Attest Schulsport

Hallo!

Ich wundere mich im Moment sehr darüber, dass du dir jetzt schon, nach der kurzen Zeit, in der dein Sohn DM hat, Gedanken über so relativ unwichtige Dinge wie eine Sportbenotung machst.
Ehrlich gesagt macht das auf mich den Eindruck, dass du dem Prozess der Verarbeitung der Diagnose in irgendeiner Form ausweichst.
Was möchte denn dein Sohn selber?

Gruß, Cordula

Hallo Cordula,

na, mein Sohn hat selbstverständlich keine Lust auf Schulsport, darum geht es doch. Dachtest du, ich projiziere etwas? Und ich weiche dem Prozess der Verarbeitung auch nicht aus - ich habe in meinem Leben schon einige heftige Dinge mit Kindern erlebt, dass ich darin "geübt" bin. Diabetes ist ja nun immerhin etwas, mit dem man ein gutes Leben führen kann.

lg

Hallo Kerstin,

dein Sohn macht gern Sport, aber nicht in der Schule? Ich kann immer weniger verstehen, warum er bei einer der wenigen Schulveranstaltungen, die mal nichts mit sturem Rumsitzen und Pauken zu tun haben, nicht mitmachen will. Da können sich die Kinder doch wenigstens mal austoben und sich körperlich betätigen. Vor allem wenn der Unterrichttag immer länger wird, ist das doch ein toller Ausgleich.

Und wegen einer Note kann man sich nicht das Abi versauen, da fließt eine Vielzahl von Noten hinein.

Meine Kinder sind ja schon in der 13. und 11. Klasse - wenn ich jedes Mal, wenn Ihnen ein Fach nicht gefallen hat, nach Lösungen gesucht hätte, dieses zu vermeiden bzw. nicht benoten zu lassen, wären sie - glaube ich - nicht so weit gekommen. Ich war und bin der Meinung, dass man auch ungeliebte Dinge tun muss, weil sie dennoch einen Wert haben.

Wegen der Hypos würde ich mir keine Gedanken machen, da gibt es Mittel und Wege diese erfolgreich zu verhindern. Und in seiner Freizeit musst du ja auch damit rechnen, dass dein Sohn beim Fahrrad fahren einen tiefen Blutzucker bekommt.

Aber es ist deine/eure Sache. Versuche es doch beim Kinderarzt, vielleicht hast du Erfolg.

Herzliche Grüße
Steffi

Hallo Kerstin,

habe mit großem Interesse die Reaktionen auf deine Frage bezüglich des Schulsports mitverfolgt. Hm, wie soll ich mich gewählt und charmant ausdrücken?!? Kann ich nicht wirklich, da ich ein direkter Mensch bin, der eine ehrliche Antwort auf eine ehrlich gemeinte Frage gibt.

Meine Antwort lautet: Ich würde meinen Sohn auf keinen Fall vom Sport befreien lassen, was du aber schon in jeder möglichen Form hier von meinen Vorschreiberinnen zu lesen bekommen hast.

Du legst einen Ton und eine Ausdrucksweise an den Tage, der gelinde ausgedrückt ist, nur so vor unterdrückter Wut, Trauer und Aggressivität geprägt ist, das kann man deutlich lesen! Das tut mir sehr leid für dich und für deinen Sohn. Ich bedauere es, dass du nach einer Lösung, die dir am besten erscheint, für deinen Sohn suchst aber hier nicht die erwünschten oder erhofften Antworten bekommst. Dafür, dass du hier ehrlich gemeinte Ratschläge bekommst, kannst du niemanden kritisieren und von Fairness möchte ich erst gar nicht anfangen. Ich gebe dir recht, das Leben ist nicht fair mit uns umgegangen, nicht mit uns und schon gar nicht mit unseren Kindern!

Aber ist es denn fair, wenn du die Autoimmunerkrankung deines Sohnes dazu nutzt um ihm vom Schulsport befreien zu lassen? Wie schon jemand hier schrieb, es wird schwierig sein einen Arzt zu finden, der hierfür ein Attest ausschreibt. Falls du es über einen Arzt versuchen möchtest würde ich dir den TIPP geben, dich an deine Diabetes-Praxis zu wenden und mit denen den Sinn und Zweck des Schulsportes zu erörtern und vielleicht von denen einen vernünftigen und vorallem konstruktiven Vorschlag zu bekommen, wie das hier gelöst werden kann. Leicht wird es sicherlich nicht und wenn dein Sohn das auch nicht möchte, dass er sich seinen "Schnitt" mit einer mageren Sportnote "versaut" dann würde ich es halt versuchen. By the Way: Mein Sohn ist 12 und geht in 7. Klasse des Gymnasiums, er ist auch keine Sportskanone und hasst es ebenfalls um den Sportplatz "zu hecheln" seinen Notenschnitt hat er sich allerdings noch nicht wirklich versaut, es werden regelmäßig ein- bis zweimal im Halbjahr kleine schriftliche Leistungsnachweise verlangt und in denen geht es um Regeln beim Handball, Aufwärmen ect.

