Einschränkung bei Klassenfahrt

Hallo zusammen, 

Mein Sohn fährt nächste Woche(Montag bis Mittwoch vormittag) auf seine erste Klassenfahrt.

Alles war erledigt gepackt und geklärt.... bis letzte Woche 😪

Seine Klassenlehrerin ist schwanger und darf nicht über Nacht an der Klassenfahrt teilnehmen. Somit auch mein Sohn (10 Jahre) nicht. Seine I-Kraft (nicht speziell wegen dem Diabetes) darf aus versicherungstechnischen Gründen die Verantwortung nicht übernehmen.

Ich finde das so unfair wie manche Schulen mit Diabetes Kindern umgehen.

Ich hatte vor den Sommerferien den Vorschlag gemacht über die Deutsche Diabetes Hilfe eine Begleitung zu organisieren, hab aber auf die Schule gehört und es nicht getan. Was ich jetzt bereue. So spontan werden wir niemand finden der ihn begleitet. 

Ich selbst kann nicht mitfahren (so spontan kein Frei bekommen und noch ein 2. Kind für das es keine Betreuung über nacht gibt)

Andere Möglichkeiten finde ich nicht ausser ihn abzuholen.

Er ist sehr traurig darüber und fragt mich warum er immer ausgegrenzt wird. Ich kann ihm das nicht beantworten ohne böse über die Schule zu sprechen.

Die Lehrerin die mitfährt will die Verantwortung nicht übernehmen weil sie den Fall aus 2019 als Begründung nennt (wo das Mädchen während der Klassenfahrt gestorben ist) was aber ja was ganz anderes war.

Alles sehr viel für mich...

Ich würde gerne mal wissen wie ist das bei euch an den Schulen so?

Lg
 

Oh nein! Da kommt alles zusammen, was zusammen kommen kann.  Mit schwangeren Lehrkräften habe ich schon ganz viel Erfahrungen sammeln dürfen. Ich muss eine Lanze für sie brechen, denn die Gesetzgebung ist wirklich extrem schwammig. Eigentlich dürften sie normal weitermachen, aber dann kommt die Liste der Ausnahmen und die haben es in sich. 

Was ich jetzt nicht verstehe, wieso die Begleitung nicht als Person mitzählt? (Bei mir ist das so.) Auf Ausflügen usw zähle ich als Aufsichtsperson. Es müssen ja immer zwei da sein. Aus versicherungstechnischen Gründen? (Genau deswegen muss ich doch als Begleitung mit.) Wo steht das denn bitte genau drin? Ich will jetzt nicht aufstacheln, wenn dem so ist, muss es ja wo stehen oder?
Ich kann dir aus meiner Erfahrung berichten, dass andere Klassenlehrer schon fast stinkig waren, weil die Klassen in denen ich war, Ausflüge machen durften, weil wir immer zu zweit in einer Klasse waren. Ein Lesenacht mit Übernachtung hätte für die Kinder sonst niemals stattgefunden. Kanufahren war ich letztes Jahr auch und allein mit den Kids im Boot. Ich weiß ja nicht, ob das in BW etwas weiter ausgelegt wird oder ob man bei euch die Sache etwas zu eng auslegt.

Ich weiß von der Schule, dass die Sache in England neu verhandelt wird und das habe ich jetzt nur gehört, dass die Sachlage eher zu Ungunsten der Lehrkraft geht. Sie muss wohl mehrere Warnungen nicht beachtet haben. Aber wie gesagt, es wird wohl neu verhandelt und abschließend kann man es erst beurteilen, wenn man alle Fakten kennt.

Der Ausflug ist nicht in England. Es gibt ein I-Kraft. Mit der steht ihr sicherlich im Kontakt. Sorry, wo zur Hölle ist das Problem? Kann die I-Kraft noch was drehen? Ich weiß, dass ich nicht zu sehr von mir selbst ausgehen darf. Ich habe die meisten Nummern der Lehrer mit denen ich zusammenarbeite und wenn was ist, dann tauschen wir uns immer aus, damit alle teilhaben und Ausflüge usw stattfinden können. Mensch, ich war schon an Tagen wo ich hätte daheimbleiben können Plätzchen backen oder saß mit im Klassenrat. Übrigens bekam ich im Schullandheim sogar mehr als nur 10 Stunden bezahlt, weil ich eine medizinissche Ausbildung habe und ich nachts ja als Nachtschwester fungierte. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. 

Die Frage ist jetzt, wer will was und wer kann die Arme ausstrecken. Kann man Kompromisse schließen? Denn es ist definitiv unfair! Egal aus welcher Sicht ich das betrachte. Ich würde noch mal ein Gespräch starten und verdeutlichen wie wichtig für dein Kind die Teilhabe ist. Es geht hier nicht darum, dass es mal einfach so nicht mitkann, sondern es ausgeschlossen wird, für das es nichts kann. Auf einer Klassenfahrt geht es um Gemeinschaft. Ohne Eltern. Zusammen etwas zu erleben und daran zu wachsen. Es geht nicht um verletzten Elternstolz, sondern um den Schritt der dem Kind genommen wird. 

So in etwa würde ich argumentieren.
 

Übrigens hatte mein Sohn - Pumpenkind der ersten Stunde - in der Grundschule auch eine super I-Kraft. Die ist auch überall mit. Hat jeden Mist mitgemacht. Er war auf allen Klassenfahrten. Ab der 2. Klasse gings los mit Ausflügen und Übernachtungen. Er war später allein auf Klassefahrten und auf Studienfahrt. 

Natürlich steckte eine ganze menge Vorbereitung dahinter. Einfach nur zu sagen unser Kind war mit dabei, wäre jetzt zu einfach. Es lief nicht einfach nur so, sondern hat Blut, Schweiß und Tränen gekostet. 
 

