Spritzen im Essenraum

Hallo, unser Sohn hat seit Dezember 2009 Diabetes. Immer wieder gibt es kleinere und größere Probleme in der Schule (3. Klasse).

Momentan streiten wir uns mit der Schulleitung ob er sein Insulin (durch einen Pflegedienst) im Speisesaal der Schule bekommen kann, oder wie es zur Zeit gehandhabt wird - den Speisesaal hierfür verlassen muss.

Der übliche Ablauf ist derzeit, dass er gemeinsam mit seiner Klasse in den Speisesaal geht. Dann wiegt er zusammen mit der Schwester vom Pflegedienst das Essen aus und bestimmt die KH. Er stellt das Essen auf seinen Platz und muss nun zum BZ messen und Insulin spritzen den Speisesaal verlassen und andere Räumlichkeiten (teilweise quer durch die Schule) nutzen. Anschließend geht er zurück zum Speisesaal. Die anderen Kinder seiner Klasse haben dann meist schon angefangen, sind fertig - oder wie wir das auch erlebt haben sein Essen war bereits abgeräumt. Dann ist es auch schon vorgekommen, dass er sich geweigert hat wieder neu auszuwiegen und alleine zu essen.

Unser Sohn findet nach eigenem Bekunden dieses Prozedere unschön und würde am liebsten im Speisesaal spritzen.

Die Schulleitung beharrt auf Ihrem Standpunkt und wir sind einigermaßen frustriert. Wie ist das in anderen Schulen geregelt, welche Möglichkeiten gibt es für uns das zu ändern, ... oder verlangen wir zuviel?

Danke, roko

Hallo,
helfen kann ich dir da leider nicht, aber ich bin schon entsetzt was man da für ein Theater von macht!
Marius muß ab Montag wieder zur Schule und ich bin gespannt wie es wird :dry:
Wir haben aber beschlossen ihm Essen mitzugeben, damit er weiß wieviel er spritzen muß (mit Pflegedienst) und abends essen wir eh warm....

lg und alles Gute
Maureen

Hallo Roko!

Ich würde auf die Barrikaden gehen!!! Mein Sohn ist 14 und spritzt ganz selbstverständlich überall wo er gerade isst, ob in der Kantine in der Schule, bei McDonalds (wo sie auch oft essen, da praktisch gelegen neben der Schule ) oder bei Freunden zu Hause. Bin ganz stolz drauf, dass er so natürlich damit umgeht!

Vielleicht habe ich eine etwas kontroversielle Einstellung, aber ich finde, er hat genug zu tun mit seinem Diabetes-Management, ohne darüber denken zu müssen, dass jemand vielleicht etwas irritiert werden könnte.

Ich hoffe, ich habe jetzt niemand verärgert...

LG!
Annika

Hallo Roko,

ich bin auch mehr als irritiert, dass bei an der Schule so ein Theater gemacht wird wegen dem Spritzen. Dadurch wird doch die Aufmerksamkeit noch viel mehr auf eueren Nachwuchs gelenkt finde ich. Würden die sich nicht so anstellen und es einfach akzeptieren, dass der Pflegedienst das Insulin spritzt, dann wäre doch gar kein großes Drama dabei. Also ich finde man kann es auch übertreiben. Ich würde mich dagegen zur Wehr setzen, mich bei der zuständigen Schulbehörde erkundigen, ob die da so eine Willkür ausüben können, beim Arzt nachfragen und evtl. sogar einen Schulwechsel in Betracht ziehen! Die Kinder haben schon genug mit dem Diabetes zu tun und sollten deswegen nicht auch noch ausgegrenzt werden!

Ich kann da Annika in ihrer Meinung nur beipflichten! Nachdem sich mein Sohn von dem Schock der Diagnose ein wenig erholt hat spritzt er sich sein Insulin auch vor seinen Freunden. Wie es in der Schule sein wird kann ich jetzt noch nicht sagen, denn wir haben noch Sommerferien und fangen erst nächste Woche wieder damit an. Allerdings denke ich nicht, dass er zum Messen oder spritzen (falls es nötig sein sollte) die Mensa oder das Klassenzimmer verlassen müsste...

Wehrt euch dagegen, lasst euch das bloß nicht gefallen.

