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Diabetes-Kids Expertenforum

Expertenrunde Insulinpumpe bei Kindern/Jugendlichen

""Insulinpumpe bei Kindern und Jugendlichen""

für die Beantwortung der Fragen bedankt sich Diabetes-Kids ganz herzlich bei Frau Dr. Langen und Frau Dr. Heidtmann.

1. Ab welchem Alter halten Sie die Pumpe bei Kindern für eine günstige Lösung und schränkt die Pumpe die Kinder nicht in Ihrem Bewegungsdrang ein?
Antwort von Fr. Dr. Heidtmann:
Es gibt zum heutigen Zeitpunkt keine Einschränkung der Pumpentherapie durch das Lebensalter mehr. Nachdem sich diese Therapieform der kontinuierlichen subkutanen Insulininfusion (CSII) hauptsächlich durch ihre Vorteile bei Erwachsenen durchgesetzt hatte, wurden auch zunehmend Jugendliche mit der Insulinpumpe behandelt. Durch die wachsende Erfahrung bei älteren Kindern sowie jungen Erwachsenen und die Vorteile der Therapieform konnten bis heute Patienten aller Altersstufen auf die Pumpentherapie eingestellt werden.
Ob die Pumpe nun für Kinder eine günstige Lösung ist, hängt von der Indikation bzw. dem Therapieziel ab. Gerade bei jüngeren Kindern sind hier die Vermeidung von rezidivierenden, nächtlichen und/ oder schweren Hypoglykämien zu nennen. Weiterhin ist der geringe Insulinbedarf bei jungen Patienten, insbesondere in der Nacht, welcher bei zu geringer Insulindosis zu hohen BZ-Morgenwerten und bei zu hoher Dosis zu nächtlichen Unterzuckerungen führt, ein Entscheidungsgrund für die Pumpe. Durch die Möglichkeit, die Insulinabgabe in stündlichen Intervallen zu programmieren, kann die Gesamtdosis auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt werden. Anders gesagt, wenn ein ""günstiges"" BZ-Tagesprofil nur durch sehr häufige Spritzen und durch spritzen zu sehr ungünstigen Tages- und Nachtzeiten erreicht werden kann, sollte auch über eine Pumpentherapie nachgedacht werden.
Ob sich das Kind durch die Pumpe in seinem Bewegungsdrang eingeschränkt fühlt, kann nur im Alltag ausprobiert werden. Die Insulinpumpen sind mittlerweile relativ klein und leicht, so daß Größe und Gewicht meist nicht entscheidend für einen Therapieabbruch sind. Durch hautfreundliche Pflaster und variable Katheterlängen ist die Fixierung erleichtert, und Katheter können an verschiedenen Körperregionen (Bauch, Gesäß) gelegt werden. Die Kinder können somit laufen, krabbeln, spielen, toben. Wenn sich ein Patient allerdings gestört fühlt und den Katheter trotz Fixierung entfernt oder sich im Bewegungsdrang eingeschränkt fühlt (dies mitteilt, Spielgewohnheiten aufgibt), kann dies gegen die Pumpentherapie sprechen. Die Einstellung auf die Insulinpumpe ist, gerade im Kleinkind- und Grundschulalter, eine Einzelentscheidung und muß nach Klärung des Therapiezieles im Alltag probiert werden. Es gibt allerdings bereits viele positive Erfahrungsberichte von Eltern mit Kindern in dieser Altersgruppe.

2. Wie viele Insulinpumpen bei Kindern sind in Deutschland derzeit im Einsatz? Im Alter von 0-3, von 3-6, von 6-10 Jahren und darüber? Wie sieht es in anderen Ländern aus, Schweiz, England, USA?
Antwort von Fr. Dr. Langen:
Für Deutschland können recht gute Angaben zur Anzahl der Kinder mit Insulinpumpe gemacht werden. Es werden dabei allerdings nur die an DPV (Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation) angeschlossenen Zentren berücksichtigt:
Im Dezember 2001 waren als Insulinpumpenträger in DPV erfaßt
- in der Altersgruppe unter 3 Jahren: 12 Kinder,
- im Alter 3-6 Jahre: 17 Kinder,
- im Alter 6-10 Jahre: 36 Kinder
- über 10 Jahre: 679 Kinder und Jugendliche

Aufgrund unserer Informationen aus Kontakten und Gesprächen würden wir jedoch schätzen, daß die Anzahl der Kinder und Jugendlichen mit Insulinpumpe in Deutschland zwischen 1000 und 1500 liegt.
Für die anderen angefragten Länder liegen nach unserem Kenntnisstand leider keine Statistiken vor.

