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Stahl- vs. Teflonkatheter - Diskussionsbeitrag

Joa
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21 Apr. 2013 12:27 #81388 von Joa
Hallo zusammen,

vor einiger Zeit stieß ich auf einen Artikel der neuseeländischen Regierungsagentur PHARMAC , die die Zulassung von Medizinprodukten für den Gebrauch in nz reguliert.
In dem Dokument findet sich auf Seite zwei eine Erklärung zum Thema Insulinrückfluss/-austritt an der Infusionsstelle, die auch anregen mag, mal wieder über die Verwendung von Teflonkathetern nachzudenken:

"PHARMAC sought the advice of NZMS regarding its pump,specifically site leakage.

NZMS noted the following:
Site leakage is the result of a phenomenon called tunnelling. Tunnelling is not caused by the size of bolus doses however the effects of tunnelling are certainly more obvious with larger doses when it occurs. Tunnelling is caused by repeated trauma to the infusion site. This repeated trauma
(usually tugging) accelerates the body’s reaction to the foreign
object inserted in situ hardening the tissue around the cannula"

(NZMS ist ein neuseeländischer Pharma-Lieferant (u.a. Animas Insulinpumpen)

Ich habe mal übersetzt:

PHARMAC stellte Fragen zu den Hinweisen von NZMS zu ihrer Pumpe,
speziell zu Insulinaustritten an der Infusionsstelle.

NZMS stellte Folgendes fest:
Insulinlecks an der Infusionsstelle ist das Ergebnis eines Phänomens genannt „Tunnelling“ (Tunnellung).
Tunnelling wird nicht durch die Größe der Bolus Dosis verursacht, jedoch sind die Auswirkungen bei größerer Dosis sicherlich offensichtlicher, wenn der Effekt auftritt.
Tunnelling wird verursacht durch wiederholte Verletzungen des Gewebes in den Infusionsbereichen. Diese sich wiederholenden Verletzungen des Gewebes (in der Regel reißende Verletzungen) beschleunigt die Reaktion des Körpers auf das eingeführte fremde Objekt und führt zur Verhärtung des Gewebes (Vernarbung) des Stichkanals um die Kanüle herum.


Diese Darstellung entspricht den Begründungen, die auch von Ärzten in's Feld geführt werden, wenn sie dazu raten eher Stahl- als Teflonkatheter zu benutzen (wenn es denn geht).

Die erwähnten Verhärtungen/Vernarbungen werden durch den Aufbau der Teflonkatheter wesentlich stärker provoziert, als durch Stahlkatheter.
Denn bei den Teflons ist die Führungsnadel mittig platziert und wird ummantelt von dem stumpfen Material der eigentlichen Teflonkanüle.
An der Spitze wird sozusagen mit der Nadel nur vorgebohrt, und nachfolgend zerfetzt der Teflonmantel das Zellgewebe an den Rändern des Stichkanals.
Ein Stahlkatheter dagegen schneidet den Rand sauber durch und hinterlässt einen regenerationsfähigen Stichkanal, sollte aber auch spätestens nach zwei Tagen gewechselt werden, bevor die Regenerationskraft entschwindet.

In der Folge heilen die Infusionswunden nicht regenerativ (auch unter proliferativer Neubildung von Kapillaren), sondern hart und narbig. Der Stichkanal wird totes Gewebe.

Das Tunnelling also die Wahrscheinlichkeit von Insulinrückflüssen aus der Infusionsstelle steigt durch begünstigte Kapillareffekte wenn dann wieder in diese Vernarbungen ein nächster Katheter trifft, weil das Gewebe nicht mehr elastisch anschmiegend abdichtet, sondern Spaltbildungen (Kapillarspalten) begünstigt.

Das ist aber nur ein Negativeffekt, der gravierendere liegt darin, dass die Durchdringung der Gewebebereiche die zur Infusion genutzt werden mit den kleinen Blutgefäßen, den Kapillaren mit jedem Katheter immer stärker reduziert wird. In der Folge wird mit der Zeit die Resorption des Insulins im Gewebe selbst zunehmend stärker beeinträchtigt und unzuverlässiger.
Die Folgen zeigen sich zunehmend mit den Jahren.

