Wirkdauer von Humalog ?

JarisMama schrieb: Ich meine er ist ehrlich beeindruckt von der Blutzuckereinstellung, das halte ich für eine bessere Grundlage - auch wenn mir klar ist, dass ich kleiner Mensch wohl nichts an den Mühlen der Diabetestherapie ändern werde...

Och, das würde ich so nicht sehen. Vielleicht wartet er ja nur ab wie sich das Ganze bei euch entwickelt? Vielleicht bespricht er ja sogar Jaris Werte und die Therapieform bzw. die Veränderungen in der Therapie mit seinen Kollegen? Da muss nur einer dabei sein, der wirklich interessiert ist und bereit ist, mehr Zeit aufzubringen und dem Ganzen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn ihr erreicht, dass man über euch spricht, ist das ein großer Schritt. Dann könnte eure Therapieform vielleicht dazu führen, dass man mutig ist und das Ganze hinterfragt - und weitergibt.

Oder du gehst da ran und schreibst eine Art Bericht mit Therapiebausteinen (Insulin, Faktoren etc.) und machst eine vorher-nachher-Gegenüberstellung, die du ihm einfach beim nächsten Mal anbietest. Das ist ja keine Infragestellung seiner Kompetenz, sondern eine Verbesserung von Jaris Werten durch gewisse Veränderungen und Anpassungen. Irgendwann muss mal einer anfangen und was ausprobieren. Und man wird sehen, dass es auch anders geht - und vielleicht diesem anderen Weg eine Chance geben, weiterentwickelt oder verbreitet zu werden für die, für die es passt und die ursprünglich gewählte Therapieform vielleicht nicht so toll läuft.

Viele Grüße,
Tanja

Hi,

bei der ganzen (und wichtigen) Diskussion über Sinn und Unsinn von Analoga bei niedrigen Dosierungen/Kindern habe ich ganz übersehen, nochmal nach den anderen Aspekten der Eingangsfrage zu schauen. Ich habe den Verdacht, dass die Frage nach der Wirkdauer ggf. am eigentlichen Problem vorbeizielen könnte.

Tonja schrieb: Sohnemann benutzt seit einem guten halben Jahr den Omnipod mit Humalog.
Zur Zeit haben wir wieder mal eine Welle hoher Werte

Welle hoher Werte heißt ja irgendwie dauernd, ständig und mehr oder weniger all over?

Da ist vlt. die Vermutung naheliegend, dass die vergangene Feiertagszeit einen erhöhten Insulinverbrauch mit sich gebracht hat? Vergleiche mal die Entwicklung der TDD's für Dezember.

Ein erhöhter Verbrauch von Insulin ergibt dann, physiologisch bedingt, eine sinkende Insulinempfindlichkeit, so dass die Insulinversorgung insgesamt anzupassen wäre, bis die durch Down-Regulation der Insulinrezeptoren bewirkte Bedarfssteigerung durch eine gegenläufige Up-Regulation (durch weniger Insulinverbrauch) wieder ausgeglichen worden ist. Solange nur hinterherkorrigiert wird, das braucht dann in der Regel auch deutlich mehr Korrekturinsulin, ist es mit einer Insulinverbrauchssenkung aber ziemlich Essig.

Ich hatte vor Weihnachten auch überlegt, den Thread zum Thema, Weihnachtsschlemmerei und Insulinbedarf mal wieder hochzuholen. Bin aber irgendwie davon abgekommen. :pinch:

Na ja, natürlich gibt es auch noch weitere Gründe, die hinter steigendem Insulinbedarf stecken können.

Gruß
Joa

Hallo,
habe jetzt auch nicht alle 4 Seiten der Posts durchgelesen :blush: , möchte aber trotzdem auf die Ausgangsfrage zurück kommen:
Justus hatte anfangs Novorapid in der Pumpe, ist dann aber nach 2 Jahren oder so auf Humalog gewechselt.
Wirkungsdauer ist bei ihm auf 2 Stunden eingestellt und das passt gut.
Unter Novorapid waren es 3 Stunden, aber bei Justus hat es vermutlich doch länger gewirkt und durch Überschneidungen bei Korrekturen über den Bolus Expert gab es dann Hypos vom feinsten. Das war dann auch der Grund für den Wechsel auf Humalog.

