Ich bin einfach total fertig

Hallo,

ich muss hier einfach mal meine Sorgen loswerden und hoffe, dass der ein oder andere vielleicht einen Rat hat, wie ich damit umgehen soll.

Folgende Situation: Lennard hat letzten Oktober den Kindergarten gewechselt, weil in seinem alten Kindergarten viele schlimme Dinge vorgefallen sind. Dort waren Prügeleien, würgen, ärgern, erpressen und sogar Misshandlungen unter Kindern an der Tagesordnung und die 4 Erzieherinnen, die für ca. 50 Kinder zuständig waren, waren völlig überfordert und haben die Prügeleien sogar tolleriert, um die Kinder später für die Schule darauf vorzubereiten, so der Spruch von der Leiterin. Mit den Kindern wurde wenig gemacht und die haben sich vermutlich vor Langeweile die Köpfe eingeschlagen (hauptsächlich Jungs). Lennard hat sich komplett verändert und sämtliche Sachen verweigert. Zu Hause war er oft agressiv, hat aber nie jemanden geschlagen, eher mit Sachen rumgeschmissen und gebrüllt oder geweint.
Als er jede Nacht Alpträume hatte und furchtbar geschrien hatte und das ganze irgendwie immer schlimmer wurde, haben wir ihn mal 2 Wochen zu Hause gelassen. Dort hat er uns Stück für Stück erzählt, was da abgelaufen ist. Das möchte ich jetzt nicht alles schildern. Aber wir haben sofort reagiert und einen neuen Kindergarten gefunden. Wir mussten natürlich den Grund angeben, warum wir wechseln, weil dieser eigentlich schon recht überfüllt war. Dort geht es sehr diszipliniert zu. Es werden viele Sachen unternommen, wie Schwimmen, Sport, Kochen, es wird viel gebastelt u.s.w. Die Erzieherinnnen waren auch sofort bereit das Diabetesmanagement zu übernehmen. Ich war natürlich 2,5 Wochen dort und konnte auch einen sehr positiven Eindruck vom Kindergarten gewinnen. Lennard brauchte natürlich seine Zeit, aber er sagt selber immer wieder, dass er sich dort wohl fühlt. Das hat er im alten Kiga nie gesagt. Er hat auch schon ein paar Freunde gefunden. Nun hat er aber ständig Erkältungen, Magen-Darm Grippe u.s.w....also ständig irgendwelche Infekte, so dass seine BZ-Werte total verrückt spielen. Er hat öfter Hypos oder ist extrem hoch. Durch die BZ-Schwankungen reagiert er wieder mit Schreien, Schmeißen, Kopfschmerzen, Weinen u.s.w. Sobald sein Blutzucker normal wird, ist er wieder völlig er selbst und einfach nur lieb.
Unser Problem ist nun, dass die Erzieherinnen es nicht verstehen, dass er durch z.B. Hypos überhaupt nicht aufnahmefähig ist. Er reagiert nicht, lacht, macht totalen Blödsinn und die haben arge Schwierigkeiten an ihn ranzukommen, um ihn zu pieksen. Dieses Verhalten projezieren Sie aber auf die schlechte Erfahrungen im alten Kiga und sagen, dass wir psychologische Hilfe in Anspruch nehmen müssen und dass die anderen Kinder damit nicht zurechtkommen. Er wird in meinen Augen quasi als Sonderling und komisches Kind betrachtet. Wenn er zu Hause mit seinen Freunden spielt, so kann ich dieses Verhalten in keinster Weise bestätigen und seine Freunde mögen ihn und wenn ich merke, dass an seinem Verhalten irgendetwas nicht stimmt kann ich sofort darauf reagieren.

Er hat gestern in der Kita ein Flugzeug gebastelt und es dann kaputt gerrissen, als ich gesehen habe, dass er vor dem Frühstück aber einen Wert von 46 hatte, war mir klar, dass dies durch eine Unterzuckerung gekommen ist. Die Erzieherinnen haben mich dann nur komisch angeguckt und gesagt "Naja, morgen versuchen wir es nochmal".

