Wie schnell steigt/sinkt HbA1c ?

Nun ist ja endlich die neue Ausgabe von "Kinder und Jugendliche mit Diabetes" erschienen (die Ausgabe davor hatte ich mal irgendwo in der Klinik durchgeblättert, aber nicht selbst besessen) und ich habe am Wochenende mehr als die Hälfte davon gelesen.

Dort wird nun behauptet, dass der HbA1c-Wert bei hohen BZ-Werten recht schnell steigen kann, aber nur langsam wieder sinkt, weil einmal angehaftete Zuckerteilchen eben nicht wieder "abgehen".

Das entspricht vollkommen meiner Logik!

Unsere praktischen Erfahrungen sagen aber das genaue Gegenteil...

Lars landete letzten November mit einen HbA1c von 11,1% im Krankenhaus. Nach nur einer Woche war der Wert auf 9,7% gesunken (Messfehler?), nach 2 Wochen auf 8,7% (noch'n Messfehler), nach 6 Wochen auf 7,2% und schließlich nach 3,5 Monaten auf 6,2%. Das war eine Anfangs doch rasante Talfahrt...

Im März verdreifachte sich der Insulinbedarf innerhalb von drei Wochen (nachlassende Remission + tüchtiger Wachstumsschub). In diesen 3 Wochen haben wir kaum einen Wert unter 200 gemessen. Die 200er waren schon die "Guten", 300er waren beinahe normal und 400er kamen auch gern mal vor.

Der HbA1C-Wert vom 30.03.11 betrug dann aber nur 7,2 %. Hatte mir echt schlimmeres vorgestellt und nach der o.g. Aussage (schneller Anstieg, langsamer Abfall) hätte es ja auch deutlich schlimmer sein müssen. Außerdem dürfte dann doch der angeblich gängige "Deppentrick" zur Verar... der Arztes (in Wahrheit natürlich Selbstbetrug): den HbA1c-Wert durch ein paar absichtlich erzeugte Hypos ins rechte Licht zu (d)rücken gar nicht bzw. kaum funktionieren, oder?

Wie sind eure Erfahrungen, was den Anstieg bzw. das Absinken abetrifft?

LG Heike

hallo heike,

unsere erfahrungen decken sich mit euren.

viele grüße, petra

Hallo,

mit dem HbA1c-Wert wird gemessen, wie viel Glucose sich am Hämoglobin (dem roten Blutfarbstoff) angelagert hat. Was einmal angelagert ist, bleibt dran! Da fäält mir gerade ein, da hab ich ein Kurz-Referat zu, das kopier ich mal hier hin:

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HbA1c – Wert


Der HbA1c – Wert ermöglicht den Rückschluss auf den durchschnittlichen Blutzuckerwert der letzten 8 – 12 Wochen.

Erklärung:
Hb ist das Kürzel für Hämoglobin, also den roten Blutfarbstoff. An den Faktor *A1c* des Hämoglobins wird Glukose angelagert. Wie viel Glukose dort angelagert wird, ist von der Blutzuckerhöhe abhängig. Kurzfristig hohe bzw. niedrige Blutzuckerwerte haben nur einen geringen Einfluss auf diese Anlagerung.
Die roten Blutkörperchen -und damit auch der rote Blutfarbstoff- werden alle (6)8 – 12 Wochen erneuert. Daher ist die Blutzuckerbeurteilung der letzten 8 – 12 Wochen möglich.
Der HbA1c - Wert gibt an, wie viel Prozent des vorhandenen Hb mit Glucose besetzt sind.

Durch unterschiedliche Untersuchungstechniken ergeben sich u.U. auch von Labor zu Labor leicht unterschiedliche Normalwerte für den HbA1c - Wert. Aufgrund des gemessenen Wertes kann man den entsprechenden durchschnittlichen Blutzuckerwert in den zurückliegenden Wochen berechnen.

Wenn der festgestellte HbA1c – Wert hoch ist, kann man eindeutig sagen, dass die Blutzuckereinstellung entsprechend schlecht ist. Ist der Wert aber im Zielbereich, ist nicht automatisch auch die Blutzuckereinstellung gut.