Ich möchte dir noch auf deinem Weg mitgeben, und fühle dich nicht gleich wieder angegriffen, wenn du eine Frage stellst, solltes du auch auf ehrliche Antworten, auch wenn sie nicht in deinem Sinne sind, gefasst sein.

Dir und deinem Sohn alles Liebe, Tanja

Naja Kerstin ... du hast gefragt und hast Antworten bekommen. Nicht die, die du gerne gelesen hättest, aber deswegen sind das ja trotzdem nur - sehr nett formulierte - Gegenmeinungen und Verdeutlichungen anderer Standpunkte. Finde ich schade, dass du das gleich als moralische Belehrung empfindest!

Ich seh´s trotzdem genauso. Du vermischst da Dinge miteinander, die deinem Sohn (vielleicht auch erst nach einer Weile) eher schaden, denn nützen. Sei froh, wenn die Lehrer an eurer Schule mit dem Diabetes locker umgehen. Du weckst ja jetzt geradezu die Ansicht, dass Diabetes immerhin so schlimm ist, dass man deshalb Sport nur eingeschränkt mitmachen kann. Vielleicht leiten die daraus ab, dass man dann auch zu Klassenfahrten nicht mehr mitfahren kann oder an Ausflügen, Wandertagen nicht mehr teilnehmen kann. Und dann ...? Dann hat dein Sohn vielleicht eine schlechtere Note weniger im Zeugnis, aber dadurch eine Menge anderer Einschränkungen!

Ich bin auch prinzipiell gegen solche Dinge. Hier gibt es ganz viele Eltern, die den Religionsunterricht blöd finden (bzw. natürlich deren Kinder, die Eltern sind ja gar nicht dabei) und lassen ihr Kind deshalb mal eben in Ethik wechseln ... wohl wissend, dass dieses Fach i. d. R. gar nicht erteilt wird, weil nicht genügend Lehrer da sind. So verschafft man seinen Kindern mal eben eine Freistunde und natürlich auch eine Note weniger ...! Aber das Leben ist doch kein Wunschkonzert und meiner Meinung nach: Doch, einen Lehrplan muss man halt schon mitmachen.

Keine Ahnung, aus welchen Gründen man Kinder von der Benotung des Sportunterrichts befreien lassen kann. Vielleicht gibt es noch eine andere Möglichkeit? Übrigens ist Sport eines der Lieblingsfächer meiner Tochter ... die findet auch den Schulsport gar nicht blöd!

Hallo Kerstin,
mein Sohn ist jetzt ist in der 6. Schulstufe und hatte im letzten Zeugnis genau eine 2- richtig geraten: in Turnen! :laugh:
Er ist ziemlich unsportlich und erreichte trotz üben zu Hause eben nicht die geforderten Werte für eine Eins. Kurzfristig war er ein bisschen enttäuscht über das "versaute" Zeugnis. Nach kurzer Zeit hat er dann aber gemeint, dass es ihm so lieber ist. So kann wenigstens niemand behaupten,der Lehrer hätte ihm eine Note geschenkt hat. Man kann sicherlich darüber diskutieren, ob Sport, Musik, Zeichnen und Werken tatsächlich benotet werden müssen, zumal es bei uns (wenigstens in Sport, Zeichnen und Werken) keine Möglichkeit gibt die Note durch Theorie-Tests aufzubessern. Da ist man entweder begabt oder eben nicht. Das Bemühen zählt nicht bei allen Lehrern. Du schreibst aber, dass Dein Sohn eh nicht unsportlich ist, da wird es doch irgendwie zu einer halbwegs erträglichen Note reichen?- Oder habt Ihr wirklich so einen hohen Leistungsdruck?
Ich persönlich kann echt gut damit leben, wenn Valentin die schlechteste Note in Sport hat.
Was mir, und anscheinend auch vielen anderen nicht gefällt, ist der "Missbrauch" der Diagnose Diabetes. Ich denke auch, dass die Sportbefreiung zu Schwierigkeiten bei Schulveranstaltungen führen könnte. Wir hätten echt Erklärungsnotstand, wenn mein Sohn trotz Turnbefreiung dann zum Schikurs, auf Sommersportwoche und in den Hochseilgarten mitmöchte!
LG
Andrea

Hallo,

ich weiß im Moment echt nicht, was ich sagen soll.

Ich habe ursprünglich eine einfache Frage gestellt, aber entweder Antworten bekommen, die meine Frage als solche schon verurteilen oder gleich noch mit psychologischen Deutungen meiner Person oder Verarbeitung der Diagnose hinterherkommen. Herrlich.

Offensichtlich machen alle eure Kinder und Jugendlichen beim Sport mit und kriegen ihre normale Note, schön.

Wir sind trotzdem anderer Meinung und hätten es eben gern, dass mein Sohn in seinem Rahmen beim Sport mitmacht und dafür eben keine Note bekommt. Und nein, ich projiziere nichts, sondern unterstütze ihn in seinem Willen und falls irgendjemand mit diesem Weg Erfahrung hat, würde ich mich über eine Antwort freuen.

Grüße, k

Hallo Kerstin,

frag doch einfach mal beim zuständigen Schulamt nach, was die dort brauchen (Attest vom Kinderarzt, Gesundheitsamt o.ä.) Vielleicht bekommst Du dort die Auskünfte, nach denen Du suchst.

