Klassenfahrt mit Surfkurs

Hallo,

im Juni ist für Dustin´s Klasse eine 3-tägige Klassenfahrt geplant.
Unterkunft zelten, Verpflegung komplett.
Weitere Aktivitäten sind Rafting und ein Surfkurs mit täglich 4 Stunden auf dem Surfbrett und anschließender Prüfung.

Jetzt habe ich das Problem, dass sich Dustin vollkommen dagegen sperrt, er will absolut nicht mit, hat aber auch Angst, dann in eine andere Klasse zu müssen.

Ich habe ihm angeboten, dass ich diese 3 Tage Urlaub nehme und dann eben pendele (der See ist ca. 1/2 h vom Wohnort entfernt). Ich würde mich dann als "stiller Beobachter" an den Strand setzen. Damit könnten wir z. B. abdecken, dass die Pumpe beim Rafting von A nach B transportiert wird und auch beim Surfen kann man ja so eine teure Pumpe nicht einfach in den Sand legen. Und nach 2 h muss die Pumpe ja eh wieder angeschlossen werden, da ja auch das Basalinsulin stündlich abgegeben wird.
Erschwerend kommt hinzu, dass wir uns auf die Klassenlehrerin nicht stützen wollen, weil sie immer viel verspricht und sich dann aber in keinster Weise kümmert (bereits schlechte Erfahrung gemacht). Außerdem macht sie den Surfkurs mit, wird also demzufolge nicht an Land hocken bleiben.

Abgesehen vom Problem, dass Dustin nicht mit möchte, weil er "keine Umstände" machen will - ich würde ihm das sehr gern ermöglichen. Es tut mir wirklich leid, dass er sich selbst ausschließen will, denn eine Klassenfahrt ist doch ein schönes Erlebnis im tristen Schulalltag.
Geht vielleicht einer von Euch surfen oder macht sonstige Wasseraktivitäten. Packe ich dann Traubenzucker in so eine wasserdichte Box zum umhängen? Erfahrungsgemäß verbraucht Dustin unheimlich viel Insulin beim Baden - ist also ruckzuck unterzuckert.
Momentan haben wir auch noch das Problem, dass Dustin aufgrund einer Angststörung die Katheter nicht selbst setzt und bei uns sind die Badepflaster irgendwie nicht so richtig dicht. D. h. es müsste dann auch täglich ein neuer Katheter gesetzt werden.
Und ein Zöliakie-Test steht am 20. April auch noch an. Wenn sich dieser Verdacht auch noch bestätigen sollte, hätten wir auch noch das Problem mit dem Essen (ich bete zu Gott, dass es nicht so ist!).

Mir geht soooooo viel durch den Kopf, möchte aber die Sache auch nicht so planlos angehen, nach dem Motto "´s wird sich schon finden". Jede normale Klassenfahrt wäre ja nicht soo ein Problem gewesen. Blöd ist eben nur, dass sich so viel auf dem Wasser abspielt.

Könnt ihr mir bei einer Entscheidung helfen - in meinem Kopf kreiselt alles durcheinander?!

Danke im voraus

Yvonne

Hallo Yvonne,hab eben von Deinem Problem gelesen.Es hätte auch mich nur noch grübeln lassen. Ich würde an Deiner Stelle auch Urlaub nehmen.(Mach ich auch,wenn Lisa Klassenfahrt hat und fahre mit.) Sag ihm, dass Du es sehr gern tust, weil Du sonst auch traurig wärst.Ich denk mal, Du hättest sonst eh keine ruhige Minute.Hinzu kommt die Angststörung bei der sich Kinder oft unverstanden fühlen und so kannst Du ihm etwas Sicherheit bieten.Von Wassersport hab ich leider keine Ahnung,weiss nur, dass Lisa im vorigen Jahr beim Schwimmen auch ständig Unterzuckert war trotz weniger Insulingabe. Ich hoffe für Euch,dass Dustin sich trotz alledem auf die Fahrt freut und vielleicht haben ja einige hier im Forum noch bessere Hinweise. Euch alles Gute!LG Birgit

