Hypo-Angst
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Ich sehe unsere hohen Werte relativ entspannt, hab ich ja immer schon. Sie hat sehr stabile HbA1c-Werte, die zwischen 8 und 9% liegen, seit 4 Jahren nun. Sie kümmert sich super darum, sie misst, sie spritzt, aber eben leider wegen dieser Angst zu wenig. Das Ganze macht unterm Strich eben solche HbA1c Werte. Ich bin ja nun nicht der Typ, der sich von Zahlen irritieren lässt, erst recht nicht, weil mir nun keiner sagen kann, wenn das so weiter ginge, hat sie mit 30 dieses und jenes zu befürchten. Man weiß es nicht, was kommt, man möchte nur das Risiko gering halten. Ok, kann ich nachvollziehen. Daher habe ich als Mama schon ein wenig Angst vor später, aber ich denke, wir nehmen es alles so wie es kommt. Trotzdem bleibt eine gewisse Restunsicherheit.
Nicht nachvollziehen kann ich allerdings, wenn wir wieder in der Ambulanz sitzen und man große Augen bei Sinas Werten bekommt und man ihr immer und immer wieder sagt, dieses und jenes Problem wirst du vielleicht mal bekommen, wenn du nichts dran änderst. Bis vor gut einem Jahr hat man sie noch gelobt dass sie sich in ihrem Alter überhaupt kümmert, dass sie ihren DM annimmt und ihn auch "betreut". Das ist irgendwie mittlerweile in den Hintergrund gerückt und die Ambulanz ist sehr werteorientiert.
Sina hört sich das alles immer brav an, rollt innerlich die Augen und ist froh, wenn wir wieder draußen ist. Wir beide sind uns aber einig, dass sie das super macht, zusätzlich zu den ganzen anderen Sachen die eine 16jährige so hat (Fahrschule, Schule, Freund, das ganz normale Leben halt) und dass es uns eigentlich so auch ganz gut geht.
Ja, sie macht alles prima. Sie könnte viel niedrigere Werte haben. Nicht, weil ich das möchte, sondern weil sie es kann, wenn sie es zulassen würde. Sie lässt es aber nicht zu. Es ist ja nicht so, dass sie keine Normalwerte erreichen könnte, sie müsste sich überhaupt nicht anstrengen, sie hat nur Schiss davor. Ich möchte ihr gerne helfen, diese Angst loszuwerden. Ich weiß nur nicht mehr wie ich das machen kann und hoffe auf diese Gespräche. Wenn ihr es was bringt, ist das toll, wenn nicht, haben wir es wenigstens versucht. Und vielleicht kommt das auch alles von ganz alleine irgendwann.
Heute z.B. hat sie mir eine Librekurve unter die Nase gehalten, die war großartig. Alles im blauen Bereich (den wir zwischen 70 und 170mg/dl eingestellt haben). Und sie meinte, es wäre gar nicht schlimm, mit 120mg/dl rumzulaufen. Nee, ist es nicht, sie ist ja auch zu Hause. Ich möchte nicht, dass mein Kind in Angst wegen ihrer Krankheit leben muss, ich möchte, dass sie ihren Körper besser verstehen lernt und auch Vertrauen in ihn hat - und vielleicht ihre Angst überwinden kann.
Eingeschränkt fühlt sie sich in keinster Weise. Der DM geht ihr auch nicht auf den Senkel, sie kümmert sich, sie hat keinerlei Hemmungen, öffentlich zu messen/spritzen was auch immer. Ihr geht es super so wie es ist. Aber vielleicht geht es ihr ja noch besser damit, wenn sie ihre Angst ablegen kann?
Sina *1999, DM seit 12/2010, ICT mit Levemir und Novorapid
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Zweiter Termin bei der Psychologin gestern geschafft. Fazit der Psychologin: Sina ist da falsch. Sie hat keine Angst.
Sie hat keine Angst vor niedrigen Werten, die sie ja nachts auch problemlos toleriert, sie fürchtet, dass sie zu viel spritzt, weil die Faktoren so hoch sind (die hat man ja immer wieder erhöht weil sie unregelmäßig gespritzt hat, was aber bei den einzelnen Insulindosen dazu führte, dass sie teilweise sehr schnell sehr weit abfiel und das mit Capri Sonne in mittelprächtiger Panik abfangen wollte), sie fühlt sich unwohl bei schnell sinkendem BZ, sie hat keine vernünftigen Essenszeiten, sondern beißt mal hier und da ins Brot und spritzt das nicht oder erst dann wenn sie den Rest isst.
Bei allen Punkten bin ich voll bei ihr.
