Bewertungen bei "schlechten" Blutzuckerwerten
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ich habe folgendes Problem:
Mein Johannes ist ein sehr guter Schüler in den Grundfächern, 2-en sind eher die Ausnahme.
Nun hatten wir folgende Situation:
Zum Beginn der Unterrichtsstunde fragt die Lehrerin, wer keine Hausaufgaben gemacht hat, diejenigen holten sich dann bei Ihr einen Stempel-Eintrag fürs Hausaufgabenheft ab. Mein Sohn blieb sitzen und "träumte" vor sich hin, stand leicht neben sich.
Nun sollten die Hausaufgaben in der Stunde durchgesprochen werden, er meldet sich, da er keine vorweisen konnte und wurde gemaßregelt. Er bekam eine Bleistiftsechs eingetragen. Daraufhin zeigte er ein absolut "sensibles" Verhalten, fing an zu weinen, stand neben sich und konnte sich nicht konzentrieren. Die Lehrerin setzte einen Test an, den mein Johannes natürlich absolut verpatzte.
Er hatte morgens einen BZ von 14 und nach der Schule lag er ungefähr bei 11. Johannes sagt, dass er das Gefühl der "Überzuckerung" immer noch eine ganze Weile mit sich herumschleppt.
Ich sprach dann kurz mit der Lehrerin (sie hatte ganze 6 min für mich Zeit, wobei noch andere Themen besprochen wurden). Wir gingen so auseinander, dass sie den Test erst einmal benotet und ihn ggf. nachschreiben lässt, dann aber die Note des ersten Testes streichen wird.
So heute geschehen. Mein Sohn bekam dann für den neuen Test eine 2, für den verpatzten Test eine 4. Die Lehrerin bildete daraus insgesamt eine 3.
Mich ärgert diese Situation mächtig, da es irgendwie um das Prinzip geht. Ich denke, dass Kinder mit "schlechten" BZ-Werten nicht benotet werden sollten. Auch denke ich, dass eine Lehrerin es einschätzen können muss, ob eine Schulische Leistung dem Kind entspricht oder ob "irgendetwas" nicht stimmt. Immerhin gibt es nun mal Diabetes bei Kindern, damit einhergehend die Gefahren von Unter- aber auch Überzuckerungen. Es fehlt doch irgendwie das Vertrauen, das Kind zu irgendeinen Ausflug mitzuschicken, wenn die Lehrerin sich nicht interessiert.
Sie hat natürlich einen Zettel von mir, auf dem Anzeichen von Unter- und Überzuckerungen stehen.
Ich weiss auch nicht was ich wirklich machen soll. Er hat die Lehrerin in diesem Schuljahr neu bekommen, die Beurteilungen für den weiteren Schulweg stehen an (in Brandenburg geht man ab der 7. Klasse ggf. aufs Gymnasium, wenn die Noten und die Beurteilung gut sind).
Gibt es irgendeine Regelung für Bewertungen bei Diabetes-Kindern?
Vielleicht habt Ihr ja ähnliches erlebt.
Viele Grüße,
Rika.
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Wir hatten kürzlich ein ähnliches Problem.
Justus (6.Klasse Gymnasium) hatte vor einem Deutsch Test "erwartungsgemäß" einen BZ knapp an 300 mg/dl.
Er ging zu dieser Zeit gerade aus der Remissionsphase raus und hatte öfter so hohe BZ, da er noch nicht neu eingestellt war.
Ich bat ihn, VOR dem Test noch einen BZ zu machen und der Lehrerin Bescheid zu sagen, falls der BZ zu hoch sei. Justus kann sich dann oft nicht richtig konzentrieren.
So hat er es dann auch gemacht. Die Lehrerin versprach, den Test nicht zu werten, wenn er schlechter als Note 3 ausfiele. Justus ist da sonst ein 2er Kandidat.
Er hat den Test dann mit einer 2 geschafft und die Lehrerin hat ihn sogar extra noch gelobt :blush: .
Ich persönlich finde es schwierig, sich NACH einer geschriebenene Arbeit auf den schlechten BZ zu berufen. Denn weiter gedacht kann das natürlich auch zur Folge haben (und so ein Fall ist mir bekannt): Schlechte Note? Okay - dann sage ich einfach, dass mein BZ zu hoch war.
Ansonsten fürchte ich, dass man nur auf die Flexibilität der Lehrer hoffen kann.
