Schwimmkurs - warum geht der BZ hoch?
Mitglied
Beiträge: 176
Daten zum Kind:
Geschlecht: Junge
Geburtsjahr: 2007
Therapieform: CSII + CGM (Insulinpumpentherapie mit Glukosesensor)
Private Nachricht
Mario lernt gerade schwimmen. An den ersten Tagen haben wir ihn eine Schwimm-BE essen lassen, ohne dafür Insulin zu geben. Er ging hoch. Auch ohne Schwimm-BE geht er oft (nicht immer) hoch. Liegt das am Abkoppeln? Aber er schwimmt von 16.30-17.15, da ist die Basalrate sowieso auf 0. 15Uhr hatte er heute 66mg/dl, da hab ich ihn 2BE Kekse essen lassen ohne zu bolen. Kurz vor Schwimmbeginn zeigte der Sensor 140mg/dl an und hatte sich zu einem Plateau eingefunden. Im Wasser hat er ja kein Signal und nach dem Schwimmen gleich wieder "hoch erwartet". Hab dann mal unsere FPE-Basalrate (0,2IE pro Std) angeschaltet, aber 18Uhr hatte er dann gemessen 219mg/dl. Hab dann für Wurst nen dualen Bolus gestartet und auch nich zu knapp den normalen Teil abgegeben (fand ich jedenfalls), trotzdem ging der Sensor bis knapp 300mg/dl hoch. Nun ist er normal. Aber warum geht er vom Schwimm-Kurs nicht runter? Ist es die Aufregung? Wenn wir nur als Familie planschen gehen, fällt er super schnell runter (der BZ )
Hab ich anders erwartet...
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Mitglied
Beiträge: 36
Daten zum Kind:
Geschlecht: Mädchen
Geburtsjahr: 2006
Therapieform: CSII + CGM (Insulinpumpentherapie mit Glukosesensor)
Private Nachricht
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Mitglied
Beiträge: 732
Daten zum Kind:
Geschlecht: Junge
Geburtsjahr: 2005
Therapieform: CSII (Insulinpumpentherapie)
Private Nachricht
Wg. des Abkoppelns beim Schwimmen gab es hinterher immer eine Banane oder einen anderen größeren Snack von 2-3 KE mit einigen Minuten Drück-Ess-Abstand, damit ein genügend hoher Bolus abgegeben wurde, um schnell den Druck im Pumpensystem wieder aufzubauen und den abgesunkenen Insulinspiegel wieder auszugleichen.
Ansonsten spielt beim Schwimmen die Wassertemperatur eine ganz entscheidende Rolle. In kaltem Wasser (Meer, See, Sportbecken) verbraucht der Körper Zucker auch ganz ohne Insulin, wodurch es dann sehr schnell zu Blutzuckerabfällen und Unterzuckerungen kommen kann. Im beheizten Schwimmbad (Spassbecken) ist das nicht so gravierend, sondern nur die Bewegung spielt eine Rolle.
lg
Tina
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Mitglied
Beiträge: 1511
Daten zum Kind:
Geschlecht: Mädchen
Geburtsjahr: 2007
Therapieform: CSII + CGM (Insulinpumpentherapie mit Glukosesensor)
Private Nachricht
bei Marie war es ähnlich. Meine Vermutung ist die "verpasste" Basalrate während der einen Stunde Schwimmunterricht. Beim Toben mit der Familie ist es ja schon etwas anders. Inzwischen hat Marie ihr Bronzeabzeichen gemacht.
Ich gebe nach dem Ankoppeln der Pumpe sowohl die BEs ein für das obligatorische Eis/Brot/Belohnung oder-was-auch immer UND einen kleinen Bolus für das entgangene Basal, idR die Hälfte des tatsächlichen entgangenen Wertes (bei Marie aktuell 0,2). Damit fahren wir extrem gut.