Wobei ich nach Lesen dieses Artikels beinahe bezweifle, dass DM als Befreiungsgrund dienen könnte.

"Zusätzliche Wirkung des Schulsports bei chronisch kranken Kindern und Jugendlichen

Die Steigerung der Lebensqualität und die positiven Auswirkungen durch Sport wurde bei vielen chronischen Erkrankungen - nicht nur im Erwachsenen- und Seniorenbereich - beschrieben.
(Hollmann und Hettinger 2000):

Herz-Kreislauferkrankungen, Lungen- und Bronchialerkrankungen, Nierenerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus Typ 1 u. 11), Krebserkrankungen (z.B. "Sport nach Krebs"), Hauterkrankungen (wie z.B. Psoriasis, Neurodermitis, Gall et al. 1997), Migräne (Fischer et al. 1994), chronischen Erkrankungen des Halte- und Bewegungsapparates, Neuromuskulären Erkrankungen und Psychiatrischen Erkrankungen (Morgan 1970, Meyer 1998). Untersuchungen auf dem Gebiet der "Psychoneuroimmunologie" (Ader 1981) zeigten, wie positiv stimmende Lebensumstände (z.B. Sport) die Immunlage des Körpers verbessern können (Hollmann und Hettinger 2000)."

Artikel aus: KINDER- UND JUGENDARZT 32.Jg. (2001) Nr.7

Die Förderung des Schulsports als Mittel zur Gesundheitsprävention -
eine wichtige Aufgabe des Kinder- und Jugendarztes



LG Lili

Hups,
hier kochen aber viele Emotionen...
Ich kann glaube ich ein Stück weit beide Parteien verstehen. Manuel ist 12, im Schulsport auch nicht der Beste, aber in seiner Freizeit durchaus aktiv und z.B. recht viel mit dem Fahrrad unterwegs. Aber eins kann er gar nicht gut und will es auch nicht- nämlich schwimmen. Das war schon immer so, er kann sich über Wasser halten und das wars...Davon habe ich ihn befreit, da sie nur selten schwimmen gehen (neben der Schule ist nur ein Freibad), habe ich kein Attest, sondern nur eine Entschuldigung mit der Begründung, dass Manuel (und wir) die auftretende Belastung durch das Schwimmen nicht einschätzen können und es somit im Wasser zu Hypos kommen könnte. Punkt. Das ist der eine Punkt. ALLES Andere macht er je nach Blutzucker mit, wobei ich immer Probleme habe, ihn bzgl. der Sport-BE's zu beraten, da viele Sportstunden so aussehen, dass die Kinder 3/4 der Zeit in der Schlange stehen, um zu warten, bis sie wieder dran sind mit einmal Bockspringen usw....
Über das echt überdenkenswerte Konzept des Schulsports muss man glaube ich nicht diskutieren, da ändern wir für unsere Kinder wohl nichts dran, das wurde schließlich in meiner Schulzeit genauso gehandhabt :S , aber ich habe auch keine Probleme damit, Manuel "etwas großzügiger" zu entschuldigen- versteht mich nicht falsch, aber da ich selber massive Probleme und Ängste im Schulsport hatte, muss mein Sohn (aber u.U. auch meine Tochter ohne Dm) nicht jeden unsinnigen und z.T. ungesunden und gefährlichen Mist mitmachen, der gerade auch in den Grundschulen ja von Nicht-Sportlehrern mit fraglicher Kompetenz unterrichtet wird (z.B. das immer noch beliebte "Klappmesser"...)
Aber trotz Allem bin ich auch nicht für die "Pauschal-Befreiung", denn auch unsere Kinder sollen ja schließlich ein normales Leben führen
Ich hoffe, ich hab mich verständlich ausgedrückt und sonst meiner Meinung nach immer nach dem Motto: "Leben und leben lassen!"
Herzliche Grüße, Heike
P.S. Ich glaube die mögliche Sportbefreiung in der Oberstufe ist bundeslandabhängig :side:

Hallo K,

ich bin über die Reaktionen auf dein Posting nicht verwundert.
Die meisten hier sind tagtäglich bestrebt, daß ihr Kind trotz der Krankheit Diabetes normal und voll integriert aufwächst.

Du versuchst allerdings die Krankheit deines Kindes als Vorwand zu nutzen und sabotierst damit die Bemühungen der meisten hier im Forum.

Man stelle sich einmal vor, du kämest mit deinem Ansinnen durch und es würde offiziell anerkannt, daß Kinder mit Diabetes nicht mehr oder nur eingeschränkt am Sport teilnehmen dürfen.

Das war es dann wohl mit z.B. dem amtierenden Olympiasieger im Gewichtheben, einem ehemaligen Fussball Bundesliga Torwart und einer fünfmaligen Weltmeisterin im Kickboxen.

Deine Einstellung zum Schulsport möchte ich nicht kritisieren, aber ich finde den Ansatz hierfür die Krankheit deines Kindes vorzuschieben nicht in Ordnung und nicht unterstützenswert.

Grüße