Kein Recht auf I-Platz im Kindergarten?

Guten Abend liebe Mitglieder,
mein Name ist Elisa und ich bin ganz neu hier. Mein Sohn Raphael ist drei Jahre alt und ist mit 15 Monaten an Diabetes Typ 1 erkrankt.

Raphael geht seit September in den Kindergarten. Leider wurde ein beantragter I-Platz abgelehnt, da aus Sicht des Landkreises keine pädagogischen Gründe bei Diabetes-Kindern vorliegen. Raphael hat einen Schwerbehindertenausweis 50%+H. Zur Zeit ist es so, dass ich vormittags mit im Kindergarten warte bis die ca. 3 Stunden „Eingewöhnung“ vorbei sind. D.h. ich bediene die Pumpe vor dem Frühstück, kontrolliere den Schlauch und helfe weiter wenn sich der Dexcom meldet. Leider wurde bislang keiner der Erzieher geschult, es gab lediglich ein Info-Gespräch durch mich. Ich bin alleinerziehend und berufstätig, fange an zu arbeiten wenn es im Kindergarten eigentlich Mittagessen gibt, das bedeutet, Raphael kann dort nicht mitessen, obwohl er einen Platz bis 15:00 Uhr hat und ich diesen auch bezahle. Ich bin ziemlich verzweifelt und habe mich bereits an die Stadt und den VDK gewandt, da ich Raphael unter diesen Umständen nicht alleine lassen kann und zudem auch bald meine Arbeitszeit wieder auf vormittags umstellen soll. Der Dexcom ist eine große Hilfe, nur muss dieser in seiner Nähe bleiben. Er ist erst drei Jahre alt, er kann sich weder selbst messen, noch einschätzen wie niedrig oder hoch er gerade ist. Durch den Dexcom kann seine Erzieherin ablesen wie sein Wert gerade ist, sie ist sehr bemüht und hat ihn immer im Blick. Sie ist wirklich toll, meinte aber auch, dass sie die Pumpe etc nicht bedienen möchte- was sie ja auch nicht muss. Zudem hat die Kita ein offenes Konzept, es gibt keine Gruppen. Die Kinder haben üblicherweise ihre Bezugserzieher nicht ständig um sich- nur in der Eingewöhnung.

Bis auf weiteres bin ich mit im Kindergarten und warte.

Nun zu meiner Frage...wie ist das denn bei Ihnen/Euch? Gibt es irgendwelche andere Möglichkeiten? Ich bin wirklich super dankbar für Tips!

Liebe Grüße
Elisa

Gute Morgen!

Es heißt ja, man soll mit Bedacht an die Sache herangehen aber, aber
So geht das nicht und so wird das vermutlich auch nichts, denn wenn keiner an der Pumpe was machen will, dann war es das, denn an der Pumpe MUSS definitiv mehrfach was gemacht werden.

Ich würde nachfragen, ob das nun infrage kommt oder nicht.
Wenn ja, dann kannst du eventuell noch eine Woche ranhängen und nach Hause gehen. Erst eine Stunde, dann zwei, dann den ganzen Vormittag.
Aber wenn du dort bleibst, wirst du nichts verändern, denn die ruhen sich auf deine Kosten aus.
Es muss also ganz schnell eine Lösung her, denn es geht auch um deine Existenz.
Das würde ich in einem Gespräch mit der Kindergartenleitung sagen.
Du brauchst Verlässlichkeit und im Gegenzug bietest du an, dass du jeder Zeit telefonisch erreichbar bist. Zumindest für den ersten Monat. Je länger, desto besser.
Das schafft Sicherheit.

So ähnlich hatte ich das geregelt.
Kinder mit Diabetes haben übrigens einen Anspruch auf Integration und auf Helfer.

Das hat gar nichts mit einem pädagogischen Ansatz zu tun, sondern dem Recht auf Teilhabe!!!!!!!!!! GANZ WICHTIG!

Und vielleicht ist ein anderer Kindergarten oder Tagesmutter kooperativer. Meine Tagesmutter hätte ohne mit der Wimper zu zucken gemacht.
Wäre ja auch eine Möglichkeit.
Normal in den Kindi und anschließend zur Tagesmutter, damit kommst du als Alleinerziehende womöglich noch günstiger weg, bei besserer Betreuung.