3. Unsere Tochter ist 8 Jahre alt, seit ca.4 1/2 Jahren Diabetikerin und davon seit 1 1/2 Jahren Pumpenträgerin(teilweise ganztägig). Wir haben einen prima Hba1c Wert und kommen hervorragend mit der Pumpe zurecht. Sie erleichtert uns allen den Alltag. Nun gibt es für uns große Besorgnis über die Schilddrüsen Werte. Bei der letzten diabetischen Vorsorge vor 2 Wochen wurden ein erhöhter TSH Wert und SD-Antikörper festgestellt. Wir haben nun Hormontabletten verschrieben bekommen. Bis jetzt wußten wir so gut wie nichts über SD Erkrankungen. Wir haben also viele Fragen: Kann man die Antikörper stoppen? Ist die Hormongabe nun lebenslang? Wie kompliziert ist es, immer die richtige Dosierung zu finden und wie? Wie viele Kinder sind überhaupt betroffen? Werden im Laufe der Zeit auch noch andere Drüsenzellen zerstört? Welche können noch betroffen werden?????????
Antwort von Fr. Dr. Heidtmann:
Der Diabetes mellitus Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, d.h. der Körper zerstört sein eigenes Gewebe, im Fall des Diabetes die ß-Zellen in der Bauchspeicheldrüse. In sehr seltenen Fällen gibt es gleichzeitig zum Diabetes noch andere begleitende Autoimmunerkrankungen von Drüsen. Man spricht dann von einem ""Autoimmunen Polyglandulären Syndrom"", kurz APS (englisch: Polyglandular autoimmun syndromes - PGA). Hier gibt es dann die Typen I, II und III, wobei die Typen II und III mit einem Diabetes mellitus Typ 1 einher gehen. Grundsätzlich könnten dann bei diesen Typen die Schilddrüse, die Nebenniere, die Gonaden (Eierstöcke), die Pigmentzellen der Haut, die Haarfollikel, Darmzellen, Magenzellen und Nervenzellen betroffen sein. Bitte beachten Sie aber, daß das Auftreten des APS sehr sehr selten ist, und in diesen Fällen ist die alleinige Kombination von Diabetes und Autoimmunthyreoiditis (Schmidt-Syndrom) am häufigsten. Es ist aber wichtig zu wissen, daß es grundsätzlich derartige ""Begleiterkrankungen"" geben kann. Insbesondere die Beteiligung von Nebenniere oder Schilddrüse sollten frühzeitig erkannt werden, was nicht immer einfach ist. Die Therapie hingegen ist relativ einfach mit der Einnahme von Tabletten durchzuführen.
Die Antikörper kann man in diesem Fall nicht stoppen. Die Folge ist allerdings, das der Körper zu wenig bzw. kein lebensnotwendiges Schilddrüsenhormon bildet. Zum Glück kann Schilddrüsenhormon dem Körper in Form von Tabletten zugeführt werden. Die Therapie ist auch sehr einfach zu steuern, die Richtigkeit der Dosis muß im Normalfall nach Ablauf der Entzündung nur alle paar Monate durch eine Blutabnahme geprüft werden. Also überhaupt kein Vergleich zur Insulintherapie! Allerdings ist auch diese Therapie auf jeden Fall lebenslänglich durch zu führen!
Es ist verständlich, daß Sie in großer Sorge sind, doch die Wahrscheinlichkeit, daß Ihre Tochter weitere Begleiterkrankungen entwickelt ist sehr gering! Die Therapie der Schilddrüsenerkrankung ist sehr einfach, wenn die Medikamenteneinnahme täglich erfolgt, ist Ihre Tochter diesbezüglich quasi gesund. Alle übrigen Dinge spielen wahrscheinlich nie ein Rolle, doch Sie bzw. der Arzt Ihrer Tochter sollten ganz weit hinten im Hinterkopf behalten, daß wenn es Ihrer Tochter einmal schlecht gehen sollte auch an die Nebennieren gedacht wird.

Literatur: G. Forster, F. Krummenauer, I. Kuhn, J. Beyer, and G. Kahaly. [Polyglandular autoimmune syndrome type II: epidemiology and forms of manifestation]. Dtsch.Med.Wochenschr. 124 (49):1476-1481, 1999.

