Attest Schulsport

Hallo,

mein Sohn geht in die 8. Klasse des Gymnasiums, er hat seit 8.9.2010 Diabetes, bzw. dann ist es festgestellt worden. Er ist jetzt die 2. Woche in der Schule und hat jetzt in der Einstellungsphase noch ein Attest für den Sportunterricht.
Ich hätte eigentlich gern, dass er danach zwar wieder mitmacht, aber von der Leistungsbeurteilung ausgenommen wird. Sport ist ja auch gut und wichtig - ich selbst bin Yogalehrerin, Tänzerin und jogge - aber diese Schulsportnummer, bei der mal drei Stunden irgendetwas angerissen wird, um dann eine Leistung abzufordern, die meistens gar nicht richtig trainiert ist, ist mir nicht erst seit dem Diabetes unverständlich. Mein Sohn ist keine Sportskanone und hat sich schon zuvor immer fürchterlich unter Druck gesetzt wegen der Sportnote (die dann mit Abstand die schlechteste Note im Zeugnis war ) - das möchte ich ihm jetzt ersparen (und er will das natürlich auch gern).
Frage an euch: Wie geht man da am besten vor, um eine Befreiung von der Leistungsbeurteilung im Sport zu erreichen?

Herzlichen Dank im voraus!

kerstin daniela

Hallo Kerstin,

mal eine Gegenfrage: Hättest Du Deinen Sohn auch vom Sport befreit, wenn er nun kein Diabetes hätte?

DM alleine ist m.E. keine Begründung ein Kind vom Sport zu befreien. Es kann genauso mitmachen wie alle anderen. Es muss natürlich darauf geachtet werden, dass die passenden Sport-BEs gegessen werden, ggf. gemessen werden, um Unterzuckerungen zu vermeiden.

Mein Sohn, ein Nicht-Diabetiker, macht auch nicht gerne beim Schulsport mit und muss natürlich mitmachen. Die Note ist auch entsprechend, aber da muss er durch.

Meine Tochter mit DM darf natürlich alles mitmachen, was ihr im Moment auch noch Spass macht. Sie ist keine so gute Sportlerin, macht aber auch nichts.


LG Lili

Hallo Kerstin,

ich würde dir auch davon abraten, deinen Sohn wegen DM befreien zu lassen. Sonst ist er noch auf eine andere Art Außenseiter.
Sportunterricht wechselt doch heute sehr ab zwischen Ballsportarten, Geräteturnen, Leichtathletik, Tanzen etc. Sicher kommt auch mal was dran, was er mag. Sonst würde ich mal mit dem Sportlehrer Rücksprache halten - eigentlich sollte doch jedes Kind Spaß am Sport haben.

Gerade für unsere Kinder finde ich es auch exterm wichtig, dass sie Sport machen.

Liebe Grüße

Steffi

Hallo Kerstin,

als Kind fand ich den Sportunterricht ätzend und als Mama möchte ich mein Kind natürlich vor unangenehmen Situationen bewahren. Entschuldige, wenn ich das so offen sage: aber bist du dir sicher, dass du mit der Notenbefreiung beim Sportunterricht nicht ein falsches Signal setzt? Mir ist es wichtig, dass mein Kind in der Schule ALLES mitmacht. Dazu gehören Klassenfahrten und Ausflüge genauso wie Sportunterricht oder andere ungeliebte Fächer. Ein Attest für den Sportunterricht in der Einstellungsphase ist bestimmt sinnvoll, das ist ja am Anfang noch eine zusätzliche Herausforderung, aber danach? Das könnte schnell als Ausrede gesehen werden und wer weiß, ob das nicht irgendwann als Bumerang zurückkommt. So im Sinne von "wenn er nicht wie alle anderen normal am Sportunterricht teilnehmen kann, dann kann er auch nicht auf Klassenfahrt mit, denn er hat offensichtlich den Diabetes nicht im Griff".

Ich wünsche euch, dass ihr die richtige Entscheidung trefft.

Liebe Grüße
Martina (Mama von Ann-Katrin)

Hallo Kerstin

Also ich bin auch der Meinung, das man ein Kind mit DM nicht vom Sport befreien sollte. Meine Tochter ist im Sportunterricht auch ein bewegungs
Muffel. Aber in ihrer Freizeit macht sie vieles an Sport.
Wir halten ihr auch immer wieder vor, das es auch Promis gibt mit DM
vor allem Sportler wie Mathias Steiner.
Sie nimmt ihn z. B. als Vorbild. (Nicht vom Gewicht her, sonder von der
Leistung her)
Also würd ich mir das alles genau überlegen und vielleicht wirklich
mal mit dem Sportlehrer reden.
Es kann deinem Sohn wirklich zum Nachteil ausgelegt werden.
Also überlege es Dir gut. Gerade bei DM ist bewegung wichtig, auch
wenn es nur der verhasste Schulsport ist.