(In eurem Fall finde ich jetzt eine 3 bei ansonsten guten Noten völlig undramatisch und würde deswegen auch kein Fass aufmachen. Grundsätzlich ist das aber sicher ein Thema, was diskutiert weden kann.)
LG, Cordula
Cordula mit Justus (*08/1999, DM seit 12/2009, CSII seit 05/2010)
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Unser Sohn Christian ist 16 und hat seit 2 Jahren Diabetes, ist auch auf dem Gymnasium (Schweiz) und ebenfalls ein sehr guter Schüler. Wir hatten nach einigen ähnlichen Vorfällen wie ihr beschrieben habt um ein Gespräch mit dem Klassenlehrer und der Schulleitung gebeten, was sie auch sehr begrüsst hatten.
Das Gespräch war sehr nett und wir haben damit angefangen, dass Chris erzählt hat, wie er sich bei zu niedrigen bzw zu hohen BZ-Werten fühlt und reagiert. Wir haben uns danach drauf geeinigt, dass Chris immer eine Stunde vor der Prüfung den BZ-Wert misst und ggfs korrigiert, dann direkt vor der Prüfung nochmals. Wenn der Wert zwischen 4.5 und 10 liegt, schreibt er die Prüfung normal mit. Wenn drüber oder drunter, darf er aussetzen und sich sozusagen für die Prüfung krank melden. Wenn er während der Prüfung merkt, dass seine BZ-Werte in irgendeine Richtung Achterbahn fahren, soll er mit dem Messgerät sofort zum Lehrer gehen und bitten, abbrechen zu dürfen. Die Prüfung wird in beiden Fällen natürlich nachgeholt, als ob er komplett krank gewesen war. Wir haben ein Schreiben hierzu aufgesetzt und dieser Brief, zusammen mit einem Brief von Chris Diabetologe, sind in seiner Schülerakte hinterlegt. Der Klassenlehrer ist dafür zuständig, dass bei einem eventuellen Lehrerwechsel die neuen Lehrer informiert werden.
Chris hat sich mehrere Male wahnsinnig darüber seine BZ-Werte geärgert, wenn er lange und fleissig geübt hat und ihm dann der Diabetes mal plötzlich und unerwartet einen Strich durch die Rechnung gezogen hat. So hat er einige Prüfungen doch mit einem 12er oder gar 15er (mmol/L, also!) geschrieben und nichts gesagt. In diesem Fall ist er natürlich "selber Schuld" und kann nicht nachträglich irgendwas sagen.
Wir kommen mit dieser Vereinbarung sehr gut klar. Wenn ihr möchtet, kann ich euch gerne unsere Schreiben per Email zusenden, vielleicht ist es eine Hilfe?
Liebe Grüsse
Annika
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Wie machen wir das mit der Email?
Viele Grüße,
Rika
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Lg Linda
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wir hatten dieses Problem auch, Markus sollte den Jahrgangsstufentest für die 8. Klasse Gymnasium schreiben und hatte so um die 371 mg/dl Zucker, er ging schon mit 280 mg/dl, allerdings ohne Ketone aus dem Haus und in der Schule ging und ging der Zucker nicht runter, er allerdings hat sich nicht getraut dem Lehrer etwas zu sagen und hat den Test mitgeschrieben, dem Lehrer fiel allerdings auf, dass Markus immer unruhiger wurde, er nicht still sitzen konnte und von Konzentration keine Spur Er ließ ihn messen und Markus hatte die oben erwähnten 371 mg/dl, mittlerweile war es ihm auch schlecht deswegen hat ihn der Vertrauenslehrer gleich in die Praxis gebracht (die ist zum Glück gleich gegenüber unserer Schule) und er wurde dort erst mal versorgt, der Katheter war verstopft Der Test wurde nicht gewertet und er konnte ihn heute nachschreiben Das war überhaupt kein Thema, der Deutschlehrer hat gleich gesagt, dass er den Test nicht wertet, egal ob gut oder schlecht, wir mussten nur ein Attest aus der Praxis vorlegen, das hat gereicht. Uns wurde im Übrigen in der Praxis gesagt, dass man Markus, sollte er einen Behindertenausweis haben, nicht durchfallen lassen darf.... Davon halte ich nicht sehr viel, denn er sollte ja keine Bevorzugung haben wegen des Ausweises und von daher haben wir ihm auch nichts davon gesagt, dass er "gewisse" Privilegien hätte....
sg Tanja
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mein Sohn hat letzte Woche ein Attest vom Diabetologen erhalten, das eine Verlängerung der Arbeits-/Prüfzeit wegen chronischer Erkrankung mit verminderter Konzentrationsfähigkeit bestätigt. Wir beantragen eine Verlängerung der Prüfzeiten um 20 Minuten bei Schulaufgaben und 10 Minuten bei Stegreifaufgaben. Mein Sohn ist damit einverstanden und jetzt sind wir gespannt, ob die Schule das genehmigt. Ich fände es nur fair.