4. Wann sind nichtinvasive Blutzuckermesssysteme für KINDER absehbar?
Antwort von Fr. Dr. Langen:
Dies ist schwer zu beurteilen. Es gibt einige Ansätze für nicht-invasive Messmethoden, die teilweise auch schon in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium sind (z. B. Cygnus), aber nicht für den breiten Einsatz und nur für ausgewählte medizinische Fragestellungen geeignet sind. Mögliche Einsatzbereiche müssen mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden. Es wird vermutlich noch einige Zeit dauern, bis ein nicht-invasives Blutzuckermesssystem für einen breiteren Einsatzbereich zur Verfügung steht.

Die größten Erfolge werden zur Zeit mit minimal-invasiven Messmethoden erzielt. Hier ist zum einen als Beispiel das Blutzuckermesssystem FreeStyle zu nennen, das mit der weltweit kleinsten Blutmenge von nur 0,3 µl Blut mißt, zum anderen sind erste Erfolge mit minimal-invasiven Methoden zur kontinuierlichen Blutzuckermessung (sog. Glukosesensoren) beschrieben worden. Auch diese Systeme zur kontinuierlichen Blutzuckermessung sind bestimmten medizinischen Fragestellungen vorbehalten.

5. Wie hoch ist das Infektionsrisiko beim Katheder, gerade bei Kleinkindern?
Antwort von Fr. Dr. Heidtmann:
Das Infektionsrisiko beim Katheter ist - wenn man sich an gewisse Regeln hält - sehr gering. Grundbedingung für das Legen eines Katheters ist absolute Sauberkeit. Es erfordert ein gründliches Händewaschen, eine gründliche Hautdesinfektion und ein steriles Arbeiten, das heißt die Katheternadel und der sogenannte Luer-Anschluß des Katheters (welche steril verpackt geliefert werden) dürfen nicht berührt werden.
Weiterhin sollte der Katheter alle 1-2 Tage, beim Teflonkatheter alle 2-3 Tage, gewechselt werden. Ein abdeckendes Pflaster verhindert gerade bei Kleinkindern den Kontakt mit Schmutz. Die Einstichstelle wird täglich auf Rötung, Schwellung, Juckreiz, Brennen oder Schmerz überprüft. In einem dieser Fälle ist ein sofortiger Wechsel nötig.
Bei Beachtung dieser Punkte kommt es in der Regel nicht zu Infektionen.
Bei Berichten über Infektionen sind fast immer Gründe zu finden, hauptsächlich ein zu langes Liegen des Katheters (länger als 2-3 Tage) oder ein unsauberes Arbeiten, z.B. keine Hautdesinfektion.

6. Ist das Risiko einer schnellen Ketoazidose nicht sehr hoch, da ja keinerlei Basalversorgung stattfindet? Wenn die Insulinzufuhr in der Nacht aus irgendeinen Grund unterbrochen wird, kann ein Kleinkind gefahrlos ohne Insulin bis zum nächsten Morgen durchhalten?
Antwort von Fr. Dr. Heidtmann:
Das Risiko einer drohenden Ketoazidose ist bei der Insulinpumpentherapie erhöht. Wie bereits in der Frage gesagt, fehlt bei der Pumpentherapie ein Basalinsulin mit verzögerter Wirkung. Die essensunabhängige Basalversorgung erfolgt ausschließlich über den kontinuierlichen Fluß von geringen Mengen an schnell wirkendem Insulin (Normalinsulin oder Insulinanaloga). Sollte es zu einer Unterbrechung der Insulinzufuhr kommen, droht eine Stoffwechsel Entgleisung.
Aufgrund des fehlenden Basalinsulins kommt es neben dem Anstieg des Blutzuckers schneller als bei der Spritzentherapie zur Ausscheidung von Ketonkörpern mit dem Urin und einer drohenden Ketoazidose.
In ""Insulinauslaß-Versuchen"" konnte gezeigt werden, daß die Zeitspanne von fehlender Insulinzufuhr bis zum Auftreten einer Ketose individuell unterschiedlich ist (von zwei bis mehrere Stunden). Eine unbemerkte Unterbrechung der Insulinzufuhr während der Nachtruhe ist daher für ein Kleinkind nicht gefahrlos.
Es gibt heute allerdings viele Sicherheitsmaßnahmen damit es nicht zu einer unbemerkten Unterbrechung kommt. Die Insulinpumpe gibt zum Beispiel bei Katheter- oder Nadelverschluß, leerer Ampulle oder zu schwacher Batterie Warntöne ab.
Sollte allerdings der Katheter herausgerutscht sein und das Insulin fließt in das Bett oder den Schlafsack des kleinen Patienten, würde dies unbemerkt geschehen. Hierfür sind als Sicherheitsmaßnahmen eine ausreichende Fixierung mit Pflaster und ""Sicherheitsschlaufe"" des Katheters sowie ein ausreichend langer Katheter zu nennen.

