Neu hier, leider, und Frage wg. verzögerten Boulus

Uns wurde das bei Manifestation auch gesagt, dass man frühestens nach zwei Stunden wieder etwas essen geben darf und wir den verzögerten Bolus erstmal nicht verwenden dürfen, auch vom Bolus Expert wurde uns abgeraten.
Die Hintergründe waren die, dass angenommen wurde, dass das Insulin zwei Stunden wirkt. Wenn man also nach 1,5 Stunden misst, weil wieder Essen ansteht und dann den 200er Wert korrigiert, hat man evtl falsch kalkuliert, wie viel noch wirksam war. Mit der Zeit haben wir dann berechnet, dass rein rechnerisch nach einer Stunde noch die Hälte wirksam sein müsste und haben dann den Korrekturfaktor 1 senkt 100 angenommen, der uns gesagt wurde. Das war sehr anstrengend und meist falsch, insbesondere wenn sie nach dem Mittagessen noch einen Nachtisch aß und ne halbe Stude später mit der ergaunerten Banane winkte, haben wir sie regelmäßig in extremen UZ geschossen und vor lauer Stess auch nur noch pi mal daum gerechnet. Als wir dann ermutigt vom Forum begonnen haben FPE mit einzurechnen und die unterschiedlichen Boli zu nutzen, haben wir noch viel häufiger UZ herbeigerufen.

Warum sie uns den Bolus Expert so verteufelt haben, weiß ich nicht. Wir nutzen ihn erst seit knapp einem Jahr unregelmäßig seit kurzem nur noch. Der HbA1c ging seither deutlich nach oben, aber die Zahl der UZ nach unten.
Damals sagte man uns, dass man es selbst berechnen lernen müsse, da man jederzeit auf Pen umsteigen können muss (nach drei Jahren wissen wir: 1. wir könnten trotz nicht benutztem B.E. nie von jetzt auf gleich auf Pen umsteigen. Ich brauce erstmal ie Anleitung, wie das Teil benutzt wird und das langwirksame Insulin haben wir nie getestet, wer weiß, ob das nach Lehrbuch wirkt? 2. unsere Tochter nimmt lieber eine Infusion als den Pen. Bevor wir den Pen nehmen, fahren wir persönlich zu Medtronic und holen eine Tauschpumpe, vorher wird der Katheter und alles gewechselt. Pen wird nicht passieren. Nie! (und wir hatten schon Situationen, in denen der Pen sinnvoll gewesen wäre) 3. eine zweijährig nach Plan essen zu lassen: herzlichen Glückwunsch! Wir haben es bis zur Adventszeit geschafft, dann lag überall essen und man darf raten, wer drin lag!)
Ein weiteres Argument war, dass der Bolus Expert nur für Leute entwickelt wurde, die zu alt und zu dumm sind, selbst zu rechnen. Als Beispiel diente eine verlodderte Hartz IV Familie, die nie nen Schulabschluss gemacht hat und natürlich in Mathe ne Niete alternativ wurde ein fetter Typ II Diabetiker mit mieserabler Einstellung vorgebracht. Natürlich haben WIR den B.E. nicht genutzt sondern selbst gerechnet!
Inzwischen sind zwei Dinge eingetreten: 1. möchte unsere Tochter selbst bolen. Man bringe einer dreijährgen bei, dass man für 174 0,4 Einheiten Korrektur braucht? Wir haben uns lange damit rumgeschlagen und es klappt! Meistens! Immer dann, wenn der Wert eh gut ist. 2.sie geht in den Kindergarten, zu Freunden und Omas d.h. an ihrer Therapie sind an manchen Tagen vier Personen beteiligt. Nun berechne mal das noch wirksame Insulin, wenn man erstmal an zwei Geräten die Zahlen auswerten muss, um zu erfahren wann welcher BZ und wieviel Insulin. (Zwei Messgeräte im Umlauf zu haben ist dabei mitunter eine kognitive Meisterleistung)

Ein weiteres Argument war, dass der Bolus Expert nur für Leute entwickelt wurde, die zu alt und zu dumm sind, selbst zu rechnen. Als Beispiel diente eine verlodderte Hartz IV Familie, die nie nen Schulabschluss gemacht hat

Ich hau' mich weg - was ist denn DAS für eine Argumentation???
Wir nutzen seit Pumpenstart den Bolus Expert und wir verlassen uns ausschließlich auf ihn, außer in "Sondersituationen" wie Sport o.ä.
Ich verstehe eher nicht, warum man diesen Komfort der Pumpe NICHT nutzen sollte.
Vorausgesetzt natürlich, dass er passend programmiert ist.

