Hallo Alexa,
das, was ich da oben schrieb, klang vielleicht ein wenig arg "über das Kind hinwegagierend". So ist es aber weder gemeint noch gehandhabt. Es gibt einfach Dinge, die S... weder überblicken noch deshalb entscheiden kann.
Und bei der Entscheidung für die Pumpe gab es für uns vorallem folgenden Gesichtspunkt: Die intensivierte Insulintherapie, die wir bis dahin anwandten, war relativ schlecht im Ergebnis, so wie bei Euch derzeit auch. Also suchten wir, aus unserer Unzufriedenheit heraus, eine bessere Therapiemöglichkeit. Unser damaliger Diabetologe, den wir natürlich bestürmten, zuckte mehr oder weniger mit den Schultern und meinte im Grunde, wir sollten halt abwarten, bis die Remission vorbei sei, dann würde er schon mehr Insulin brauchen und alles würde dann einfacher. Und bis dahin sollten wir halt mit den Schwankungen leben. Wir waren damals schon vom Pen auf Spritzen umgestiegen, da die Dosierung mit dem Pen in 1/2 IE-Schritten einfach zu grob war (man kann ja nicht immer verlangen, daß das Kind entweder noch mehr oder eben weniger ißt, und immer noch mit Naschzeug auffüllen ist ja auch nichts). Wir fanden das extrem unbefriedigend und suchten nach Lösungen. Als erstes erfuhren wir hier im Forum, daß es die Möglichkeit gibt, das Insulin geeignet zu verdünnen, um dann besser dosieren zu können. Das machten wir, und gleichzeitig wechselten wir den Diabetologen. Im Vorgespräch mit der neuen Diabetologin sagte diese, wir sollten uns doch mal -da wir hier in Hamburg im Pumpencafe auch eine gute Möglichkeit dafür haben- mit S... die Insulinpumpen ansehen, sie würde uns doch sehr gerade bei dieser Problematik der feinen Dosierung und auch bei S...s relativ schnell reagierendem Stoffwechsel zur Pumpe raten.
So machten wir das dann auch, S... durfte die Pumpen in die Hand nehmen und damit spielen, bekam die Katheter gezeigt und alles erklärt, sodaß er schon ein "Profi" war, als wir dann für die Pumpeneinstellung ins Krankenhaus kamen. Aber bevor man es derart konkret macht ist es für ein Kind schlicht nicht überschaubar, was das eigentlich bedeutet. Und selbstverständlich trug ich einen Tag lang eine Pumpe mit NaCl (physiologischer Kochsalzlösung), bolte mir die Mahlzeiten, hatte eine Basalrate laufen etc. Und S... fand das sehr witzig und aufregend. Dann durfte sein Tiger Pumpe tragen, und dann kam er dran. Und seither hat er sie und ist mächtig stolz darauf. Trotzdem gibt es natürlich immer wieder Theater, vorallem das Entfernen des Pflasters beim Katheterwechsel und das Setzen des neuen Katheters ist ihm extrem unlieb, obwohl das Setzen selbst nach seiner Aussage überhaupt nicht weh tut. Es ist diese Setzhilfe einfach bedrohlich, und es klingt erschreckend, wenn man sie auslöst. Das kostet dann jedesmal Überwindung. Inzwischen entfernt er selbst die Katheter und macht das ganz mutig mit "ritsch ratsch ab", und beim Setzen ist er "schneller als die Angst, die kann dann gar nicht kommen". Muß halt jeder seinen Weg finden. Die Katheter halten bei ihm meist zwei Tage, manchmal drei, manchmal (vorallem im Oberschenkel) auch nur einen Tag.
S... genießt es, nun einfach wieder essen zu dürfen. Das ist für ihn wirklich das größte Geschenk bei der Pumpe. Und wir können ihn relativ problemlos in seinem Zielkorridor zwischen 80 und 130 halten, sowohl nüchtern als auch nach dem Essen als auch bei Bewegung/Sport etc.
Liebe Grüße
Gottwalt