Diese Vernarbungseffekte werden auch von Ärzten und Herstellern genannt, wenn dafür plädiert wird, Pennadeln nicht mehrfach zu verwenden. Sie werden mit dem Gebrauch stumpfer und schartiger und fangen dann auch an das Gewebe zu reißen, statt sauber zu schneiden. Auch da wird vor dem dauerhaften Schaden des Gewebes eindringlich gewarnt. Das Gleiche also wie mit einem Teflonkatheter, nur dass es beim Teflon-Kath. immer und zwangsläufig der Fall ist. :(

Dummerweise haben die Hersteller unterdessen, mangels Nachfrage, das Angebot an Stahlkathetern fast schon eingestellt. Insbesondere die für (Klein)Kinder besonders geeigneten, schräg zu stechenden Kanülen sind völlig vom Markt verschwunden. Den RapidLink Katheter (ohne Kupplung) hat Roche nun auch eingestellt. :S

Gruß
Joa

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Astrid
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21 Apr. 2013 18:18 #81404 von Astrid
Hallo, wir haben bisher nur Stahlkatheter verwendet und kommen sehr gut damit zurecht. Warum sollte man damit eigentlich nicht zurecht kommen?
Lg Astrid

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Juli
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21 Apr. 2013 18:29 #81407 von Juli
Meine Tochter lehnt Stahlkatheter völlig ab. Die macht viel Sport, u. a. Volleyball und hat da panische Angst, dass sie da von einem Ball drauf getroffen werden könnte (gut, die Wahrscheinlichkeit ist jetzt nicht soooo groß :lol: ). Aber sie würde den auch so beim Bewegen merken oder wenn sie sich blöde im Bett umdreht. Der Käse war bei uns relativ schnell gegessen.

Allerdings haben wir trotz Teflonkatheter seit 4 Jahren keinerlei Spritzbeulen, von dem o. g. Syndrom mal ganz zu schweigen. Ich denke, dass sicher jede Art seine Vor- und Nachteile hat, glaube aber, dass der Teflonkatheter einfach tragefreundlicher ist und sehe da absolut keinen Grund zu wechseln.

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stef1
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21 Apr. 2013 18:46 #81408 von stef1
Hallo,

wir benutzen nur die Stahlkatheter (allerdings die abkoppelbaren). Die drei / vier Versuche mit Teflonkatheter haben wir - nachdem die Werte am zweiten Tag immer steil nach oben gingen - abgebrochen. Keine Ahnung, ob dies jetzt an den Teflons oder an anderen Gründen lag. Da wir aber mit den Stahlkathetern gut zurechtkommen, sind wir dann dabei geblieben.

LG Steffi.

S., geb. 08/2005, D. seit 03/2012, Pumpe Accu chek combo seit 06/2012

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Astrid
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21 Apr. 2013 19:50 #81412 von Astrid
Hallo, mein Sohn weiß gar nicht, dass es andere Katheter gibt als Stahl. Er ist Torwart beim Fußball und hatte auch da noch nieProbleme mit dem Katheter. Ich hoffe, das bleibt so. LG Astrid

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delphyine
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21 Apr. 2013 20:02 #81414 von delphyine
Leya würde nie einen Stahlkatheter probieren. Ich finde die auch gewöhnungsbedürftig. Wir bleiben bei Teflon. Seit viereinhalb Jahren haben wir wenig Probleme. Wir hatten zwar schon Verhärtungen, die wären mit Stahl aber genauso aufgetaucht, da sie einfach daran lagen, dass der Bereich, in den wir stechen konnten (durften) sehr sehr klein war. Seit sie weitere Stellen zulässt hat sich das komplett zurückgebildet.

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Joa
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21 Apr. 2013 20:41 #81415 von Joa
Hi,

Astrid schrieb: Warum sollte man damit [mit Stahlkathetern] eigentlich nicht zurecht kommen?

Ein Grund könnte sein, dass jemand allergische Reaktionen auf den Stahl bekommt. Ein anderer ggf., dass eine 6mm lange Katheternadel bei Kleinkindern schon relativ dicht an die Muskulatur kommt und bei Außendruck auch darauf landet. Da sitzen dann halt auch viele Nervenzellen... *kreisch*

Kürzere Katheter gibt es wohl nur zwei, den Rotofine(Orbit)mit 5,5mm oder den Superline ST mit 4,5mm, wobei letzterer offenbar nicht zu den Medtronicpumpen geht, auch nicht mit dem Luer-Reservoir von ADR. Er ist halt eigentlich für die DANA mit Linksgewindeanschluss.