Hallo Yvonne!
Surfen ist eine tolle Sache. Julian hat letzten Sommer am Bodensee einen Kurs gemacht und war begeistert.
Als Notfall BE würde ich auf keinen Fall Traubenzucker nehmen. Der ist bei uns trotz wasserdichtem Behälter feucht geworden und war nicht mehr zu gebrauchen. Heute würde ich diese kleinen Tüten Gummibären nehmen oder Flüssigzucker. Mir fällt nur gerade der Name nicht ein.
Eine zuverlässige Aufsicht brauchst Du auf alle Fälle. Je nachdem wo ihr lernt kann man weit vom Ufer abkommen. Gerade am Anfang wenn das Brett macht was es will, anders sieht es natürlich aus wenn der Kurs im Schwimmbad gemacht wird. Da schätze ich die Gefahr geringer ein.
In Julians Kurs hat ein Mann unterzuckert und konnte sich gerade noch am Brett festhalten bis er geholt wurde. Wären die anderen Teilnehmer nicht so aufmerksam gewesen, wäre das böse ausgegangen. Mein Mann hat den Herrn über Wasser gehalten während andere Hilfe geholt haben.
Also halt nicht hinterm Berg mit der Erkrankung deines Sohnes auch nicht beim Veranstalter und nerv sie ruhig mit Fragen nach der Anzahl der Aufsichtspersonen etc.
Wegen der Pumpe: Kann er nicht tagsüber den Pen nutzen, oder hat er damit keine Erfahrung? Dann hättet ihr das ganze Drama mit an- und abkoppeln nicht und hohe Werte würde ich für die Tage in Kauf nehmen.
Julian hat der Kurs übrigens einen Sauspaß gemacht. Viele Grüße,
Marlene

Hallo Yvonne,
das ist ja eine schwierige Sache, da würde ich mir auch so meine Sorgen machen. Vielleicht würde ihm etwas helfen, womit er sich ohne rufen zu müssen (das ist bei einer Unterzuckerung glaube ich sehr schwierig) bemerkbar machen kann. Es gibt so einen Anhänger, da muss man nur einen Stöpsel rausziehen und der gibt einen lauten Alarmton ab. Ich weiß aber nicht, ob die auch im Wasser bzw. wenn sie nass sind funktionieren. Außerdem gibt es Schwimmwesten mit einer Alarmpfeife. Wenn alle sowieso eine Schwimmweste tragen müssen, wäre das vielleicht eine gute Lösung. Das muss ja in jedem Fall auch im Wasser funktionieren. Wenn dein Sohn im Wasser schnell unterzuckert, würde ich das auch mit dem Pen versuchen, wie Marlene geschrieben hat. Dann braucht er ja sowieso wenig Insulin und muss nicht alle zwei Stunden die Pumpe ankoppeln. ich würde für solche Tage auch lieber hohe Werte riskieren und von vorneherein nur wenig spritzen. Würde ich aber noch beim Diabetologen abklären, wieviel genau. Wenn der See(?) nicht soweit von euch entfernt ist würde ich an deiner Stelle mit deinem Sohn auch schon vorher hinfahren, so dass er sich das ganze einmal angucken kann. Und ihn dann selber entscheiden lassen. Wenn er immer noch nicht will, ist das natürlich schade für ihn, aber er muss sich in der Situation auch sicher fühlen, um Spaß haben zu können.
Von der Lehrerin finde ich es blöd, eine solche Klassenfahrt zu planen, mit einem Diabetikerkind in der Klasse.
Viele Grüße und viel Glück Vera

Eli schrieb:

Erfahrungsgemäß verbraucht Dustin unheimlich viel Insulin beim Baden - ist also ruckzuck unterzuckert.



das stimmt so natürlich nicht:
durch die Bewegung der Muskeln wird Glukose verbraucht und die Unterzuckerung entsteht durch das Zuviel an Insulin

Gruß Vera

Hallo Yvonne,

nur mal so als Gedanke: Ein DLRG-Sani als Eingliederungshilfe während des Surfkurses? Dann hast Du zwei Fliegen mit einer Klappe ...

Lieben Gruß und gute Nacht

Gottwalt

Halle an alle Antwortenden,

ich danke euch für eure Tipps.

Ehrlich gesagt wollte ich mich auch vergewissern, ob ich überreagiere - schließlich ist Dustin grad 14 geworden.
Im Großen und Ganzen managt er seinen Diabetes recht gut allein (schon weil er oft allein unterwegs ist), zz. gibts eben die Einschränkung durch die Angststörung.
Wäre es eine "normale" Klassenfahrt, hätte ich mir in keinster Weise Gedanken gemacht, denn hohe Werte hätte ich sowieso eingerechnet und finde das für so ein paar Tage auch nicht weiter schlimm.
Aber Wasser ist eben so eine eigene Geschichte.

