Entscheidung Insulinpumpe Ja oder Nein

Hallo zusammen,

ich melde mich nun nach langen hin und her auch mit einem Thema in diesem Forum.
Unsere Hanna ist 3 1/2 Jahre und hat seit Januar 2021 Diabetes Typ 1. Als Messgerät haben wir den Dexcom G6 welchen wir sehr super finden. Nun ist aber unser Problem das Hanna immer noch mehr zickt wenn man sie spritzen möchte. Letztens hat sie meiner Frau richtig ins Gesicht geschlagen und beim Wechsel des G6 Sensors ist es genau so übel .

Unser Diabetologe meinte nun das für die Therapie die Pumpe besser geeignet wäre , wie sind eure Erfahrungen mit der Pumpe?
Wie geht es dem Kind damit ? Wir haben halt Angst / Bedenken weil sie schon beim Spritzen und Sensorwechsel so Theater macht , wie ist es dann erst mit der Pumpe? Auch kann ich mich bis jetzt nicht mit so einem ,, Kasten " anfreunden , ja ich weiß ist bescheuert aber habe da Gedanklich Probleme damit.

Vielleicht kann mir ja jemand einen Rat geben . Ich würde mich sehr darüber freuen.


Liebe Grüße

Stefan 

Hallo, ich würde ja gerne sagen, dass ich die Bedenken kenne, aber ich kann es nicht. Ich kann mir gar nicht vorstellen überhaupt ohne Pumpentherapie klar gekommen zu sein.

Ich kann nur so denken, weil ich die Entscheidung für eine Insulinpumpe getroffen hatte, als mein Sohn 18 Monate alt war. 
Es war wie ein tiefes Aufatmen. Nur aller 2 bis 3 Tage stechen und keine Mahlzeit war mehr problembehaftet. Er konnte endlich essen, wann und wie viel er wollte, noch mal nachholen oder nicht aufessen. Alles kein Problem. Krank, nicht krank, Wachstum... Kann man alles anpassen oder abändern. Meinen Sohn hat die Pumpe nicht gestört. Die war dran und er ist von Dannen gewiselt. So eine Pumpe wird ganz schnell zu einem Körperteil des Kindes. Wie Arme und Beine.

Eine Pumpe ist zwar der Stempel, dass das Kind anders ist. Man sieht es dann. Man muss es anders akzeptieren und es werden mit Sicherheit mehr Nachfragen kommen. Es gibt andere Probleme, die mit Pen nicht hat. Verstopfte Katheter z. B. SIch mit der Technik auseinandersetzen ist auch nicht ohne, sondern ein ordentlicher Berg an Informationen.

Eine Insulinpumpe bedeutet in erster Linie Freiheit für das Kind, und eine Chance so zu sein, wie die anderen Kinder.
Mit Pen, das ist meine persönliche Meinung, da ich den Unterschied zwischen Pumpenkind und Penkind jeden Tag erlebe, ist es nahezu unmöglich am Leben gleichermaßen teilzuhaben. 
Das läuft immer auf eine Sonderrolle hinaus, sobald der Plan abweicht. Zumindest solange es nicht selbst spritzt. 

Als Eltern allerdings gibt es natürlich einen Packen mehr zu lernen und zu vertrauen. Eine Pumpentherapie ist aufwendiger. Man muss sich sich intensiv damit beschäftigen und es gibt viel mehr Stellschrauben, wie man auf den Blutzucker einwirken kann. Das macht die Therapie in meinen Augen so attraktiv.
 

Hallo Stefan,

​​​​das eine Pumpe die Konflikte rund ums spritzen/Nadelwechseln löst wage ich zu bezweifeln...
Der entscheidende Vorteil ist aber eindeutig, das eine Kathedernadel nur alle zwei Tage gewechselt werden muss. Die Diskussion habt ihr dann nicht x mal am Tag sondern nur alle 2 Tage (und man muss nicht unter Druck mit dem warmen Essen auf dem Tisch spritzen sondern kann das auf eine Zeit legen wo etwas mehr Luft und Ruhe ist).
Meine Tochter (7) hat erst seit August Diabetes und wir hatten auch riesige Konflikte rund ums spritzen. Jetzt gibt es ab und an auch noch Diskussionen wann der Katheder gewechselt wird - aber es ist sehr viel weniger...
Wir nutzen den dexcom in Kombi mit der t:slim und das erleichtert uns den Alltag ungemein. 
Die t:slim zeigt die dexcom Werte an und hat einen integrierten Bolusrechner, den unsere Tochter selbst bedienen kann. Sie gibt den Wert ein und die pumpe schlagt ihr einen Bolus vor. 
​Noch haben wir die control- IQ bei der Pumpe nicht aktiviert - haben wir aber demnächst vor. Da schaltet die Pumpe bei zu tiefen werten selbst ab oder korrigiert (allerdings nur sehr vorsichtig) bei zu hohen Werten. Das ist definitiv grade für die Nacht genial!

Ich selbst bin auch Diabetikerin schon seit ich 2 Jahre alt bin. Da gab es noch keine Pumpen. Später konnte ich mir nie vorstellen, dass ich mit so ein Gerätchen am Schlauch leben konnte. Als ich schwanger werden wollte musste ich mein Insulin wechseln (meins war damals nicht zugelassen für eine Schwangerschaft) und habe dann mit ganz viel Bauchweh auf eine Pumpe gewechselt. Ich hab mich so geärgert - das Leben ist damit so viel einfacher - warum hatte ich das nicht schon früher versucht... An die Pumpe und den Schlauch gewöhnt man sich schnell und die neue Flexibilität im Alltag sowieso. Nie wieder ohne! Sagt meine Tochter übrigens (aktuell) auch. 
Liebe Grüße,
Barbara
 

Hallo Danke für sie Hilfreichen Beiträge, können Sie mir Sagen welche Pumpe er Sohn verwendet? Oder allgemein Erfahrung
mit Pumpen in dem Alter?
Wir wollten nach Möglichkeit beim Dexcom Messgerät bleiben.
Tut der Wechsel des Katheters mehr Weh als der Dexcom Wechsel(der laut Arzt fast nicht weh tut) ? 


