Klassenfahrt

Selina hat seit dem 08.08.2011 DM. Sie ist 8 Jahre alt und geht in die 2.Klasse. Jetzt ist im April Klassenfahrt angesagt. Wie macht ihr das. Glaubt ihr ich kann sie mitschicken. Sie hat keine Pumpe. Muss die Lehrerin vorher eine Schulung machen?

Hallo,
in der Schule meiner Kinder findet die erste Klassenfahrt erst im 4. Schuljahr statt. Daher haben wir noch etwas Aufschub, aber meine Große (ohne DM) war gerade auf ihrer ersten Klassenfahrt und so beschäftigt mich das Thema auch jetzt schon.

Ich weiß ja nicht, wie das alles in zwei Jahren bei uns sein wird, wieviel meine Tochter schon alleine managen kann und wie zuverlässig sie bis dahin ist. Im Moment treibt sie mich regelmäßig in den Wahnsinn, wenn sie nach Aufforderung zu messen oder den Bolus abzugeben einfach nicht reagiert und für mich die Sache dann erledigt ist, weil ich sie erinnert habe und dann später merke, sie hat nichts gemacht. Wenn ich sie dann dauernd erinnern muss, macht mich das irre. Wenn ich mir vorstelle, dass das das Kind mit DM auf der Klassenfahrt ist, dem ich als Lehrerin dann sage, es soll ans Messen denken und dann wende ich mich dem übrigen Chaos um mich herum zu und das Schätzchen misst sich nicht...da kann leicht was übersehen werden. Okay, vielleicht sind andere Dia-Kids in jeder Lebenslage und in ungewohnter Umgebung immer top-zuverlässig und verantwortungsbewusst und nur meine Tochter ist so ein kleiner Zausel....??????

Ob die Lehrerin das alles machen kann und will, musst du sicher als erstes mal mit ihr absprechen. Ich glaube bei einem Zweitklässler, der sicher noch nicht allzu viel alleine macht, was den DM angeht und zusätzlich in eurem Fall mit einem noch ziemlich neuen DM, so dass das Kind auch noch nicht viel Erfahrung für sich sammeln konnte, ist das ganz schön viel verlangt. Messen, BEs rechnen, ständig daran denken, dass das Kind sein Messzeug, Traubenzucker und Zusatz-BEs etc dabei hat, nachts messen...
Ich fände es sinnvoll, eine Begleitperson zu organisieren, ob ein Elternteil oder eine Art Schulbegleitung für die Klassenfahrt, müsstet ihr euch überlegen.