Hallo und vielen Dank für deine Antwort

leider ist das hier im Landkreis ein Problem. Allen Diabetes Kids wird ein I-Platz abgelehnt- Begründung: keine pädagogischen Einschränkungen. Ich bin selbst fassungslos wie ahnungslos und fahrlässig mit dieser Krankheit umgegangen wird. Sein Vater und ich arbeiten in unmittelbarer Nähe, wir wären bereit ihm Bolus zum Mittagessen und Frühstück zu geben. Wir haben allerdings oft Luft im Schlauch, diese muss mehrfach am Tag rausgelassen werden. Ich habe ein selbst gedrehtes Video mit Anleitung und allem drum und dran erstellt, trotzdem möchte keiner die Pumpe bedienen. Ich kämpfe und werde alle nötigen Schritte gehen. Denn er hat ein Recht darauf! Leider bringt ein anderer Kindergarten wenig, die Handhaben das genauso. Eine Tagesmutter wäre eine Idee, da mache ich mich mal schlau, vielen Dank für den Tipp. Mein Sohn soll so normal wie möglich aufwachsen und er liebt es im Kindergarten.

Hallo,
wie @mibi74 schon schreibt habt ihr ein anrecht auf Teilhabe/Integration.
Es hilft natürlich wenn von dein DiaDoc ein schreiben bekommst das zum Personenkreis nach §53/54 SGB XII gehört, denn das ist deine Gesetsesgrundlage für ein I-Platz. Dann darf in dem Antrag aber natürlich auch nichts mit Insulin abgeben drin stehen, denn das hat nicht mit Teilhabe/Integration zu tun.

Aber, wenn ich so deins Lese gibts glaube ein kleines missverständnis, ein I-Platz bedeutet aber auf keinen fall das einer die Pumpe Bedient, das hat damit nichts zu tun, da zu ist Pflegedienst ist erster Linie da.

Das mit "oft Luft im Schlauch" habe ich jetzt nicht verstanden bzw. wird da keiner was machen, da seit ihr gefragt, was anders zu machen das dies nicht passiert bzw, kann ja in zb 8h aus dem nichts. keine Luft in Schlauch kommen, da werden Sie euch mit glück eine Schulung empfehlen aber mehr nicht.

Cheffchen

Hallo Elisa,
mein Sohn ist mit Diabetes in den KiGa gekommen und ist nun im letzten Jahr. Auch wir haben ein offenes Konzept und Pumpe und Dexcom. Unsere Erzieher haben sich schulen lassen und bedienen die Pumpe regelmäßig. Je länger er dort war, desto sicherer wurden die Erzieher im Umgang mit seiner Betreuung. Die letzten drei Tage war er mit zwei Erzieherinnen auf Wanderung mit den schlauen Füchsen (Vorschulkinder). Diese beiden Erzieherinnen hatten bis dato kaum etwas mit dem Diabetesmanagement zu tun, haben sich aber dennoch ohne Weiteres getraut, ihn mit auf die Touren zu nehmen. Sicherheit gibt dem KiGa, dass ich jederzeit erreichbar bin und ihnen auch viel Freiheit lasse mit Korrekturen etc...
Die Kindergartenleitung hatte mir auf Nachfrage schon mal angeboten, dass sie auch gerne ihre Erfahrungen mit anderen Kindergärten teilen. Wenn du / eure Erzieherinnen da Interesse haben, dann melde dich doch einfach bei mir. Aber eine Schulung der Erzieherinnen ist unbedingt notwendig, sonst wird das nichts.
Viele Grüße, Kirsten

Hallo zusammen,
ich kann mich Leloo nur anschließen, eine Schulung muss sein und den Erzieherinnen einfach Freiraum lassen, immer wieder sagen, dass man keine Perfektion erwartet und im Gespräch bleiben bei Problemen.
Unsere Tochter ist jetzt seit 2 Jahren im Kindergarten und nun 4 1/2 Jahre alt. Wir haben auch das offene Konzept und 2 Erzieherinnen sind hauptverantwortlich. Aber alle kennen sich grundsätzlich aus und sind geschult. Seit diesem Kindergartenjahr isst sie nun auch ab und zu mittags dort, aber das muss sich noch einspielen. Wir sind noch in der Übungsphase, denn Bolus abgeben war vorher selten nötig... ich bin dem Team wirklich unendlich dankbar, dass sie so bemüht sind. Aber I-Antrag für eine zusätzliche Kraft wurde auch bei uns leider mehrfach abgelehnt. Jetzt ist auch bei uns die Überlegung, einen Pflegedienst kommen zu lassen, falls es langfristig doch nicht klappt... aber da sehe ich keinen wirklichen Mehrwert für den Kindergarten... denn der Pflegedienst bleibt ja nicht über das gesamte Essen da... naja. Wir werden sehen.
Euch auf jeden Fall alles Gute, hoffentlich übernehmen die Erzieherinnen doch ein bisschen mehr Verantwortung!
LG

I-Platz oder ein Einzelfallhelfer sind zwei verschiedenen Sachen.
Einzelfallhelfer ist wohl eher selten Sinnvoll.

