Diabetiker oder Mensch mit Diabetes?

Hallo zusammen,
@ Egon, ich denke bei Vorträgen kann man genauso sagen : "wenn man Diabetes hat sollte .......usw, bei Vorträgen über andere Erkrankungen funktioniert es doch auch, wie z.B wenn man eine Herzerkrankung hat sollte ...... da wir ja auch nicht gesagt : " so sehr geehrte Herzer, nur damit es schneller geht;) In der Klinik : Man muß es ja nicht so umständlich formulieren,man kann ja auch fragen: War die Diabetes Gruppe schon zum BZ.
Ich finde es auch gut das Du den Begriff nicht diffamierend findest wie so viele hier.
Wie gesagt vor unserer Schulung habe ich mir da auch nicht wirklich Gedanken darüber gemacht und auch das Wort Diabetiker bei meinem Schwiegervater benutzt und er hat sich sicherlich auch nicht diffamiert gefühlt, er nennt sich ja selbst so;)
Ne mich hat es einfach sehr zum nachdenken gebracht .
Ich meine es ist klar wir hier die Eltern der betroffenen Kinder und die Betroffenen wissen das sie alle genauso Leistungsstark sind wie andere.
Da wir aber heute in einer Gesellschaft leben die sehr Leistungsorientiert ist , glaube ich das dieser Begriff dazu beiträgt, es immer erstmal Beweisen zu müssen.
Klar mag vielleicht auch mit der Definition des Wortes zu tun haben.
Ich will mal ein Beispiel aus dem Alltag nennen: Wir im Urlaub 5 Sterne Hotel , nur gehobene Gesellschaft und mein Mann von oben bis unten tätowiert ( ich ein kleines )wir waren " die Tätowierten" , die können ja nichts im Kopf haben. Irgendwann kamen wir dann mit einigen ins Gespräch, sie waren positiv überrascht , wie studiert und Lehre verkürzt auf die Hälfte der Lehrzeit , oh ihr habt ja was im Kopf. Für die waren wir erstmal nur die tätowierten , die können ja nichts im Kopf haben.
Ich denke es hat halt wirklich seine Gründe warum einige Kliniken anfangen umzudenken .
Ich verstehe auch das die Mehrheit hier kein Problem mit dem Begriff hat;)
Gerade wenn man ihn schon jahrelang benutzt.
Böse,ne böse bin ich auch nicht wenn ihn jemand benutzt, ich werde es trotzdem nicht benutzen und das hat nichts damit zu tun das ich die Erkrankung meiner Tochter nicht akzeptiere;) Ich bin auch eine ganz Liebe( denke ich).
Lg schlapperlatz

hallo!

ich bin kein Diabetiker, ich hab nur Diabetes, klingt für mich besser

Meine Tochter hat Diabetiker, mein Sohn hat Neurodermitis. Die -itiker Variante klingt für mich nicht so schön, daher versuche ich das zu vermeiden.

Viel schlimmer finde ich die Formulierung "Das Mädchen hat Zucker". Eine sehr gute Freundin von mir kann sich das nicht abgewöhnen, bis ich irgendwann echt genervt war und sagte "Na und, Zucker haben Deine Kinder auch." Seitdem ist zumindest auf diesem Gebiet Ruhe

interessant, über was man sich alles gedanken macht.

mir ist noch nie sauer aufgestoßen, wenn jemand "diabetiker" gesagt hat.

der xyz ist diabetiker!
ah ok, danke, für die info!

und weiter?
was ist daran jetzt verwerflich?

ich finde es viel übler, wenn jemand sagt:"der xyz hat zucker!"

ähm?
wir alle haben zucker - zum glück, sonst sähe es übel aus mit der menschheit!
die einen können ihn nur verarbeiten, die anderen eben nicht.

übrigens heißt diabetes auf deutsch nicht zuckerkrank, sondern ist diabetes mellitus griechisch und bedeutet zuckersüßer durchfluss - lateinisch mellitus honigsüß

*klugscheißoff*

vor 10 jahren hat sich niemand gedanken darüber gemacht, ob es p.c. ist, einen diabetiker diabetiker zu nennen - aber damals hießen schaumküsse auch noch negerküsse oder mohrenköpfe......

vg, petra

bea2311 schrieb: ich bin kein Diabetiker, ich hab nur Diabetes, klingt für mich besser

Tja, ich bin kein Autofahrer, ich fahre nur Auto.
Ich bin kein Deutscher, ich habe nur die deutsche Nationalität.