LG, Cordula

Hallo,

ich habe beschlossen, es mal auszuprobieren und die eingestellte Wirkzeit von 3 h auf 2h 30 min herabgesetzt. Das läuft jetzt seit einer Woche. Bis jetzt ich noch keine verdächtigen Hypos bemerkt.

Für eine endgültige Einschätzung ist natürlich noch nicht genug Zeit vergangen. Schaun mer mal ... Nach der Therapieänderung ist vor der Therapieänderung

Hallo Tonja,
genau das mit den 2,5 h hätte ich an deiner Stelle auch gemacht, bevor ich die 4 Seiten hier mit etwas Schrecken durchgelesen habe.
Meine Tochter ist nämlich noch klein und hat erst seit 1/2 Jahr die Pumpe und damit das Analoginsulin Humalog (vorher Pen mit Actrapid). Sie braucht ca. 15 Gesamteinheiten pro Tag bei einem Körpergewicht von 22 kg. Ich kann sicher bestätigen (durch Freestyle Messungen), dass die Hauptwirklung von 1-2 Einheiten Analoginsulin nach 2 Stunden durch ist.
Leider versteh ich jetzt auch, warum ich verzweifelt versuche, sie besser einzustellen und trotzdem nicht ans Ziel komme. Für Frühstück (wahrscheinlich weil sie nach 2 Stunden für die Brotzeit wieder abgibt) und die Mittagszeit passt das Humalog glücklicherweise ganz gut (sie isst in der Schule), aber abends wirkt es mir oft (viel) zu schnell und (viel) zu kurz. Mit der Basalrate kann man das nicht ausgleichen, weil das zu gefährlich ist - sie ißt ja nicht immer gleichviel. Jetzt gebe ich v.a. abends immer einen Teil des Insulins verlängert ab. Aber nach diesem Bericht, werde ich mal alles Insulin verlängern. Wenn ich euch hier richtig verstehe, sollte eine 1-2 Stunden verlängerte Abgabe das folgende Problem beheben: niedrige Werte nach dem Essen und hohe Werte später beim Abendessen.
Ich arbeite übrigens ohne Bolusexpert, weil ich meinem Kopf (meist) mehr traue und für die Schule (nur Mittagessen-Pausenbrot muss ohne Korrektur klappen) hat sie Korrektur- und Essensinsulinlisten und erwachsene Hilfe.
Jedenfalls danke ich euch für die Diskussion hier! Wenn sie auch vielleicht nicht die Diabetestherapie allgemein verändert, so hilft sie sicher einzelnen. Meiner Ärztin ist das Problem mit den kleinen Insulinmengen jedenfalls schon bewußt. Sie hat die Pumpentherapie deshalb so lange wie möglich herausgezögert. Aber ehrlich gesagt, zurück zu Pen und Actrarapid/Levemir hieße: 2 Stunden nach Insulingabe eine weitere festgelegte Zwischenmahlzeit essen MÜSSEN. Das ist auch nicht wirklich lustig und in der Schule schon garnicht mehr umsetzbar. Aber nur so war eine gute Einstellung möglich.

Falls Interesse besteht, berichte ich gerne in einpaar Wochen von meinen "Verlängerungsversuchen" bei kleinen Kindern.
Viele Grüße,
Laila

Hallo Laila,
es gibt dafür eine relativ einfache Lösung: Normalinsulin in die Pumpe packen.
Hier passt die Wirkzeit deutlich besser zur Essensresorptionszeit kleinerer Kinder. Einziger Unterschied ist, ist dass ein DEA wichtiger wird als unter Analoginsulin. Tagsüber kommt man mit 20 min aber gut hin, morgens versuchen wir mehr einzuhalten. Das ist nicht super, aber ich messe und bole einfach wenn der Junior noch schläft. Dafür ist die Abendbrotinsulinierung aber soooo viel besser (und damit die Nächte) dass das für mich okay ist.
Zwischenmahlzeiten sind hier übrigens nicht zwingend. Im Gegenteil ich fand sie vorher viel wichtiger, eben weil hiermit ein Teil des vorherigen Essens abgedeckt wird. Jaris Werte sind auf jeden Fall besser denn je und die Mama freut sich v.a. dass es nun egal ist ob er nun 2 KE oder 7 KE zum Abendbrot vespeist...
LG Lena