Dann wurde uns am Elternsprechtag erzählt, dass er öfter mal andere Kinder in den Toilettenkabinen eingesperrt hat. Ich war total schockiert und völlig fertig. Als ich mit ihm zu Hause darüber gesprochen habe, hat er mir bis ins Detail genau erzählt (er ist sprachlich sehr weit), dass dort ein kleines Mädchen ist, dass immer Angst hat auf Toilette zu gehen, wenn es sehr laut ist und dass dort einige Kinder auch öfter in dei Kabine reinlaufen, also stellt er sich vor die Kabinentür und hält die Tür zu und sagt den anderen, dass diese woanders hingehen sollen. Wenn alle nach dem Händewaschen rausgehen traut sich das Mädchen erst raus. Er war total traurig, als ihn die Erzieherinnen dann ausgeschimpft haben und sagte zu mir, dass ist einfach alles unfair, ich wollte sie nur beschützen.

Ich habe die Situation den Erzieherinnen dann aus Lennards Sichtweise geschildert und es wurde einfach nur genickt und gesagt "Oh schön, dass er es dir erzählt hat."

Ich habe dann nur gefragt, was Sie denn gesehen haben. Daraufhin kam nur Schweigen.

?????

In der Gruppe gibt es einen Jungen, der durch eine schwere Geburt (Sauerstoffmangel) geistig etwas zurück ist. Die anderen schließen ihn aus, da er sich nicht richtig ausdrücken kann und oft Wutanfälle bekommt, da ihn keiner versteht. Lennard sagte mir, dass er es unfair findet und dass er trotzdem mit ihm spielt auch wenn er nicht richtig reden kann. Er integriert ihn z.B. wenn er mit den anderen Kindern Vater, Mutter Kind spielt u.s.w. Und der Junge hängt sehr an ihm. Wenn ich Lennard abhole, so gibt es Kinder, die ihn total nett begrüßen oder sich verabschieden und dann welche, die ihn einfach nur böse angucken und Lennard guckt dann auch böse.

Ich blicke da im Moment nicht richtig durch.


Es sind jetzt diese zwei Seiten die ich höre und ich versuche einen klaren Gedanken zu finden. Ich weiß nicht, ob er dort wirklich agressiv ist oder ob man Ihn jetzt einfach in eine Schublade stecken möchte, weil man mit seinem Verhalten (z.B. bei starken BZ-Schwankungen) nicht klar kommt, was selbst mir als Mutter ziemlich schwer fällt. Er will immer Recht haben und seine Meinung durchsetzen und will mit den Erwachsenen diskutieren. Damit haben die meisten und auch ich öfter mal Probleme, aber ansonsten sehe ich da nichts ungewöhnliches.

Ich habe schon versucht mit einer Kinderpsychologin aus der Diabetesambulanz Kontackt aufzusuchen, um Sie um Rat zu fragen, da Sie Lennards Vorgeschichte schon kennt, die ist jedoch für unbestimmte Zeit krank und ich weiß einfach nicht was ich nun machen soll.
Für mich ist mein Sohn völlig normal und ich will ihn nicht noch mehr verrückt machen. Er ist kein Unschuldsengel und hat seine Launen, aber mehr ist da nicht. Sorry, dass es jetzt so lang geworden ist, ich bin einfach nur sauer und enttäuscht, dass der Spuk einfach nicht vorbei geht. Wir wollen einfach alle nur unsere Ruhe.

LG
Irina

Hallo Irina,
oje, da laufen ja gerade einige Sachen durcheinander!
Also, ich würde in Ruhe einen Gesprächstermin mit den Kindergärtnerinnen ausmachen und ihnen nochmal erklären, dass die BZ-Werte einen Einfluss auf so ziemlich alles (einschließlich VH) haben. Ich glaube sie haben -nach deinen Schilderungen zu urteilen- den Eindruck, dass die Krankheit "vorgeschoben" wird (man hat als Laie ja auch nicht wirklich Ahunung davon). Dann würde ich die Reaktionen abwarten. Wenn du meinst, sie glauben es immer noch nicht, wäre mal ein "Aufklärungsgespräch" seitens der Diabetes-Ambulanz im Kiga m.E. angebracht.

