cheffchen, dein Hamburg ist Hannover.
Papa von Tom: Ich weiß, dass man sich an jeden Strohhalm hält, ich weiß, dass man sich mit der Situation abfinden muss, ich weiß, dass an eine Akzeptanz in deiner Situation nicht zu denken ist. Das ist normal, das ist bei uns allen so (gewesen).
Deine Gedanken gehen verständlicherweise darum, wie, wer oder was Tom am schnellsten, erfolgversprechendsten helfen kann. Man googelt wie bescheuert, man findet Artikel über "Heilungsversprechen", man findet Artikel über Studien die seit einigen Jahren laufen, die vielleicht irgendwann unseren Kindern sehr helfen werden. Man macht sich aber auch verrückt.
Jetzt ist nicht die Zeit für sowas.
Jetzt ist die Medizin zwar weit, und das ist verdammt gut so, denn wenn sie es nicht wäre, wären unsere Kinder alle nicht mehr bei uns.
Wenn es irgendeine "Lösung", Erleichterung oder sonstwas gäbe, würden wir durch unsere betreuenden Ärzte entsprechend informiert. Auch wenn Wendy Peacock nun ohne Insulin auskommt, sie schluckt täglich viele viele Tabletten, damit die Zellen nicht abgestoßen werden, da mag ich nicht wissen, wie die Nebenwirkungen aussehen. Pest oder Cholera? Man muss echt abwarten, ob das medizinisch zu einer Lösung werden kann. Wir dürfen uns aber nicht blenden lassen von falschen Versprechungen, unsere Kinder brauchen uns hier und jetzt, einfach nur Mama und Papa sein.
Tom bekommt mit einer Pumpe die bestmögliche Therapie, die auf dem Markt ist, was da noch in den Laboren schlummert, werden wir in den nächsten Jahren erfahren.
Meine Tochter ist 16. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie nicht mehr spritzen muss, wenn sie 30/40 ist. Bis dahin müssen wir einfach Geduld haben, den Ärzten vertrauen, den Diabetesberatern in den Ambulanzen der Kinderkliniken vertrauen.
Ich bin jeden Tag dankbar dafür, dass mein Kind noch bei mir ist, nachdem wir auch eine ganz schreckliche und kritische Zeit am Anfang des Diabetes hatten. Sie ist hier, sie lacht mit mir, sie zickt, sie streitet mit ihrem Bruder, sie hat einen Freund, sie macht in 2 Jahren Abi, sie steht mit beiden Beinen fest im völlig normalen Leben. Ich weiß gar nicht, wem ich danken soll, aber ich weiß, dass das nicht so wäre, wenn es diese Medizin nicht geben würde.
Konzentriere dich auf deine Familie, nehmt jede Hilfe in Anspruch die ihr bekommen könnt aber versteife dich nicht auf irgendwelche anderen Therapien oder Heilungsversprechen. Da ist er wieder, der Strohhalm, an den wir uns alle manchmal klammern, aber die Realität holt uns dann schnell wieder zurück und wir merken, dass die Kraft, die wir darauf verwenden, bei unserem Kindern besser eingesetzt wäre, denn die brauchen uns jetzt.
Ich kann dich so gut verstehen ... aber es bringt nichts. Noch nicht.