7. Wie ist die physiologische Akzeptanz bei Kleinkindern? Die Vorteile einer Pumpentherapie werden sie kaum einsehen. Und wie könnte man es handhaben, wenn das Kind mit starken Protest reagiert, und sich z.B. probiert den Katheder raus zu ziehen?
Antwort von Fr. Dr. Heidtmann:
Ich kann Ihnen leider keine Zahlen über die Akzeptanz der Pumpe bei Kleinkindern nennen, sondern nur von Erfahrungen betroffener Eltern und betreuenden Ärzten berichten. Die ganz jungen Patienten sehen natürlich die Vorteile der Pumpentherapie genauso wenig wie die Notwendigkeit der Insulinsubstitution ein.
Einige Eltern legen den Katheter während ihr Kind schläft, teilweise unter Nutzung einer die Haut anästhesierenden Salbe.
Um eine Manipulation am Katheter selbst zu vermeiden, kann ein abdeckendes Pflaster und eine Infusionsstelle außerhalb des Sichtbereiches (Gesäß) gewählt werden. Häufig akzeptieren die Kleinkinder den Katheter und ziehen ihn nicht heraus, das Entfernen oder Ziehen am Pflaster wird als unangenehm wahrgenommen.
Sollte sich das Kind allerdings gar nicht an die Pumpe und den Katheter als Fremdkörper ""gewöhnen"", so spricht dies trotz der Vorteile durch eine Insulinpumpe gegen diese Therapieform und für einen Abbruch. Es gibt Berichte von Kleinkindern, welche durch ständige Manipulation am Katheter oder Einschränkung bzw. Reduzierung ihres Bewegungsdranges und bereits gewonnener Fähigkeiten, die Therapie von sich aus ""beendeten"".

8. Unsere Tochter (14J) hat seit Sept. 01 die Insulinpumpe. Wir wundern uns über die hohen Kosten für die Katheder und das Pumpenzubehör. Können Sie uns eine vernünftige Erklärung für die hohen Kosten geben? Warum entwickelt jede Firma für sich? Wäre es aus Kostengründen nicht sinnvoll MiniMed und Disetronic an einer gemeinsamen Forschung zu beteiligen, um Kosten zu sparen? Die Krankenkassen werden doch irgendwann diese Kosten nicht mehr übernehmen können, da es täglich mehr Diabetiker gibt. Die Pumpe ist aber eine sinnvolle Lösung um Spätfolgen zu vermeiden.
Antwort von Fr. Dr. Langen:
Auch wenn die Insulinpumpentherapie mittlerweile ihren festen Platz in der Behandlung von Typ-I Diabetikern eingenommen hat - Deutschland weit gibt es zur Zeit ""nur"" ca. 30.000 Pumpenträger. Wie in allen Bereichen der Produktion gilt auch für z. B. die Katheter: je geringer die Auflage, desto höher die Kosten pro Stück. Da nur wenige Fertigungsschritte automatisiert werden können, muß ein hoher Anteil an Handarbeit berechnet werden. Dazu kommen Kosten für hochwertige Materialien und eine aufwendige Qualitätskontrolle (siehe beigefügter Artikel). Auch die hohen Kosten für die Entwicklung und weitere Optimierung lassen sich nur auf eine relativ geringe Stückzahl umlegen.
Selbst wenn eine gemeinsame Forschung und Entwicklung verschiedener Hersteller aus patent- und vertragsrechtlichen Gründen möglich wäre, müßte dennoch berücksichtigt werden, daß sich die Pumpen der verschiedenen Hersteller hinsichtlich der technischen Gegebenheiten unterscheiden (z. B. Antriebssystem, Material der Ampulle, vorgefüllte oder befüllbare Ampulle etc.). Die entsprechenden Kathetersysteme werden exakt auf die jeweiligen technischen Voraussetzungen der Pumpe abgestimmt, um eine einwandfreie Funktion und zuverlässige Insulinförderung sicherzustellen.
Vordergründig mag die Insulinpumpentherapie zunächst teuer erscheinen - die Therapie kann langfristig aber Kosten sparen, wenn die - wie von Ihnen erwähnt - positiven Auswirkungen auf die Verzögerung oder Verhinderung von Spätschäden berücksichtigt werden. Dies wird auch von den Krankenkassen so gesehen und bei entsprechender Indikation unterstützt.