Hm, psychololgische Beratung ist -glaube ich- nicht verkehrt. Gerade, weil dein Kleiner ja im vorhergehenden Kiga wohl auch einiges durchgemacht hat. Vielleicht kommt da etwas Licht ins Dunkel. Ist es gar nicht absehbar, wann die Psychologin wieder gesund sein wird und ist es die einzige?

Liebe Grüße,

Claudia

Hallo,

was soll man da wie sagen.

4Erzieher == ca 50Kinder dürfte sogar ein rechtliches problem Sein.
Kenne zwar jetzt nicht den Personalschlüssen von dein Bundesland aber selbst 40kinder dürften viel zu viel sein und dürfte ein thema fürs jugendamt sein.

EDIT: folge beiträge die sich auf Personalschlüssen beziehen, da kann ich wohl wieder von glück reden das wir in Berlin wohnen 1zu13 oder Assi als voll Erzieher das würde die nur einmal machen und blöd das jedes Land das anders macht.

dass wir psychologische Hilfe in Anspruch nehmen müssen

Wir hatten/haben auch etwas problem mit verweigerung und übertrieben reagieren, ist zwar kein dauer zustand aber kommt halt vor. Wir sind dann selber zur Psychologin und haben den Pflegedinst gewechselt (nicht nur deswegen) da es die meisten konflikte gab.
Wir haben ein Belohnungssystem eingeführt, jeden Tag ein Smiley wenn es halbwegs ok war (kindgerecht), wenn es 5 am WE sind kann was ausgesucht werden, Zeitung, was als Sport BE, besonders Trinken und was soll ich sagen, letzte WE waren es nur bestimmte körner Brötchen für das Frühstück ;O).

Das mit verhalten in Kiga und zu Hause mit Freunde kann man nicht vergleichen, das wird jeder Erzieher sagen, da liegen Welten da zwischen, in welcher richtung kann aber keiner sagen, da das gefüge ganz anders ist. Im Kiga müssen die sich halt einordnen lassen oder ordnen anderen ein ).

Also ruhig bleiben, kein stress das wird schon wieder.

Cheffchen

Hallo Irina.
Das klingt ja sehr schlimm, was dein Kind im alten Kiga durchgemacht hat. Ich muss zwar cheffchen widersprechen, der Schlüssel ist nun mal oft sehr bescheiden (bei uns zb 1:13), aber die Zustände sind trotzdem krass und sollten vielleicht an höherer Stelle mal angesprochen werden.

Dein Sohn scheint sehr sensibel sein. Er bemerkt unfaires Verhalten oder wenn jemand Hilfe braucht. Ich wette, er leidet auch drunter, selbst wenn es ihn nicht direkt betrifft, sondern andere. Mir kommt das sehr bekannt vor Vielleicht magst du dich mal mit dem Thema "Hochsensibilität" auseinandersetzen? Dazu gibt es auch sehr gute Bücher, wie man als Eltern damit umgehen kann und auch die Kinder mit ihren starken Gefühlen umgehen können. Ich hab grad die Titel nicht zur Hand, aber bei Amazon findest du es sicher schnell.

Aus diesem Grund würde ich euch auch, wie Claudia schon schrieb, zu einer Kinderpsychologin raten. Es muss ja nicht gleich eine Therapie sein. Sicher reicht als erstes ein Gespräch unter Erwachsenen. Was dein Kind dort erlebt hat, kann es mit Sicherheit nicht so ohne weiteres allein verarbeiten. Das wäre für mich der erste Schritt. Garantiert lösen sich mit der Zeit dann nach und nach auch die anderen Probleme.

