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Umfrage: Inklusion von Kindern mit Typ-1-Diabetes in der Grundschule

Dschinii
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Therapieform: CSII + CGM (Insulinpumpentherapie mit Glukosesensor)
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28 Mai 2023 09:54 #121701 von Dschinii
Liebe Eltern von Dia-Kindern in der Grundschule,
ich bin Mama eines kleinen Dia-Jungen und studiere dazu noch Lehramt für Primar- und Sekundarstufe I (das umfasst im Prinzip Grund- und Mittelstufe) an der Uni Hamburg. Ich mache aus der "Not" momentan eine Tugend und schreibe meine Masterarbeit zum Thema "Inklusion von Dia-Kindern an der Grundschule". Grade in der Grundschule sind die Kinder ja (zumindest zum Großteil) noch sehr auf Unterstützung beim Dia-Management angewiesen. Ich lese hier und in anderen Foren immer schon fleißig mit und mir ist aufgefallen, dass die Erfahrungen unglaublich stark schwanken - zwischen alles super bis große Katastrophe. Ich habe einen Fragebogen entwickelt, der von den Eltern ausgefüllt werden kann/darf/soll und der danach fragt, welche Erfahrungen ihr grade unter dem Aspekt der Diabetes-Erkrankung eures Kindes in der Grundschule gemacht habt. Mein Ziel ist es, einerseits einen Status Quo abzubilden und andererseits mögliche Handlungsempfehlungen zu formulieren, die zur Verbesserung des schulischen Umgangs mit diabeteskranken Kindern beitragen können. 
Meinen Fragebogen findet ihr unter folgendem Link:  www.soscisurvey.de/InklusionT1DGrundschule/
Es wäre fantastisch, wenn ihr euch 10 Minuten Zeit nehmen würdet, um den Fragebogen zu beantworten. Ich danke euch schon mal ganz lieb im Voraus!
Janine Ledendecker

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mibi74
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Daten zum Kind:
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Geburtsjahr: 2005
Therapieform: CSII + CGM (DIY Closed Loop Insulinpumpentherapie mit Glukosesensor)
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28 Mai 2023 10:53 - 28 Mai 2023 11:00 #121702 von mibi74
Hallo Janine, herzlichen Glückwunsch zu dieser Entscheidung! Auf derartige Arbeiten warte ich sehr gespannt. Sie sind schon lange überfällig!

Im September beginnt mein sechstes Jahr als Schulbegleitung für Kinder mit Diabetes in einer Grundschule in BW.
Ich werfe jetzt mal mit Sätzen um mich, deren Bedeutung du wahrscheinlich erst in deiner Laufbahn als Lehrerin herausfinden wirst.  Der Grund warum es da gut und dort schlecht bis gar nicht läuft liegt an vielen Zufällen, aber einen kann ich dir aus meiner Erfahrung sagen. Ich werde dort eingesetzt, wo keiner sein will. Nicht das Kind mit Diabetes ist das Problem, sondern die Klasse wird zum Problem für das Kind mit Diabetes. 

Als Referendarin wirst du vermutlich noch nicht in die Vorstufe zu Hölle geschickt werden. Da bekommt man es meist mit lieben Klassen zu tun. Man will ja die Referendare nicht erschrecken und dafür Sorge tragen, dass sie die Prüfung bestehen und als Sahnehäubchen an der Schule bleiben. Ich arbeite seit zwei Jahren in einer Klasse, da weigern sich Vertretungslehrer zu unterrichten. 
Ich arbeite unter dem Radar inklusiv. Das mache ich als Überzeugung, weil Inklusion im Kopf anfängt und es im Klassenzimmer keinen Raum für Exklusion, ja sogar Integration geben darf! Du kennst vermutlich die Darstellung mit den farbigen Punkten dazu. Inklusion wäre die logisch richtige Antwort. Aber als Schulbegleitung darf ich sie nie offen in Runden Tischen ansprechen. Das kommt gar nicht gut! Es geht exklusiv um ein Kind, das integrativ behandelt wird, nur damit es inklusiv zur Schule gehen kann. Wie verrückt ist das denn?
Die Klasse in der ich vorher war, war ähnlich gestrickt, allerdings habe ich mit ihr die gesamte Pandemie durchgemacht. Die zweite Klasse über die Hälfte ohne Klassenlehrerin, denn die war gleich zu Beginn schwanger und weg. Ich musste ganz schnell über mich hinauswachsen, um den Kindern einen festen Punkt und Orientierung zu geben, bei den ganzen Strom von Vertretungen.