Ansonsten sollte das jetzt kein Anregung sein, Grundsatzdebatten über Pro und Con Stahl-Teflon zu führen. Ich hatte aber schon immer mal im Netz nach einer Info über die Auswirkungen der verschiedenen Kathetersorten gesucht, bislang aber nichts dazu finden können.

Daher fand ich es schon spannend, doch mal was Konkreteres gefunden zu haben, das ich nicht vorenthalten wollte. ;)
Naürlich habe ich den Zusammenhang noch etwas erörtert.

Was mich aber mal interessieren täte, ob solche Gewebenarben, wenn sie denn auftreten, sich auch mit dem Wachstum und zunehmender Köpermasse wieder anteilmäßig relativieren? Ich würde es ja erwarten oder zumindest erhoffen...

Gruß
Joa

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delphyine
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21 Apr. 2013 21:03 #81416 von delphyine

Joa schrieb: Hi,


Was mich aber mal interessieren täte, ob solche Gewebenarben, wenn sie denn auftreten, sich auch mit dem Wachstum und zunehmender Köpermasse wieder anteilmäßig relativieren? Ich würde es ja erwarten oder zumindest erhoffen...

Gruß
Joa

Das denke ich schon, denn wir hatten ja wie gesagt heftigste Verhärtungen am Po (sie hat wiklrich nur zwei Stellen zugelassen und die immer im Wechsel hat nicht ausgereicht, auch wenn wir natürlich versucht haben immer ein klein wenig daneben zu stechen, aber man sah ja noch die alte Stelle...) Zum einen hat es echt lange gedauert, bis Veränderungen aufgetreten sind, zum anderen ist davon heute (zweieinhalb Jahre später) nichts mehr zu sehen. Und Leya neigt - genau wie ich- zu starker Narbenbildung. Der Hautarzt sagte mir allerdings, dass es unterschiedliche Hauttypen gibt. Wir haben cshon sehr narbenanfällige Haut. Er hat mir damals vor einer anstehenden OP Bilder gezeigt, wie Narben bei mir aussehen und wie sie bei anderen Hauttypen aussehen. Ich kann jetzt halt nicht sagen, dass man bei Leya gar nichts sieht, weil sie so reibeisenhaut hat, also winzige Pickelchen sind immer da. Ob der ein oder andere eine Einstichstelle markiert, weiß ich natürlich nicht.

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Joa
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22 Apr. 2013 00:35 #81421 von Joa

delphyine schrieb: Wir haben cshon sehr narbenanfällige Haut.

Ich denke mal, es geht wohl eher nicht so um die Narbenbildung auf der (Leder-)Haut, sondern um die Narbenbildung im subkutanen Gewebe (Unterhautfettgewebe).
Auf der Haut ist Kosmetik. Unter der Haut ist Funktionalität.

Bei mir ist es schon so, dass meine alten Lieblingskatheterstellen, das waren auch die einzigen mit etwas mehr Fettgewebe drunter, heute in der Insulinresorption wackliger laufen und die Katheter knirschen gerne beim Setzen. Aber ich war da auch in den ersten Jahren leichtfertig. Stahl, später Teflon, lagen schon manchmal ihre 5, 6 Tage lang. Bis es dann halt sehr unangenehm wurde. :whistle:

How ever... Langzeitstudien wären schon interessant. Die wird es aber kaum geben, befürchte ich, denn wer hat ein Interesse, sie zu finanzieren?

Gruß
Joa

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Andrea Sch
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22 Apr. 2013 08:27 #81428 von Andrea Sch
Hallo Joa,

so gesehen bist Du ja schon fast eine Langzeitstudie :P
Ich denke auch, dass man da nach 2, 3 Jahren noch nicht viel sagen kann.
Interessant wird wahrscheinlich nach 15, 20 Jahren. wie lange gibt es eigentlich schon Teflon Katheter?
Uns hat man in der Ambulanz übrigens genau aus dem Grund eindringlich zu Stahl geraten, weil Teflon das Gewebe nicht durchschneidet, sondern eher reißt.
Glücklicherweise hat Valentin beim Probieren die Setzhilfe für die Teflonkatheter auch viel beängstigender gefunden als das händische Setzen der Stahlkatheter. Er kennt auch nur Stahl ;)
Er war aber auch schon 7 bei Erkrankungsberginn, ist sicher bei kleineren Kindern schwieriger!



LG
Andrea

Valentin (08/1998, D seit 04/2006, Accu Check Combo seit 2009, Novorapid)

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