Achtung! Weihnachtsschlemmerei und Insulinbedarf
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Da gibt es die bunten Teller, die Weihnachtsbesuche mit diversen süßen Sachen, Kuchen, Stollen, Spekulatius, Festtagsessen und ggf. bei Regenwetter auch noch weniger Bewegung.
Alles Gründe, diese oder jene Insulineinheit mehr zu verbrauchen.
Aber Achtung, die Insulinrezeptoren der Zellen merken das schnell. Und sie verhalten sich so, wie alle Hormonrezeptoren das tun, steigt die Menge ihres Hormons an, dann steuern sie dagegen, indem sie ihre eigene Anzahl reduzieren.
Das ist eine sinnvolle Sache und fällt beim Nichtdiabetiker auch nie auf. Beim Diabetiker aber schon. Denn wenn weniger Insulinrezeptoren verfügbar sind, sinkt die Insulinempfindlichkeit und es braucht dann mehr Insulin als zuvor, um eine gleiche Insulinwirkung zu erzielen wie bislang (mehr oder weniger) gewohnt.
Daher ist es äußerst sinnvoll über die Feiertage den Tagesinsulinverbrauch zu beachten (addieren und notieren!).
Steigt dieser erkennbar nach oben ist damit zu rechnen, dass auch der übliche Insulinbedarf sich nach oben bewegt. Dann braucht es erst mal, sowohl in der Basalversorgung, als auch in den Essenfaktoren eine entsprechende Erhöhung der Insulinmengen, damit der Blutzucker im Lot bleiben kann.
Also steigen die BZ-Werte mit dem Insulinverbrauch, insbesondere über die Nacht zu beobachten, nach oben, dann entsprechend rauf mit den Insulindosierungen.
Der Vorgang wird von den Physiologie/Endokrinologen als Rezeptor-Down-Regulation bezeichnet.
Beim Insulinrezeptor liegt die Zeitdauer, bis sich das bemerkbar macht, nach klinischer Erfahrung bei etwa 2 bis 3 Tagen. Insbesondere bei hoher Insulinempfindlichkeit und größerem Mehrverbrauch von Insulin, bemerken Diabetiker ein Absinken der Insulinsensitivität verschiedentlich auch schon innerhalb eines Tages.
Also Tagesgesamtverbrauch und die Blutzuckerverläufe, besonders über die Nacht, mit Aufmerksamkeit betrachten und entsprechend reagieren!
Und keine Angst, das ist normal und physiologisch völlig unbedenklich. Steigt der Insulinbedarf vorübergehend an, wird er nachgehend auch wieder sinken, wenn die bunten Teller leer, die Christstollen verputzt und die Festtagsbraten vertilgt sind. Wenn also der Insulinverbrauch für die Futterei, und somit die Tagesgesamtmenge an Insulin wieder absinkt.
Dann merken die Rezeptoren auch das und sie erhöhen wieder ihre Anzahl. Das wird Rezeptor-Up-Regulation genannt. Sinkt der Insulinbedarf dann wieder, aber es wird nicht die bedarfsgerechte Erhöhung der Insulinmengen parallel zurückgeschraubt, drohen Hypos.
Wer Näheres dazu lesen möchte und Regelwerke zur Insulinanpassung an sinkende oder steigende Rezeptorzahlen benutzen möchte, kann das im Buch von Dr. B. Teupe, Diabetes Dorf Althausen, Bad Mergentheim, Die „Logik meines Diabetes“ tun. Das Kapitel zur Rezeptor-Regulation findet sich als Leseprobe auf der Internetseite des Diabetesdorfes und zwar > hier < .
Ich wünsche allen schöne und besinnliche Weihnachtstage.
Viele Grüße
Joa
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Wie gibt es das denn. Heute haben wir Lantus von 10 auf 9 reduziert und es war wieder alles normal. Kann eine Einheit so etwas bewirken? Er denkt jetzt, daß ihm das Christkind einen Spritzenfreien Tag geschenkt hat. Vielleicht hast Du eine Ahnung was das war?
Schöne Feiertage, Jennifer
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Heute war es dann soweit: 198mg/dl beim Kuchenteigschlecken, wow! Die 400 haben wir bisher nicht geknackt, Basal ist um je eine Einheit erhöht worden, aber erst gestern und ansonsten spritzen "wir" nur auf Verdacht bzw. nach Schätzung, berechnen kann man zwischen Keksen, Minigugln, Lebkuchen, Kinderschokolade und gefühlten hunderten kleiner Milkakugeln eh nicht. Wenn es sich Donnerstag/Freitag wieder halbwegs einrenkt, ist das prima. Basal lassen wir erstmal erhöht, sind ja eh Ferien Sina hat gestern doppelt (!) so viel Insulin gebraucht wie an normalen Wochenenden - und trotzdem keine akzeptablen Werte. Wobei an solchen Tagen für mich alles akzeptabel ist, was nicht ü400 ist.
