Daniword schrieb:
In Österreich braucht man den Ausweis nicht vorlegen um erhöhte Familienbeihilfe zu beziehen. Die Kinder bekommen eine ärztliche Bestätigung für den Grad ihrer Behinderung. Ab 50% und dies ist bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes der Fall, bekommt man die erhöhte Fam.Beih.
Einen Behindertenausweis könnte man auch beantragen um diverse Vergünstigungen zu bekommen wenn man dies möchte.
Speziell meine Tochter weiß nichts davon dass sie eine 50%ige Behinderung hat.
Und das ist in Deutschland halt anders. Hier erhält man den Bescheid über die Behinderung nur auf Antrag, und dann erhält man auch zwangsweise den Ausweis dazu. Natürlich müßte dennoch das Kind von dem Ganzen nichts erfahren, aber die möglichen Vergünstigungen (z. B. Steuerfreibetrag, Kinderkrankengeld auch nach Vollendung des 12. Lebensjahres etc.) erhält man nur, wenn man einen entsprechenden Antrag stellt und daraufhin einen entsprechenden Bescheid bekommt. Und mit dem Bescheid erhält man zwangsläufig den Ausweis.
Speziell Kinder- und Jugendliche mit Diabetes sind, wenn man andere chron. Krankheiten betrachtet, kaum im Nachteil. Sie können alles tun was sie wollen und was ihnen Spass macht. Sie können sogar Essen was sie wollen wenn sie sich an die Insulinabgabe halten.
Selbst bei Erwachsenen ist das sehr unterschiedlich! In unserem Bekanntenkreis sind zwei fast gleichalte erwachsene Diabetiker, beide tragen eine Insulinpumpe. Der eine hat einen eigenen Zeitungskiosk und fühlt sich von seinem Diabetes praktisch nicht beeinträchtigt, ist der Überzeugung, genau so zu leben, wie er ohne Diabetes auch leben würde. Das einzige, was ihm lästig ist, sind die Katheter- und Ampullenwechsel. Der andere ist Pastor und leidet sehr unter seinem Diabetes, insbesondere, weil er eine Hypo-Wahrnehmungsstörung hat (er merkt also Unterzuckerungen häufig erst, wenn es schon fast zu spät ist) und aus lauter Panik vor Unterzuckerungen deshalb ständig eigentlich viel zu hoch eingestellt ist und schon erste Spätschäden hat. Außerdem leidet seine Leistungsfähigkeit ganz allgemein unter dieser schlechten Einstellung, was ihn natürlich zusätzlich belastet.
Deshalb kann man sicher stehen lassen, daß viele andere chronische Erkrankungen noch erheblich stärkere Auswirkungen auf den Alltag haben. Aber ob und wenn ja wie stark Diabetes Auswirkungen auf den Alltag hat, das hängt ganz offensichtlich sehr von den Begleitumständen und den tatsächlichen Vorstellungen eines "normalen" Lebens ab. Bei uns ist es z. B. so, daß ich S... nicht bei seinen Kindergartenfreunden übernachten lassen konnte, obwohl er das wollte und viele andere Kinder das auch machten. Die Eltern der Kindergartenfreunde fühlten sich damit schlicht überfordert, schon ein Aufenthalt länger als zwei, drei Stunden nachmittags überforderte die meisten.
Liebe Grüße
Gottwalt