Zur Wesenveränderung bei Hypo und Hyper findest du bestimmt auch ein paar offizielle Texte im Netz. Das ist nun mal so. Wobei beim einen sicher ausgeprägter als beim anderen. Aber auf jeden Fall hat jeder Diabetiker gewisse Anzeichen, da gerade bei ausgeprägter Hypo das Gehirn mit betroffen ist (Glukosemangel).

LG und alles Gute
Eike

Cheffchen schrieb:
4Erzieher == ca 50Kinder dürfte sogar ein rechtliches problem Sein.
Kenne zwar jetzt nicht den Personalschlüssen von dein Bundesland aber selbst 40kinder dürften viel zu viel sein und dürfte ein thema fürs jugendamt sein.



Cheffchen

Nein, dass ist es nicht. Wäre schön, wenn es so wäre.

Eine Erzieherin und eine Sozialassistentin (oder eben 2 Erzieherinnen) dürfen 25 Kinder betreuen. Mehr werden gar nicht bezahlt.
Der Betreuerschlüssel ändert sich bei Krippen und bei Integrationsgruppen. Eine Einzelintegration darf zu dem o.g. Betreuerschlüssel erfolgen, wenn eine der beiden Fachkräfte eine heilpädagogische Zusatzausbildung hat.
Gruß Vera

Liebe Irina,
das klingt ja fürchterlich, wie du den alten Kindergarten beschreibst. Wie sollen Kinder denn angemessenes Verhalten lernen, wenn sie nicht darin unterstützt werden, ihre Konflikte zu lösen?
Die Selbstständigkeit im Hinblick auf die Schule zu fördern halte ich auch für notwendig- aber bitte nicht so.

Ein Kumpel von meiner Tochter hat das genauso, wie du das von deinem Sohn schilderst. Wenn der unterzuckert, wird er quasi unberechenbar, lässt sich nicht helfen und wehrt sich sogar dagegen. Er lässt sich dann nicht überreden Traubenzucker zu essen oder Cola zu trinken. Das muss wirklich schwierig sein. Der gute Mann ist übrigens 23 Jahre und hat das immer noch (und Diabetes seitdem er 1,5 Jahre alt ist. Die arme Mama).

Kann euer Diabetesteam euch da nicht weiterhelfen? Vielleicht hilft es, wenn die Erzieherinnen das noch einmal von einer Ärztin hören, dass das von den Unterzuckerungen kommen kann.

(Meine Tochter hat mir übrigens im Unterzucker mal eine Lampe an den Kopf geworfen und sich darüber kaputtgelacht. Zum Glück hatten wir so etwas nur einmal. Jetzt stresst sie das nur ungemein.)

Aber ich würde an eurer Stelle auch noch einmal einen Gesprächstermin vereinbaren. Im Rahmen eines Elternsprechtages lässt es sich nicht so lange sprechen.
Wichtig finde ich, dass ihr einen Konsenz findet. Eine Möglichkeit eurem Sohn zu helfen aber auch die Gefühle der anderen Kinder nicht außer Acht lasst. Für die ist es natürlich sehr schwer bzw. gar nicht einzuschätzen, warum euer Sohn sich so benimmt. Und auch die Erzieherinnen brauchen Handlungshilfen an die Hand, wie sie mit eurem Sohn verfahren sollen, oder besser, wie sie ihn in solchen Situationen am Besten helfen können. Dazu kann vielleicht wirklich noch einmal ein Gespräch gemeinsam mit der Ärztin notwendig sein.
Wichtig finde ich auch, die Argumente der Erzieherinnen ernst zu nehmen. Es kann ja durchaus sein, dass euer Sohn, das Erlebte noch nicht verarbeitet hat. Auch, wenn seine Ausraster von seinen BZ-schwankungen herrühren.
LG Vera

Hallo,

erstmal vielen dank für die ganzen Antworten.