Und wie geht's euch so?
Schöne Feiertage noch und lasst euch nicht ärgern vom BZ,
liebe Grüße,
Tanja
Sina *1999, DM seit 12/2010, ICT mit Levemir und Novorapid
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danke.
Aber das Problem bei meiner Tochter ist, dass sie trotz vermehrten Essens (Plätzchen, Knödel & Co.) Werte hat, die teilweise deutlich unter 100 liegen.
Und ich spritze nur die üblichen Mengen, die ich sonst auch spritze.
LG Lili
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Hallo Jennifer,fabianna schrieb: Vielleicht hast Du eine Ahnung was das war?
Schöne Feiertage, Jennifer
jaaa ... manchmal ist es schon hilfreich, einfach mal an Christkindl und Weihnachtsmann zu glauben. :silly:
Auf alle Fälle habt Ihr da ja genau passend reagiert. Chapeau! Der Erfolg gab euch Recht!
Erst mal abwarten, ob die gestiegene Insulinempfindlichkeit konstant bleibt. Grundsätzlich sollte man sich auch nur über reproduzierbare, bzw. wiederkehrende Abläufe ernsthafte Gedanken machen. Und um Veränderungen der Insulinempfindlichkeit auf die Schliche zu kommen, wären anhand der vorgehenden Verläufe über mehr als einen Tag Hypothesen zu bilden. Und auch das muss nicht zwingend erfolgreich sein.
Manchmal, stehen Christkind und Weihnachstmann grade nicht als "Erklärung" auf der Matte, hilft es halt nur zu sagen: Es ist, wie es ist.
@Tanja: Nu, dann hoffe ich mal, dass Ihr den Rest der Festzeit die 400er möglichst selten geknackt habt, und dass auch ein paar Werte unter 200 rausspringen konnten.
@Lili:
.
Meinst Du von den Faktoren her gesehen, oder meinst Du als Summe des verbrauchten Insulins?Und ich spritze nur die üblichen Mengen, die ich sonst auch spritze.
Gruß
Joa
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Sag mal Joa, was ich nie verstehe, dass mit steigender KH-Menge die Insulinmenge steigt und dann die Anzahl der Rezeptoren sinkt, was noch mehr Insulin erforderlich macht, kann ich ja nachvollziehen... aber wie ist der umgekehrte Fall zu erklären?
Immer wenn es ein paar Tage richtig gut klappt, OHNE weniger KH (oder anders ausgedrückt auch mit viel KH bzw. eben der üblichen Menge, hier wird zurzeit nicht wesentlich mehr genascht als sonst, Lego, Nintendo und Co. sind viel interesanter), müssen wir wieder reduzieren, sonst gehören Hypos leider zum Tagesgeschäft. Und kaum haben wir ein paar Tage reduziert, steigt der Bedarf wieder. Besonders "beliebt" ist das bei "uns" was die Morgenwerte anbetrifft.
LG Heike
Heike mit Lars (*9/2004, DM seit 11/2010, Minimed 640G, Humalog)
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die übliche Insulinmenge.
Ich spritze für Plätzchen & Co. kein Insulin. Das läuft bei uns derzeit ohne Berechnung.
GLG
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Wenke schrieb: Ihr werdet's nicht glauben: wir haben Traumwerte! Zwar täglich einen 200er, aber sonst fast alles in Zielbereich.
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Mmmmh, da scheinen diverse Möglichkeiten drinzustecken? :dry:Immer wenn es ein paar Tage richtig gut klappt, OHNE weniger KH (oder anders ausgedrückt auch mit viel KH bzw. eben der üblichen Menge, hier wird zurzeit nicht wesentlich mehr genascht als sonst, Lego, Nintendo und Co. sind viel interesanter), müssen wir wieder reduzieren, sonst gehören Hypos leider zum Tagesgeschäft. Und kaum haben wir ein paar Tage reduziert, steigt der Bedarf wieder. Besonders "beliebt" ist das bei "uns" was die Morgenwerte anbetrifft.
Einerseits ggf. die diversen Veränderlichkeiten im Insulinbedarf aus verschiedenen Gründen.