LG, Maja
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Mitglied
Beiträge: 176
Daten zum Kind:
Geschlecht: Junge
Geburtsjahr: 2007
Therapieform: CSII + CGM (Insulinpumpentherapie mit Glukosesensor)
Private Nachricht
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Mitglied
Beiträge: 732
Daten zum Kind:
Geschlecht: Junge
Geburtsjahr: 2005
Therapieform: CSII (Insulinpumpentherapie)
Private Nachricht
Nicht schlechter, aber langsamer. Ich befürchte aber darauf kannst du nicht zählen. Die geringen Mengen Analoginsulin, die dein Kind über die Pumpe bekommt, sind wohl in den meisten Fällen schon resorbiert, bevor es im Wasser ist. Und nach Resorption wirkt es auch.Mariosmama schrieb: Unsere Diabetesberaterin meinte zum Thema kaltes Wasser, dass da das Insulin schlechter wirkt wegen geringerer Durchblutung...
Vielleicht hab ich es ein bisschen kompliziert ausgedrückt. In kaltem Wasser muss der Körper mehr Wärme produzieren, braucht also mehr Energie, wofür er dann auf alles zurückgreift, was zur Verfügung steht - Blutzucker, Leberzucker, Fettreserven. Und das macht er auch unabhängig vom ggf. aktiven Bolusinsulin.
Bei Max geht der BZ in kaltem Wasser definitiv stärker runter, als an Land oder in warmen Wasser, bei vergleichbarer Bewegung. Und dabei hält er es kaum länger als 10-15 min im Wasser aus, weil er so schnell friert.
lg
Tina
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Benutzer
Beiträge: 1111
Daten zum Kind:
Geschlecht:
Geburtsjahr:
Therapieform: CSII (Insulinpumpentherapie)
Private Nachricht
auch wenn die Frage von Hypos und "Wasserspielen" nicht das Ausgangsthema war, spannend ist sie schon.
.
.
.Mariosmama schrieb: Unsere Diabetesberaterin meinte zum Thema kaltes Wasser, dass da das Insulin schlechter wirkt wegen geringerer Durchblutung...
Da denkt die Diab-Beraterin völlig logisch daran, dass vor Hypos in Sauna oder Badewanne gewarnt wird, weil der Körper versucht einer Überhitzung durch Wärmeabfuhr entgegen zu wirken und dazu die Blutgefäße weit stellt.
Dadurch werden dann vorhandene Insulindepots, entweder Bolus oder gespritztes Basalinsulin deutlich schneller resporbiert.
Allerdings klappt der Umkehrschluss nicht. Wie Tina schrieb:
"In kaltem Wasser muss der Körper mehr Wärme produzieren, braucht also mehr Energie, wofür er dann auf alles zurückgreift, was zur Verfügung steht ... Und das macht er auch unabhängig vom ggf. aktiven Bolusinsulin."
Wobei der Körper dann sogar unabhängig vom aktiven Basalinsulin an Glucose kommt, die in den Muskelzellen verbrannt wird.
Eine Art von Notstromaggregat, um die Hütte zu heizen.
Wie die Aggregate da auf Hochtouren laufen, können wir sehen, wenn die Kids (oder wir) bibbernd, zitternd und mit den Zähnen klappernd aus dem kalten Wasser kommen.
Und das geht so...
Die Körperzellen haben verschieden Möglichkeiten mit Hilfe von sogenannten Glucosetransportern in der Zellmembran an den Treibstoff "Glucose" zu kommen.
Wir als Diabetiker, konzentrieren uns dabei auf GluT4 , der insulinabhängig (durch Insulin gesteuert) arbeitet.
Da aber der liebe Gott schon bei der Genesis ahnte, dass Diabetiker auch vergesslich sein können ( :woohoo: ), hat er den Zellen auch noch weitere Glucosetransporter spendiert, so dass sie auch völlig ohne Insulinwirkung Zugang zur Glucose im Blut haben.
Auch Muskelzellen decken ihren Glucosebedarf für den Grundstoffwechsel nicht insulinabhängig über GluT4, sondern insulinunabhängig via GluT1.
Um den Ausflug in das Reich des Glucosetransport noch etwas zu erweitern, auch die Leberzellen benutzen nicht GluT4 als "Zuckerschleuse", dafür haben sie den ebenfalls insulinunabhängigen Glucosetransporter-2.
