Spritzen ohne zu messen
Benutzer
Beiträge: 220
Daten zum Kind:
Geschlecht: Junge
Geburtsjahr: 2000
Therapieform: ICT (Intensivierte konventionelle Therapie Mehr als 4 Spritzen am Tag)
Private Nachricht
mich beschäftigt derzeit eine Frage und ich brauche mal euere Meinungen.
Unser Sohn (fast 13) hält von dem ganzen Diabetes-Kram derzeit überhaupt nichts. Wir sind seit fünf Jahren dabei, theoretisch weiß er alles, aber praktisch wendet er es nur sehr ungerne an.
Aus dieser Verweigerungshaltung - an der wir arbeiten - ergibt sich natürlich das Problem der Nahrungsaufnahme, wenn wir nicht in der Nähe sind. Sei es, dass er mit Freunden unterwegs ist oder er alleine zu Hause ist.
Jetzt habe ich zu ihm gesagt, dass es wichtig wäre, dass er Insulin spritzt. Er darf essen was er möchte, er soll sich aber dafür spritzen.
Gut, ohne vorher zu messen, können Spitzen nicht abgefangen werden.
Aber für mich ist wichtig, dass er a) spritzt, bevor er etwas isst, und dass b) er überhaupt etwas isst.
Die Ärztin in der Diabetes-Ambulanz meinte dann beim letzten Termin, dass das BZ-Messen quasi unerlässlich sei. Ja, sicher, da hat sie Recht, aber wenn im Moment nur eines machbar ist?
Ich bin da echt ratlos.
Wie sehr ihr das?
LG
Andrea
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Mitglied
Beiträge: 3839
Daten zum Kind:
Geschlecht: Junge
Geburtsjahr: 2004
Therapieform: CSII + CGM (Insulinpumpentherapie mit Glukosesensor)
Private Nachricht
mein Diabetes-Kind ist ja noch ein paar Jährchen davon entfernt 13 zu werden. Aber ich mache mir, wenn ich hier die Beiträge von Teenager-Eltern lese, auch immer wieder Gedanken, was sein wird, wenn er mal in dem Alter ist.
Und ich denke dann auch oft, dass ich hoffe, dass er sich in dem Alter zumindest ein bisschen um seinen DM kümmert. Besser ein schlechtes Diabetes-Management als gar keins.
Natürlich wäre es besser, wenn er ein paar mal am Tag messen würde. Aber immer noch besser, er spritzt ohne zu messen, als er spritzt nicht.
Ist dein Sohn denn bereit immer zu spritzen, wenn man ihn nicht nötigt auch noch regelmäßig zu messen?
LG Heike
Heike mit Lars (*9/2004, DM seit 11/2010, Minimed 640G, Humalog)
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Benutzer
Beiträge: 220
Daten zum Kind:
Geschlecht: Junge
Geburtsjahr: 2000
Therapieform: ICT (Intensivierte konventionelle Therapie Mehr als 4 Spritzen am Tag)
Private Nachricht
na ja, er spritzt. Aber eher wiederwillig. Und da ich weiß, dass ich beides - also messen und spritzen - nicht bei ihm unterbekomme, tendiere ich zum Spritzen.
Aber wie schon geschrieben, ich bin da etwas unsicher.
LG
Andrea
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Benutzer
Beiträge: 205
Daten zum Kind:
Geschlecht: Junge
Geburtsjahr: 2000
Therapieform:
Private Nachricht
bei uns sieht es noch nicht ganz so extrem aus, es geht aber in die Richtung und auch ich mache mir Gedanken.
Mein Johannes, 13J, geht seit Kurzem aufs Gymnasium, neue Schüler, neue Lehrer. Er fühlt sich dort sehr sehr wohl! Zum Glück haben wir es gleich am Anfang öffentlich gemacht, dass er Diabetes mit sich rumschleppt.
Aber Blutzucker messen in der Schulzeit wird nun mit der Zeit völlig ignoriert, er "spürt" ja, ob er "hoch" oder "unten" ist. Er hat eine Pumpe und gibt wenigstens, wenn er mal etwas isst, Insulin ab. Vergisst er jedoch auch gerne, wenn ihm danach ist.
Da macht man sich so seine Gedanken.
Unser Dia-Doc sieht es ganz entspannt, die Phase spitzt sich zu und dann geht sie vorüber. Viele viele Jugendliche messen und spritzen nur morgens und abends und überstehen alles komischer Weise ganz gut. Am Wochenende werden hin und wieder ältere Jugendliche "eingeliefert" ins KH, nach Alkkonsum, und wieder auf die Beine gestellt.
