Hallo Mia,
Deine aktuelle Situation tut mir sehr leid und erinnert mich stark an das erste Jahr nach der Diagnose bei unserem Sohn (auch Baujahr 2007, Diagnose im Sommer 2015).
Er wurde ebenfalls auf Pen eingestellt und es war ein einziger Albtraum. Monatelange Probleme mit Schreien, Weinen, Verzweiflung, Essensverweigerung, jedes Spritzen war ein Kampf. Auch er hat mehrmals gesagt, dass er am liebsten nicht mehr da wäre, nicht mehr kann, auf nichts mehr Lust hat usw. Durch sehr schwankende Werte mussten wir außerdem ständig entweder Korrektur spritzen oder ihn mit KE´s vollstopfen. Wir konnten nur hilflos versuchen, ihm zur Seite zu stehen und ihm irgendwie Halt zu geben.
Beim Psychologen unserer damaligen Diabetesambulanz waren wir anfangs auch (das wäre neben dem Expertenforum hier wie mibi74 schon schrieb vielleicht auch eine Hilfe für Deinen Sohn).
Uns hat das allerdings damals nicht weitergebracht. Nach ca. 8 Monaten ging es bei unserem Sohn dann psychisch langsam von selbst wieder bergauf (nachdem wir den Feestyle libre angeschafft haben und er nicht mehr so oft blutig messen musste) und es kam die große Wende, als wir im vergangenen Sommer auf den Omnipod umgestiegen sind. Seitdem läuft es super und ich raufe mir immer noch die Haare, warum ich nicht viel früher eine Insulinpumpe für unseren Sohn durchgesetzt habe. Das hätte ihm ein langes Jahr mit Pens erspart....
Mit Sicherheit ist eine Pumpe nicht für jeden das non plus Ultra und viele kommen mit dem Spritzen gut klar - aber für uns hat es die Lebensqualität um 100 Prozent gesteigert!!
- Spontan entscheiden können, ob man noch ein bisschen mehr essen möchte ohne NOCHMAL dafür spritzen zu müssen
- Basalratenveränderung bei unvorhersehbaren Ereignissen, bei Krankheiten oder bei Sport (ohne tonnenweise Sport-Ke´s reinstopfen zu müssen um den Wert einigermaßen stabil zu halten)
- das Kind (außer bei extrem niedrigen Werten) nachts durchschlafen lassen zu können, weil man zu hohe oder zu niedrige Werte oft gut über die Pumpe steuern kann
Das sind nur einige der Punkte, die bei unserem Sohn (auch laut seiner eigenen Aussage) dazu geführt haben, dass er sich inzwischen gut mit der Krankheit arrangiert hat.
Ich glaube, dass das erste Jahr das Schlimmste ist - sowohl für die Kinder als auch für uns als Eltern. Bei älteren Kindern hat man anfangs auch immer das Problem, dass sie die Zeit vor und nach der Diagnose bewusst wahrnehmen und vergleichen, was es für die Psyche nicht leichter macht. Irgendwann verschwindet aber diese vorher-nachher Zeitrechnung und alles wird einfacher und routinierter - das braucht allerdings leider ein bisschen Zeit. Dafür haben Kinder im Alter unserer beiden die Möglichkeit, vieles schon alleine zu können und im Laufe der Zeit selbstständiger (unter den wachsamen Augen der Eltern

) mit dem Diabetes umzugehen.
Sucht Euch am besten professionelle Hilfe, vielleicht auch persönlichen Kontakt zu anderen betroffenen Kindern im Alter Deines Sohnes und wägt Eure Optionen ab.
Ich wünsche Euch ganz viel Kraft für diese schwierige Zeit und hoffe von Herzen, dass es Deinem Sohn bald besser geht!
Liebe Grüße