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Ein kleiner Rückblick - Diabetes nach über 5 Jahren

nieov



Senior Schreiber
Senior Schreiber

Beiträge: 81

Daten zum Kind:
Geschlecht: Mädchen
Geburtsjahr: 2012
Therapieform: Andere
Private Nachricht
13 Sep. 2023 17:27 #122613 von nieov
Hallo Zusammen,

ich habe ganz lange hier nichts mehr beigetragen, ich wollte aber einfach einmal reinwirken und vielleicht einen kleinen mutmachenden Beitrag hinterlassen. Einer meiner letzten, längeren Posts war ein Blogbeitrag über ein Radtour mit meiner betroffenen Tochter:
www.diabetes-kids.de/artikel/diabetes-ki...-dem-diamonster-5886
Und ich kann gar nicht glauben, dass dieser Beitrag von 2019 ist, so rasend schnell geht die Zeit ins Land.

Was ich wirklich einfach einmal vorweg nehmen möchte, vor allem für alle Neuen, die im Club des Zuckers sind: Ihr habt alle richtig gute Chancen, dass sich der Diabetes in Euer Leben einfügt und ihr habt alle eine echte Chance darauf, dass sich das Leben normalisiert und stabilisiert. Und ich finde, dass ist eine sehr gute Nachricht. Als wir damals die Manifestation bekommen haben, quasi als "Bonus" nach einem echt hartem Jahr, ist für uns natürlich die Welt zusammengestürzt und wir wußten erst einmal nicht mehr weiter. 
Und ich hätte sehr gerne viel von dem gewußt, was ich heute weiß, dann hätten wir nicht soviel Angst gehabt. 

Was ich heute zum Glück sagen kann, wir haben einen ganz normalen Alltag, wie jede Familie auch. Und wir haben eine 13 jährige Tochter, die ist so normal, wie jede 13 jährige auch. Und eine 13 jährige Diabetiker ist manchmal genau so anstrengend aber auch genauso entzückend, wie jede andere 13 jährige auch. 

Wenn ich eines vielleicht sagen kann, das ich meine Tochter an vielen Stellen erwachsener und verantwortungsvoller empfinde, als andere Mädchen in ihrem Alter. Das ist jetzt natürlich nur ein subjektiver Eindruck, aber sie hat halt eine 365/7 Aufgabe, die andere Kinder einfach nicht haben. Und dabei natürlich auch Herausforderungen, die andere Kinder nicht haben. Stichwort Unterzuckerungen. 

Wenn man uns fragen würde, nach der Zeit, was für uns ein wichtiger, familiärer Baustein gewesen ist, was den Umgang mit dem Diabetes angeht, dann ist es Selbstverständlichkeit und Verantwortung. Wir haben, natürlich altersgerecht, immer dafür gesorgt, dass unsere Tochter selber und alleine verantwortlich für ihren Diabetes ist. Wir haben sie niemals eingeschränkt, wir haben sie auch niemals technisch überwacht, auch wenn es möglich gewesen wäre. 
Wir haben ihr einfach immer das Vertrauen geschenkt, dass sie selber weiß, was sie tut und was sie tun muss. Unser Motto war immer, wie können ihr helfen den Rucksack zu tragen, aber tragen muss sie ihn alleine, sie muss so schnell wie möglich selbstständig sein mit ihrem Diabetes, auch ohne uns. 

Mittlerweile hat sie einen eigenen Bereich in unserem Haus bezogen und, wie der allgemeine Pubertist es so macht, sehen wir sie vielleicht zum essen, wenn sie Unmengen an Essen verschlingt. Das Management des Diabetes übernimmt sie schon seit mindestens 2 Jahren eigenverantwortlich und alleine, wir haben quasi damit nichts mehr zu tun. Und die Werte sind, ja, okay. Wie immer, der Langzeitwert könnte besser sein, aber ich denke, bis zu einem gewissen Grad muss man abwägen, ist der Wert nun das Maß der Dinge oder die Integration in den Alltag. Und ich persönlich sehe ein paar Jahre ohne Topwerte nicht als entscheidend an, zumal gewisse Veränderungen im Körper, Stichwort Periode, mit dem Blutzucker eh macht was sie will. 

Es schleift sich natürlich irgendwann eine Schludrigkeit ein und manchmal muss man wieder das Bewusstsein für das Management herstellen aber sanft ab und zu daran erinnern wirkt meistens ganz gut und demnächst zieht auch endlich neue Technik bei uns ins Haus, das sollte noch einmal einen ganz neuen, positiven Schwung sorgen.