Wenn alle Menschen mit Diabetes von den political correktness Sprachpuristen gleichberechtigt worden sind, tja, was wollen die dann bitte noch an Sonderbehandlung fordern? Die sind doch alle vollstens integriert, zumindest sprachlich.

Integration? Sonderleistungen in Kita, Schule, sonstwo? Warum denn bitte? Es gibt doch keine DIABETIKER.

Gruß
Joa

Nunja, die Autofahrersache sehe ich da anders, das liegt einfach an der Masse der Auto fahrenden Menschen, gleiches trifft auf die Nationalität zu, davon gibt's so viele, das es nichts Besonderes ist, darum nutzt niemand solche Ausdrücke.

Jeder empfindet solche Begriffe anders, jeder fühlt sich anders angegriffen - oder gar nicht.

Speziell bei Kindern finde ich es kritisch, aber völlig normal offensichtlich, wenn man "nur" auf das für andere Wesentliche oder Auffällige reduziert wird, wenn keine Namensnennung mehr erfolgt, sondern es auf dem Schulhof dann heißt:"Da kommt die Dicke", "Hallo Brillenträger" oder eben "Der Diabetiker möchte auch was trinken!".
Das mag auf so manche "Betroffene" verletzend klingen, weil sie speziell daran täglich merken, dass sie anders sind. Und genau da liegt die Aufgabe von uns als Eltern, unsere Kinder gegen solche Ausdrücke stark und fit zu machen. Gleiches gilt für uns: Warum verletzen uns als Eltern solche Audrücke offenbar? Weil unsere Kinder anders sind als die breite Masse, weil sie vielleicht mehr Aufmerksamkeit in gesundheitlicher Hinsicht benötigen, weil wir uns wünschen würden, dass sie einfach nur "stinknormal" sind?

Mein Kind ist "stinknormal", trotz Diabetes. Daher gehen mir solche Ausdrücke sonstwo vorbei, meiner Tochter auch, hoffe ich. Ihre Freundin z.B. nutzt "Diabetiker" oft in der Mensa, wenn es voll ist, sie ruft dann:"Achtung! Der Diabetiker braucht dringend Kohlenhydrate!" und ruft sich so den Weg für sich und mein Kind frei. Sie finden es beide lustig, weil sie damit schneller dran sind. Würde sie rufen:"Die Sina braucht Kohlenhydrate!" käme ein "Ja und? Wir auch!" zurück. Also muss man sich offenbar selbst helfen durch die Nutzung von Wörtern, die bei anderen Menschen eine gewisse Aufmerksamkeit hervorrufen. Es ist nur sicherlich von Bedeutung, in welchem Zusammenhang solche Begriffe genutzt werden. Um zu hänseln? Um nur einen Ausdruck zu haben, für den sonst mindestens drei Worte nötig wären?

Kinder hänseln, Kinder vergleichen, Kinder sind gemein. Das ist so, war immer so und das wird so bleiben. Bis die anderen verstanden haben, dass Dicke, Brillenträger oder Diabetiker Max, Kristin oder Sina heißen.

Genauso wenig halte ich es für angebracht, andere ausschließlich beim Nachnamen zu nennen, obwohl man den Vornamen kennt, speziell Schulhof:"Der Müller hat schon wieder ne 1!", "Die Meier hat aber heut nen bad hair day!"
Das sind vermutlich Entwicklungsschritte, die hoffentlich irgendwann vorbeigehen. Und auch hier: Vorbild sein! (und nicht vom "Schneider" aus dem Büro sprechen, der mal wieder so nervig war )

"Hat Zucker", "ist zuckerkrank" hat sich in Jahrzehnten/Jahrhunderten eingebürgert, früher war man zuckerkrank, Erklärung kennen wir alle, "hat Zucker" ist ein wunderschönes Beispiel für die Unwissenheit über den Körper und dessen Funktionen. "Auch du hast Zucker und das ist ziemlich gut so!" ist dann auch meine Antwort. Den "Laien" da draußen ist es doch schnurzpiepegal, ob die Stoffwechselstörung Diabetes sonstwas oder zuckerkrank heißt, sie haben meist eh keine Ahnung von den Feinheiten, es lohnt auch oft nicht, aufzuklären, das haben sie sowieso schnell wieder vergessen, weil es sie nicht betrifft und somit auch meist wenig interessiert.