9. Ist es sinnvoll bei einem Kleinkind von 5 Jahren das seine Unterzuckerungen nicht immer erkennt eine Pumpentherapie zu beginnen? Oder bringen wir unser Kind aus dem Gedanken heraus, daß Leben für beide Seiten bequemer zu machen, in die erhöhte Gefahr von Unterzuckerungen?
Antwort von Fr. Dr. Heidtmann:
Ein Therapieziele für die Pumpentherapie ist das Vermeiden von Unterzuckerungen. Hierunter sind die häufigen, nicht verhaltens-bedingten, nächtlichen und schweren Unterzuckerungen zusammengefaßt.
Bei einem Kleinkind, das unter anderem auf Grund seines Alters Unterzuckerungen häufig nicht erkennt, wahrnimmt oder darauf reagiert, sind die Eltern und andere betreuende Personen nahezu ständig gefordert, auf drohende Unterzuckerungen zu achten.
Häufig berichtet, kommt es zu Unterzuckerungen, weil das Kind nicht an seine Zwischenmahlzeiten denkt bzw. sie nicht essen möchte oder das Spielverhalten, also die körperliche Aktivitäten, variieren und nicht immer vorhersehbar sind.
Da das Basalinsulin bei der Spritzentherapie bereits im Körper ist und wirkt, kann aber auf das Essen nicht verzichtet werden. Um dieses Problem zu beherrschen, bemühen sich dann die Eltern um das Einhalten von Zeitpunkt und Menge des Essens, oft werden mehrfach täglich und teilweise auch nachts Blutzuckerkontrollen durchgeführt. Eine Erleichterung dieser Situation wäre sicherlich wünschenswert, nicht nur, weil es bequemer wäre, sondern auch um eine ständige ""Überwachung"" des Kindes zu vermeiden und vielleicht den ununterbrochenen Nachtschlaf wieder zu erlangen. Eine Pumpentherapie wäre daher sinnvoll.
Die Basalrate wird zu Beginn der Therapie und bei Änderung der Lebensumstände, z.B. Eintritt in die Schule, Änderung des Tagesablaufs (Schlafenszeit), ausgetestet. Dies geschieht durch 1-2-stündliches Messen des Blutzuckers unter Auslassen einer Hauptmahlzeit und den folgenden Zwischenmahlzeiten. Ein so erstelltes BZ-Tagesprofil zeigt Ihnen den Insulinbasalbedarf Ihres Kindes ohne essensabhängiges Insulin. Hierbei sollte der Blutzucker im normoglykämischen Bereich ohne Unterzuckerungen liegen, so daß ihr Kind gefahrlos ohne Zwischenmahlzeiten spielen und nachts ohne ""Zu-essen"" durchschlafen kann.
Die Gefahr der Unterzuckerungen nimmt bei korrekter Einstellung unter der Pumpentherapie ab statt zu.

10. Gibt es Studienergebnisse über eine HbA1C-Wert-Veränderung durch Insulinpumpentherapie versus ICT?
Antwort von Fr. Dr. Heidtmann:
Eine Studie von Frau Boland aus den USA, 1999, zeigte bei Jugendlichen im Alter von 12-20 Jahren eine Abnahme des HbA1c unter CSII von 8,4% (Ausgangswert) auf 7,5% nach 12 Monaten (n= 25). In der ICT-Gruppe sank das HbA1c von 8,8% auf 8,3% (n= 50). Während des Beobachtungszeitraumes lag die Rate der schweren Hypoglykämien in der CSII-Gruppe bei 76/ 100 Patientenjahre, unter ICT bei 134/ 100 Patientenjahre.
In einem deutschen Vergleich im Jahr 2001 zeigte sich bei Jugendlichen (Alter ca. 15 Jahre) in beiden Gruppen ein Anstieg des HbA1c. Unter CSII von 9,22% (Ausgangswert) auf 9,41% nach 24 Monaten und unter ICT von 9,9% auf 10,47%. Die Rate der schweren Hypoglykämien lag in der CSII-Gruppe bei 0,11/ Jahr, in der ICT-Gruppe bei 0,22/ Jahr.
Für eine weitere Deutung wären unter anderem die zugrundeliegenden Therapieziele interessant.