Ok. Wir werfen nun alles über Bord und machen einen kompletten Neuanfang, den wir selbst ausgearbeitet haben. Wir lassen auf eigene Verantwortung Faktoren Faktoren sein und haben neue Regeln aufgestellt:
Ab sofort wird
- ein Tagebuch von ihr geführt
- alle Faktoren von 2,5 auf 1,5 pro KE gesenkt
- Basal bleibt unangetastet
- 4 x am Tag gegessen und dann richtig (und wenn sie noch ein halbes Brot mit in den Unterricht nimmt aus der Pause dann müssen die Lehrer da durch), damit sie das besser berechnen und passend mit Insulin versorgen kann, sie soll von allem was sie nicht zu Hause isst Fotos machen
- kein neues Essen über BZ 180mg/dl, sofern das vorherige Insulin bereits durch ist, dann erst Korrektur und warten (uuuh, das wird ganz schwer für sie)
So können wir vielleicht rausfinden, ob die Faktoren doch nicht passend sind, nehmen erstmal hohe Werte in Kauf und passen dann nach ein paar Tagen an.
Schauen wir mal.
Sina *1999, DM seit 12/2010, ICT mit Levemir und Novorapid
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Ich find´ das gut, wie ihr das jetzt macht. Den letzten Punkt - bei 180 kein neues Essen, empfinde ich als bissel streng. Da würde ich locker aus der 180 eine 250 machen ... dann passt das.
Und ansonsten werdet ihr bald Faktoren finden, die passen - zumindest meistens. Hoffentlich ist dann alles gut und die Lage entspannt sich. Ich warte gespannt auf deinen Bericht.
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marielaurin schrieb:
alle Faktoren von 2,5 auf 1,5 pro KE gesenkt
Hallo Tanja,
da die Faktoren in der Tat ja recht hoch waren: habt ihr dazu eigentlich schonmal einen anderen Diabetologen gefragt?
Hat Sina sich eigentlich jemals "gewehrt", wenn die Faktoren erhöht worden oder hat sie das einfach über sich ergehen lassen?
LG Heike
Heike mit Lars (*9/2004, DM seit 11/2010, Minimed 640G, Humalog)
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hat Sina wirklich über den Tag immer den gleichen Faktor beim Essen? Normalerweise variieren die Faktoren doch eher im Lauf des Tages - vielleicht wäre das auch eine Möglichkeit, etwas zu differenzieren.
Viel Erfolg beim Ausprobieren!
Astrid
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Wenke schrieb: Hat Sina sich eigentlich jemals "gewehrt", wenn die Faktoren erhöht worden oder hat sie das einfach über sich ergehen lassen?
Sie hat das über sich ergehen lassen, weil sie es ja eh nie umgesetzt hat sondern immer nur so gespritzt hat wie sie meint, egal was da als Faktor steht.
Update: Es hat sich nichts geändert. Ich habe aufgehört zu diskutieren und warte eigentlich nur noch auf die Zwangseinweisung bzw. Auftauchen des Jugendamts wegen Kindeswohlgefährdung oder so.
Der letzte HbA1c aus Oktober war 9,9%, sie versprach hoch und heilig, nun wieder Tagebuch zu führen, sich an Faktoren zu halten und vernünftig zu essen und nicht immer dieses zwischendurch Gefuttere und 3 Stunden später merken, man hats Insulin verpennt. Im Tagebuch sind exakt zwei halbe Tage drin.
Im Bericht stand stationäre Aufnahme erforderlich, das haben wir ignoriert weil es grad Klausurenzeit war und sie freiwillig nie gegangen wäre.
Nächste Woche müssen wir wieder hin. Ich weiß weder, was ich noch dazu sagen soll noch wie ich mich verhalten soll.
Der Durchschnittsblutzucker wie der Libre sagt liegt bei 270mg/dl. Die Nächte, muss ich dazu sagen, sind sehr sehr gut, wie immer weit unter Zielbereich, also so zwischen 50 und 70mg/dl. Das Problem liegt tagsüber und darin, dass sie mal lernt, bei zu hohen Werten rechtzeitig nachzulegen.
Beispiel: Sie wacht um 8 auf und dusselt dann so vor sich hin. Um 11 wundert sie sich, dass der BZ hoch ist, obwohl sie noch nichts gegessen hat. Aber Basal ist noch nicht drin, das macht sie immer beim Frühstück. Frage ich, sagt sie jaja, mach ich jetzt. "Mach ich jetzt" zieht sich über Stunden. Daneben sitzen bliebe ich nicht mehr, das muss sie selbst lernen. Dann nachmittags ne Packung Toffifee. Frag ich, ob sie das gespritzt hat, sagt sie jaja mach ich gleich. Wieder dasselbe Spiel. Ich bins leid.
Das ist ähnlich wie mein Sohn, schreibt zwei 6er im Englischvokabeltest, bekommt es aber nicht gebacken, mal Vokabeln zu lernen ... nur dass es da nicht um Gesundheit geht.
Was ist das? Ignoranz? Pubertät? Gleichgültigkeit? Verdrängung?
Sina *1999, DM seit 12/2010, ICT mit Levemir und Novorapid
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wahrscheinlich ist es eine Kombination aus allem!
