TJa, heute war es dann soweit, doch zur Vorgeschichte (und als Erklärung, warum ich 2 Tage nichts geschrieben habe).
Am Samstag hatte ich Tagdienst im Krankenhaus. Schon in der Nacht von Freitag zu Samstag ging es mir sauschlecht. Ich musste alle halbe Stunde auf die Toilette.
Den Samstag habe ich mehr oder weniger vor mich hin vegetierend verbracht. Was mich dabei am meisten geärgert hat: In der Nacht zuvor waren dem KH die Messstreifen für unser Gerät ausgegangen, sodass die nur noch mit dem Stationsgerät messen konnten. Ein barbarisches Teil, es ist älter und benötigt die doppelte Menge Blut, als das Contour Next. Auch hat es oft Aussetzer gehabt. Keine schöne Sache. Auch ärgert mich, dass nur die Messung mit dem Contour Next die Werte an die Pumpe überträgt und diese dann dort auch gespeichert werden. Da wir ein lückenloses Buch für den Widerspruch gegen die Ablehnung des CGM brauchen, hat mich das doppelt geärgert! Gut, dass wir seit etwa 2 Wochen das händische BZ- Tagebuch führen. Ich hoffe das reicht dennoch aus.
Jedenfalls bat ich zu "Dienstbeginn" darum, dass ein Arzt kommt. Zum einen, damit ich um ein Rezept bitten konnte und dann eben selbst zur Apotheke gegangen wäre. Zum anderen wurde mir (durch meinen Toiletteneinsatz in der Nacht zuvor) überhaupt erst bewusst, was für Qualen mein kleiner Bub erleiden musste! Den er litt schon seit 4 Tagen an Durchfall, hat dagegen aber NICHTS bekommen!
Es wurde 12, es wurde 1, es wurde 2. Ich fragte nach und fragte nochmals nach.
Um 3 kam der Pfleger rein. Er nahm den BZ und hatte einen Wert von was um 300. Er wollte sich schlau machen, was wir spitzen sollen und sich gleich wieder melden. Nichts geschah. Kein Arzt den ganzen Tag, keine Messstreifen mehr, der kleine am weinen (wohl vor Bauchweh, denn das hatte ich inzwischen auch und das sehr heftig!). Da wurde es mir zu bunt! Um 5 kam er wieder rein. wollte wieder messen. Ich fragte wo mein Korrekturwert von vor 2 Stunden wäre (ich selbst hatte eigenverantwortlich 0,4 gegeben), da hatte er keine Antwort drauf. Da sagte ich ihm, er solle sein barbarisches Gerät nehmen und wieder gehen und bitte endlich einen Arzt holen. Da grinste er zuerst und wollte an meinen Sohn, aber dann hat er gemerkt, dass es mir Ernst ist. Er wich zurück und ging.
10 Minuten später war in Arzt dann da.
Ich schilderte die Problematik mit den Messstreifen, zwischenzeitlich hatten die Apotheken natürlich schon zu (war ja Samstag). Aber immerhin bekam der Junge nun auch endlich was gegen den Durchfall. Niemand konnte sich erklären, warum sie das Kind quasi 4 Tage im Durchfall liegen lassen und sich (wieder mal) nur auf die Messwerte konzentrieren. Ja, die waren durch den Infekt natürlich dauerhoch, keine Frage! Und ich habe durch das Leid am eigenen Körper gemerkt, wie schwer das für ihn gewesen sein muss.
Er konnte es ja nicht sagen, nur weinen!
Den gestrigen Tag hat es mich dann richtig ausgenockt. Ich lag NUR auf der Couch, nur durch halbstündliche Besuche bei Villeroy und Boch unterbrochen. Meinen großen Sohn musste ich mit "Minions", "Die Eisprinzessin" und "Cars" im Anschluss beschäftigen. Und kaum war ich weg genickt, war der Film auch schon wieder aus.
Sich dann noch überwinden und dem Jungen was zu Essen machen. Hammer.
Meiner Frau erging es nicht besser. Mit 24 Stunden Verspätung hatte es sie auch erwischt. Sie lag auch schlapp im Krankenbett im Krankenhaus. Ich konnte nicht zu ihr und sie nicht entlasten. Das Krankenhauspersonal hatte dann ein Einsehen (Daumen hoch dafür!) und den Kleinen, dem es inzwischen wieder deutlich besser ging, meiner Frau für volle 4 Stunden durchgehend abgenommen, damit sie ein wenig schlafen konnte! Wow!
Da war ich mit dem Ausrutscher vorgestern wieder versöhnt.
Nun, schon am Sonntag war mir klar, dass man im Krankenhaus nichts mehr für uns tun konnte.
Ich habe darauf gedrängt, dass wir am heutigen Tage ein Entlassungsgespräch führen. Und tatsächlich, unsere Super- Ärztin hat uns heute mit der Auflage nach Hause entlassen, das wir am Donnerstag wiederkommen und uns ansonsten sofort melden, wenn die Werte nicht in den Griff zu bekommen sind.
JUCHU! Wir sind seit einigen Stunden endlich wieder zuhause vereint!
Jetzt noch Zugbrücke hoch, die Schießscharten besetzen und dann erstmal einigeln bis zum Sommer.
Ach, bei der Apotheke sind wir vorbei gefahren. Wir haben die Rezepte eingelöst, die wir im KH bekommen hatten.
Obwohl sie die Liste vorab hatten, hatten sie nicht alles da (Ketone- Messstreifen haben gefehlt, gibt es dann morgen).
Sie kam mit einer Kiste UND einer Tüte und wir gingen aus der Apotheke raus, als hätten wir sie ausgeraubt. Wow! Als sich die Summen für die wirklich umfangreiche Erstausstattung addierten (natürlich zuzahlungsfrei, aber dennoch bald dran an den tausend Euro!) habe ich echt gedacht, dass die KK da echt arm bei wird.
Und als wir dann alles beisammen hatten, Leute, da ist mir die Kinnlade runter gefallen. Da tun sie uns mit einem freundlichen Lächeln uns noch ein Badeschaum Pröbchen in die Tüte.
OK, es wird nun definitiv eine neue Apotheke werden...
Tja. Der Schock des Tages war dann die Ankunft zuhause. Schon die Fahrt war komisch. Sie war so, als wir das erste Mal unser erstes Kind aus dem Krankenhaus nach Hause geholt haben. Diese Ungewissheit, ob man als Eltern das meistern wird. Das war heute wieder ganz stark da.
Und dann zog der Diabetes ein. In den Kühlschrank mit Insulin und Notfallspritzen, in eine separate Anrichte mit Kathetern, einem gefühlten Jahresvorrat an Messstreifen, Tupfer, Pens, Reservoirs und so weiter. Ich bin sicher, ihr kennt das.
Damit müssen wir jetzt erstmal klar kommen.
Ich werde auch gleich ins Bett gehen. Denn um 3 klingelt mein Wecker zum Messen. Meine Frau bleibt noch wach bis Mitternacht und misst dann das letzte Mal für sie und dann erst morgen früh um halb 6 wieder.
Drückt uns die Daumen, dass wir die erste Nacht gut überstehen.

"Willkommen lieber Diabetes. OK, du hast keinen Willkommensbanner über der Tür gehabt, aber andererseits hat dich auch niemand eingeladen. Wir können uns vielleicht arrangieren, also sei nett zu uns." rufen wir ihm zu.