Ich bin selbst Lehrerin . Klassenfahrten sind toll, aber auch 24 Stunden am Tag anstrengend. Man ist als Lehrer/in für 20 bis 30 Kinder zuständig und damit ist man durchaus gefordert, je nachdem, was da noch für Programm geplant ist mal mehr , mal weniger.
Ich hätte für mich kein Problem damit, einen Schüler / eine Schülerin mit DM mitzunehmen, ABER für mich ist DM alltägliche Routine, weil meine Tochter es seit vier Jahren hat und wir schon etliches erlebt haben und die Grundprinzipien klar sind. Als wir damals aus der Klinik kamen, war es für mich in den ersten Tagen und Wochen zu Hause unglaublich stressig und anstrengend, weil ich so viel gelernt hatte, aber noch so unsicher war, ob ich alles richtig mache und immer mein Kind beobachtet habe, wie es ihr gerade geht, was sie gerade macht, ob sie sich wohl anstrengt, ob der BZ in irgendeine Richtung abweicht....Ich stelle mir immer vor, die arme Lehrerin wäre in der Situation wie ich damals nach der Entlassung aus der Klinik...Erschwerend kommt hinzu, dass die Infos, die die Lehrer kriegen im Umfang ja bei weitem nicht vergleichbar sind mit der 10 tägigen Schulung, die ich in der Klinik hatte.Nebenbei ist die Verantwortung für das eigene Kind, wenn man eventuell nicht alles ganz richtig macht, nochmal anders als die Verantwortung, die ich als Lehrer habe. Wenn ich Dinge tue, von denen ich eigentlich zu wenig weiß (Diabetes?) und handele falsch, habe ich ein juristisches Problem!!!! Und nebenbei hat man eben noch die paar anderen Kinder zu beaufsichtigen. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch bei einigen anderen Kindern Besonderheiten zu berücksichtigen sind, macht es nicht einfacher. Da gibt es noch den Asthmatiker und die drei (mindestens) Allergiker und die Verhaltensmaßregeln für die Lehrer, was im Fall der Fälle mit dem einzelnen Kind zu tun und zu beachten ist, füllen Listen, die einem die Eltern mal eben in die Hand drücken. Das kann den medizinischen Laien (und das sind Lehrer in der Regel) schon etwas verwirren oder auch überfordern. Einfach weil man auf Klassenfahrt nicht in Ruhe dasitzt und über all diese Anweisungen nachdenken kann, sondern ständig unter Strom steht.
Gerade bei der ersten Klassenfahrt ist alles neu und aufregend, je jünger die Kinder sind umso mehr. Das im Kombi-Paket Aufregung mit anstrengenden Aktivitäten würde zumindest bei meiner Tochter die BZ Werte potentiell ordentlich durcheinander wirbeln.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich finde es zu viel verlangt, wenn von Lehrern erwartet wird, dass sie auf Klassenfahrten bei Grundschulkindern, ein Kind mit DM einfach so nebenher komplett betreuen müssen. Das ist eigentlich nicht zu leisten. Bei älteren, selbständigeren Kindern sieht das dann wieder anders aus.
Ich bin auch der Meinung, dass es eine Möglichkeit geben MUSS, dass ein Kind mit DM an solchen Veranstaltungen teilnehmen kann. Wie das im Einzelfall organisiert werden kann, hängt sicher vom Einzelfall, der Familiensituation etc ab.

Ich wünsche euch eine kreative Lösung für alle Beteiligten!
Viele Grüße
Petra

Hallo,

ich würde die Lehrerin daraufansprechen, ob Du mitfahren kannst. Zu meiner Schulzeit (lang, lang ist es her) sind auf den Klassenfahrten immer 1-2 Mütter dabeigewesen, um die Lehrerin zu unterstützen. Du könntest ihr also anbieten, das du ihr zusätzlich zum Diabetesmanagement hilfst. Dann hat deine Tochter nicht nur das Gefühl, dass du ihretwegen dabei bist.

Ihr werdet bis zum April lernen, dass ihr immer besser werdet im Umgang mit der Krankheit. Aber 7-8 jährigen soviel Verantwortung aufzubürden wäre meiner Meinung nach sehr früh. Aber es hängt natürlich auch davon ab, wie lange die Klassenfahrt ist und wie weit weg von Euch.

Hier wurde immer wieder darüber berichtet, dass Kinder im ersten und zweiten Schuljahr schon super gut alleine (mit telefonischer Unterstützung) mit der DM umgehen können. Ich denke, dass hängt viel mit der Reife des Kindes ab und von dem Gefühl für Unterzucker.

Auf jedem Fall würde ich aber die Lehrerin bitten zumindest eine Nachtmessung durchzuführen.

Liebe Grüße

Astrid

Ich denke ein Zweitklässler hat spannendere Dinge zu tun, als auf seiner ersten Klassenfahrt seinen DM allein zu managen. Das größte Problem sähe ich bei der KE-Schätzung des fremden Essens. Das zweite dann bei der Insulinberechnung, da ihr ja keine Pumpe habt.
Auch der Lehrerin würde ich diese Aufgabe nur übertragen, wenn sie sich sowieso halbwegs mit allen Punkten vom DM auskennt, es gern machen möchte und mindestens ein weiterer Betreuer mit fährt.
Ich denke die einfachste Lösung ist die von Astrid vorgeschlagene selbst mitzufahren. Auch zu meiner Schulzeit war das so üblich. Ich glaube damals gab es sogar Vorschriften, dass pro 10-15 (Keine Ahnung) Kinder eine Aufsichtsperson da sein muss. Da wäre eine Lehrerin nie allein mit 20-30 Schülern unterwegs gewesen.
Selbst wenn wir mit der Straßenbahn zum Sport ins Schwimmbad gefahren sind, war immer ein zweiter dabei. Und wir waren eine kleine Klasse von im Schnitt 17 Schülern.

