Brauche dringend Hilfe!

Hallo,
meine Tochter, 9 Jahre, macht seit einem halben Jahr, in der Schule, was sie will. Am Anfang hat sie gelegentlich mal vergessen den bz zu messen. Was zwar nicht so toll war aber wir haben gedacht mit gut zureden und Geduld wird das schon. Dann hat das heimliche Essen angefangen und sie ist regelmäßig mit viel zu hohen Werten nach Hause gekommen. Die Ärztin hat ihr auch schon ein paar Worte dazu gesagt. Jetzt, wo die Schule seit letzter Woche wieder begonnen hat, ist es noch viel schlimmer geworden. Sie misst zwar zum Essen den bz, spritzt aber nicht. Was zur Folge hat, dass sie mit ca. 400 nach Hause kommt. Ich bin nur froh dass sie zu Hause zu Mittag isst und ich dann direkt reagieren kann. Neuste Ausrede für das nicht spritzen, es würde ihr zu weh tun. Ich könnte ausflippen. Dann kommt nur, morgen wird es besser, versprochen. Wir haben schon alles probiert: Belohnungssystem, Verbote, sogar Hausarrest ( da haben wir uns mehr bestraft). Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht. Wenn ja, wie kommt man damit klar?

Hallo,
das tut mir sehr leid.
Ist es eine Ausrede, dass es ihr weh tut, wenn sie spritzen soll?
Wäre eine Pumpe eine Alternative?
Ich glaube, dass Verbote usw. da nicht weiterhelfen, bin aber auch froh, dass wir noch nicht in dieser Lage waren, deswegen kann ich zum Glück nicht aus Erfahrung sprechen.

Vielleicht sprecht ihr in einer ruhigen Minute noch einmal mit ihr, um das dahinter liegende Problem zu erkennen. Was hat sich geändert in letzter Zeit gegenüber früher? Warum klappt es jetzt nicht mehr? Was wünscht sie sich? Wobei kann man sie vielleicht unterstützen? Ist sie damit überfordert und will einfach nur wie ihre Freunde spielen gehen? Will sie Eure Aufmerksamkeit? Darf sie sonst keine Süßigkeiten essen, so dass sie heimlich essen muss?

Sorry, ich habe keine Ahnung, sondern schlage nur vor, was ich in solch einer Situation tun würde bzw. mich fragen würde.

Alles Gute erst mal.

LG Kirsten

Ja, die Phase hatten wir auch schon. Unser Sohn hat allerdings eine Pumpe.
Aus der Ferne ist es natürlich schwer zu sagen, was der genaue Grund ist aber aus dem Bauch heraus gesagt, würde ich vermuten, dass ihr momentan alles ein bisschen zu viel ist. Sie ist ein Kind von neun Jahren. Sie will so sein wie die Anderen und die können essen was und wann sie wollen. Könnte es sein, dass sie ein Problem in der Schule mit ihren Diabetes hat?
Ich würde versuchen bei einen Mutter Tochter Ding ( bei uns wird die Tochter zur abendlichen Kuschelstunde gesprächiger), was gerade in ihr vorgeht.
Eine Pumpe ist nicht das Allheilmittel, doch sie ermöglicht den Kindern ein nahezu normales Leben. Ein diskreter Knopfdruck und das Insulin läuft.

Hallo,
ich weiß es hört sich komisch an, wenn ich sage es ist eine Ausrede wenn sie sagt es tut ihr weh. Aber zu Hause würde sie für jedes Gummibärchen Einzel spritzen. Da tut es nicht weh.
Pumpe war mal im Gespräch, aber sie will nichts am Körper haben. Sie hat einen Freestyle Libre und das ist schon problematisch. So richtig will sie den auch nicht. Sie sagt im Moment öfter das sie die Krankheit nicht haben will. Ich denke da haben wir auch den Grund. Ich weiß nicht wie ich es schaffe ihr klar zu machen wie wichtig es ist, gute Bz Werte zu haben. Sie ist anscheinend noch zu klein um in die Zunkunft zu blicken, was das alles nach sich ziehen kann.

Ja, sie ist definitiv zu jung, um in die Zukunft zu blicken. Das können sie übrigens auch gar nicht, weil sie im Hier und Jetzt sind. Was morgen oder übermorgen ist, das ist weit, weit weg.

Diabetes zu haben ist doof. Es ist blöd und die Kinder sind deswegen hin und wieder traurig und wütend darüber. Ich finde, dass ist ihr gutes Recht. Das Leben ist ungerecht zu ihnen und es gibt nichts, was wir dagegen tun können.
Aber sie hat die Möglichkeit den Diabetes gut zu behandeln, dann ist er auch gut zu ihr und sie muss sich nicht sooft über zu hohe Werte ärgern. Vielleicht versuchst du es auf diese Schiene.
Was auch helfen kann, wenn sie andere Kinder kennenlernt, die auch Diabetes haben.

Falls diese Phase andauern sollte, würde ich einen Fachmann fragen. Im Forum gibt es dafür Spezialisten(Psychologen), die du anschreiben kannst. Vielleicht gibt es in eurer Diabetessprechstunde einen Psychologen. Viele Kliniken für chronisch kranke Kinder und Jugendliche haben das.