Gruß
Anja
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Aber das hier:
finde ich persönlich nicht richtig - auch, wenn ich mich da jetzt vllt unbeliebt mache.mama_anja schrieb: Hallo,
mein Sohn hat letzte Woche ein Attest vom Diabetologen erhalten, das eine Verlängerung der Arbeits-/Prüfzeit wegen chronischer Erkrankung mit verminderter Konzentrationsfähigkeit bestätigt. Wir beantragen eine Verlängerung der Prüfzeiten um 20 Minuten bei Schulaufgaben und 10 Minuten bei Stegreifaufgaben. Mein Sohn ist damit einverstanden und jetzt sind wir gespannt, ob die Schule das genehmigt. Ich fände es nur fair.
Gruß
Anja
Abhängig von hohen Werten, so wie die anderen es schrieben, finde ich ein "Sonderbehandlung" richtig und angebracht. Das kann man dann sicher auch den Mitschülern plausibel erklären falls da Fragen oder blöde Kommentare kommen sollten...
Aber eine generelle Verlängerung der Prüfungszeiten unabhängig vom BZ? Nein, das würde ich weder als Mutter befürworten, noch als Schulleitung genehmigen. Mit normalen BZ-Werten sind unsere Kinder mMn genauso leistungsfähig wie die anderen. Warum sollte da die Prüfungszeit verlängert werden? Wenn es dem Kind während der Prüfung unwohl wird, ist das ja wieder ne andere Situation... Aber solange alles im grünen Bereich ist, würde ich das nicht machen mit der Verlängerung...
So wird das Kind ja praktisch bei jeder Prüfung in einen Sonderstatus gehoben und in die Außenseiterrolle "gedrängt". Finde ich persönlich nicht gut...
Wie gesagt: abhängig vom BZ: ja - generell: eher nein...
Just my 2 cents...
Liebe Grüße,
Diana
mit Greta (*06/2008, D seit 09/2011, CSII seit 10/2012 - AccuChek Spirit Combo mit Humalog)
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also ich finde das mit der Prüfungsverlängerung gar nicht so übel, jedenfalls in den speziellen Prüfungen- v.a. die zeitintensiven, wie eine 5-stündige Abiprüfung (ich glaube so lange ging meine damals). Ich habe damals ohne nachzudenken nebenbei getrunken, gegessen, genascht. Das war so erlaubt und m.E.n. auch notwendig um sich konzentrieren zu können. Und ich denke in einer so langen Zeit muss ein Diabetes-Kind doch ab und an an seinen Blutzucker denken (messen, essen) und ist dann stark von der eigentlichen Prüfung abgelenkt. Hier wäre dann ein Zeitbonus okay.
Andererseits ist das mit der Außenseiter-Stellung auch ein Thema.
Viele Grüße,
Rika
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ich sehe das so wie Diana, und das, obwohl Valentin schon im Gym ist
Ich gebe zwar zu, dass ich hier vielleicht leicht reden kann, weil Valentin bei hohen Werten sehr spät erst eine Beeinträchtigung merkt und seine Noten auch so gut sind, dass ein
paar Ausrutscher nicht wirklich dramatisch sind. Ich finde es aber für die Integration in der Klasse nicht gerade zuträglich, wenn Diabetes dauernd als Ausrede herhalten muss.
Das ist ja gerade eine Einladung zum Mobbing, oder? Bei extremen Werten in Ausnahmefällen -kein Thema, aber prinzipiell?
Das bestärkt doch dann auch das Bild vom nicht voll belastbaren, behinderten Diabetiker, der im Gegenzug dann auch nicht auf Klassenreise mitfahren darf, keinen Führerschein bekommt (wegen Konzetrationsschwäche!) und keinen Arbeitsplatz!
Ich finde das System, das Annika beschrieben hat sehr gut. Wenn die Kids schon eine Stunde vor der Prüfung den BZ messen, dann bleibt in der Regel genug Zeit, dass er zu Prüfungsbeginn in einem akzeptablen Bereich ist.
LG
Andrea
Valentin (08/1998, D seit 04/2006, Accu Check Combo seit 2009, Novorapid)
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