Ja das steht und fällt mit Lehrer, das Vertretung verunsichert reagiert kann man vielleicht noch verstehen, was das mit der iKraft aber soll nicht so ganz, das klinkt eher wie eine billige Ausrede.

Das es bei anderen ohne Probleme läuft und Lehrer das einfach machen bringt dich ja nicht weiter und selbst Schulamt versuchen mit ins Boot zu holen, wird zeitlich auch kaum was bringen aber Kultusministerium würde ich dennoch mal Informieren.

Cheffchen

Morgen Cheffchen, das Kultusministerium ist nach meiner Ansicht die Holzhammermethode. Das kann man machen, wenn eh alles den Bach runter gegangen ist.

Ich bin schon recht lange in diesem System mit drin. Schule ist ein geschlossener Mikrokosmos und basiert auf Strukturen die nicht so einfach zu durchdringen sind. 
Übergeordnet steht die Aufsichtspflicht. Damit liegt das Recht zu 99 Prozent auf der Seite der Schule. Als Lehrer steht man jeden Tag mit einem Bein im Gefängnis und schon allein deswegen sollte man sich ganz genau überlegen, welche Schritte man tut. 
Als Eltern stehst du da auf verlorenen Posten, sobald die Karte - sollte sie berechtigt sein - gezückt wird.

Aber ... Lehrer sind in den meisten Fällen pädagogische Überzeugungstäter und das ist etwas womit man arbeiten kann. Sie sind den ganzen Tag mit Konfliktbewältigung beschäftigt. (Leider sind sie ganz schnell in der Rolle Ansagen zu machen und sich dabei ganz schön verschwobelt auszudrücken.)
Dann kommt die Art und Weise dazu. Der pädagogische Umgangston. Die Schreiben oder Gespräche haben so einen Tatsch. "Bitte nehmen Sie zur Kenntnis...", "Es wurde beschlossen..."In der Konferenz wurde beschlossen..." Entscheidungen sind bereits gefallen und als Eltern soll das nur noch hingenommen werden. 

Ich sehe das auch so, dass man es sich hier einfach gemacht hat. Nach der Aufsichtspflicht kommt die Klassenführung. Nicht umsonst gibt es den Posten Klassenlehrer. Die Vertretung kennt die Kinder vermutlich kaum. Respekt bekommt man nicht, wenn man einfach nur als Lehrkraft in ein Klassenzimmer marschiert. Dazu braucht es Struktur, Beziehung und eine gehörige Portion Haltung. 

Es ist also ganz toll, dass es jemanden gibt, der stattdessen mit der Klasse auf Klassenfahrt geht. Vor allem wäre für mich ein Todschlagargument, dass die I-Kraft ja definitiv eine Beziehung zum Kind und im besten Fall auch zur Klasse hat. (Struktur, Haltung, Beziehung) 

Daher muss man hinter die Fassade schauen und gucken, ob man in der kurzen Zeit Unsicherheiten die unter diese drei Überbegriffe fallen sprechen kann und ob nicht doch ein Kompromiss möglich wäre. 
 

@mibi74, ja natürlich ist Kultusministerium nicht der erste Ansprechpartner und wird hier keine Lösung mehr bringen, die fahrt ist ja erledigt ausser man bekommt Ersatzlehrer nocht wie durch Zauberhand überredet mit zb 100% Fernüberwachung und wenn dieser England anbringt, vielleicht mal erklärt was da scheinbar passiert ist und wie wenig das mit der jetzigen Situation zu tun hat.

Da geht es eher um Vorbereitung nächste mal, andere Kinder, ich habe schon aus Kultusministerium gehabt, das 4 große Augen mich glaubhaft, fragend anschauen "echt da gibts Problem das ist doch vor X alles geklärt worden".
Meine das auch mehr Lösungsorientiert, denn nichts ist schlimmer, als ein bockender Lehrer.

Cheffchen

Hallo @Lennox0303,
mich interessiert brennend, ob ihr noch eine Lösung für die Klassenfahrt gefunden habt, oder ob euer Sohn tatsächlich zu Hause bleiben musste. Mein Sohn fährt an Halloween mit der 4. Klasse in sein erstes Landheim und ich hoffe, dass da nicht auch noch so etwas um die Ecke kommt. Wie habt ihr es am Ende geregelt?
LG Kirsten

Hallo zusammen,

Unsere Klassenfahrt ist zum Glück noch positiv verlaufen.

Ich habe über die Deutsche Diabetes Hilfe eine Pflegekraft bekommen die meinen Sohn begleitet hat.

Es war sehr kurzfristig und ich hatte wenig Hoffnung aber es ist zum Glück alles gut gegangen.

Vielen Dank nochmal an alle für eure Antworten.

LG Melanie 

Hallo zusammen, der tragische Vorfall wurde hier thematisiert und ich wurde über die Ferien, ohne dass ich es beabsichtigte, öfter auf die Sache angesprochen.

Es hat wohl vor kurzem einen Gerichtsentscheid dazu gegeben. Ausführlich wurde unter der Überschrift am 08.08.23 in der taz von Christian Rath berichtet. Ich verlinke das nicht, denn es müsste so ganz gut zu finden sein. Ob der Hergang und das Urteil für Kinder mit Diabetes förderlich sein wird, ob es zukünftige Entscheidungen zu Klassenfahrten beeinflussen wird, bleibt abzuwarten. Aber wichtig für uns Eltern ist erst einmal zu wissen, was denn nun wirklich passiert ist, um das Ganze besser einordnen zu können.

LG Michaela