Hallo,
da unsere Tochter im gleichen Alter ist, würde ich gern etwas Helfendes schreiben und überlege was das wohl sein könnte. Schwer. Die Kinder sind zu unterschiedlich, Geschichte von DM und der Behandlung, Pen/Pumpe, Schulungen, Unterstützung durch Hilfskräfte etc.
Mir fällt aber spontan wieder ein, wie wenig wir Eltern im letzten Halbjahr verstehen konnten, dass sie es oft nicht geschafft hat, mal während der langen Schul- und Hortzeit mit dem (stets eingepackten) Libre zu scannen, wenn sie denn mal einen Sensor angebaut hatte.
Zu den Mahlzeiten kam der Pflegedienst zur Kontrolle (obwohl sie im Normalfall praktisch alles allein tut) und da war es auch kein Problem, vorher an das blutige Messen zu denken, Bolusabgabe erfolgte ohnehin. Aber Scannen - nein, das vergaß sie recht regelmäßig und wir konnten den Verlauf des halben Vormittags nicht rekonstruieren, weil dessen Messwerte abends schon im Speicher-Nirvana verschwunden waren. Dabei ist sie eigentlich ziemlich selbstständig und wir darauf auch sehr stolz. Aber jeden Abend durfte sich das arme Kind erneut unsere Tiraden des Unverständnisses anhören, obwohl sie sich selbst ja auch schon über das Vergessen geärgert hatte.
Vielleicht ist es einfach zu viel verlangt, nicht weil es einem 9-jährigen Kind unmöglich ist das allein zu managen, sondern weil die Verantwortung zu groß ist, es regelmäßig und zuverlässig zu tun. Alle um sie herum können scheinbar alles tun und so spontant wie sie wollen. Aber das Kind selbst kann sich noch so anstrengen, es wird nie alles richtig machen und selbst dann sind oft so komische BZ-Werte dabei, dass automatisch alles hinterfragt wird. Es ist sicher kein Problem Klassenkameraden oder Betreuungspersonen zu finden, die bei der Erinnerung helfen. Aber IMMER tun die das nicht, die vergessen das genauso wie der Diabetiker - bloß der soll es hundertprozentig schaffen. Irgendwann geht jeder Schritt des täglichen Diabetes-Managements automatisiert, aber Ausnahmen und Ausfälle gibt es trotzdem.
Ralf

Hallo,
also ich würde einen Pflegedienst beauftragen, der dann in der Frühstückspause kommt und das Messen und Bolus abgeben überwacht.
Diesen Plan würde ich mit meiner Tochter vorab besprechen, denn vielleicht will sie das ja partut nicht und wird wieder zuverlässig, da sie einen Pflegedienst in der Schule noch blöder findet als das Spritzen???
Sie hat dann die Wahl: a) großes zuverlässiges Mädchen oder b) doch noch zu klein um das selbst zu managen und der Pflegedienst kommt.

viele Grüße

Liebe Jasmin,
habe leider dasselbe Problem, bei uns eskaliert es gerade.
Meine Tochter ist elf, seit 2 Jahren Diabetikerin.
Schon nach drei Monaten haben wir bemerkt, dass sie regelmäßig Traubenzucker isst, in den Ecken ihres Zimmers fanden wir immer wieder diverse Bonbonpapierchen.
Sie darf naschen, hat Pens immer dabei, aber sie spritzt einfach nicht.
Inzwischen ist es ein richtiger Machtkampf.
Ein Konflikt gerade eben, weil sie ihren Schulranzen packen und solange ihr Handy abgeben sollte, endete mit einem Weinkrampf und der Drohung: jetzt spritzt sie gar nicht mehr.

Irgendjemand hier hat von Pflegedienst gesprochen.
Auf meine Nachfragen hieß es bisher, so was geht nicht.
Weiß jemand was Näheres?
Unser Hb-Wert ist mittlerweile über 9.
Mein Gefuehl sagt mir, ich muss aufhören, sie zu kontrollieren, um aus dem Machtkampf rauszukommen. Aber wie soll das gehen?

Hallo,
heute war seit langem ein guter morgen. Wir waren gestern Abend bei der Ärztin und haben nach langem hin und her Emely dazu überredet, das wir morgens wieder Actrapid spritzen und zusätzlich ein wenig Basal, welches sie eigentlich morgens nicht braucht. ( wenn sie etwas isst, was nicht verabredet war, ist es dann abgedeckt. Und wenn nicht hat sie einen Saft um das auszugleichen. Heute hat es geklappt. Kein Wert über 150. Premiere.
Ich hoffe es bleibt jetzt so. Das heimliche Essen ist ein Problem, aber je mehr ich motze desto mehr rebelliert sie. Das endet dann in schreierei und Vorhaltungen.
Emely will nicht mehr alleine spritzen und ich lasse sie jetzt einfach und spritze selbst mehr. Sie merkt unterzucker zuverlässig und hat immer Saft und tz dabei. Unsere Ärztin hat gemeint die meisten Kinder spritzen eh erst ab der 7ten oder 8ten Klasse selbst. Da haben wir ja noch Zeit.

Ganz vergessen: zum Thema Pflegedienst kann ich nichts sagen. Das würde unsere kleine aber auch ablehnen.