LG

Stefan

Dexcom und Katheder würde ich als gleichwertig sehen. Wobei die Frage ist, was da weh tut? Wenn es weh tut das Pflaster abzufriemeln - das ist beim Katheder viel weniger und geht schneller.

Edit: ich trage selbst den dexcom - da tut nix weh - höchstens man zieht das Pflaster doof ab (ich ertränke es vorher mit Desinfektionsspray, dann geht es recht einfach ab)

Ich versteh die frage nicht so ganz, ob für Kind besser ist alle 2-3 Tage zu picksen mit Betäubungscreme oder alle paar Stunden und ab und zu gleich 2 mal?

Ja mit pen hat Kind nur vielleicht 8 x am Tage Diabetes und mit Pumpe 24h aber da von muss man sich lösen, zu ein Herzschrittmacher sagt man ja auch nicht nein.

Ich kenne auch nur Pumpe und würde sagen läuft so normal wie möglich, ich habe aber auch kein direkten vergleich zum pen, denn den habe ich 1x benutzt, vor glaube 7 Jahren.

Wie geht es ein Kind mit einer Uhr oder Handy, könnte die gleiche frage sein.
Nach 3h gehört die Pumpe einfach da zu.

Zu dem Theater, ihr macht das ja mit betäubungscreme und dann ist wichtig, das entweder bewusst zu machen, das es mit Creme natürlich nicht weh tut aber was merkt im gegensatz ohne Creme, wo es natürlich schmerzt bei jedem Sensor, Katheter setzen oder pen spritze ohne betäubung.
Oder mit Creme mit Ablenkung zb beim Sandmann.
Es kann dann auch ein belohnungssystem helfen, bei jeden ohne/wenig Theater gibts Smily und bei 3 gibt zb extra Eis gleich nach setzen oder werden gesammelt das bei 7 zu McD oder oder..... und mit der Zeit werden die Anzahl größer, also erst 3 dann 4, dann 5 für eine Belohnung.


In dem Alter kommt eigentlich nur Dana-i in frage, da mit Dexcom Sensor die Pumpe auch gesteuert werden kann und dann läuft das echt nur noch nebenbei aber nur in Kombination mit einem Handy.
Die tslim hat den Vorteil/Nachteil, die funktinoiert ohne Handy super aber leider erst ab 6 jahre zugelassen, da muss man mit Doc reden, wenn der da mit geht, klar die nehmen.
Oder Halt Medtronic 640 mit dem Nachteil, das die halt größer und schwerer ist, ein andere Sensor nutzt den man liebt oder hasst und steuerung der Pumpe sehr eingeschrängt ist und in dem alter wenig bringt.

infos zu pumpen findest hier: www.pumpencafe.de/insulinpumpen-modelle.html
Tslim hier (da nur direkt vertrieb deswegen nicht oben im Link) die-clevere-insulinpumpe.de/
oder der Pumpen Wahl-o-Mat um einfach mal zu vergleichen und selber raus zu finden, was kann wichtig sein und was ist wurst (da gibts auch viele andere Super übersichten wie CGM und Loop): www.alexeberth.bplaced.net/wordpress/insulinpumpen-wahl-o-mat/

Cheffchen

Hallo Cheffchen,

danke für den sehr Ausführlichen Beitragen. Wir spritzen aktuell mit PEN ohne Betäubungscreme auch der Sensor wird ohne Creme gewechselt. Hatte gestern auch die Dana i gesehen fand diese interessant, aber die Klinik bei uns hatte nur den Medtronic empfohlen .

Mal schauen wie es weiter geht, so wie es aussieht überwiegen die Vorteile für eine Pumpe.
Werden noch einen Beratungstermin in der Klinik machen , um auch nach der Dana i genau zu fragen.

Die Dana-I kann mit dem Handy gesteuert werden. Die Pumpe selber muss also nicht immer aus der Bauchtasche oder dem Bauchband geholt werden. Auch nachts muss man nicht am Kind rumfummeln um die Pumpe zu suchen. 

Für die Dana gibt es eine Hybrid-Closed-Loop App ( CamAPS FX). Diese kostet momentan jedoch 96£ pro Monat ( im Abo weniger) und wird nicht von jeder Krankenkasse übernommen.
Aber auch ohne die App ist die Steuerung über das Handy sehr praktisch und dezent im Alltag. 

Hallo,

ein eindeutiges Ja für die Pumpe.
Da Ihr Dexcom nutzt - könntet Ihr die Tslim nutzen. Wir haben diese seit einem Jahr - echt super.
Dexcom und Pumpe kommunizieren - die Pumpe stoppt automatisch die Insulinzufuhr bei niedrigem Blutzucker. Bei zu hohen Werten gibt die Pumpe Korrekturen bzw. erhöht das Basalinsulin.
Bei der Pumpe können auch Alarme eingestellt werden.
Es ist sehr leicht zu bedienen - und der unser Langzeitwert ist viel besser geworden. 

Grüße
Susan

Noch zur T-Slim: Das Control-IQ ist super.
Katheder lässt sich enfach abziehen. Gewechselt wird bei uns 2 Mal in der Woche.
Falls Dexcom zu stark klebt - Leukotape Remover.