Außerdem finde ich das Klischee abartig: Hartz IV = verloddert = ohne Schulabschluss.

LG, Cordula (mit Abitur UND Bolus Expert)

cociw schrieb:
Außerdem finde ich das Klischee abartig: Hartz IV = verloddert = ohne Schulabschluss.

LG, Cordula (mit Abitur UND Bolus Expert)

Ja, hübsches Klischee Dennoch möchte man es ja ungern erfüllen oder? Und wir sind kurz vor der Diagnose auch von H4 erwischt worden (Ich bin in Elternzeit geflüchtet, weil die Betreuung vorher schon nicht klappte, kann den Zustand also jederzeit beenden, dennoch: erstmal erfüllen wir Klischees oder bemühen uns krampfhaft dies nicht zu tun.)
- ach ja, ich hab trotz H4 einen Uniabschluss in Mathe :laugh:

Hallo Zusammen,

so ist das mit den Klischees halt leider

Wir benutzen den Bolus-Expert auch von Anfang an Cordula und Justus haben ihn mir und Markus förmlich ans Herz gelegt, es war eine unsere ersten Fragen, die wir mit dem Herrn von Metronic geklärt haben.... :laugh: Wieso auch nicht? Ich finde da super praktisch. Markus sieht immer zuerst mal nach, was der Bolus-Expert meint und meist verlässt er sich auch darauf, außerdem bekommt man ja noch angezeitgt von einer vorherigen Insulin-Abgabe, ob noch Rest-Insulin wirkt oder nicht .....

Ach übrigens, ich bin gelernte Notariats-Fachangestellte mit einem Jahr Lehrzeitverkürzung und musste auch schon kurzzeitig H4 anmelden, da ich unverschuldet meinen Job verlor.... ;-)Kommt es mir nur so vor als würden wir hier gerade mit dem Vorurteil der geistig unterbelichteten "Harzer" aufräumen?

sg Tanja

Hallo,

es ist so weit, ich MUSS:ohmy: wieder etwas schreiben:

+ der Bolusrechner (BR) kann natürlich nur so gute Vorschläge machen, wie er programmiert ist
(er "überlegt" nicht selber, genauso wenig wie eine Insulinpumpe automatisch für gute BZ-Werte sorgt)
+ dazu benötigt man etliche Erfahrungswerte (BE-Faktoren, Korrekturfaktoren, Wirkdauer des Bolusinsulins usw.); d.h. eine gewisse Zeit muss man schon diese Erfahrungen gesammelt haben
+ wenn der BR richtig programmiert ist, berechnet er z.B. eine mögliche Korrekturmenge untere Einbezug des noch wirksamen Insulins. Und das erfahrungsgemäß besser, als wenn man es sich selber überlegen würde.
+ ich glaube die (Fach-)Leute, die vehement gegen den BR argumentieren, haben ihn entweder nicht richtig kennengelernt oder sind zu unsicher/zu faul, die notwendigen Daten zusammen zu tragen und den BR damit zu programmieren.

Gruß, Egon

PS:
Gerade bei "Neulingen kann der BR gute unterstützende Wirkung zeigen.
Auch "alte Hasen" sagen immer wieder, dass der BR ihnen mehr Sicherheit gibt - und tatsächlich Situationen mit einbezieht, die selber so nicht mit bedenken würden.

Hallo;
Manuel hat seit 3 Monaten die Omnipod und auch wir nutzen vom ersten Tag an den Bolusrechner! Natürlich mussten in diesen drei Monaten immer wieder Veränderungen an BE Faktoren und der Basalrate vorgenommen werden und wir schalten unser Gehirn beim Benutzen auch nicht aus, aber ich bin sehr froh, dass es IHN gibt, denn gerade beim Korrigieren in der Nacht bin ich damit echt auf der sicheren Seite- auch wenn ich nicht ganz wach bin
Außerdem wird Manuel ja mit seinen 13 Jahren immer selbständiger, und er ist immer öfter allein unterwegs, da ist der Bolusrechner auch Gold wert!
Ich kann Egon nur zustimmen, die (Fach-)leute, welche den BR NICHT empfehlen, sind für mich keine Fachleute, denn sie informieren ihre Patienten definitiv falsch und zu deren Nachteil!!
Heike