Meine Tochter vergisst ständig den Bolus

Hallo zusammen

Ich habe mich gerade hier im Forum angemeldet und war auf der Suche nach einem Tipp. 
Meine Tochter ist 10 und ist seit 7 Jahren Diabetikerin. Sie hatte von Anfang an eine Insulinpumpe und nach einem Jahr auch einen Glukosesensor. Seit etwa 2,5 Jahren hat sie eine Pumpe die bei zu hohen Werten zusätzlich Insulin abgibt. Natürlich habe ich mich bisher zum Großteil um alles gekümmert. Meine Tochter wird nun aber immer selbständiger und lebt oft so, als hätte sie kein Diabetes. Soll heißen, sie vergisst regelmäßig die gegessenen Kohlehydrate in die Pumpe einzugeben. Ich muss sie fast bei jedem Essen daran erinnern. Generell isst sie einfach, ohne vorher die Werte zu checken. Es ärgert mich, dass sie so nachlässig ist und weiß nicht, wie wir es in den Griff bekommen sollen, dass sie daran denk sich einen Bolus zu geben. 
Ich wäre wirklich dankbar für jeden Tipp.

Dani

Hallo Dani, die Zeit ist besonders herausfordernd. In der Position als Elternteil ist das ein Tanz auf dem Drahtseil. Zwischen Junge und Mädchen gibt es Unterschiede, man hat ein vollkommen anderes Blatt auf der Hand und spielt die Karten anders aus. Egal worum es geht, handeln oder nicht handeln braucht für den Lernfaktor eine zeitnahe Konsequenz, sonst kann man es vergessen. Und was wichtig ist, dass du nicht vom Kurs abweichst. 

Leider beginnt das Gehirn sich jetzt umzubauen und das wirst du wahrscheinlich immer wieder merken.
Das beste Anzeichen, finde ich, ist das Zimmer oder das zur Behausung werdende Zimmer des Kindes. Das spricht Bände!

Was halt leider eine pubertäre Tatsache ist, dass alles was du dem Kind bis dahin beigebracht hast wieder verschwindet. Keine Angst, es kommt nach dem Umbau wieder zurück. Was allerdings ganz schnell passieren kann, das dir die rote Karte der Privatsphäre vor die Nase gehalten wird. Damit sind die Blutzuckerwerte gemeint. Und die werden dazu benutzt dich so richtig auf die Palme zu bringen. Cool bleiben gelingt nicht immer.

Was ich gemacht habe, klare Regeln aufgestellt. 
Regel: Ich habe nicht erwartet, dass alles perfekt lief, aber ich wollte sehen, dass man auf Situation x reagiert hat. 
Hats geklappt. war alles supi und meine Kinder konnten ihre Freiheit genießen.
Wenn nicht, dann gabs die Konsequenz, die vereinbart wurde.
 
Kinder wollen sich in dem Alter abnabeln. Freunde treffen, ausgehen, auf Partys, über Nacht wegbleiben. Das war mein Hebel und den habe ich bedient. Vertrauen ist keine Einbahnstraße. 

Ganz konkret gabs dann folgende Situationen. Es wurde gefragt, ob man zu Freund(in) x gehen kann. Ich hatte nach und nach aufgehört nach den Werten zu schauen. Und in immer länger Abständen unangekündigt nachgeschaut. Hatte er sich gekümmert, ohne dass ich was sagen musste, konnte er losziehen. Hat er es nicht, dann Pech gehabt.
Damit punktet man beim Kind natürlich nicht und muss sich auf  ordentlich Gegenwind einstellen. 
Da heißt es ganz besonders ruhig zu bleiben und immer wieder hinweisen, was abgesprochen war.

Das ist ein sehr, sehr mühseliger Prozess und natürlich läuft es nicht auf Anhieb gut. Oder es läuft und dann gibt es wieder Phasen, wo man sie an die Decken kleben könnte. 
Wichtig ist, dass du deine roten Linien ziehst und beharrlich dran bleibst, was dir wichtig ist. Ihr das immer wieder sagst und begründest. Und manchmal muss man die Schlechtwetterfront aushalten und warten bis sich alles beruhigt hat, um in Ruhe miteinander sprechen zu können, wie es besser gelingen könnte.
Und noch einen letzter Tipp, egal was du als Konsequenz ausmachst, nur sagen, was du auch wirklich durchziehst. Ansonsten hast du schon verloren, bevor das Spiel begonnen hat. 

