Neu hier, leider, und Frage wg. verzögerten Boulus

Hallo,

wir sind, leider, neu hier. Bei meinem Sohn wurde am 18.05.11 DM festgesellt. Inzwischen hat er vom KH eine Insulinpumpe mit der wir alle sehr gut klar kommen. Nun stelle ich mir allerdings die Frage wie das mit der verzögerten Boulusabgabe funktioniert. Bisher haben wir BZ gemessen und je nachdem wie gut ich abschätzen konnte wieviel Junior isst vorher oder nach dem Essen den Boulus gegeben. Bzw. Korrektur vor dem Essen und IE nach dem Essen.

Ich lesse hier aber immer wieder, gerade im Ernährungsforum, das ein verzögerter Boulus abegeben wird.

Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen und mich diesbezüglich aufklären.

Auch für alle anderen Arten von Tipps bezüglich der Pumpe wäre ich sehr Dankbar. Z.B. wie haltet ihr es mit "Zwischenmahlzeiten". Im Moment sieht unser Plan alle 2 Stunden eine Mahlzeit vor. Aber oft, so wie im Moment, möchte Junior z.B. noch selbstgemachtes (!) Popcorn (1 Portion inkl. Zucker = 1,5 BE), ca. eine Stunde nach der normalen Mahlzeit. Was macht ihr in so einem Fall. Man soll ja nur alle 2 Stunden Insulin geben. Oder gebt ihr bei der Pumpe auch mal öfter einen Boulus? Daheim kann ich ihn ja leicht mal bis zum nächsten Essen vertrösten und die Leckerei dort mit einrechnen. Aber was mache ich z.B. auf der Kirmes usw.

Zum Glück habe ich einen super-gutmütigen Sohn der sowohl die BZ Messungen, als auch das Nadelwechseln ruhig über sich ergehen lässt.

Danke schon mal und LG

Hallo Monika,
erst einmal herzlich willkommen bei den Diabetes-Kids im Kreise der 2007er!!!

Mit einer Insulinpumpe seid Ihr nicht an das "alle 2 Stunden eine Mahlzeit" gebunden. Euer Max kann daher eigentlich essen, wann und was er will. Wenn die Basalrate einigermaßen eingestellt ist und der Bolusfaktor stimmt, dann könnt Ihr also auch mal ne Mahlzeit auslassen oder zB auch mal nur Tomatensalat essen oder so, gerade im Sommer. Und was spricht gegen eine Popcorn-Einheit? Ob Du das 1h nach dem Essen gibt, hängt eher von Deiner allgemeinen Meinung ab bzgl geregelten Mahlzeiten ja/nein. Du könntest doch auch mal nachmittags Popcorn machen, das ist doch cool!
Aber vom Prinzip müsst Ihr keine zwei Stunden warten zwischen Insulinabgaben, Euer Sohn könnte quasi rund um die Uhr futtern und Ihr bolt dementsprechend.

Den verzögerten Bolus nutzen viele Eltern hier bei sehr fett- und eiweisshaltigen Essen wie zB Pizza. Schau mal unter der Stichwortsuche nach FPE nach. Das Thema ist etwas kompliziert, bringt aber zT Licht in unerklärlich hohe BZ-Werte.

Ich wünsche Euch alles Gute und viele hilfreiche Tipps in den Foren. Manchmal hilft schon das Surfen in alten Beiträgen, um ein bischen mehr Sicherheit zu erlangen.

Maja

Hallo,

Danke für die Infos:silly:

Popcorn gab es heute nachmittag als Zwischenmahlzeit. Dachte eigentlich das der BZ danach höher steigt, statt dessen sind wir durch viel toben glatt in den Unterzucker gerutscht. Aber für was gibt es Apfelsaft:whistle:

Wegen dem verzögerten Bolus werde ich mal im Forum suchen. Hört sich interessant an. Im Moment isst Max von der Pizza eh nur den Teig und den Belag lässt er liegen. Daher denke ich kann ich das ähnlich wie ein Brötchen handhaben. Ist ja auch nur Teig mit etwas Tomatensoße.

LG

Hallo labom,

die Zwischenmahlzeiten sind nur wirklich notwendig, wenn Normalinsulin in der Pumpe ist.
Wenn ein dein Sohn ein kurz wirkendes Analoginsulin nutzen würde/nutzt, MUSS er keine Zwischenmahlzeiten essen.

Allerdings müsste eine Umstellung natürlich mit dem Diabetologen abgeklärt werden.

Gruß, Egon

Hallo,

wir haben ein kurzwirksames Insulin in der Pumpe. Im Moment kriegt er noch alles Zwischenmahlzeiten, aber es ist gut zu wissen das man auch mal großzügig sein kann, wenn er nix mag oder wir unterwegs sind.