Beispiel:
Der Blutzucker schwankt gleichmäßig zwischen 80 mg/dl (4,4 mmol) und 120 mg/dl (6,7 mmol) dann ist der Durchschnittswert 100 mg/dl (5,6 mmol).
Schwankt der Blutzuckergleichmäßig zwischen 20 mg/dl (1,1 mmol) und 180 mg/dl (10,0 mmol), dann ist der Mittelwert auch 100 mg/dl (5,6 mmol).
Ich gebe zu, zumindest das zweite Beispiel ist eher ein theoretisches.


Gröbere Verfälschungen des HbA1c – Wertes entstehen durch starke Verdünnung des Blutes (z.B. durch Infusionen), Blutübertragungen und durch die Dialyse.

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Gruß, Egon

Tja, also die ersten 5 HbA1c-Werte wurden im gleichen Labor ermittelt. Infusionen o.ä. fanden nicht statt (Lars ging's ja bei Einweisung trotz allem recht gut, weshalb er ohne Infusion davon kam).

Der nächste Wert ist aus einem anderen Labor, deshalb also vermutlich nicht so ganz mit den anderen zu vergleichen.
Unsere erste Diabetologin vertrat übrigens folgende Meinung: 1 guter Tag (wie auch immer man "gut" definiert...) kann einen zu hohen HbA1c-Wert um 0,1 senken. Dass wir noch mehr "geschafft" haben schien sie aber auch nicht sooo verwunderlich zu finden...

Hallo Heike,
wir haben die Erfahrung gemacht, dass wenn die Einstellung gut war, der HbA_1c Wert auch eine ganze Weile braucht, um sich zu verschlechtern, wenn die Werte dann nicht mehr gut sind.
Euer Wert hat sich ja auch um 1,0 verschlechtert, acuh wenn der Wert an sich ja noch gar nicht so schlecht war.
Außerdem denke ich, misst man ja nicht jeden Wert. Wenn die hohen Werte z.B. Gegenregulationen auf Hypos waren, ist der Wert natürlich auch wieder ausgeglichen. Würde man immer nach dem Essen messen und hohe Werte haben, kann es aber sein, dass die Werte dann auch wieder gut sind und man nur die Spitzen getroffen hat.
Es scheint auch so zu sein, wenn man schlechte Werte hat, die aber korrigiert und den Wert wieder in den Normalbereich sinkt, ist das für den HbA_1c auch nicht so schlimm, wie wenn nur sporadisch mal abgegeben wird. Diejenigen, die ich kenne, die einen Hba1c von 15 oder so haben, das waren immer Menschen, die auch kaum bis gar kein Insulin abgegeben haben.
Und ich glaube auch, wie schnell der HbA1c steigt, hängt auch ein bisschen von den einzelnen Menschen ab. So, wie es Menschen gibt, die immer Zähne putzen und trotzdem Karies haben.
Aber das sind meine Erfahrungswerte und keine wissenschftlich fundierten Aussagen!
Gruß Vera

Hallo,

bei uns hat sich der HBA1C auch "nur" um 0,4 verschlechtert, obwohl die Werte über mindestens 6 Wochen eine Katastrophe waren (eher zwischen 200 und 300). Das Ergebnis war 7,2 statt 6,8. Ich hatte eher mit einer 8 vor dem Komma gerechnet. Nun haben wir ja die Pumpe und hoffen auf weniger Extrem-Schwankungen. Ob der HBA1C merklich sinkt, ist mir dabei nicht so wichtig. Die Extrem-Schwankungen haben halt aktuell einen sehr negativen Einfluss auf unsere Tochter - auch seelisch. Und Klassenarbeiten nicht mitschreiben zu können, weil sie wieder einen 300er Wert hat, ist auch sehr frustrierend, da sie ja für den Termin gelernt hat. Aber es macht wirklich keinen Sinn, dann mitzuschreiben, weil sie extrem müde und unkonzentriert, oft auch albern ist.

Gruß

Teresa

Hallo,

bei uns wundere ich mich eher in die andere Richtung. Meine Tochter hat seit August 2010 Diabetes und tatsächlich erst einen (!) HbA1c-Wert unter 8 gehabt.
Und ich fand unsere Werte nicht immer sooo schlecht.

Aber auch wir basteln jetzt mit einer Pumpe herum und ich merke bereits jetzt noch nicht dauerhaft gute Werte, aber wesentlich stabilere und das auch noch oft im "grünen Bereich".