In der Schule läuft es bislang gut, mit den Lehrkräften haben wir keine Probleme, eine Klassenfahrt, endlich nach Corona, wurde absolviert, eine Auslandsfahrt auch. Da war ich allerdings aus anderen Gründen mit dabei, ich musste aber den heiligen Schwur ablegen, meine Tochter während dieser Fahrt komplett zu ignorieren!!! Was ich auch tat. Ich habe das komplett durchgezogen dieses Kind für drei Tage nicht zu kennen und wurde dafür am Ende der Fahrt sogar in den Arm genommen. Ist das nicht schön? 

Zwei weitere Fahrten stehen demnächst vor der Tür, das Kind ist mehr auf Fahrten unterwegs als in der Schule, für nächstes Jahr kündigt sich eine zweiwöchige Fahrt nach Schweden an. Alleine.  Und ich muss sagen, ja, das Gefühl ist komisch, der elterliche Beschützterinstinkt lässt sich nicht unterdrücken, die Sorge auch nicht, aber, da müssen wir wohl einfach durch. 

Wir haben dem Kind immer gesagt, greif dir die Welt, es ist deine, lass dich nicht aufhalten. Und das Kind hört....endlich mal...auf uns.....unglaublich oder? Ich habe ihr auch gesagt, ein Freund darf erst ins Haus, wenn sie ausgezogen ist und Alkohol ist eh tabu. Ich schätze mal, sie wird wieder auf mich hören......nicht?

Ja, schlussendlich, Diabetes ist nicht geil, für niemanden. Aber, es lässt sich dennoch mit ihm gut leben, er schweißt vielleicht an vielen Stellen eng zusammen, wenn man in ihm was Gutes sehen will. 

Ich wünsch Euch alles erdenklich Gute! 

VG von uns!

 

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Sie1986
Mitglied


Platinum Schreiber
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Beiträge: 245

Daten zum Kind:
Geschlecht: Junge
Geburtsjahr: 2019
Therapieform: CSII + CGM (Insulinpumpentherapie mit Glukosesensor)
Private Nachricht
10 Okt. 2023 08:34 #122791 von Sie1986
Hallo!

Das ist ein sehr schöner Beitrag, auch wenn die Sache mit "von Anfang an Verantwortung übertragen" erst bei Kindern klappt, die tatsächlich schon in einem Alter sind, wo das auch problemlos funktioniert und der Charakter des Kindes auch eine große Rolle dazu spielt.

Bei Bekannten funktioniert das leider mit dem 12- Jährigen so gar nicht, weil er die Krankheit nicht akzeptiert und selber kein Insulin abgibt. Heimliches Naschen und Werte jenseits von gut und böse mit Einlieferung ins KH wegen zu hohen Ketonen kam jetzt schon 2 Mal vor.... dabei ist er jetzt auch schon 3 Jahre dabei. Da haut die Pubertät jetzt so richtig rein. 

Es freut mich, dass es bei euch mittlerweile super funktioniert und eure Tochter daran gewachsen ist. Unser Sohn wird in zwei Wochen vier und wir sind mittlerweile seit 2 Jahren und 3 Monaten dabei. Da ist die Selbstständigkeit noch kein Thema und wir sind froh, wenn er überhaupt fragt, ob er etwas essen kann und sich nicht einfach etwas nimmt, ohne Bescheid zu geben. Wir üben jetzt, dass nicht alle Lebensmittel mehr versteckt liegen müssen und auch mal Obst oder etwas zum Naschen auf dem Tisch liegt. Seit ein paar Wochen läuft das auch ganz gut und den Katheter von der Ypso kann er auch alleine aufklipsen. Neulich war der wohl nicht richtig drauf nach dem Baden, baumelte dann frei und Kind kam freudestrahlend an, dass er ihn selber wieder aufgeklipst hat. Solche kleinen Sachen freuen uns in dem Alter dann sehr. 

Ich drücke die Daumen für den Aufenthalt in Schweden! Schweden ist ein wunderschönes Land und wenn man nicht gerade mitten in der Wildnis ist, ist die ärztliche Versorgung super. Viele sprechen Deutsch, wenn es auch ratsam ist, auf Englisch ein paar Diabetes-Vokabeln griffbereit zu haben. Vor der Schwangerschaft war ich 18 Jahre jedesmal mindestens einmal in Schweden. Wenn Junior dann die lange Autofahrt schafft, wird die Sehnsucht nach dem tollen Land auch wieder bei uns gestillt. 

Weiterhin alles Gute für euch! 

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