Liebe Grüße
Sabine

Hallo ihr drei,

also, ich wollte eigentlich keine moralische Belehrung, sondern eine Antwort auf meine Frage. Was mein Sohn und ich für richtig befinden, kann sich ja durchaus von eurer Meinung unterscheiden. Und Schulsport ist so eine überflüssige, frusterzeugende, blöde Sache, die den Kindern keinen Spaß an der Bewegung vermittelt, sondern sie ihnen im Zweifelsfall nimmt. Beispiel Laufen: da wird fünfmal geübt, dann sollen die Kids 5.000 Meter auf Zeit laufen. Wer länger als eine bestimmte Zeit braucht, bekommt eine 5, obwohl er sich angestrengt hat, in der Freizeit laufen war und es schaffte, ohne zu gehen durchzuhalten. Toll! Das motiviert ungemein!
Ich weiß nicht, wer das von euch gefragt hat, aber ja - ich hätte meinen Sohn auch vom Sport befreien lassen, wenn das anders gegangen wäre. Nun ist der blöde Diabetes aufgetreten - soll er nicht neben den ganzen Nachteilen wenigstens den Vorteil haben, sich nicht das Abi durch eine hässliche Sportnote zu verderben? Also ich finde das total legitim. Er muss nicht alles mitmachen, nur weil es auf dem Lehrplan steht.
Es gibt so viele Fälle, wo Kids durch den Sportunterricht, der oftmals noch in den 70er Jahren angesiedelt ist - Bodenturnen, Reck und Kasten - der Spaß an der Bewegung vergällt wird. Ich selbst war dadurch z. B. jahrelang der Meinung, ich sei unsportlich, weil ich keinen Ball fangen konnte und wie ein nasser Sack am Reck hing - heute, mit 43, verdiene ich meinen Lebensunterhalt als Yogalehrerin, laufe 5 Kilometer in zwanzig Minuten und bin sicher fitter als die meisten meiner damaligen Klassenkameraden, die gut im Schulsport waren.
Mein Sohn fährt jeden Tag mit dem Rad zur SChule und soll demnäcsht auch wieder im Schwimmverein trainieren, Bewegungsmangel leider er also sicher nicht. Und durch irgendwelche dummen ERfahrungen muss er auch nicht durch, nur weil Sport ein Pflichtfach ist. Außenseiter wird er dadurch garantiert nicht, warum auch?
Also vielleicht gibt es ja doch noch jemanden, der TIPPS hat, wie wir das am besten umsetzen.

Herzlichst, kersitn

Hallo Kerstin,
ich habe länger überlegt, ob ich Dir antworten soll. Viele andere betroffene Eltern kämpfen dafür, dass unsere Dia-Kinder alles mitmachen dürfen und keine Sonderrolle bekommen. Und dass die Kinder lernen, dass Diabetes für nichts k.o.-Kriterium darstellen soll. Für diese Eltern ist Dein Plan ein Schlag ins Gesicht.

Ich bin mir nicht sicher, ob Du einen Arzt findest, der Dir das gewünschte Attest ausstellt, insbesondere nicht für die gesamte Schulzeit. Denn was müsste dort drin stehen?
- dass Dein Sohn erhebliche BZ-Schwankungen hat
- dass er diese nicht erkennt
- dass er JETZT UND ZUKÜNFTIG nicht in der Lage ist, diese mit regelmäßigen BZ-Messungen zu kontrollieren und ggf mit Hypo-BEs entgegenzuwirken

Wie willst Du dem Arzt und der Schule erklären, dass Dein Sohn in der Freizeit dann Sport macht? Das bekommen die Lehrer ja auch mit, und sei es nur durch Zufall. Mit Diabetes als Begründung für den Ausschluss vom Schulsport gibst Du der Schule die Steilvorlage, Deinem Sohn die Teilnahme an Schulausflügen und Klassenfahrten zu verweigern.

Einen Tip habe ich tatsächlich: wenn Dein Sohn wirklich vom Schulsport befreit wird, dann lass ihm zumindest die Möglichkeit, freiwillig dran teilzunehmen. Dann hat er zwar auch ne Sonderlocke, weil er jedes Mal wählen darf, aber damit hälst Du ihm zumindest ein Hintertürchen offen, irgendwann seine Entscheidung zu revidieren und für ihn interessante Sportangebote der Schule mitzumachen.

