Panik am hellen Morgen
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Therapieform: CSII + CGM (Insulinpumpentherapie mit Glukosesensor)
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Uns hat man im Krankenhaus bei Schulung zur Manifestationszeit auch darauf hingewiesen, dass zum einen bei Kindern maximal die Hälfte der enthaltenen Dosis verabreicht werden sollte und zum anderen eine U100er Spritze gut dafür geeignet wäre (wahrscheinlich, um exakter ablesen zu können).
LG Alex
Alexandra mit Moritz *04/2005, Diabetes Typ 1 seit 04/2012,
Insulin Novorapid, Medtronic G780 (seit 05/2022); CGM (seit Nov 2017)
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.ketaha schrieb: Wir haben vom KH ein Schreiben für den Hort bekommen, wo bestätigt wird, dass mit dem Hypo-Kit kein Schaden angerichtet werden kann (wir sprechen jetzt von schwerem Unterzucker mit Bewusstseinsverlust...)
Darin ist angeführt, dass nach der Applikation noch 5-7 BEs gegeben werden sollen :woohoo:
Wenn jetzt die Dosis des Hypo-Kits eigentlich schon zu hoch ist und dann noch 5-7 extra BEs gegeben werden ..... ich will gar nicht weiter drüber nachdenken :blink:
Siehe auch:
.
.http://www.gifte.de/Antidote/glucagen.htm schrieb: Hat der Patient auf die Behandlung angesprochen, werden ihm Kohlenhydrate verabreicht, um die Leberglykogenreserven wiederherzustellen und einer nachfolgenden Hypoglykämie vorzubeugen.
Da ist auch gleich die Erklärung enthalten. Glucagon provoziert die Leber zur Abgabe von Glucose aus dem Glykogenspeicher. Da die Glucagonwirkung aber schnell nachlässt, die Halbwertszeit von Glucagon im Blut liegt bei 3-6 Minuten (vergleichbar wie Insulin), die Resorption ist aber im Unterschied zu Insulin sehr direkt, kann Glucagon den Leberglucosespeicher zwar erst mal leeren, wenn dann die Insulinwirkung langsam wieder greift, meist ja aus einem bereits vorhandenen Insulindepot im Unterhautfettgewebe weiterresorbierend, werden die Leberzellen sehr bemüht sein, das grade erst ausgepresste Glykogen schnellstmöglich wieder aufzufüllen.
Daher muss nach einer großen Glucagondosis immer eine große KH-Ladung nachfolgen.
Eine eventuelle Überdosis Glucose schadet dann nicht und kann nach einiger Zeit auch wieder durch Insulinkorrektur begradigt werden.
Die Darstellung macht auch klar, dass es im vorgehenden Fall des Erbrechens und wirkenden Bolusinsulins falsch wäre, die volle Dosis Glucagon zu setzen. Die wäre bald wieder abgeflaut, während das Bolusinsulin weiterhin nachkommt. Dann lieber mehrmals kleine Glucagonmengen mit der Insulinspritze, orientiert am Blutzuckerverlauf.
Das imitiert dann auch den Rgelkreis der Körpers, Glucagonlevel vs. Insulinwirkung. Die Glucoseausgabe der Leber bleibt relativ moderat, und es werden durch Glucagon dann auch über einen längeren Zeitraum die Muskelzellen in der Glucoseverwertung (Utilisation) gehemmt.
In der Zwischenzeit hat es dann Zeit, Glucose in kleinen Mengen, z.B. über Einlegen in die Wangentaschen und Resororption über die Mundschleimhäute, oder in kleinsten Schlucken über den Magen (der resorbiert auch schon direkt Glucose) zuzuführen.
Wenn alle Stricke reißen gibt es auf alle Fälle aber mehr zeitliche Luft, den Notarzt zu verständigen, bevor es zu einer schweren Hypo kommt.
Die erwähnten 5-7 BE der Empfehlung aus dem Krankenhaus (bei voller Glucagondosis?) entsprechen etwa dem , was man so bei Kindern an Speicherkapazität für Glucose in der Leber erwarten wird (10% des Organgewichtes, also etwa 50 bis 70g Glucose).
Gruß
Joa
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danke für deine Erklärung.
Wir haben keine Info erhalten, nicht die gesamte Dosis zu verabreichen.
Das mit den KHs nach Verabreichnung der Glucagonspritze, haben wir nur aus dem Schreiben für den Hort entnommen, gesagt wurde uns das nicht.
Jetzt weiß ich durch deine Erklärung noch warum dem so ist, hoffe aber trotzdem, dass wir dieses Wissen nie anwenden müssen.
LG Kerstin
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Deine Beschreibung der komplizierten Wechselwirkungen hat mich jetzt noch mehr bestärkt: Lieber fahr ich mit Valentin ins nächste Krankenhaus und lass ihm eine Glukoseinfusion geben, als mehrmals in kleinen, geschätzten Dosen Glucagon zu spritzen!
Aber danke für Deine Erklärungen, gut zu wissen für den Notfall in zivilisationsfernen Gegenden!
LG
Andrea
Valentin (08/1998, D seit 04/2006, Accu Check Combo seit 2009, Novorapid)
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Man arbeitet seit Jahrzehnten daran, dieses Verfahren zum funktionierenden Therapiestandard zu entwickeln.Andrea Sch schrieb: Deine Beschreibung der komplizierten Wechselwirkungen hat mich jetzt noch mehr bestärkt: Lieber fahr ich mit Valentin ins nächste Krankenhaus und lass ihm eine Glukoseinfusion geben, als mehrmals in kleinen, geschätzten Dosen Glucagon zu spritzen!
Das nennt man "Closed Loop". Eine Pumpe, die sowohl Insulin, als auch Glucagon abgeben kann und mit einer permanenten Glucosemessung gekoppelt ist.
Allerdings würde ich vorläufig nicht mit einer Realisierung rechnen. In der beschriebenen Version wäre es dann wohl die "handgemachte" Version. :lol:
Ansonsten ist der Steuerungszusammenhang zwischen Insulin, BZ, Glucagon und Fettsäurenmobilisierung das Basiswissen zur Gestaltung einer stabilen Therapie (siehe auch wohlformulierte Basalrate).
Der Zusammenhang erklärt auch, warum eine auf Hypovermeidung fixierte Therapieanlage genau das Gegenteil bewirkt, und warum eine Theapieführung im Normbereich des BZ der sicherste Schutz vor unverhofften Hypos ist (pp-Entgleisungen sind kein Problem).
Zu wenig Insulin = viel Leberzuckerfreisetzung = erhöhte Glykogenleerung der Leber = Sogwirkung der Leberzellen auf den Blutzucker, um die Speicher wieder aufzuladen, wenn ausreichende Insulinwirkung (es reicht ggf. basales Niveau) anliegt.
So führt z.B. eine insulinmangelversorgte Nacht mit erhöhter Leberzuckerfreisetzung (siehe BZ-Werte) dazu, dass bis in die nächste Nacht hinein Hypos mit Power zum Zeitpunkt X drohen können.
Gruß
Joa
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