Wir haben den Sommer mit einem HbA1c von 11,4% verbracht, Bauchschmerzen, Muskelkrämpfe, schlapp, unmotiviert, schlechte Laune. Unsere Kleine hat uns mit den Messwerten angelogen, lt. Tagebuch und bei Nachfragen waren Sie nicht TOP aber akzeptabel. Im Nachhinein hätten wir früher merken müssen, dass da was nicht stimmt - hinterher ist man immer schlauer.
Aufgefallen ist das ganze als wir eine Radtour abbrechen mussten, weil sie aufgrund von Beinkrämpfen nicht mehr fahren, laufen und noch nicht mal mehr selbstständig stehen konnte. Ihr ging´s richtig schlecht und wir haben uns auch nicht besser gefühlt. Wie können Eltern so versagen? Den Gedanken haben wir nur kurz zugelassen.
Nachdem wir die Werte runtergefahren, Kalium Mineralien zugeführt haben und der Flüssigkeitsspeicher wieder aufgefüllt war (in Eigenregie - die Psyche unserer Kleinen war uns in dem Moment wichtiger als die medizinische Vernunft) fühlte sie sich wieder Fit, hatte gute Laune, wollte mit Ihren Freundinnen etwas unternehmen, hatte wieder Spaß, das lernen fällt leichter, die Noten sind besser ... Sie hat auch zugestimmt 2 Wochen alleine stationär in eine altersgerechte Gruppe zu gehen. Der HbA1C ist jetzt bei 7,6 % - zum einen weil wir genauer schauen, hauptsächlich aber weil meine Kleine momentan viel besser mitmacht.
Vielleicht könnt ihr einen Deal aushandeln, z.B. den Zucker die letzten Ferientage richtig toll zu managen - so richtig mit Spritz-Ess-Abstand, Wiegen etc. Vielleicht habt ihr auch den Effekt, dass sie sich dann wohler fühlt und erkennt, dass das Diabetes-Management nicht wichtig für andere, sondern für sie selbst ist. Binde auch ihren Freund mit ein.
Wenn es nicht klappt - warum dann nicht einweisen lassen? Manchmal braucht es einen knappen Schuss vor den Bug .
Viele Grüße
Ralf
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Morgens um 11.00 Basal spritzen geht gar nicht. Habt ihr mal überlegt auf Lantus umzusteigen? Das wirkt knapp 24 Stunden und sie muss es nur 1 x spitzen. Gerade morgens würde bei unserer überhaupt nicht funktioniert haben. Die hat einen komplett anderen Tagesrhytmus wie ein normaler Mensch; :silly:
Was du jetzt beschreibst hat ja nichts mit Angst vor Hypo zu tun, sondern ist die übliche pubertäre Schlamperei. Sina braucht einen "Fremden", der ihr den Kopf wäscht. Bei euch zwei wird das nur zu Streitereien führen. Muss ja kein Psychologe sein, Diabetesberaterin, Diabetes-Nanny, Diabetes-Lotse ... irgend wer, der sich mit Diabetes auskennt und auf sie einwirkt halt.
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Juli schrieb: Was du jetzt beschreibst hat ja nichts mit Angst vor Hypo zu tun, sondern ist die übliche pubertäre Schlamperei. Sina braucht einen "Fremden", der ihr den Kopf wäscht. Bei euch zwei wird das nur zu Streitereien führen.
Würde ich auch sagen. Teenager lassen sich von en Eltern nunmal mit jeden Jahr weniger sagen (war bei uns früher ja nicht anders). Schließlich sind sie jetzt schon soooo erwachsen und wollen sich nicht wieder "klein machen" lassen.
Gar nichts mehr sagen, kann man als Mutter oder Vater schlecht. Aber sobald wir etwas sagen, regt sich im Teenagerhirn der Bock. :evil: Und der Bock sagt sich "Ich hätte ja gleich gespritzt... also wenn ich's nicht vergessen hätte... aber jetzt spritze ich ganz sicher nicht, damit Mama nicht denkt, ich spritze, weil sie mich erinnert hat!"
Ich musste zwar GsD noch nie irgendwas spritzen, aber bei anderen Sachen (Schule etc.) kannte ich diesen Bock als Jugendliche nur zu gut.
Muss man nur den Richtigen finden für die Kopfwäsche...
Was mir noch einfällt: Dass Sina absichtlich nicht bzw. viel zu spät und viel zu wenig spritzt, liegt aber nicht daran, dass sie so schlank bleiben möchte, wie sie ist, oder?
LG Heike
Heike mit Lars (*9/2004, DM seit 11/2010, Minimed 640G, Humalog)
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Es gab wohl mehrere Sachen wo die Schulhelfer/Lehrer angst bekommen haben, weil sie so was in ihren mindest 10 Jähriger erfahrung mit DM noch nie erlebt haben.
Es kann ab ein punkt recht schnell gehen, das einen die Entscheidungen abgenommen werden.
Cheffchen
Nächstes Treffen 20.04.2024, Berlin Marzahn/Ahrensfelde
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Suche aus/in/um Berlin Kids bzw. Eltern für vielleicht mal auf eine Diät Cola ;O).
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