@Lisamarie:
Du hast schon Recht mit der Angststörung (das klingt, als sprächest du aus Erfahrung). Momentan neigt bei ihm vieles in Richtung Angst abzugleiten.
Darum habe ich ihm ja nach seiner Ansage, nicht teilnehmen zu wollen, angeboten, dabei zu sein.
Ich merke, dass er mich tatsächlich zz. sehr braucht.


@Marlene:
Eben so sehe ich das auch - er ist dabei, sich da einen mordsmäßigen Spaß entgehen zu lassen. Dustin ist schon immer ein Typ, der manchmal zu seinem Glück gezwungen werden muss.
Guter Tipp mit dem Flüssigzucker (Jubin heißt er).
Den Pen-Gedanken hatte ich ja auch bereits. Allerdings hat er sich in der Psychotherapie (wegen der Angsstörung) sehr eindeutig gegen den Pen ausgesprochen.
Dustin hängt immer so am/im Untergewicht, isst aber sehr viele kleine Portionen am Tag und würde dann, aufgrund der Angststörung, nicht ausreichend essen, um nicht spritzen zu müssen. - Also ein Teufelskreis!

@monday:
Mit der Pfeife, das ist ein guter Tipp. Schwimmweste vermute ich, trägt dort keiner, da eindeutig abgefragt wurde, ob alle Schwimmer sind.
Den See kennt Dustin bereits, weil wir da im Sommer immer Baden waren.
Jeeeetzt, wo ich das schreibe, fällt mir auf, dass Dustin eigentlich nie richtig ins Wasser gegangen ist, selbst im Ostseeurlaub nicht - immer nur so bis zu den Knien. Ich habe das immer so akzeptiert, weil´s einfach schon immer so war. Im Schwimmbad ist das allerdings kein Problem - und schwimmen kann er auch gut.
Wahrscheinlich liegt dort das Hauptproblem für die Verweigerung an der Teilnahme der Klassenfahrt. Das ist ja wie Rätsel raten und ich komme jetzt erst durch´s schreiben drauf!:woohoo:

Mal jetzt mal so eine Überlegung:
Wenn es also das "Wasserproblem" als solches ist, müsste man einfach nur den Kurs herauslassen oder auf Boot fahren umsteigen und schon wäre vielleicht das Problem geklärt. Das wäre natürlich der optimale Mittelweg.
Das bespreche ich heute Abend mal mit Dustin.

Wenn Dustin sowieso zum Unterzucker neigt, dann muß er vielleicht gar nicht während des Surfkurses spritzen.
Vielleicht kannst Du ja mal mit den Organisatoren sprechen was Du wegen der Wasserangst machen kannst. Wenn es nicht so weit weg ist...
Rettungsweste hatte im Kurs übrigens niemand an. Schwimmen können war Vorraussetzung. Ebenfalls Pflicht war ein Neoprenanzug. Um diese Jahreszeit sicher auch eine gute Empfehlung.
Da dein Sohn in psychologischer Behandlung ist, spricht doch mit dem Therapeuten. Vielleicht kann er Dir einen Rat geben.
Viel Erfolg,
Marlene

Hallo Marlene,

Dustin neigt hauptsächlich beim Baden zum Unterzucker ansonsten ist es ein recht chaotisches auf und ab (sicher der Pubertät geschuldet).

Heute versuche ich noch ein paar Dinge von der Klassenlehrerin abzufragen. Mal sehen.


VlG
Yvonne

Die Antwort ist ganz einfach! Lass ihn mitfahren...
Meine Eltern haben sich auch erst gegen eine 2 wöchige Schwedenfahrt mit Kanuhike entschieden. Da ich ungefähr so alt bin wie Dustin (15) weiß ich wie scheiße man sich fühlt, wenn die Eltern auf einmal sagen: Tut mir Leid, du kannst nicht mitfahren!
Mein Arzt hat meinen Eltern gesagt, dass ich unbedingt mitfahren solle, denn viel zu oft vergesse man, das erst man selber kommt und dann Diabethes.
Und mit dem Spritzen, deswegen kann man sich kurz vorher noch einmal mit dem Arzt zusammen setzen.
Es gibt auch von einer Firma namens FRÍO Kühltaschen, die das Insulin auf Zimmertemperatur halten (falls es mal zu heiß wird).
Auf jedenfall ist es denke ich wichtig Dustin zu zeigen, vor allem weil er schon 14 ist, dass ihr ihm vertraut. Und mal ganz ehrlich, was kann schon groß schiefgehen?
Er merkt schließlich selber wann er unterzuckert und wann nicht. Falls er umkippen sollte, merken die anderen das ja auch und es gibt eine Notfallspritze!
Also hab Vertrauen.

LG
Kim