Plötzlich wird dann kronleuchterhell, warum Diabetiker die allerschönsten Powerhypos bekommen können, auch wenn kaum Insulin im System ist. Denn die Aufladung der Glucosespeicher (=Glycogenspeicher) der Leber hängt nicht vom aktuellen Insulinniveau ab, sondern von einem (durch Insulinwirkung zuvor) erreichten Schaltzustand diverser Enzyme in der Zelle ... und vom Ausmaß der Entleerung der Glycogenspeicher.
Um das Thema Wasser ganz zu verlassen, ergibt sich aus diesen Zusammenhängen die Erkenntnis, dass eine Insulintherapie, die ängstlich niedrige Blutzuckerwerte vermeiden will und dadurch Phasen basaler Insulinmängel produziert, in der Folge das Risiko gewaltiger und unberechenbarer Hypos drastisch erhöht.
Die basale Insulinversorgung hat nämlich weniger die Aufgabe Glucose in die Zellen zu befördern, sondern sie steuert primäre die Freisetzung von Speicherglucose, aus Leber und Nieren.
Irgendwoher muss die Glucose ja kommen, wenn wir am Morgen mit 300mg/dl erwachen... :S
Somit ist das A und O einer stabilen und vorhersehbar kalkulierbaren Stoffwechsellage nicht das Vermeiden von Hypos (um jeden Preis), sondern das effektive Vermeiden basal erhöhter Blutzuckerwerte (Nüchternwerte).
(Basalwert = BZ-Wert ohne Einfluss von Bolusinsulin und Essensresorption)
Bei der zu gut gemeinten Konzentration auf die Hypovermeidung beißt die Katze sich in den Schwanz und das gibt dann einen Kreisverkehr ...
Willkommen auf der Achterbahn!
Gruß
Joa
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Mitglied
Beiträge: 176
Daten zum Kind:
Geschlecht: Junge
Geburtsjahr: 2007
Therapieform: CSII + CGM (Insulinpumpentherapie mit Glukosesensor)
Private Nachricht
Nein, nein, nicht kompliziert ausgedrückt. Habs unserer Beraterin ja auch über Wärmeproduktion erklären wollen, aber sie wollte nicht mitgehen :huh:
@Joa
danke für deinen ausführlichen Text. Sehr informativ! Jetzt weiß ich auch warum er trotz Basal 0 und TZ am laufenden Band trotzdem noch unterzuckern kann. Danke. Bin ebenfalls der Meinung, dass Hypovermeidung um jeden Preis nicht das Ziel sein sollte. Aber unsere Beraterin meint: Lieber etwas höher, bloß keine Hypo. (Das war nicht explizit auf den Schwimmkurs bezogen) HALLOOOO?! Wir haben nen Sensor dran, ich sollte doch wohl eher stoffwechselnormale Werte anstreben, oder?! Wir sollen auch den Alarm auf 250-300mg/dl hochstellen, vorher muss man ja ihrer Meinung nach eh nich reagieren. Also ich seh das echt anders und beim nächsten Termin mit der Diabetologin werd ich diese Diskrepanz mal ansprechen (die kriegt nämlich nen Anfall, wenn er ne Phase hat, wo er ständig hoch geht). Sorry, offtopic, aber ich finds echt blöd, wenn einem jeder was anderes erzählt und darauf besteht recht zu haben. Ich finds nich schlimm, wenn Mario zum Frühstück 68mg/dl hat. Die Diabetologin auch nich, wir stellen zwar die Basalrate runter, wenn er das an mehreren Tagen hat, aber da bricht keiner in Panik aus. 140mg/dl ist sicher auch keine Katastrophe, aber mir gefällts nich, da sein Frühstück recht BE-lastig ist und unser Bolus-Ess-Abstand leider nich immer optimal ist :whistle:
zurück zum Thema: Marios Angst ist besiegt und heute hatte er das 1.Mal nach dem Kurs 67mg/dl. Bei uns war es wohl das Adreanlin zu Beginn. Und er kann ohne Schwimmhilfen schwimmen :lol:
Gruß
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.