Mich hat es erst einmal beruhigt.
Meiner ist zum Glück noch viel zuHause und nicht "in der weiten Welt" unterwegs. Mein Plan ist es, ihm einfach mehr zu vertrauen und im Notfall darauf zu hoffen, dass seine Kumpels ihn nicht im Stich lassen. In manchen Situationen bekommt er von mir dann aber ganz klar die Anweisung einen BZ zu machen, und bisher traut er sich noch nicht es dann zu verweigern, sicherlich weil er genau weiss, dass es dann mächtige Konsequenzen nach sich ziehen würde. (Z.B. wenn er mal abends unterwegs ist).
Und ich lasse es mir nicht nehmen, nachts BZ zu messen und dann "die Tage zu korrigieren".
Irgendwie kämpft man jetzt an so vielen Fronten: Diabetes, Schule, Mutter-Kind-Verhältnis, Angst-vor-dem-was-noch-kommt" und dann noch die persönlichen Sachen.
Liebe Grüße,
Rika
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Mitglied
Beiträge: 108
Daten zum Kind:
Geschlecht: Junge
Geburtsjahr: 2008
Therapieform: ICT (Intensivierte konventionelle Therapie Mehr als 4 Spritzen am Tag)
Private Nachricht
pieselt er ab und zu mal über den ketonestreifen???
vielleicht lässt einen das etwas "ruhiger" werden???
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Benutzer
Beiträge: 26
Daten zum Kind:
Geschlecht: Junge
Geburtsjahr: 2000
Therapieform: CSII (Insulinpumpentherapie)
Private Nachricht
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Benutzer
Beiträge: 1259
Daten zum Kind:
Geschlecht: Mädchen
Geburtsjahr: 1994
Therapieform: CSII (Insulinpumpentherapie)
Private Nachricht
vielleicht solltet ihr wirklich über eine Pumpe nachdenken. Dann braucht er sich nur noch alle drei Tage einen Kathteter setzen. Und das Abgeben von Boli ist auch einfacher, das Ding sieht ein bisschen aus wie ein Handy. Meine Tochter wurde in der Schule früher vermehrt darauf angesprochen, dass sie ihr Handy wegpacken solle...
Ich sehe das auch so, die Insulinversorgung steht an erster Stelle. Merkt er denn einen Unterzucker zuverlässig? Sonst bringt er sich dadurch in Gefahr...
Meine Tochter hatte auch diese Null Bock auf Diabetes Phasen bzw. Keinen Bock auf Messen und Abgeben wurde auch mal vergessen, insbesondere, wenn sie unterwegs war. In dem Alter ist alles andere natürlich viel wichtiger und sie wollen durch coolsein auffallen, aber bestimmt nicht durch eine Krankheit... Wir haben ganz viele Gespräche geführt, mit und ohne Ärztin und sie einfach gefragt, was sie braucht, ich habe das Tagebuch auch ewig für sie geschrieben. Außerdem musste sie mindestens 4 Mal am Tag messen (bei ihr waren es sonst manchmal nur 2) also zu jeder Mahlzeit und vor dem Schlafengehen. Wenn sie das nicht geschafft hat, und auch noch das Abgeben vergessen hat, durfte sie ohne mich nicht weg. Wenn sie 6 Mal am Tag gemssen hat, durfte sie dafür am Wochenende eine Stunde länger weg. Für sie war das die richtige Methode gepaart mit Verständnis, dass die Werte auch nicht immer gut waren. Für schlechte Werte gab es auch nie Konsequenzen, sondern, dann habe ich ihr vermittelt, dass wir die zusammen wieder in den Griff bekommen. Die wenigen Messungen waren bei ihr auch der Frust, dass die Werte in der Pubertät einfach um Spucken waren. Von 14- 16 haben wir alle drei Wochen die Basalrate angepasst und mussten immer hochschrauebn, danach war es rückläufig. Jetzt ist sie 18 und ich bekomme vom Diabetes nicht mehr soviel mit, aber sie geht regelmäßig zur Ärztin und macht wieder mehr Sport und freut sich , wenn die Weerte danach gut sind.
Viele Grüße und Alles Gute für euch
Vera
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Benutzer
Beiträge: 1111
Daten zum Kind:
Geschlecht:
Geburtsjahr:
Therapieform: CSII (Insulinpumpentherapie)
Private Nachricht
Ich könnte da ein Prachtexemplar anbieten. Zarte 15 Jährchen, der hat es auf 3 bis 4 BZ-Messungen in 3 Monaten gebracht. :blink:Rika_T schrieb: Unser Dia-Doc sieht es ganz entspannt, die Phase spitzt sich zu und dann geht sie vorüber. Viele viele Jugendliche messen und spritzen nur morgens und abends und überstehen alles komischer Weise ganz gut.