Gruß,
Sabine

Hallo,

mir fällt es mittlerweile unheimlich schwer, den HbA1c-Wert zu "schätzen". Sinas BZ-Werte fahren ja doch Achterbahn, sind erst langsam wieder auf dem Weg zur Stabilität und durch ihr häufiges Messen (weil sie ja ü250mg/dl meint, sie läg bei 40-50mg/dl)haben wir sehr viele 200-300er Werte im Messgerät, auch mal einen 400er dazwischen, der aber auch flott wieder weg ist.

Sina hatte einen HbA1c von 7,1% im Mai, die Wochen danach waren so lala, dann kam eine ganz heftig tiefe Woche im August (durch den Urlaub, ich hab hier darüber geschrieben) und der HbA1c-Wert danach lag bei 6,2%. Kann gar nicht sein bzw. ist mir völlig schleierhaft, wie sie bei 10 Wochen so lala-Werten und nur einer Woche sehr niedriger Werte ein solcher Langzeitwert rauskommt. Ich hab mit mindestens 7% gerechnet ...

Genauso wie jetzt. Wir waren letzte Woche in der Ambulanz, ihre Werte nicht wirklich zufriedenstellend, die Ursache haben wir aber gefunden und seitdem klappts wieder. Dennoch denke ich, dass der HbA1c-Wert ü8% liegt, ich hab aber noch keine Nachricht. Und wenn er drunter ist, dann versteh ich hier gar nichts mehr ...

Sina fing im Dezember 2010 mit 15,8% an. Mitte Januar waren es dann, da war sie 6 Wochen therapiert, also genau die Hälfte der zu berechnenden Zeitspanne, auf bereits 9,6% runter. Das hab ich damals auch nicht verstanden, fand es aber prima. Danach hatten sich die Werte auch stabilisiert und 3 Monate, also voll therapiert, später lag sie bei 6,9%. Nur: bei den 6,9% hatte sie bessere Werte als bei den 6,2% im August. Hier wars offenbar die eine niedrige Woche, die den HbA1c-Wert sehr gedrückt hat.

HbA1c ist irgendwie immer wieder ein Überraschungsei....

Gruß,
Tanja

Hallo,

mein Sohn wurde am

25.01.2007 mit einem BZ von 696 mg/dl, HbA1c 11,3% eingeliefert. Da ihm aber schon 2 Jahre vorher immer wieder intermittierend nahrungsmittelunabhängig übel war, ohne dass ein Grund dafür ersichtlich war, vermute ich, dass der Diabetes schon 2 Jahre vorher begann.

27.03.2007 HbA1c 6,3%
31.07.2007 HbA1c 5,8%.

Diese "Traumwerte" wurden aber durch viele Hypos erkauft (also Dein Deppentrick, Heike); was ganz bestimmt nicht gut war. Ich wünschte mir sehnlichst nichtdiabetische, gesunde Blutzuckerwerte zwischen 80 und 100 mg/dl (Klinikvorgabe bei Entlassung: 120 bis 150 mg/dl) für meinen Sohn. Dementsprechend stellte ich ihn straff ein. Das klappt vielleicht ja auch bei einem erwachsenen Diabetiker, aber nicht bei einem Kind mit unvorhersehbarem Bewegungsdrang. So kam es, dass er sich nur auf dem Absatz umzudrehen brauchte, um zu unterzuckern.

Ansonsten haben wir die Erfahrung gemacht, dass kurzfristig hohe Werte ( z.B. um 400 mg/dl), den HbA1c kaum bis garnicht verschlechtern.

Und ich vermute mal, dass Ascorbinsäure (Vitamin C) Einfluss auf den HbA1c hat, indem es ihn senkt. Jedesmal wenn ich meinem Sohn während der Erkältungszeit etwas Ascorbinsäure gab (mache ich mittlerweile auch nicht mehr), bekam er zwar trotzdem eine Erkältung, aber sein HbA1c verbesserte sich etwas, das war schon augenfällig. Google wußte dazu: Nichts!
Ihr vielleicht?

Lieben Gruß
Tina

Wieso habe ich denn jetzt einen neuen Thread aufgemacht? Als ich meine Antwort abschicken wollte, hieß es:
Dieser Beitrag wurde in ein überholtes Fach abgelegt, laden sie es nochmal und versuchen Sie es noch einmal. Oder so ähnlich!
Kann irgendjemand meinen Beitrag in Wenkes Anfrage verschieben? Da gehört er doch hin! Vielen Dank,
Tina