Solange ich weiß und sehe, dass mein Kind nicht krank ist, immer ausreichend Zucker hat und einen Diabetes obendrauf, ist mir alles andere wurscht.

chaosfamily Petra schrieb: übrigens heißt diabetes auf deutsch nicht zuckerkrank, sondern ist diabetes mellitus griechisch und bedeutet zuckersüßer durchfluss - lateinisch mellitus honigsüß

*klugscheißoff*

Schon klar. Es ist nicht die Übersetzung sondern die deutsche Bezeichnung.

Hm, ich hab mir darüber noch nie gedanken gemacht, obwohl ich durchaus dafür bin, das ein bestimmtes Wort im Englischen (r-word) nicht genutzt wird. DAS Wort ist diskriminierend, weil es impliziet, dass jemand zurückgeblieben und unfähig ist, nur weil irgendeine Erkrankung vorliegt.
Diabetiker oder Mensch mit Diabetes ist eher so ne Sache, was einem besser liegt oder was in dem Satz vielleicht auch gut passt. Meine Tochter sagt, wenn sie jemand fragt, warum sie misst manchmal "Weil ich Diabetes habe" oder bei Kindern, die zum wiederholten Male fragen sagt sie genervt: "Man, ich bin doch Diabetiker, hast du das vergessen?"
Mir ist noch nicht aufgefallen, dass jemand ihren Namen durch die Krankheitsbezeichnung ersetzt hätte. Sie hat so einen schönen Namen, den lässt sie sich nicht nehmen. Da wird sie shcon ihre Meinung geigen, wenn jemand da auf die Idee kommt. Aber ich denk, wenn jemand sie damit hänseln wollte, dann würde er das auch dann tun, wenn wir jetzt einheitlich beschließen würden, dass das Wort ein no-go wär. Einzige Möglichkeit ist, sie darauf vorzubereiten und selbstbewusst zu erziehen. Ich habe da bei meinem Kind wenig bedenken und mache mir über so Feinheiten keine Gedanken.

Joa schrieb:

bea2311 schrieb: ich bin kein Diabetiker, ich hab nur Diabetes, klingt für mich besser

Tja, ich bin kein Autofahrer, ich fahre nur Auto.
Ich bin kein Deutscher, ich habe nur die deutsche Nationalität.

Wenn alle Menschen mit Diabetes von den political correktness Sprachpuristen gleichberechtigt worden sind, tja, was wollen die dann bitte noch an Sonderbehandlung fordern? Die sind doch alle vollstens integriert, zumindest sprachlich.

Integration? Sonderleistungen in Kita, Schule, sonstwo? Warum denn bitte? Es gibt doch keine DIABETIKER.

Gruß
Joa

hallo!

ok, ich hab mich falsch ausgedrückt :side:

ich will nicht als Diabetiker und schon gar nicht als "zuckerkrank" :woohoo: bezeichnet werden, sondern als mensch mit Diabetes!!!!

Hallo,

ich glaube, das Problem ist nicht der Ausdruck "Diabetiker" an sich, sondern
in welchem Zusammenhang er benutzt wird.
Wenn in der Klasse der Ausspruch: "Da kommt die Diabetikerin" benutzt wird
ist das wohl völlig deplaziert. Keiner möchte nur über seine Krankheiten,
Haarfarbe, Körpergewicht etc. ... definiert werden.
Wenn es um das Thema Diabetes als solches geht, ist der Ausdruck "Diabetiker"
völlig normal.

Meine Mutter leidet an einer Stimmbandlähmung und gehörte in der Rehaklinik
zu den "Stimmis", während die Tinitus-Patienten zu den Tinis gehörten.
Diese Ausdrücke wurden von allen dort benutzt, es war liebevoll gemeint
und belächelt. In der Stadt, Schule, Arbeit etc. möchte natürlich niemand
als Stimmi oder Tini bezeichnet werden , aber wenn sich alles um die Problematik der Krankheiten/Behinderungen dreht, ist es eben mehr oder weniger passend. Ich als nicht Betroffene würde dann allerdings vom
Tinitus bzw. Stimmband-Patienten sprechen... und auch nur wenn es um das
Thema geht u. nicht wenn ich zufällig einen solchen irgendwo treffe u.
wir über das Wetter reden. Schließlich hat jeder auch noch andere
Eigenschaften neben seinen Krankheiten und Äusserlichkeiten... :laugh:

LG Miriam