Hm, also ich habe wie gesagt noch nie jemanden getroffen, der erzählt hat, dass er NIE Probleme mit dem Diabetes hat. Ich hab meinen Eltern auch immer erzählt, alles liefe super (und das knapp 10 Jahre lang, also seit ich alleine zum Arzt gegangen bin) und habe aber nach jedem Arzt besuch erstnoch ne halbe Sutnde irgendwo draußen verbracht, damit meine Augen nicht so verquollen aussahen. Für mich war das ein unglaublich mieses Thema und habe da unglaublich drunter gelitten, wenige Freunde wussten das auch, aber meinen Eltern hätte ich das nie erzählt. Das wissen sie auch jetzt noch nicht. Nicht, weil wir so ein schlechtes Verhältnis hätten, sondern weil ich einfach nicht wollte, dass sie enttäuscht sind von mir! Ich habe ja mitbekommen, dass sie sich unglaublich Sorgen machen, gleichzeitig konnte ich den Druck, den meine Eltern machten nicht mehr ertragen aber selber habe ich es lange lange auch nicht auf die Kette bekommen.
Und eben weil ich immer das Gefühl hatte "gute" Werte haben zu müssen, habe ich mich da regelmäßig selbst zerfleischt in Gedanken.
Meine Eltern wissen sonst eig alles, was so in meinem Leben passiert (naja, fast alles

) aber dass ich zweimal "heimlich" eine Therapie gemacht habe, wissen sie auch heute nicht.
Daher weiß ich mittlerweile, dass ich einfach von frühester Kindheit an gelernt habe "nur wenn ich gute Werte habe, bin ich gut" bzw. noch prägnanter: "Wenn ich schlechte Werte habe, bin ich schlecht"! Und wenn man eben über Tage nur Hohe Werte hat (=schlechte Werte) dann führt das zu einer unglaublichen Abwärtsspirale.
Es ist natürlich ein Unterscheid, ich bin jetzt 26 und als ich 1995 Diabetes bekam, war ja tatsächlich alles was zählte, dass die Werte "gut" sind. Lebensqualität war da absolut null interessant. Heute hat sich das zum Glück geändert, trotzdem habe ich auch immer mal wieder mitbekommen, dass gerade viele Mütter (so wie meine auch!) dass als "ihr Projekt" sehen, in dem man möglichst perfekt sein muss. Und perfekt heißt eben dann, perfekte Werte! Und ich glaube, dass gerade das gefährlich werden kann.
Denn man kriegt in der Regel keine Folgeerkrankungen, wenn der Hba1c über ein paar Jahre nicht im Zielbereich liegt (weiß zumindest keiner sicher...) aber auf jeden Fall kriegt man von diesem ständigen "der Perfektion hinterherrennen" als Kind einen knacks mit.
Ich würde es einfach als unglaublich tolle Leistung sehen, dass du/ ihr es schaffst, deinem Sohn eine normale Kindheit zu verschaffen. Wenn er Spaß auf dem Geburtstag hatte, sch*** auf die Werte

Wenn er in der Schule integriert ist, nicht mehr Probleme macht wie alle anderen KInder, dann ist das super! Wenn er spritzt/ bolt ohne zu messen, dann hat er aber trotzdem Insulin gegeben und vermutlich Essen berechnet! Und dass alles macht er selbstständig! Und das ist eine unglaublich tolle Leistung.
Leider gibt es für uns Diabetiker für solche Leistung immer wenig bis keine Anerkennung. Ich poersönlich gehe tatsächlöiczh auch deshalb gerne zum Diadoc, weil da wenigstens mal jemand sagt "gut gemacht". (und wenn es nur darum geht, dass ich einmal ne Nacht auf PArty war und die Werte trotzdem okay waren. Auch wenn der hba1c damals vllt bei 8,7 lag.
Es ist so viel Arbeit, sich um alles zu kümmern. Aber es ist nunmal so, dass es niemand interessiert, wenn ich trotz sechs Hypos in der NAcht und nur 1 Stunde schlaf morgens pünktlich zur Arbeit gehe. Das kann ich auch nicht erwarten. Aber je jünger man ist, desto mehr prägt einen das, denke ich wenn man für solche Leistungen auch Lob bekommt.
Und klar: Die Kinder zu loben kann das Umfeld übernehmen. Die Mütter/ Väter/ Angehörigen bekommen da noch weniger.
Aber hier ist es eben auch eine Sache, wo ein Ende in Sicht ist. Irgendwann ist das KInd selbstständig, dann ist man raus aus der Sache.
Also: Ich würde mich da nicht dem Druck aussetzen "andere schaffen dass doch auch", ich persönlich glaube nämlich nicht daran dass irgednjemand da völlig ohne Probleme durchwächst.
Ich habe mal gelernt, dass Diabetes eben kein Sprint sondern ein lebenslanger Marathon ist. Und so würde ich das sehen: Du begleitest deinen Sohn ein Stück auf dieser Strecke und tust währenddessen dein bestmöglichstes! Aber auch wenn ein guter STreckenposten alle zwei Kilometer auf einen wartet, kann man sich zwischendurch mal verlaufen