Als ich Lennard heute abgeholt habe, waren die Erzieherinnen super nett, als ob nichts geschehen wäre. Als ich zu Hause in sein Tagebuch reingeschaut habe, sah ich , dass er dort Traumwerte hatte. Er hat auch wieder ganz toll an seinem Flugzeug gebastelt. Er hat also wieder funktioniert und gehorcht und alles ist wieder gut. Zu Hause hat er gesagt, dass er Flugzeug basteln total blöd findet und dass er viel lieber ein Piratenschiff mit einer Totenkopffahne gebastelt hätte " Ach Mama, ich will auch nicht mehr darüber reden, mich versteht ja sowieso keiner..."

Ich denke, dass die Erzieherinnen wirklich Probleme haben an ihn heranzukommen, was ich völlig verstehen kann. Ich könnte ja auch manchmal heulen.
Es gibt Tage, da liegt der Wert bei z.B. 52 mg/dl und er misst sich den BZ vollkommen selber und liest den BZ ab. Weiß es aber natürlich nicht einzuschätzen und dann gibt es Tage da liegt er bei 75 mg/dl und er ist überhaupt nicht in der Lage irgendetwas zu machen.

Ich werde es nächste Woche wieder bei der Psychologin versuchen, die auch die Geschichte von ihm kennt. Es macht jetzt für mich wenig Sinn wieder irgendjemanden neuen hinzuzuziehen.

Ich will nur einfach nicht, dass er in irgendeine Schublade gesteckt wird und denkt, mit mir ist was nicht in Ordnung. Wie soll er sich dann noch normal entwickeln?
Die Psychologin sagte damals zu mir, dass wir mit Lennard auf gar keinen Fall mehr über den alten Kindergarten sprechen sollen, da es ihn sonst noch mehr belastet. Genauso denke ich auch darüber.

Hallo Irina,

wollte gestern schon etwas schreiben, hab es dann aber zeitmäßig nicht geschafft.

Ich denke auch, dass wichtigste ist sich nochmals mit den Erziehern an einen Tisch zu setzen. Nicht erst dann, wenn es wieder "Probleme" gibt, sondern vielleicht sogar gleich jetzt, wo es "gut" läuft.

Zudem würde ich auch mit dem Diadoc besprechen, welche Möglichkeiten es gibt bzw. wie schon erwähnt mit der Psychologin.

Ich hatte vor Kurzem ein Gespräch mit Manuels Lehrerin, weil Manuel nicht gerne zur Schule geht. Ich weiß, er ist sehr sensibel was Hänseleien betrifft, damit muss er lernen umzugehen. Was für mich aber nicht OK ist, wenn er getreten, geschubst ... wird. Raus kam, dass der eine Junge wohl die Trennung seiner Eltern verarbeitet und dies so äußert. Natürlich kann ich es verstehen, dass es dem einen Jungen nicht gut geht. Trotzdem kann ich es nicht akzeptieren, dass dies an meinem Sohn "ausgelassen" wird (er ist ein leichtes Opfer, schlägt nicht zurück....).

Ich wollte damit nur zeigen, dass es eben immer zwei Seiten gibt. Ich kann mir schon vorstellen, dass es für die anderen Kinder schwierig ist, mit der Situation umzugehen, wenn es doch manchmal sogar für dich selbst, als Mama, schon schwierig ist. Daher glaube ich auch nicht, dass die Erzieher deinen Sohn in eine Schublade stecken wollen. Es mag schon sein, dass sie es nicht immer verstehen können, dass dies wirklich mit dem BZ zusammen hängt. Es gibt leider auch viele Eltern, wo das eigene Kind ja nie "böse" ist und immer für alles eine Erklärung finden.

Ich wünsche euch alles Gute und dass für alle Beteiligten bald wieder etwas mehr Ruhe einkehrt.