Ihr werdet das schon geregelt kriegen!

Alles Gute
Tina

Erstmal danke an Alle. Ich bin immernoch sehr unsicher. Dass ich sie nicht alleine schicken kann ist jetzt klar. Wenn, dann werde ich wohl mitfahren. Das ist von zu Hause ca. 50km entfernt. und dauert 3 Tage. An manchen Tagen klappt Alles so gut, dass wir uns wie Profis vorkommen. Und dann gibt es wieder so viele Unsicherheiten, dass ich denke wir schaffen das nicht. Wie weit wir damit bis April sind, weiss ich nicht. Ich weiss auch nicht, wie ich das Essen berechnen soll, wenn ich nicht selbst gekocht habe. Oder was ihre BZ-Werte machen, wenn sie den ganzen Tag aktiv ist. Ausflüge, Wanderungen etc....
Manchmal bin ich echt verzweifelt und wünsche mir eine Fee, die mir nur einen Wunsch erfüllt....

Hallo,
das ist eine gute Lösung! Im April ist der Diabetes längst Gewohnheit bei euch! Die Klassenlehrerin wird doch sicherlich ohnehin eine Begleitung brauchen. Ich war vor einem Jahr in der gleichen Situation. Diabetes im August 2010 ausgebrochen, Kind 8 Jahre alt und 10 Tage nach Diagnose stand Tims 1. Klassenfahrt an. Ich bin im "Schockzustand" mitgefahren, da die Klassenfahrt Tim sehr am Herzen lag und der Arzt meinte, Tim soll nicht das Gefühl haben, der DM versaut im die Klassenfahrt.
Zum Glück ist Tim jetzt im 4. Schuljahr (nach 1 Jahr DM) noch mal auf Klassenfahrt nach Langeoog gefahren. Ich habe mich rechtzeitig um eine Betreuungskraft umgeschaut (Päd. Mitarbeiterin der Schule, kennt sich mit DM gut aus), die sogar vom Senator für Bildung die Kosten erstattet bekam. Tim war superstolz alles alleine geschafft zu haben und ohne Mutter auf Klassenfahrt gewesen zu sein (so super toll waren die Werte nicht, aber egal).
Die Klassenlehrerin kann auf keinen Fall den DM beaufsichtigen (erst recht nicht nächtliche BZ nehmen). Petra hat es ja schon erwähnt: es wird unterschätzt, um was sich die Lehrer in diesem 24 Stundenjob alles kümmern (Bettnässer nachts aufs Klo setzen, Heimweh behandeln, Zickenalarm, Streit,... aber es macht auch wahnsinnig Spaß die Kinder mal außerhalb von Schule zu erleben.

Hallo Mama von Selina,
was du gerade erlebst haben wir hier alle hinter uns. Ich hab ja oben auch geschrieben wie es mir am Anfang ging. Bis April werdet ihr schon viel Routine entwickelt haben und es läuft alles schon viel mehr nebenbei im Alltag mit als jetzt am Anfang.
Wenn du mitfahren kannst auf die Klssenfahrt klappt das sicher alles bestens!
Und auch wenn es dann alles irgendwann gut läuft und man sich sicherer fühlt im Umgang mit DM, gegen die Fee für den einen Wunsch hätte hier , glaube ich, niemand was...

Lass dich nicht unter kriegen!!!!
Herzliche Grüße
Petra