Das sind so meine Erkenntnisse der pubertären Jahre. Während mein Sohn aus der Phase heraus ist, ist meine Tochter(15) noch mitten drin. Ich bin also noch mitten im Auge des Sturms. 
In diesem Sinne 

LG Michaela

 

Hallo @DaniFu,

die frage ist ja, vergessen oder mit Absicht egal.

Das vergessen, kann nach so lange Diagnose zeit echt einfach sein, das der Diabetes so im Hintergrund gefallen ist, das einfach echt nicht dran denkt, was ja grundsätzlich echt super ist, da halt ruhig und vorsichtig aber selbstverständlich dran erinnern, dann vergeht das nach einigen Monaten wieder, da müsst einfach beide durch halten, vielleicht Wecker zur Zeit Stellen.

Wenn es eher Absicht, also Rebellion ist, wird das natürlich ein anderes Thema, ob da Gespräche, feste Regeln mit Konsequenzen oder einfach warten hilft, hängt sehr vom Kind ab.

Cheffchen

Ja die Pupertät. Die spielt da sicher auch mit rein. Für mich ist es auf jeden Fall nach so langer Zeit einfach gar nicht verständlich, dass sie etwas essen kann, ohne vorher an den Bolus zu denken. Es ist gar nicht automatisch verknüpft. Jeden Tag haben wir Werte über 250.

Aber ich kann da wohl nur einfach weiter dran erinnern und hoffen das es irgendwann selbstverständlich ist. Konsequenzen haben wir natürlich, aber auch da hab ich oft das Gefühl, dass diese nur abgesessen werden.

Ich denke tatsächlich, dass sie es vergisst. Sie ist sicherlich auch genervt, was ich nachvollziehen kann, aber es geht nunmal leider kein Weg daran vorbei. Ich bin nur unsicher, ob ich eventuell gar nichts mehr groß beeinflussen kann.

Ich denke tatsächlich, dass sie es vergisst. Sie ist sicherlich auch genervt, was ich nachvollziehen kann, aber es geht nunmal leider kein Weg daran vorbei. Ich bin nur unsicher, ob ich eventuell gar nichts mehr groß beeinflussen kann.

Ich denke tatsächlich, dass sie es vergisst. Sie ist sicherlich auch genervt, was ich nachvollziehen kann, aber es geht nunmal leider kein Weg daran vorbei. Ich bin nur unsicher, ob ich eventuell gar nichts mehr groß beeinflussen kann.

Hi Dani, das nennt man pubertäre Demenz.    Was du schilderst passt genau hinein. 

Sie wissen selbst gar nicht was mit ihnen passiert. Den Prozess habe ich bei meinen Kindern erlebt und erlebe ich verstärkt bei den Viertklässlern. Das ist ein Gefühlsdramajahrgang.  Und wirklich jedes Kind tickt anders. Du glaubst gar nicht mit was sich die Kinder alles beschäftigen. Das ist eine sehr turbulente Zeit für sie in der sich soooo viel verändert! Der Körper, Freundschaften oder Schwärmereien. Wer mag wen. In den Pausen hört man echt nichts anders, was zu immensen Stress führt, der nach Unterrichtsende in Chats verschlimmerbessert wird. Und dann ist da noch der Diabetes der nervt. (Und die Eltern.) 

Dennoch muss man einen Mittelweg finden, wie man durch die Zeit kommt. Das macht die Phase so anspruchsvoll. Auf der einen Seite braucht es ganz viel Verständnis und auf der anderen Seite auch Klarheit, Struktur und eine Leitplanke, die sie nicht zu dolle auf Abwegen geraten lässt. 

 

Hallo, ich kann dich so gut verstehen. Wäre auch total genervt. Wirklich hilfreiche Tipps hab ich auch nicht auf Lager, außer vielleicht noch mal eine Schulung ( in der sie auch die Konsequenzen aufgezeigt bekommt). Mein Sohn (17) hat einen Mitschüler der öfter mit Werten jenseits 300 rumläuft und dabei fröhlich Haribo nascht. Ähmmm, ich glaube ich würde da nicht ruhig bleiben.....
LG und gute Nerven kiki

Sie hat vor Kurzem auch eine Tüte Gummibärchen und Kekse mit einer Freundin geteilt und keinen Bolus gegeben… 🙈 ruhig war ich da auch ich mehr. Das waren am Ende über 100g Kohlehydrahte ohne Ausgleich.