Ein Erklärungsmodell für bessere Insulinwirkung könnte sein, dass es bei einer leichten Erhöhung der Insulinmengen (moderater Anstieg der Insulinmenge) auch zu einer "besseren" Versorgung des Grundinsulinbedarfes, sowohl für die Basis, als z.B. auch für FPE-Anteile kommen könnte. Dann würden kontrainsulinäre (resistenzverursachende) Insulinlücken ggf. geschlossen und Resistenzfaktoren wie freie Fettsäuren, bei Basalmangel aber auch aus dem Nahrungsstoffwechsel (Lipolyse der Nahrungsfette), oder auch die Glucagonfreisetzung durch Aminosäuren aus der Eiweißverstoffwechselung besser durch Insulinwirkung abgefangen.
Grundsätzlich sieht man ja häufig die Tendenz, dass bei den Kids die Insulinversorung eher defensiv ausgerichtet wird, da die Hypovermeidungsstrategie oberstes Gebot hat.
Wenn Du in einer "guten Phase" dann die Insulinmenge wieder absenkst, könnte es sein, dass wieder mehr Resistenzfaktoren Raum zur Wirkung erhalten.
Hinsichtlich der morgendlichen Nüchternwerte sehe ich halt ein möglichst passgenaue Definition des Einschlafinsulins (als Basis oder als Bolus) bei Kindern als den wesentlichsten Faktor an. Wenn Resistenzentwicklung, die auch subtil sein kann, in der Einschlafphase vermieden wird, lassen sich die weiteren Nachtbedarfe zumeist wohl i.d.R. verlässlicher ausdefinieren (und dann ggf. für sich den Insulinbedarfsschwankungen anpassen).
Ich hoffe, dass ich Deine Frage mit meinem Erklärungsmodell so einigermaßen erwischen konnte?
Gruß
Joa
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Joa schrieb: [
Grundsätzlich sieht man ja häufig die Tendenz, dass bei den Kids die Insulinversorung eher defensiv ausgerichtet wird, da die Hypovermeidungsstrategie oberstes Gebot hat.
Ja, das trifft bei uns sicher zu. Wir versuchen, wann immer es geht, ganz ohne Hypos auszukommen. Und leider ist Lars so extrem insulinempfindlich, dass man meist nur die Wahl hat zwischen "meistens um die 200" oder "dauernd 60". Da nehmen wir dann oft zähneknirschend die 200 hin. Lars hat mir auch schon mehrfach deutlich gesagt, dass es sich bei UZ schlecht fühlt und lieber zu hohe Werte hat... :S (Dass die auf die Dauer alles andere als gesund sind, weiß er noch nicht so wirklich.)
Aber im Augenblick läuft es wirklich gut, ziemlich konstant 130. Mal sehen, wie lange das anhält.
Silvester und das Käsefondue nahen... :woohoo:
Heike mit Lars (*9/2004, DM seit 11/2010, Minimed 640G, Humalog)
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Unter Diabetikern könnte man sagen: Wasch mich, aber mach mich nicht naß. :SWenke schrieb: .
Ja, das trifft bei uns sicher zu. Wir versuchen, wann immer es geht, ganz ohne Hypos auszukommen ...
Denn das geht grundsätzlich nicht sinnvoll. Was aber geht ist, Hypos mit Powerfaktoren zu vermeiden, bzw. zumindest die Powerfaktoren zu minimieren.
Die Schiene die ihr fahrt ist insofern kontraproduktiv, als sich auf dem Gleis die Powerfaktoren ungewollt eher noch potenzieren. Dann wird das Motto vom Diabetes, der da macht was ER will, zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Schwer auszurechnen und potenziell somit auch bedrohlich.
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Ist wohl auch eine Frage der Nutzung von Möglichkeiten zur Therapieanpassung?Und leider ist Lars so extrem insulinempfindlich, dass man meist nur die Wahl hat zwischen "meistens um die 200" oder "dauernd 60".
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Nun, grundsätzlich sind die Diabetiker selten, die Unterzuckerungsgefühle als Grund zum Jubel erleben. Und wenn Lars überwiegend um die 200 herumscharwenzelt, wird ihm ggf. auch schon bei einem 90er gelegentlich recht plümerant zumute?Lars hat mir auch schon mehrfach deutlich gesagt, dass es sich bei UZ schlecht fühlt ...
Da reagiert der Körper auch auf die antrainierte BZ-Marge und die Differenz dazu. Diabetiker die langzeitiger bei 300+ rumdüsen, häufigerer auch bei Typ 2 zu finden, stehen kurz vor dem Heldentod, wenn sie mal auf 150 abrutschen.
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Das darf bei Euch Lars entscheiden?und lieber zu hohe Werte hat... :S
Reicht ja auch, wenn das die Eltern realisieren? :whistle:(Dass die auf die Dauer alles andere als gesund sind, weiß er noch nicht so wirklich.)
Gruß
Joa
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