Doof war aber insbesondere, dass es mit den Insulinverabreichungen nicht allzuviel besser aussah. :blink:
Mit sanfter aber nachdrücklicher Gewalt hat sich das unterdessen aber ein Stück verbessern lassen, so dass ein paar Werte mehr aus dem Messgerät zu holen sind und auch der A1c von satten 13% nun auf unter 10% gerutscht ist.
Mal schaun wie es weiter geht... .
Grundsätzlich ist bei der Frage der Messhäufigkeit schon zu berücksichtigen, dass viele Diabetiker ein durchaus gutes und (meist) sogar auch zutreffendes Gefühl haben, wo in etwa gerade der BZ liegt.
Eltern die das mit Misstrauen betrachten sollen vielleicht ein kleines Quizz mit dem Nachwuchs veranstalten?
Vor dem Messen eine Schätzung abgeben lassen und dann diese durch die Messung verifizieren.
Dabei kann rauskommen, dass die Eltern das Ganze auch wieder gelassener sehen, weil sich die Eigenwahrnehmung als recht zuverlässig zeigt, oder der junge Mensch bekommt ein besseres Feedback zur Richtigkeit der Eigenwahrnehmung.
Vielleicht das Ganze noch mit einem Verstärkersystem (Belohnung) koppeln?
Z.B. Punktvergabe nach Richtigkeit der Schätzungen und Belohnung nach xyz Punkten?
Ansonsten ist aber auch noch mal darauf hinzuweisen, dass es noch nicht sooo lange her ist, dass Diabetiker nur die Möglichkeit hatten, die Blutzuckerlage anhand von Urintest und Hypogefühl abzuschätzen. Besorgte Mütter hätten damals den 15-jährigen ggf. 3x in der Nacht wachrütteln müssen und
a) zu seinem aktuellen Hypofeeling interviewen und
b) um eine Urinprobe bitten müssen.
:woohoo:
Alles ist halt relativ...
Gruß
Joa
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Benutzer
Beiträge: 1259
Daten zum Kind:
Geschlecht: Mädchen
Geburtsjahr: 1994
Therapieform: CSII (Insulinpumpentherapie)
Private Nachricht
Joa schrieb:
Ansonsten ist aber auch noch mal darauf hinzuweisen, dass es noch nicht sooo lange her ist, dass Diabetiker nur die Möglichkeit hatten, die Blutzuckerlage anhand von Urintest und Hypogefühl abzuschätzen.
Joa
Ja, aber die leiden heute doch an den Folgeschäden... und das wollen wir unseren Kindern, wenn es irgendwie geht ersparen.
Gruß Vera
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Mitglied
Beiträge: 2941
Daten zum Kind:
Geschlecht: Junge
Geburtsjahr:
Therapieform: CSII (Insulinpumpentherapie)
Private Nachricht
praktisch handhabbare BZ-Messgeräte zur Selbstmessung gibt es seit ca Mitte der 1970er Jahre. Es gab zwar schon vorher (ab 1969) für Pat. gedachte Geräte, die waren aber noch so groß, schwer und teuer (und umständlich in der Handhabung), dass sie meist nicht benutzt wurden. Und die Ärzte waren auch dagegen, dass sich Pat. den BZ selber messen!!
Zum Glück haben nicht alle, die auf die Urinzuckermessung angewiesen waren heute massive Spätschäden!
Damals waren BZ-Werte über ca 180 mg/gl (10,0 mmmol/l) auch zu erkennen - und zu behandeln. Allerdings auch nicht so ausgefeilt, wie es heute möglich ist.
Eine akute große Gefahr der Insulingabe ohne regelmäßige BZ-Messung, ist die mögliche Hypoglykämie.
Das "schätzen" des aktuellen BZ im Bereich zwischen ca 80 - ca 240 mg/dl ist meist nicht möglich. Da ist eine Hypo bei etwas zu viel Insulin schnell möglich!
Gruß, Egon
Achtung: Mein Beitrag / meine Antwort ist meist nur eine Kurzfassung und kann daher i.d.R. nicht alle möglichen Aspekte zu dem jeweiligen Thema berücksichtigen.
Häufig geben meine Beiträge nicht meine persönliche Meinung wieder, sondern beruhen auf Tatsachen bzw. fachlich anerkannte Meinungen....
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.