Nachteilsausgleich? in Schule

Hallo,
ich habe fast alle Beiträge zu diesem Thema gelesen. Wir sind immer noch hin und hergerissen, weil wir nicht wissen, was zu tun ist. Heute gab es für unseren Sohn die versetzungsentscheidende Mathe-Schulaufgabe 8. Klasse. Zum ersten Mal ist er währenddessen in den krassen Unterzucker gerauscht und es ging bei ihm nichts mehr. Als er es der Lehrerin gesagt hatte, meinte sie nur: "Wenn die Arbeit erstmal begonnen wurde, muss sie gewertet werden." Stimmt das? Lucas hat es seit dem Diabetes wirklich schwerer beim Lernen mit Konzentration, und er braucht viele Pausen. Er war vorher ein Musterschüler und ist sehr clever. Mittlerweile droht das Scheitern auch durch solche Ereignisse bei Arbeiten, Abfragen mit zu hohem BZ etc., weil kein Lehrer gewillt ist, darauf Rücksicht zu nehmen. Die werden sogar pampig. Was ihm schon alles als "Ausrede" unterstellt wurde...Es ist zum Heulen, und ich bin so traurig vor Mitgefühl. Wie sieht das Ganze für unsere Kinder denn rechtlich aus? Das Gesundheitsamt sagte mir in Nürnberg, für Diabetiker-Schüler gebe es keinen Nachteilsausgleich! Hilfe!

Dialu schrieb:

Warnung: Spoiler!

Als er es der Lehrerin gesagt hatte, meinte sie nur: "Wenn die Arbeit erstmal begonnen wurde, muss sie gewertet werden." Stimmt das?

Ja, so lautet allgemein die Regel.

Ich weiß noch, dass besonders in der Oberstufe die Lehrer vor jeder Klausur gefragt haben, ob sich jeder von uns auch wirklich gesund und fit fühlt, denn sobald die Aufgabenblätter ausgeteilt wären, könnten sie kein "krank" mehr akzeptieren.

So wie ich das mit dem Nachteilsausgleich verstanden habe, bedeutet dass, das man eine extra Zeit gutgeschrieben bekommt. Für messen und Essen und beheben von Unterzucker.
Dein Kind hätte warten müssen, bis wieder alles in Ordnung wäre und dann weitermachen. Die Zeit dürfte nicht angerechnet werden. Oder sehe ich das falsch?

Meine erste Frage wäre mal: Misst er sich denn vor den Arbeiten? Reagiert er entsprechend?
Natürlich kann es immer mal passieren, dass man während einer Arbeit zu hoch oder zu tief ist ... aber das sollte ja doch die Ausnahme sein. Und wenn´s denn so ist, schnell gegen regulieren, dem Lehrer Bescheid geben und weiter machen.
Einen Nachteilsausgleich gibt es nur in Form von mehr Zeit für eine Arbeit. Aber in der 8. Klasse. Seid ihr sicher, dass die Konzentrationsschwierigkeiten keine anderen Ursachen haben?

Mein Sohn misst und reguliert von 6 Uhr morgens an besonders wenn Schulaufgaben anstehen. Aber er schwankt trotzdem immer wieder. So kommt es vor, dass er von 150 innerhalb von 30 min in einen Unterzucker rauscht oder eben in die andere Richtung. In diesem Fall hat er die Arbeit mit perfekten 117 begonnen und in kurzer Zeit einen schweren Unterzucker gehabt. Erstmals während einer Arbeit! Ich kann das doch vor dem Austeilen der Blätter nicht vorhersehen, es ist einfach passiert. Findet ihr es richtig, dass eine Lehrkraft dann keinen Spielraum anbietet? Was ist mit der verlorenen Zeit, um im Kopf wieder klar zu werden, vor allem wenn sie weiß, was bei dieser einen Arbeit auf dem Spiel steht? Ich bin selbst Lehrkraft und finde das, was heute an Machtdemonstration gezeigt wurde, unerträglich. Mein Sohn hat noch weitere Erkrankungen und muss noch mehr kämpfen, als "normale" Diabetiker. So ein Verhalten kann ich doch nicht durchgehen lassen...

