sie hatte auf der Wiese vor der Piste Kuhfladen entdeckt und witterte sie nun auch unter sich. „Und WO bleibt der Matsch???“ Unserem Sohn war es nicht dreckig genug, wir vertrösteten ihn auf die weiteren Hindernisse. 

Nach zwei Kilometern kam die Verpflegungsstation. Es gab eine Flüssigkeit aus gelben Tonnen. Was das wohl war? Riecht nach nichts, schmeckt nach nichts, wir hatten Glück: Wasser. Dazu gab es Weingummi. Die großen, die in den Niederlanden üblich sind. Unser Sohn kriegte große Augen und nahm sich drei. SEA, keine Chance. Egal, Kind bewegt sich ja. Wir fummelten das Handy raus und die Weingummis einzutragen. In Glück schwelgend genoss das Kind das seltene Weingummi und wäre wahrscheinlich heute noch dort, wenn wir ihn denn gelassen hätten. Wir nötigten ihn weiterzulaufen und baten darum die Weingummi zu kauen. „Kauen?“ Viel zu schade, sie verschwanden in seiner Bauchtasche. Insulin im Kind, Weingummi nicht, na super. Weiter ging´s, noch mal robben, diesmal unter einem Netz statt Stacheldraht. Unsere Tochter war glücklich, konnte sie doch auf meinem Rücken liegend mitreisen statt selbst durch die Pampe zu krabbeln. 

Und dann endlich: Der Matsch!! Mehrere mit Wasser gefüllte Gruben und dazwischen glitschige Lehmwälle. Unser Sohn war glücklich. Die Tochter auch, das Grau des Lehms war ihr erheblich lieber als kuhfladenfarbige Skipiste. In Matsche schwimmen. Herrlich. Weingummi mit Matschmantel war allerdings nicht nach dem Geschmack unseres Sohnes. Die Handyhülle in dem Zustand aus den Klamotten ziehen? Och nee. Wir füllten die fehlenden KH lieber auf gut Glück mit Zucker auf und liefen weiter. 

Kurz vor Schluss liefen wir um Zäune herum, hinter denen die Duschen zu hören waren, die Vorfreude stieg. Zunächst wartete aber noch die sogenannte Schlossmauer darauf erstürmt zu werden. Wir warteten in der Schlange, unser Sohn zitterte und bibberte. Kalt, da durchnässt oder doch eine Hypo?? Wir fummelten also doch das Handy raus. Um die 200, yeah. Die Kinder durften ihre Hände unter meinen Klamotten wärmen und waren zufrieden. Im Ziel gab´s eine Medaille und ein Shirt, die Kinder platzten vor Stolz. Und rochen Pommes. Ich roch die Dusche und vertröstete auf später. Vor dem Duschen schon mal eine Korrektur; beim Anstellen an die Schlange spritzten wir in freudiger Erwartung der Pommes schon mal für 30gKH. Dann raunten Leute vor uns: die Pommes sind alle. Panik stieg in mir auf, wir sind am A.d.W., Insulin ist im Kind, die mitgebrachten Stullen als Ersatz wird er mit Sicherheit verweigern. Ich sagte erst mal nichts, wir standen weiter an. Völlig wider Erwarten nahmen die Kinder die Nachricht relativ gelassen auf. Burger gab´s noch. Das Brötchen sahen nicht gerade klein aus. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Insulinmenge passte, SEA war perfekt. 

Bei der Heimfahrt war die Kleine noch vor Erreichen der Autobahn eingeratzt, der Große sah grinsend zum Fenster hinaus. Am Ende war es ein Tag, an dem wir die 70% im Zielbereich deutlich verpasst haben. Aber keine Hypo und kein gefährlich hoher Blutzucker. Wir Eltern sind auch stolz. 

Sport, Elternblog, Blog

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