Als Elternteil eines Kindes mit Diabetes ist mein Blickfeld ganz anders, aber als jemand der im Klassenzimmer sitzt, sehe ich ganz genau warum es läuft oder nicht läuft. Aus meiner Erfahrung müssen Eltern aufs System Druck ausüben und von innen müssen es die Lehrkräfte tun. 
In BW kippt gerade die Inklusion. Man will das Problem wieder an die Schulen zurückgeben und damit dann den Eltern vor die Tür legen. Inklusion wäre damit gescheitert. Es kommt jetzt darauf an, wie schnell das neue Verfahren eingeführt werden soll, ob sich Eltern und Schulen davon abschrecken lassen oder nicht. Ich sehe der Sache gerade mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Ein guter Ansatz erscheint mir, dass sie in Richtung medizinische Assistenz an Grundschulen und Poolbildung bei Schulbegleitung gehen wollen. Aber momentan ist die Rede von: man "überlegt".

Vorher wollen sie es versuchen, dass man die Verfahren und Bewilligungen erschwert, um Kosten zu sparen. Da die Schulen nicht das Personal haben um die Kinder zu fördern, werden die Kinder wieder nach unten ins Elternhaus gereicht. Sollen sie halt von den Eltern abgeholt werden. (Aussage vom Amt für Soziales.) 
Als ich der Dame mit dem Verweis auf Teilhabe widersprochen habe, da habe ich mir keinen Gefallen getan. Seitdem macht sie uns das Leben schwer, was auf Kosten des Kindes und meiner Nerven geht. Ich habe mir zwar vorgenommen weiterhin unbequem zu bleiben, aber das ist nur mit  Rückhalt der Eltern und Schule möglich. Je einiger wir uns sind um so mehr können wir bewirken. Nur so kommt Inklusion voran.
 
Letzte Änderung: 28 Mai 2023 11:00 von mibi74.

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Dschinii
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31 Mai 2023 08:38 #121758 von Dschinii
Hallo mibi74,

vielen, vielen Dank für deine ausführliche Antwort und deine persönlichen Erfahrungen. 
Es ist tatsächlich immer wieder erschreckend zu lesen/hören, wie blauäugig und stümperhaft das Thema Inklusion in Deutschland zum Teil umgesetzt wird. Ich arbeite nebenbei schon an einer Grundschule als Förderkraft und bekomme das System somit zumindest in Auszügen schon mit und bin immer wieder entsetzt, wie wenig letztlich für eine gute und funktionierende Inklusion getan wird (werden kann!). Es fehlen an allen Ecken und Enden einfach Ressourcen, vor allem natürlich ausreichend und geschultes Personal. Sei es im sonderpädagogischen Bereich oder im Bezug auf Diabetes/chronische Erkrankungen auch im medizinischen Bereich. Die Organisation von Schulungen beispielsweise ist, so habe ich aus verschiedensten Ecken schon gehört, ein bürokratisches Drama, ganz zu schweigen von der Organisation von Schulbegleitungen und/oder Pflegediensten. Selbst hier in HH, wo Schulbegleitungen tatsächlich meist relativ "unkompliziert" bewilligt werden, scheitert es dann an der manpower. Es gibt einfach nicht genügend Personal - was zum Teil auch an der unterirdischen Bezahlung liegt. Es ist wirklich zum Haare raufen.
Selbst engagierte und willige Lehrkräfte stoßen in diesem System oft einfach extrem an ihre Grenzen. Da ist ein potentielles Dia-Kind oft nur das I-Tüpfelchen. Das ganze Thema Inklusion klingt so schön auf dem Papier (oder auch im Studium in Vorlesungen oder Seminaren), in der Realität werden aber Lehrkräfte, SchülerInnen und Eltern einfach komplett alleine gelassen. 
Ich bin wirklich gespannt auf die Ergebnisse der Befragung und freue mich über jede/n, der/die mich an seinen/ihren Erfahrungen teilhaben lässt. 
Ich drücke dir und uns allen die Daumen, dass sich in Zukunft etwas ändert - ich hoffe, dass ich mit meiner Arbeit vielleicht einen kleinen Teil dazu beitragen kann. Aber die Mühlen mahlen hier in Deutschland - grade in der Schulpolitik - ja leider nur sehr langsam...

Liebe Grüße
Janine

 
 

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