Cheffche

Hallo Elisa!
Unsere Tochter ist 4 und geht jetzt seit zwei Wochen ganz offiziell in den Kindergarten - mit dabei ist Heike vom Pflegedienst, die während der ganzen Zeit anwesend ist und sich um alles diabetesrelevante kümmert.
Wir haben einen tollen Pflegedienst im Nachbarort, sehr engagierte Chefin. Sie meinte zu mir "das machen wir über 'Spezialisierte Krankenbeobachtung", hat ein Schreiben für die KK fertiggemacht und es hat gleich funktioniert. Wenn du magst, kann ich dir das Schreiben zukommen lassen. Wir haben auch PG2, aber meiner Meinung nach ist der dafür nicht nötig.
I-Kraft wäre bei uns übrigens auch nicht in Frage gekommen, da hatte sich der Kiga schon selber informiert.
Geschult sind trotzdem alle Betreuer (durch mich), dennoch war ihnen wichtig, dass einfach eine Fachkraft da ist.
Ich drücke die Daumen, dass es klappt!

Hallo,
Ich kann deine Situation verstehen. Uns ging es genauso. Die Erzieher wollten einfach nicht, hatten Angst. Doch sie haben Ihn aufgenommen. Wir haben es also probiert und sind gescheitert. Die Erzieher haben es sich nicht angenommen. Im SPZ hat man uns ebenfalls gesagt, das eine Einzelfallbetreuung nahezu unmöglich ist zu erhalten.

Nun denn, als ich realisiert habe, dass sich unsere Erzieher verwehren und ich auch gehört habe dass die Erfolge in anderen Kitas in der Umgebung genau so waren (ein Kind musste die Kita dann letztendlich verlassen...) habe ich mich selbst darum gekümmert. Und es war nicht halb so schwer wie alle behauptet haben. Wir haben sofort die Zustimmung erhalten und 2 Monate später wurde unsere Einzelfallhelferin, gefunden. Es war buchstäblich unsere letzte Hoffnung denn mein Sohn kann nun ohne Mama in die Kita und sie geht sogar wieder arbeiten.

Wir haben keine Hilfe von unserem SPZ und der dortigen Sozialarbeiterin erhalten aber frag doch einfach mal bei dir nach. Eventuell sind sie ja zuversichtlicher.

Ansonsten hier kurz zusammengefasst wie ich es gemacht habe.
Du musst dein zuständiges Sozialamt finden. In der Kreisstadt im Kreishaus. Dort musst du dich an das Integrationsamt wenden und die sollten einen Antrag für soetwas haben. unseres hatte diesen sogar online als Download parat.
Diesen Antrag musst du ausfüllen. Ich habe noch eine Stellungnahme für die Kita geschrieben und den Arzt um eine Empfehlung gebeten sowie den Mehraufwand auf 2 A4-Seiten dargestellt.
Zudem brauchst du den Schwerbehinderten Ausweis wenn vorhanden und der Arzt muss noch den Antrag für den Pflegedienst ausfüllen zum Spritzen und Messen. Und natürlich die Diagnose vom Arzt.
Nach SGB XII steht dir eine Integration zu. Sogar für die volle Zeit in der Kita und bei uns macht sie alles. Insulin geben, Blasen aus dem Schlauch, Betreuung bei zu hohem und zu tiefem Blutzucker usw.

Man hat uns jeglichen Mut genommen, doch wir haben es versucht und haben dann Erfolg gehabt. Wichtig war nur an der richtigen Stelle einen schriftlichen Antrag zu stellen.

Diabets mit 1 1/2. Ein halbes Jahr mit Mama (und Nightscout) in der Kita und seit dem er 2 ist, hat er eine Einzelfallhelferin. Er ist jetzt 3 1/2 und hat einen HbAC1 von 6,5 (nicht duch Unterzucker erkauft). Er ist voll integriert und isst wann und soviel er möchte, wie die anderen Kinder auch.

Ich hoffe ich kann dir etwas Mut zusprechen.

Hallo, das hört sich ja gut an... wäre eine ganz andere Möglichkeit... ich würde mich sehr für das Schreiben interessieren!! Vielen Dank für den Tip!