LG

Vielleicht etwas ausführlicher:
Die Basalrate deckt ja den Insulinbedarf ab, der nicht von der Nahrungsaufnahme abhängt. Der Mahlzeitenbolus deckt ja ausschließlich den Insulinbedarf ab, der aufgrund der gegessenen Kohlehydrate (und Fett und Eiweiß) zusätzlich benötigt wird.
Generell wird auch bei den kurzwirksamen Insulinen das Essen meist schneller verdaut als die Insulinwirkung beginnt, deshalb sollte man wenigstens einen Teil des Mahlzeiteninsulins VOR dem Essen verabreichen (sog. Spritz-Eß-Abstand oder bei der Pumpe Drück-Eß-Abstand). Da sowohl Insulinwirkdauer als auch Verdauungsgeschwindigkeit je nach Tageszeit, Tagesform aber auch grundsätzlich individuell sehr verschieden sind kann man da mit der Optimierung der Abstände beginnen, wenn man hinreichend Erfahrung gesammelt hat.
Unabhängig von langsam verdauten Speisen und von sehr fett- und eiweißreichen Mahlzeiten geben wir z. B. zum Abendessen IMMER einen Teil des Insulins verzögert ab, da S... abends sehr langsam verdaut, gleichzeitig aber das Insulin besonders schnell wirkt. Sonst gerät er nach dem Essen in eine Unterzuckerung, das wollen wir natürlich vermeiden.
Ein Abstand von wenigstens 2 Stunden zwischen zwei Mahlzeiten kann am Anfang sehr hilfreich sein um zu lernen, welche Mahlzeiten wie schnell verdaut werden, wieviel Insulin benötigen, und wie schnell das Insulin tatsächlich wirkt. Auch gibt es "lustige" Effekte bei mehreren Bolusgaben hintereinander und mehreren kurz hintereinanderliegenden Mahlzeiten, z. B. verdaut S... manchmal dann sehr viel schlechter und benötigt dementsprechend viel weniger Insulin, manchmal ist es aber auch so, daß er gerade bei großen Essensmengen (gemütliches zweistündiges Sonntagsfrühstück) viel mehr Insulin benötigt als der eigentlichen Essensmenge entsprochen hätte. Wie das jeweils beim eigenen Kind funktioniert findet man gut heraus, wenn man sich die Dokumentation regelmäßig ansieht und entsprechende Muster findet. Dann kann man auch getrost bei der Kirmes "pi mal Daumen" drauflosfuttern und Insulin nachlegen, denn entweder muß man halt nachkorrigieren oder dem Kind noch eine Leckerei in den Mund stecken, beides ist in solchen Situationen ja nicht schlimm.
Um auf die eigentliche Frage zurückzukommen: Den verzögerten Bolus (oder den Dual- oder Multiwave-Bolus) verwendet man üblicherweise dann, wenn die Verdauung langsamer ist als die erwartete Insulinwirkdauer, man aber nicht mehrere kleine Boli abgeben möchte. Bei welchen Mahlzeiten und Situationen dies der Fall ist lernt man im Laufe der Praxis, das ist bei jedem Menschen verschieden. So gibt es Menschen, die Pizza sofort und komplett bolen müssen, andere benötigen einen Bolus über 6 oder gar mehr Stunden.

In der Hoffnung, nicht zu viel Verwirrung gestiftet zu haben

Gottwalt

Hallo Monika,

wie Egon und Gottwald schon ausführlich erklärt haben: Dein Sohn MUSS auf gar keinen Fall alle 2 Stunden etwas essen (finde ich auch nicht so optimal, das tut ein gesundes Kind ja auch nicht!) oder sich an einen Essensplan halten. Natürlich gilt auch mit Pumpe erst einmal die Grundregel: Nicht öfter als alle 2 Stunden zu spitzen, da das Insulin so lange eben wirkt und es durch Mehrfachgaben und noch wirkendem Insulin zu Unterzuckerungen kommen könnte. Aber dafür gibt´s ja mittlerweile auch den Bolusrechner. Der berücksichtig auch noch wirkendes Insulin im Körper. Genaugenommen bolen die meisten nach Bedarf. Wenn dein Sohn auf der Kirmes Popcorn möchte und da halt keine 2 Stunden dazwischen liegen ... dann ist´s halt so! Mach´ dir da keinen Stress! Und verabschiede dich vielleicht auch wieder von diesem Essen nach Plan. Dein Sohn darf essen, wann er Hunger hat - egal wieviele Stunden dazwischen liegen. Das dürfen mal weniger sein, das werden aber auch ganz oft mehr Stunden sein.

Verzögert spritzen wir wie Bärbel schreibt bei fetten Sachen, gerade Pommes. Die wirken sehr lange nach, was zu einem BZ-Anstieg nach ca. 2 Stunden führt (wo eigentlich das Insulin ja gar nicht mehr wirkt). Deshalb geben wir das Insulin in dem Fall über einen längeren Zeitraum verteilt ab, damit fängt man den Anstieg später ab. Das müsst ihr aber ausprobieren, da reagiert jedes Kind anders.