Ach so, mit einer Verzögerung von 1-2 h wirst Du wahrscheinlich nicht hinkommen. Das Insulin eines verzögerten Bolus wird aufgrund der Abgabe in kleinen Spots schneller resorbiert und wirkt deshalb nur wenig länger als die Verzögerungszeit. Meine Erfahrung ist, dass das Essen abends aber eher so 3,5h braucht. Auch ist die Wirkkurve dann relativ flach...
Bei uns klappts auf jeden Fall deutlich besser mit einem zweiten Standardbolus Normalinsulin nach dem Essen, als vorher mit der Verzögerung des Analoginsulins (Ich hatte damals 2,5 h gewählt).

Hallo Lena,
ich bin die Kurven der letzten Wochen gerade mal durchgegangen. Der Spritz-Ess-Abstand wäre kein Problem und eher von Vorteil. Aber wo ich Probleme sehe ist der relativ kurze Abstand zwischen Frühstück und Brotzeit in der Schule (Überlappungen des noch aktiven Insulins) und bei den Nudelbergen, die wir jetzt mit dem Analoginsulin nicht mehr so stark haben. Komischerweise hatte meine Tochter auch schon mit dem Humaninsulin (Pen) diese Unterzucker ca. 2 Stunden nach dem Abendessen und dann später vor Mitternacht Überzucker, die wir kaum mehr runter bekommen. An das Korrigieren nach 2 Stunden habe ich mich jetzt schon gewöhnt und finde das angenehm. Vorher musste ich 4 Stunden warten und hatte dann irgendwann keinen Überblick mehr oder sehr lange hohe Werte.
Mein Fazit: Die Diabetestherapie bei kleinen Kindern ist generell eine echte Herausforderung und ich hoffe sehr, dass es in der Zukunft leichter wird.
Liebe Grüße,
Laila

Danke, das wußte ich nicht, hatte aber schon den Verdacht, dass das mit dem Verzögern (wir haben 2h gewählt, weil uns die Ärztin zu nicht mehr geraten hat) nicht wirklich eine Verzögerung ist. Das schöne am Verzögern ist, dass ich dann die Bolus-Insulinzufuhr leicht abbrechen kann, wenn ich merke, dass es zuviel war.
Was hälst du von einem niedrigeren Faktor für das Abendessensinsulin und den 2. Teil dann 4 h verzögert? Das habe ich noch nicht ausprobiert.

Hallo Laila,
die schwierige Insulinierung von Nudeln kann auch ganz andere Gründe haben. Wichtig ist: wie berechnest Du? Nach Ein-Auswaage? Dann haben Nudeln nämlich 30-35g/KE . Gerade bei Nudeln ist meist eine Verzögerung (und ev. Bolusreduktion) aufgrund des niedrigen glykämischen Index notwendig. Gerade Analoginsulin und Nudeln passen m.M. nicht zusammen.
Den Ess-Ess Abstand erlebe ich als nicht so problematisch, die Berechnung des aktiven Insulins ist ja nur für Korrekturen wichtig (zumindest bei der Accu Chek Pumpe).
Wegen der Korrekturen:

Vorher musste ich 4 Stunden warten und hatte dann irgendwann keinen Überblick mehr oder sehr lange hohe Werte.

Die Boli in der Pumpe sind aber kleiner, da ja jedes Essen einzeln insuliniert wird. Damit ist die Wirkzeit auch geringer. Ich finde eher dass die Korrekturen auch viel besser klappen, da es viel seltener Resistenzen gibt.

Was hälst du von einem niedrigeren Faktor für das Abendessensinsulin und den 2. Teil dann 4 h verzögert? Das habe ich noch nicht ausprobiert.

Nein, 4 h halte ich für zu lang. Am Ende der Essensresorptionszeit wird ja viel weniger Insulin benötigt.
Ein weiterer Grund für abendliche Hypos und dann BZ Anstiege kann die Ausschüttung des Wachstumshormons in der Einschlafphase sein- such mal nach Einschlafinsulin.
Und ja, Diabetestherapie bei kleinen Kindern ist eine Herausforderung. Aber es geht: mit Normalinsulin, 50% Basalrate und Einschlafinsulin...-ich kann nur Mut machen es auszuprobieren.
Gruss, Lena