Diabetes im Klassenfahrtalltag?!

Hallo,

für mich stellt sich die Frage, wie die Kids den Diabetes in den Tagesablauf integrieren. Wie machen das Eure Kids? Funktioniert das alles?

Meiner wird demnächst auf Klassenfahrt gehen, und so wie es aussieht muss er alleine alles managen. (Mich grault es schon). Johannes ist 14J, macht auch endlich zuHause hin und wieder den Katheterwechsel alleine. Aber ich kann es mir irgendwie nicht vorstellen, dass das alles im Alltag einer Klassenfahrt funktioniert.

Wie machen das Eure Kids? Was erzählen sie, wenn sie wieder zurück sind? Was sind Hauptprobleme?

Von der letzten Klassenfahrt kam er mit aufgescheuerten Füßen zurück, weil er seine Socken nicht gefunden hatte :woohoo: , obwohl wir zusammen die Tasche gepackt hatten. Er genießt es zu Hause noch sehr, dass ich für ihn da bin und mich kümmern kann.

Viele Grüße,
Rika

Hallo,
das würde mich auch interessieren. Mein Sohn hat ja erst seit Dezember die Diagnose und fährt im Juli auf Klassenreise. Mir graut auch davor, dass er vergisst zu spritzen oder falsch rechnet und und und. Er ist gerade 15 geworden.

Viele Grüße
Marlin

.... großartiges Thema, das auch mich zurzeit mal wieder beschäftigt.

Justus ist 14, hat seit 4 Jahren DM und hat gerade ziemlich viel im Kopf, aber nicht seinen DM.
Paradebeispiel heute morgen: ich habe mal ausnahmsweise NICHT nachgefragt, ob er seine Cornflakes gebolt hat (ausgerechnet hatte er sie noch) und in der ersten großen Pause kam die Nachricht, dass er einen BZ von 470 mg/dl hätte.
Ob ich ihn abholen müsste, wollte Justus wissen.
War dann aber ziemlich schnell klar, dass der vergessene Frühstücks-Bolus für den BZ verantwortlich war und so blieb Justus auch in der Schule.
Denn nach vergessenem Bolus sinkt der BZ dann meist recht schnell nach Korrektur.

Jedenfalls fährt Justus in den Osterferien 4 Tage in ein Basketball-Camp nach Dänemark und mir ist auch schleierhaft, wie das funktionieren soll
Aber egal: Augen zu und durch!
Meistens "funktionieren" unsere Kiddies ja doch besser, wenn Big Mama nicht im Hintergrund rumwurschtelt und alles ab- und auffängt. Die verlassen sich einfach zu sehr auf uns, einfach weil's bequemer ist. Und eben weil sie in diesem Alter mit anderen Sachen beschäftigt sind.

Der Abnabelungsprozess muss trotzdem statt finden. Für Justus und für mich.

Handy Nachrichten ignoriert Justus bei diesen Gelegenheiten geflissentlich, sich mal kurz melden findet er genauso überflüssig. Da gilt dann die Devise: No news are good news...

Bereits erfolgreich hinter "uns" liegen eine Klassenfahrt und eine Konfirmandenfreizeit. Bewährt hat sich das Reduzieren der Basalrate für tagsüber, da die "Blagen" deutlich mehr in Aktion sind, als an normalen Schultagen.

Das einzige, was wir wirklich alle brauchen, wenn die Jungs allein auf Reisen gehen: Starke Nerven und Gottvertrauen

LG, Cordula

Hallo Rika,
hallo Marlin!

Ich denke, mit 14 bzw 15 Jahren sind Eure Kinder sehr wohl in der Lage ihren Diabetes alleine zu managen, auch wenn es Jungs sind :laugh:
Wenn es sein muss, dann können sie es, und ich finde es sehr wichtig, dass auch ein Kind mit Diabetes altersentsprechend aufwächst, und dazu gehören sicher auch Klassenfahrten.
Und ehrlich gesagt: mit 14 ist es wohl auch allmählich Zeit, dass Sohnemann den Katheter alleine wechselt. Vielleicht ist die Klassenfahrt ein guter Anlass, um ein paar Aufgaben abzugeben? Dass in Zeiten der "Hochpubertät" wieder ein paar zurückkommen, ist ein anderes Thema
Für uns gilt für unterwegs: Die Therapie möglichst einfach halten,
keine zu hohen Ansprüche!
-Alarm für Kontrollmessung bei Hypos und Hypers am Messgerät einstellen,
-Basalrate auf 80%
-zumindest 1 Freund muss eingeweiht sein und die Warnsymptome kennen

Wir hatten schon Pfadfinderlager, da waren die Werte trotz Chaos im Zelt und Durchfall besser, als auf einem Diabetiker Camp mit rundum ärztlicher Betreuung!
Also: vielleicht schon mal beginnen und zu Trainingszwecken die Verantwortung abgeben?
Die Werte kann man ja trotzdem (heimlich) am Messgerät kontrollieren?

LG
Andrea

... :silly:

ja, dass ist so spannend!