Hallo, meine Tochter isst auch, wann sie möchte und bolt entsprechend dafür. Wir haben aber auch gemerkt, dass das nicht überall gleich gehandhabt wird. In unserem Krankenhaus wurde uns das auch so beigebracht, dass sie essen darf, wann sie will. Nun lag sie neulich in einem anderen Krankenhaus weiter weg, da meinten die Schwestern auch, sie dürfe nur alle 2 Stunden essen, obwohl das eine Riesenkinderklinik war mit Diabetesschulungsraum...
Wenn dein Arzt meint, er dürfe nur alle zwei Stunden essen, dann denke ich, solltet ihr das am Anfang auch so machen. Allerdings würde ich ihn mal danach fragen. Und dann würde ich auch fragen, ob er nicht die Zwischenmahlzeit auch mal weglassen kann, weil ihr ja die Pumpe habt. Und nach der Situation auf der Kirmes würde ich auch fragen. Sag doch du hast Angst, wenn er immer so strikt nach Plan leben muss, dass er irgendwann Frust bekommt und sich verweigert. Frag ihn einfach Löcher in den Bauch. Wenn er dann immer noch an seien Mittelalterlichern Methoden festhält...?
Hast du das Buch von Karin Lange? Da steht das bestimmt auch drin, dann kannst du es ihm unter die Nase halten und sagen: hier steht das aber anders...
Ich würde auf jeden Fall nicht eigenmächtig zu viel verändern, da ich finde die Absprachen mit dem Arzt sind wichtig. Wenn mir ein Arzt von seinen Methoden her nicht zusagt, würde ich lieber wechseln.
Gruß Vera

Hallo,

ich möchte (muss ) da auch noch einmal etwas zu sagen:

Wenn die Basalrate stimmt (bei ICT und/oder CSII) kann man KH essen wann/wieviel man möchte. Auch in kürzeren Abständen, als 2 Stunden. Die 2-Stunden - Regel ist aus der Zeit, als es noch keine kurz wirkenden Analoginsuline gab, sondern nur das Normalinsulin (NI). Da musste man i.d.R. ca 2 Stunden nach einer Hauptmahlzeit eine Zwischenmahlzeit essen, weil das NI nach ca 2 Std. seine maximale Wirkung erreicht - und dann noch ca 2 Std. wirkt, die KH der Hauptmahlzeit aber nicht mehr (wesentlich) den BZ erhöhen.

Die Analoginsuline wirken ja meist auch länger, als die immer wieder genannten 2 Std.. Die meisten T1-Diabetiker können ohne Bedenken in kurzen Abständen essen und die jeweilige KH-Menge mit Analoginsulin abdecken. Nach dem jeweils geltenden KH-Faktor (KH/BE-Faktor).

Einige müssen dabei aber diesen Faktor bei mehrmaligem Essen in kurzen Abständen, etwas reduzieren. Um wie viel und wann, muss jeder wieder für sich heraus finden.

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Man / ihr könnt nicht davon ausgehen, dass sich die Pflegekräfte/Ärzte in den (Kinder-)Krankenhäusern wirklich gut mit dem T1-Diabetes auskennen.
Wenn eine Diabetesabteilung da ist, gibt es einige, die sich damit auskennen und meist auch entsprechende Weiterbildungen absolviert haben. Die anderen Mitarbeiter in dieser Abteilung bekommen mir der Zeit sicher auch ihre praktische Erfahrung. Da es aber auch zu häufigem Personalwechsel kommt, werden es meist nur wenige Mitarb. geben, die sich wirklich gut damit auskennen.
Das sollte man immer bedenken, wenn man mit T1-Diabetes in eine Klinik kommt. Vor allem, wenn es nicht auf Grund des Diabetes ist. Die Leute in der z.B. (Kinder-)Chirurgie kennen sich wahrscheinlich gut mit den chirurgischen Themen aus, aber von Diabetes haben sie meist keine/nur wenig Erfahrung.

Ich weiß, dass es erfreuliche Ausnahmen von dem gerade Beschriebenen gibt - aber es sind eben Ausnahmen!

Gruß, Egon

@ Egon
das war schon die Diabetesstation, sonst hätte mich das nicht verwundert, von unserer Diabetologin erwarten wir ja auch nicht, dass sie uns bei Bedarf den Fuß eingipst....
mit dem Personalwechsel hast du aber wahrscheinlich recht und man weiß ja nicht, wie die das in so einer Riesenklinik handhaben, in unserem KH gibt es nur die Kinderchirurgie und die Kinderstation, da ist das Personal ziemlich konstant, einige der Schwestern arbeiten schon mind. 20 Jahre auf der Station. Mind. eine der Schwestern hat sich fortgebildet und nimmt auch an unserer Selbsthilfegruppe teil. Auf einer kleineren Station mit konstantem Personal profitieren die anderen Schwestern natürlich auch eher von so einer Weiterbildung und wissen auch von der Ärztin so einiges...
Das sind aber nochmal interessante Aspekte, die man so gar nicht im Kopf hat... manchmal haben wir einfach eine zu hohe Erwartungshaltung.
Deswegen Danke für deinen Beitrag.
Gruß Vera