11. Ist es möglich bzw. sinnvoll eine Insulinpumpeneinstellung bei einem Kleinkind in Zusammenarbeit mit dem Diabeteszentrum ambulant durchzuführen?
Antwort von Fr. Dr. Heidtmann:
Diese Frage wird in Deutschland kontrovers diskutiert.
Bislang plädieren die Kinderärzte, welche diabetologisch tätig sind und Kinder/ Jugendliche mit Diabetes mellitus betreuen, zum überwiegenden Teil für eine stationäre Insulinpumpeneinstellung. In unserer Kinderklinik wird die Einstellung auch konsequent stationär durchgeführt.
Ich weiß aber auch von kinderdiabetologischen Zentren, die bereits eine ambulante Einstellung vornehmen. Die Familien führen die anfangs 1-2-stündlichen BZ-Kontrollen, auch nachts, zu Hause durch. Eine Anpassung der Basalrate, die theoretische Schulung, Einführung in die Praxis der Pumpe und das praktische Üben, z.B. Katheter legen, werden bei Ambulanzterminen vorgenommen. Diese Termine sind anfangs sehr häufig (täglich).
Ob eine stationäre oder ambulante Insulinpumpeneinstellung gleichwertig sind - , zum Beispiel die Vermittlung des theoretischen und praktischen Wissens, Sicherheit im Umgang mit der Pumpe und Fehlermeldungen, Reagieren auf besondere Situationen, Belastbarkeit der Familie durch (fast) tägliche Ambulanztermine und häufiges BZ messen einerseits oder die Belastung des Patienten durch einen erneuten stationären Aufenthalt über 1 bis 2 Wochen mit Trennung von der Familie andererseits, - kann ich ihnen bei fehlenden Langzeitergebnissen nicht sagen.
Die Möglichkeit besteht in Zusammenarbeit mit einigen Diabeteszentren, ob sinnvoll für den einzelnen Patienten und seine Familie kann ich nicht sagen.

Zu den Autoren:
Dr. Lydia Langen ist Produktmanagerin bei der Disetronic Medical Systems GmbH. Als Expertin für die Insulinpumpen-Therapie betreut sie bei Disetronic die Insulinpumpen H-TRONplus, D-TRON und Dahedi. Frau Dr. Langen studierte in Frankfurt Medizin und sammelte zunächst klinische Erfahrungen an einem Frankfurter Krankenhaus, bevor sie sich der klinischen Forschung sowie medizinisch-wissenschaftlichen Betreuung von Medikamenten zuwandte. Sie war unter anderem bei zwei großen Insulinherstellern tätig. Für ihre Arbeit, sagt sie selbst, ist ihr besonders wichtig, ""daß nicht die Produkte, sondern die Menschen im Mittelpunkt stehen, die sie verwenden.

Disetronic beschäftigt sich seit 1984 mit der Forschung und Entwicklung von Insulinpumpen und Injektionssystemen für die Diabetesbehandlung. Weitere Informationen zu den Insulinpumpen von Disetronic finden Sie unter www.disetronic.de.

Dr. Bettina Heidtmann ist Fachärztin für Kinderheilkunde im Katholischen Kinder-Krankenhaus Wilhelmstift in Hamburg und behandelt dort u.a. Kinder und Jugendliche mit einer Insulinpumpe. Sie ist Sprecherin der ""Arbeitsgemeinschaft Insulinpumpen-Therapie im Kindes- und Jugendalter (Pumpen-AG)"", an der sich derzeit 18 deutsche Kliniken beteiligen und regelmäßig Erfahrungen austauschen. Dr. Bettina Heidtmann studierte Medizin an der Universität Hamburg und war zunächst als Ärztin im Praktikum am Krankenhaus Bethanien bei Prof. Dreyer tätig, bevor sie Ärztin am Kinderkrankenhaus Wilhelmsstift wurde.



Insulinpumpe, Expertenrat, Technik

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