Also mein Sohn macht schon alles alleine, und das auch ganz gut. FPE sind noch schwierig, da haben wir beide noch ein Mut-Problem über Nacht Insulin abzugeben nach einer reichhaltigen Mahlzeit. Sonst alles alleine. Er schätzt alle Einheiten, abmessen ist uncool. Funktioniert aber (was ich mir vorher immer für eine Mühe gemacht habe!).

Mir geht es nur so darum, was Eure Kids erzählen, z.B.:
gehen Sie in das Bad um Katheterwechsel zu machen, oder einfach im Schlafraum nebenbei? Oder gab es mal einen Schreck, weil es nur Gemeinschaftsduschen gab, die man nicht abschließen konnte?

Ich habe ja auch schon gehört, dass Jungs im Umkleideraum nach dem Sport sich einen neuen Katheter setzen, vor allen anderen.

das ist so spannend!

Liebe Grüße,
Rika

Hallo Andrea,

bin schon sehr viel entspannter als im Dezember, als die Diagnose festgestellt wurde, da nun aber erst 2 Monate rum sind und man doch noch erinnert oder mit hilft bei der Berechnung, mache ich mir einfach Sorgen, wie es auf Klassenreise ist. Er macht sonst alles allein, vergisst aber leider auch das eine oder andere Mal zu essen usw. Da er noch mitten in der Remession steckt neigt er auch zu Hypos, zum Glück fängt er meist an zu zittern, so dass er schon selbst ganz gut merkt was Sache ist. Die Klasse und der Lehrer weiß bescheid, aber wie gesagt, wenn die Diagnose noch recht frisch ist, macht man sich doch Gedanken. Aber er wird es schon managen:-)

Danke und lieben Gruß

Rika_T schrieb: Wie machen das Eure Kids? Was erzählen sie, wenn sie wieder zurück sind? Was sind Hauptprobleme?

Hauptproblem bei Sina, die mit 13 in der 7. Klasse 5 Tage auf Klassenfahrt war) waren zwei Mitschülerinnen, denen ihr DM offenbar schnurz ist/war und nachts Teile ihrer TZ-Vorräte und Capri Sonnen getrunken haben. Das war dann schon nicht mehr witzig...

Geregelt hat sie das alleine. Zurück kam sie absolut übermüdet, nichts Außergewöhnliches also. Ihre Werte waren "ok". Bei uns ist in solchen Situationen alles ok, was nicht Krankenhaus heißt. Ich erwarte nicht, dass mein Kind auf einer Klassenfahrt Traumwerte hat. Die hat sie zu Hause auch nicht (mehr). Dafür ist sie auf einem ganz guten Weg, die Verantwortung komplett alleine zu übernehmen. Ans Basal (ihr erinnert euch?) hab ich sie seit Wochen nicht mehr erinnern müssen - und es klappt, zwar nicht exakt zeitgerecht, aber das Basal landet mit mehr oder weniger zeitlicher Abweichung zur Soll-Zeit im Kind. Für mehr reichen die Synapsen grad nicht :laugh:

Aber ich bin froh, und das wurde uns gestern noch in der Ambulanz bestätigt, dass Sina sich überhaupt kümmert, wenn auch oft nicht so, wie ich es tun würde. Muss sie auch nicht, sie muss ihren eigenen Weg finden. Dass der nicht 100% perfekt ist, ist klar. Kann aber werden. Und die Zeit bekommt sie. Den HbA1c ignorieren wir grad etwas ... :whistle: , bzw. wir sind geduldig und freuen uns, dass sie zumindest nicht bockt und in die Totalverweigerung geht.
(Gestern in der Ambulanz: "Bekomm zwischen 14 und 19 Uhr irgendwie alles unter 230mg/dl und wir sind ruhig", weil davor und danach ist eigentlich alles prima, trotzdem liegt der HbA1c bei um die 9%)

Sie berechnet und spritzt selbst, oft zu spät (wobei wir ü300er Werte schon echt lange nicht mehr hatten, dafür aber richtig viele 200er), aber sie bekommt sich immer wieder runter. Das würde mir reichen für ne Klassenfahrt. Alles andere sah ich wie Cordula: Keine Nachrichten sind "gute" Nachrichten.

Hauptsache: Spaß, wenig Schlaf und kein Krankenhaus. Alles andere ist egal.