LG und viel Erfolg Tanja

Hallo roko,
meine Tochter spritzt nicht in der Schule. Aber sie mißt selbst und macht das natürlich im Klassenraum im Dabeisein der Mitschüler. Sie läßt sich auch schon mal von einer Freundin messen. Wir spritzen aber auch überall wo es notwendig ist, bei Mc Donalds, im Cafe, im Kino, beim Training auf unseren Sitzplätzen und nicht etwa auf der Toilette.

Also nicht aufgeben

LG Dagmar

Hallo,

ich glaub ich les nicht richtig.
Hat die Schule den Sinn noch nicht begriffen. Es ist kein Drogenjunkee, es ist Insulin und die Injektion erfolgt nicht mit großen Tamtam und Tröten sondern ganz schnell und diskret.
Manchen wünsche ich das gleiche Schicksal....

liebe Grüße, Katrin

Danke für die schnellen Antworten, manchmal zweifelt man ja an sich selbst.

Interessant (oder sollte ich vielleicht sagen - frappierend) war bei unserem heutigen Gespräch mit der Schulleitung auch die Meinung der Schulleiterin wir hätten uns für diese "enge" Behandlungsform entscheiden - es gäbe ja auch noch die Alternativmedizin. Wir haben unsere Vorstellung nun noch einmal schriftlich formuliert und werden sehen was passiert. Vielleicht ist es dann doch noch nötig/möglich, dass wir uns an das Schulamt wenden. Aber gibt es überhaupt irgendwelche rechtlichen Grundlagen?

lg, roko

Hallo Roko,

das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (sog. "Antidiskriminierungsgesetz") verbietet ein Verhalten, wie es Eure Schulleitung zeigt, es sei denn, es bestünde ein übergeordnetes Interesse.
Für Schulen gelten auch zusätzlich die Gleichstellungsgesetze der Länder, bei Euch ist es das Landesgleichstellungsgesetz des Landes Brandenburg. Beide Gesetze können im Internet gelesen werden.
Da die anderen Mitschüler durch die Diabetes-Therapie nicht gefährdet und nicht beeinträchtigt werden, gibt es tatsächlich kein übergeordnetes Interesse. Insofern habt Ihr tatsächlich ein Rechtsmittel, um das durchzusetzen.

Es ist wirklich auch in meinen Augen eine nicht hinzunehmende Diskriminierung.

Lieben Gruß

Gottwalt

So viel Unverständnis, und das von Pädagogen. Da bleibt doch nur ein Kopfschütteln übrig, oder?!!

Habt Ihr den Lehrern und der Schulleitung diese Broschüre ausgehändigt:
www.diabetes-kids.de/index.php?option=co...abetes-in-der-schule

Denn dort steht ganz klar drin, dass mit dem Diabetes und alles, was damit zu tun hat, so unbeschwert wie möglich umgegangen werden soll. Ich würde darauf bestehen, dass Euer spritzen darf, wo ER will. Einen Asthmatiker würden sie sicher auch nicht aus dem Raum schicken, wenn er sein Asthmaspray benutzt, oder?!!!!

Maja

Hallo,

ich kann das auch überhaupt nicht nachvollziehen. Schließlich haben Brillenträger das Hilfsmittel auch beim Essen auf der Nase oder Spangenträger die Klammer beim Essen im Mund.

Da sagt doch auch keiner, in diesem "Zustand" will ich euch nicht sehen.

Was soll das denn für einen Sinn haben, dass niemand sehen kann wie ein Mensch ein dringend benötigtes Medikament zu sich nimmt?

Auch in meinen Augen ist das eine Diskriminierung und eine Behinderung durch die Schulleitung, die völlig überflüssig ist.
Ich würde mich an die Elternvertretung wenden, um noch eine Unterstützung mehr zu haben. Und wenn das nicht helfen sollte, mich bei der Aufsichtsbehörde über dieses unmögliche Verhalten beschweren.

Übrigens ist die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft getreten: Danach darf niemand aufgrund seiner Behinderung vom gesellschaftlichen oder beruflichen Leben ausgeschlossen werden. Das oberste Ziel ist die Integration bzw. Inklusion (keine Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne Behinderung). Und hier ist ein Beispiel dafür wie Integration auf gar keinen Fall ablaufen sollte.

Empörte Grüße
Steffi