Ich selbst war in der Oberstufe vom Schulsport befreit, weil ich sehr schlimme Neurodermitis hatte und den gesamten Outdoor-Sportteil dadurch nicht mitmachen konnte. Sowohl meine Freunde als auch die Lehrer wußten, dass ich mich in der Pollenflugzeit möglichst wenig draussen aufhalten sollte, auch nicht in meiner Freizeit. Dadurch wurde die Befreiung toleriert. Aber auch, wenn mir das einen freien Nachmittag bescherte, ich fühlte mich trotzdem blöd, denn ich mußte halt nicht beim Schulsport antreten und dadurch hatte ich - in den Augen meiner Freunde - einen Vorteil.

Maja

Also ich habe eine Bekannte, deren Tochter von der Benotung aber nicht vom Schulsport befreit ist. Die Tochter ist kerngesund, aber absolut unsportlich.Sie gibt sich große Mühe und macht auch alles mit, aber es reichte nie für gute Noten.Dennoch ist die Tochter schlank.Kurz gesagt,:Sport ist Pflicht, Benotung nicht.
Attest gab es beim Kinderarzt. Ich persönlich finde es schon etwas unfair, weil nicht jedes Kind eine Sportskanone ist.
LG Anki

Hallo Kerstin,
wo soll es denn dann hinführen?

Dein Sohn macht den Schulsport nicht gerne mit
und du willst jetzt die DM vorschieben, ihn vom
dem Unterricht freistellen zulassen, damit er sich
die Abi-Note nicht versaut.
In der Oberstufe kann er Sport doch dann sowieso abwählen,
und damit ist dein Argument hinfällig.
Demnächst suchen dann Eltern eine Begründung
das Kind vom Französisch oder sonst einem Fach zu befreien,
weil die Eltern das Fach überflüssig finden,
oder das Kind damit Probleme hat.

Wie meine Vorgängerinnen schon geschrieben haben,
kämpfen wir hier alle dafür das unsere Kinder
ganz normal an allen Schulaktionen teilnehmen könnnen.
Bei uns läuft das recht gut, ich weiß aber das es hier
auch Leute gibt die echte Probleme mit der Schule haben.

Unsere Schule veranstaltet zum Beispiel einen Sponsorenlauf um einen großen See.
Da wurde meiner Tochter (ebenfalls 8 Klasse) freigestellt ob sie am
Lauf teilnimmt oder ob sie sich bei der Organiesation mit einbringt.
Sie hat sich nun entschlossen, lieber die Listen und Urkunden zu bearbeiten,
und nicht mitzulaufen. Aber sie muss aufjedefall an dem Tag vor Ort sein und
bekommt dafür nicht frei. Ich finde es gut von der Sportlehrerin das sie
ihr diese Möglichkeit gibt, das zeigt uns das sie die Diabetes ernst nimmt.

Auch das ist sicherlich nicht das was du gerne lesen wolltest,
aber ich glaube nicht das du hier jemanden findst der einen
Tipp für dich hat den du gerne haben möchtest.

Grüßchen
Tigerflocke

Hallo,

ist schon interessant, welche emotionalen Reaktionen meine Frage hervor bringt...

@Tigerflocke: nein, in der Oberstufe ist Sport nicht abwählbar, es ist ein Pflichtfach bis zum Abi.

@anki: wie ich schon schrieb, will ich keine allgemeine Befreiung vom Sport, nur eine Befreiung von der Sportnote - die ich übrigens für alle gut fände, unabhängig vom Diabetes, aber das ist ja ein anderes Thema.
Und was heißt schon fair? Fair gegenüber wem? Wer findet es denn "fair" von euch, dass sein Kind Diabetes hat? Es ist ja eine Sache, um den Sportplatz zu hecheln, um dann eine schlechte Note zu kassieren, obwohl man sich echt bemüht hat und eine andere, dafür dann auch noch Hypos zu riskieren. Ist es denn so verwerflich, wenn man das zum Anlass nimmt, sich auch mal einen kleinen Vorteil zu verschaffen? Zumal [@anki] sich ja sogar gesunde Mädels von der Benotung befreien lassen (warum das geht, ist mir auch ein Rätsel).
Und: Wenn die meisten von euch darum kämpfen, mit dem Diabetes möglichst gleich behandelt zu werden, ist das doch eine Entscheidung, die ich auch nicht kritisiere ...

Zum Thema Ausgrenzung: Ich weiß nicht, wieviele einen SChwerbehindertenstatus beantragt haben - aber DAS ist doch nun wirklich ein Stigma für das Kind!! Nur weil das der Gesetzgeber so vorgibt, macht es das doch nicht besser, mit so einem Stempel zu leben.

Herzlichst!