*ooooohm***

Entspannte Grüße ,
Tanja

Hallo zusammen,
ja, ja, Jungs auf Klassenfahrt sind schon ein Thema für sich Unser Großer kam damals von der ersten Fahrt mit fast komplett sauberer "original gepackter" Wäsche heim. Auf meine Frage, warum er denn nicht mal Unterwäsche und Socken gewechselt hätte, meinte er nur "hatte ich denn welche dabei?". Wohlgemerkt, den Koffer haben wir zusammen gepackt. Inzwischen ist er fast 18 und schon deutlich selbstständiger...
Klar macht man sich Gedanken, ob das mit dem Messen, Spritzen usw. alles klappt, aber auch ich habe bei unserem Kleinen, der DM hat, gemerkt, dass das sehr gut alleine geht. Er war 5 Wochen nach der Manifestation allein für 2 Wochen bei einer Ferienfreizeit - alles kein Problem. Ich kann allerdings nur jedem raten, vor einer solchen Aktion einen Termin in der Ambulanz auszumachen. Dort wurde damals auch besprochen, wann er was reduzieren soll usw. Und natürlich müssen Lehrer und Mitschüler informiert sein, aber das ist ja eigentlich selbstverständlich (sollte es zumindest sein).
In den 2 Wochen, die Janus damals weg war, habe ich auch nur eine SMS von ihm bekommen (komme gut mit dem Diabetes und den anderen Kindern klar), hätte mich natürlich über etwas mehr Infos gefreut, aber andererseits war ich einfach happy, dass es alles so gut und vor allem alleine funktioniert hat. Wir haben ihm ls aber auch gesagt, dass er sich melden soll, wenn er Hilfe braucht und dass wir ihn auch jederzeit dort abholen können. Das sollte man den Kids, denke ich, auch vermitteln,dass es nicht schlimm ist, wenn sie nicht allein klarkommen und dass schlechte Werte in einer solchen Situation auch okay sind.
Das wird schon alles gut klappen und mit jedem Mal werden sie einfach ein Stückchen selbstständiger...

Meine ist jetzt 15 und managt ihren Dia komplett alleine, auch zu Hause! Nur die Pumpe auslesen und schauen, ob man die Basalrate anpassen muss ... das mache ich noch. Ansonsten kann ich mich da auf sie verlassen - die hat das im Griff, oft besser als ich! :silly:

Zum ersten mal alleine auf Klassenfahrt war sie mit 10 Jahren, als sie in die 5. Klasse kam. Damals hatte sie ein Jahr Diabetes und seit wenigen Monaten die Pumpe. Hat funktioniert. Also bei einem 14-jährigen wird das kein Problem sein - der kann das. Wenn er noch die schützende Hand von Mama daheim genießt, dann finde ich das nicht schlimm ... lass´ ihn, so lange es dauert; ist schnell genug vorbei! :laugh: Aber Klassenfahrt muss er dann halt ran und im Zeitalter von Handy, sind ja auch Absprachen kein Problem mehr! Das klappt ... da bin ich sicher!

Liebe Mütter,
da heißt es loslassen.

Wenn dein Sohn aufgescheuerte Füße hatte, weil er keine Socken anhatte, wird ihm das eine Lehre gewesen sein- und wenn nicht wird er sich die Füße wohl noch öfter aufscheuern.
Und noch ein Tipp: Können eure Jungs ihr Bett selber beziehen? Lasst sie üben Lasst sie ihre Tasche selber packen, lasst sie selber überlegen, was sie brauchen und sich das selber aus dem Schrank heraussuchen. (Dann wissen sie auch was sie genau mithaben. Im Zimmer auf der Klassenfahrtwerden die Sachen sowieso alle auf einen Haufen geworfen. Lasst sie Verantwortung übernehmen. Das ist mit 14/15 allerhöchste Eisenbahn.

Aber zum DM:
auch da müssen sie lernen Verantwortung zu übernehmen. Schlafen sie alleine bei Freunden und managen ihren Diabetes da komplett alleine? Wenn nicht solltet ihr das ab sofort so machen. Das ist eine Chance, das DMmangement für einen kurzen Zeitraum zu üben.
Keine Angst, dass sie umkippen wegen einer Hypo: das wollen eure Kinder auch nicht. Da passen sie schon auf.

Vor der ersten Klassenfahrt , habe ich mir auch viele Sorgen gemacht, habe in der Jugenherberge angerufen, wegen des Essens gefragt... alles Quatsch gewesen. Das Herbergsessen schmeckt denen sowieso nicht und sollte es in Reichweite eine "goldene Möwe" geben, werden sie da ihr gesamtes Taschengeld verpulvern. Vorteil: Da wissen sie was sie rechnen müssen.
"Wir" haben ja nun einige Klassenfahrten hinter uns mit DM und ich sehe das ähnlich wie Tanja: Man muss gelassen bleiben. Die werden nicht hochverantwortungsbewusst vor jeder Mahlzeit messen und sofort spritzen oder Bolus abgeben. Die werden das genießen, dass sie nicht jede Minute an ihren "blöden" DM denken müssen und uns besorgten Mamas mal entkommen.
Die Werte auf den Klassenfahrten waren bei uns eher immer zu hoch. Meine Sorge wegen der Hypos war umsonst. Chips und Co lassen grüßen- und es wird eben nicht immer alles sofort gebolt.
Ich würde den Kindern einimpfen, dass sie bitte nicht im Waschraum ihren Kathteter wechseln sollen. Da gehen so viele Leute ein und aus und soviele Bakterien. Meine Tochter hatte immer ein ausgekochtes Handtuch dabei, extra verpackt, da und nur da sollte sie ihre Wechselutensilien drauflegen und das Handtuch hinterher bitte wieder so einpacken. Haben eure Kinder Probleme damit vor anderen zu wechseln? Dann findet mit ihnen und dem Lehrer eine gemeinsame Lösung, die für sie alkzeptabel ist und halbwegs hygienisch.
LG Vera