LG Kerstin

Hallo Kerstin,

Lennard wird leider auch schnell zum leichten Opfer. Ein Junge aus seiner Gruppe hat ihn draußen zu Boden gedrückt sich auf seinen Rücken gesetzt und ihn gewürgt (so hatte er es mir zu Hause berichtet) Die Jungs haben wohl Polizisten und Verbrecher gespielt und da hat der eine Junge wohl etwas zu ernst genommen. Ich möchte gerne wissen, ob dieser Junge auch eine psychologische Betreuung braucht... :lol: Nein, Spaß bei Seite, damit will ich eigentlich nur sagen, dass Lennard niemanden prügelt oder angreift, ich habe es persönlich noch nie bei ihm beobachtet, im Gegenteil. Auch in beiden Kindergärten habe ich es von den Erzieherinnen noch nie gehört, dass er jemanden geschlagen hat.

Er weiß unheimlich viel und denkt unheimlich viel über alles nach und kommt vielleicht deshalb bei dem einen oder anderen nicht gut an, weil die anderen verunsichert sind, dann kommt noch der Diabetes dazu und schon wird man als Sonderling abgestempelt. Super! Ein Beispiel: Gestern beim Duschen war er sowas von hippelig und hat nur Blödsinn gemacht, ich kam überhaupt nicht mehr dazu ihm mal den Kopf zu waschen,weil er nur rumalberte. Ich habe erstmal geschimpft,da hat er mich nur ausgelacht. Als ich dann sagte: Lennard wie viele Badeenten stehen an der Badewanne, guckte er total verdutzt und fing dann an zu zählen. Als ich sagte, wenn jetzt zwei davon weg sind, wie viele haben wir dann. Er nahm zwei davon weg und sagte dann das Ergebnis, dann stellte er mir Rechenaufgaben und ich konnte ihm in Ruhe die Haare waschen. :whistle:

Er ist einfach total kompliziert und ich glaube, dass es eingige verunsichert. Er bemerkt die Blicke und wird dann noch wilder, weil es ihm ziemlich unangenehm ist. Da wäre ich bestimmt auch nicht anders.
Nach dem Baden hatte er einen Wert von 78 mg/dl und ich gab ihm schnell Weingummis und dann war es auch vorbei mit dem rumzappeln.

Ich hoffe, dass wir irgendwann unseren langersehnten Sensor bekommen, denn ich werde so langsam ziemlich müde. :gaehn:


LG Irina

Hallo Irina, ich kann dich verstehen. Bei Thore (jetzt acht Jahre) gab es sowohl im Kindergarten als auch in der Schule viele ähnliche Situationen. Ich hatte oft das Gefühl, dass Thore missverstanden wird und grundsätzlich zum Täter abgestempelt wird, obwohl er genauso häufig (oder sogar häufiger) das Opfer war. Seit er die Diagnose Diabetes hat (seit einem Jahr) ist das alles viel besser geworden und kommt im Grunde genommen nur noch vor, wenn mit dem BZ etwas nicht stimmt. Dann ist er wieder in Streitereien verwickelt, lässt sich leicht provozieren, reagiert vollkommen über, knallt die Türen, tritt etc. Natürlich ist er dann immer der Doofe.
Ich kann auch verstehen, dass andere Kinder und auch deren Eltern nicht immer Verständnis für Thore haben oder hatten. Ich glaube, wir müssen uns damit abfinden, dass das Umfeld eben nicht immer Verständnis zeigt und auch erwartet, dass sich unsere Kinder trotz des Diabetes angemessen und angepasst verhalten. Ich bin zwar auch gelegentlich frustriert, aber ich versuche, damit zu leben und immer auch wieder für Verständnis zu sorgen. Trotzdem erwarte ich auch von meinem Sohn, dass er lernt, sich zu kontrollieren, auch in Situationen, wo er merkt, dass mit seinem BZ etwas nicht stimmt. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich das immer weiter und besser entwickeln wird.
Thore hatte Ergotherapie und auch eine Zeit lang eine Gruppe zum Sozialverhalten, wo er stets total unauffällig war. Seit der Diagnose Diabetes hat er das alles nicht mehr.
Er ist auch ziemlich clever.
Lg Astrid