Hallo @Dialu,

wegen zukünftigen Nachteilsausgleic solltest dich im Kultusministerium erkundigen, wenn Amtsarzt keine große Hilfe ist.
Für diese Arbeit ist natürlich der Drops gelutscht da kein Nachteilsausgleich und der Lehrer im Sine der gleichberechtigung nichts machen kann/muss.
Wenn ein hast kommt es drauf an was mit DiaDoc und Schule vereinbart, da gibts wege mit BZ am Anfang und Ende auf Arbeit Notieren oder auch zwischen messungen, wenn der Doc dann Schreibt das unter XX gegenreguliert werden muss mit X min Pause, ist das eine feste Regel, mit der auch ein Lehrer Arbeiten kann/muss.

Das mit dem Spielraum ist so ein ding, Lehrer macht bei den ein und den anderen aber bei ein anderen nicht und der regt sich verständlich auf und Eltern drohen mit klage, alles schon vorgekommen.

Cheffchen

Edit: was hat Gesundheitsamt mit Nachteilsausgleich zu tun? das macht doch euer Diadoc.

Den Nachteilsausgleich muss man doch offiziell stellen.
Das muss der Erziehungsberechtigten machen. Mir sagte man, er sei beim Schulamt zu beantragen.
Im Internet steht, als formloses Schreiben, den Antrag an der Schule stellen und dort würde das in der Klassenkonferenz entschieden. Die Konferenzen finden meist um die Zeit statt, wegen der Noten der Zeugnisse.

Ein Nachteilsausgleich muss vorab gestellt werden. Im Nachhinein ist es schwierig. Und die Entscheidung darüber trifft - in NRW - die Schulleitung. Möglich ist bei Diabetes mehr Zeit. (bei anderen Erkrankungen habe ich schon erlebt: mündliche statt schriftlicher Prüfung, vereinfachte Prüfungsaufgaben, geänderte Bewertungsrichtlinien (also bspw. bei LRS: Rechtschreibung wird nicht gewertet, größer kopierte Arbeitsblätter, besonders gefärbte Arbetisblätter, Schreiben mit Bleistift erlaubt,...) allerdings werden viele Nachteilsausgleiche in Abschlussprüfungen ausgesetzt, d.h. in den entscheidenden Prüfungen gibt es keine Sonderbehandlung.
Um welche Entscheidung geht es denn in der achten Klasse bei euch? Die Entscheidung für eine weiterführende Schule fällt doch schon in der vierten Klasse oder irre ich mich?
Im Nachhinein kann man meines Wissens nichts mehr beantragen - höchstens eben eine (mündliche) Nachprüfung, wenn die Leistungen von den vorherigen um mehr als zwei Noten abweichen. Allerdings sind die Nachprüfungen nicht einfacher, also es lohnt sich wirklich nur, wenn die Leistungen sonst wesentlich besser waren und durch den Unterzucker stark getrübt wurden. Wenn diese Schwankungen natürlich täglich auftreten, so dass seine Leistungen ohnehin nicht gut sind, wird es schwierig.

In Nürnberg läuft der Antrag über Schularzt bzw. Gesundheitsamt, wenn Eltern ihn beantragen. Der DiaDoc muss dann natürlich seinen Bericht zusteuwrn. Schulen können es auch direkt beanntragen, da weiß ich jedenfalls nicht, wie der Weg ist. Wie du bemerkt hast, der Drops ist nun gelutscht...
Danke für die Antwort!

Sagt mal, ist das neu dass man den Ausgleich beantragen muss oder hatten wir einfach nur "Glück"?

Sina war noch im Krankenhaus da wurde uns per Email mitgeteilt dass die Schule entschieden hätte, Sina natürlich einen Nachteilsausgleich zu gewähren und dass dieser bei Meldung wegen Unterzuckerung bei Klassenarbeiten zum Einsatz käme als zusätzliche Arbeitszeit hintenraus und dass sie jederzeit während des Unterrichts messen, essen, trinken darf.

Ich kannte den Begriff damals noch gar nicht und habe erstmal gegoogelt. Da hatte sie auch noch keinen Schwerbehindertenausweis. Die Schule hat das nur aufgrund unserer Diabetesmeldung und "Kind ist im Krankenhaus" gemacht.

Dialu: Mit 117 würde meine Tochter nicht in eine Klassenarbeit gehen. Sie schaut immer dass sie Puffer hat und startet meist so um 180 rum, wirft dann aber schon bei 130 was kleines ein, damit sie keine Probleme bekommt. Den Nachteilsausgleich hat sie nie gebraucht, bis auf Essen/Trinken im Unterricht.