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Camp D 2022 - Feuer und Flamme für das größte Diabetes-Event seiner Art

Camp D 2022 Logo MottoSandra Reinert, Diabetesberaterin und ältestes Mitglied der Diabetes Kids, liebt Aktionen für Kinder und Jugendliche mit Diabetes. Bei den Diabetes Kids Events am Edersee ist sie seit 19 Jahren dabei. Das Camp D, Europas größtes Zeltcamp für Jugendliche und junge Erwachsene mit Diabetes, begleitet sie seit 2006 als Betreuerin. Auch in diesem Jahr ist sie wieder dabei, wenn vom 7.-10. Juli 2022 bis zu 500 junge Menschen mit Diabetes in Bad Segeberg zusammenkommen. Im Interview erzählt sie, was das Besondere am Camp D ist, und warum die Camper nicht nur allesamt „Wiederholungstäter“ sind, sondern auch andere mitreißen.

Reinert SandraFrau Reinert, im März haben Sie nach zwei Jahren Corona-Pause wieder am Ski-Event der Diabetes Kids teilgenommen. Auch Camp D kehrt nach einem virtuellen Event in 2021 in diesem Jahr nach Bad Segeberg zurück, das Motto lautet passend „echt gut“. Worauf freuen Sie sich am meisten?

Ich freue mich sehr darauf, die ganzen netten jungen Menschen wiederzusehen und auch neue Teilnehmer kennenzulernen. Die Atmosphäre im Camp D ist einfach besonders. Es ist eine riesige Veranstaltung mit ganz vielen Menschen, aber es ist total familiär. Das liegt für mich auch am persönlichen Engagement des Veranstalter-Teams von Novo Nordisk, die das Event auf menschlicher Ebene sehr schön gestalten. Ich rühre für das Camp auch kräftig die Werbetrommel. Die Jugendlichen haben ja unter den Kontaktbeschränkungen in der Corona-Zeit sehr gelitten. Das ist eine tolle Gelegenheit für sie, mal wieder rauszukommen, sich zu treffen und über ihren Diabetes auszutauschen.

Ist es leicht, neue „Kids“ – es sind ja eigentlich Jugendliche, denn das Camp ist für 16-25-Jährige gedacht – für eine Teilnahme zu gewinnen?

Es ist tatsächlich nicht so, dass ich in unserer Klinik ein Plakat aufhänge und die Patienten sagen sofort: „Super, da mach ich mit!“ Ich gehe deshalb auf die Jugendlichen zu und mache sie auf Camp D aufmerksam, wenn sie im passenden Alter für eine Teilnahme sind. Skeptisch sind vor allem die, die ein Zusammenkommen wegen oder mit Diabetes noch nicht kennen.

Was sind die Ursachen für dieses Skepsis? Und wie gelingt es Ihnen, sie zu zerstreuen?

Grundsätzlich haben die Jugendlichen große Lust auf das Camp, aber es hat eben mit dem „blöden Diabetes“ zu tun. In dem Alter wollen sie ihre Erkrankung am liebsten ausblenden. Sie wollen so sein wie alle anderen Jugendlichen und Eis essen oder Alkohol trinken, aber sich müssen sich ständig kontrollieren. Und dann fahren sie zum Campen, und da geht es dann auch noch um Diabetes. Diesen Jungen und Mädchen versuche ich, den Spirit des Camps näherzubringen und animiere sie, sich mal Bilder und Videos im Internet anzusehen. Auf denen kann man gut sehen, wieviel Spaß die Teilnehmer haben. Manche sind aber auch aus ganz anderen Gründen zurückhaltend vor einer ersten Camp-Teilnahme, zum Beispiel, weil sie niemanden dort kennen. Denen sage ich dann, dass ich auch dabei und jederzeit für sie da bin.

Wie ist das mit den Neuzugängen, wenn Sie im Camp D ankommen? Wie erleben sie den Begrüßungstag?

Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie schnell die Cam D-ler in Kontakt kommen. Bereits im Bus, der sie an Flughafen und Bahnhof abholt, kommen sie über das gemeinsame Thema ins Gespräch und es entstehen erste Grüppchen. Natürlich gibt es nicht nur Draufgänger, die von sich aus alle anquatschen, sondern auch zurückhaltende Jungs und Mädchen. Aber es bleibt niemand außen vor. Einmal hatten wir ein wirklich sehr schüchternes Mädchen, auf die haben wir eine ältere Camp D-lerin „angesetzt“, sie sollte sie ein wenig an die Hand nehmen. Das hat ganz toll geklappt, die beiden haben bis heute Kontakt.

Wählen Sie in Ihrer Klinik bestimmte Personen aus, denen Sie eine Teilnahme am Camp D empfehlen, oder sprechen Sie alle an?

Ich spreche alle an, wobei mir natürlich besonders die am Herzen liegen, bei denen es nicht gut läuft mit dem Diabetesmanagement. Auch wenn sich bei den schwierigeren Fällen die Werte oft nicht schnell signifikant verbessern lassen, so ist es wichtig, das Interesse der jungen Leute wieder mehr in Richtung Diabetes zu lenken, so dass sie offenbleiben und wiederkommen. Es geht um eine positive Verbindung zum Camp, zu uns und zur Einrichtung. Ist die gegeben, dann haben wir eine gute Chance, dass sie uns nicht verlorengehen.

Wie offen sind denn die Jugendlichen für das Workshop- und Informationsangebot im Camp D?

Das ist ganz witzig zu beobachten. Ich mache die Workshops im Vorfeld nicht groß zum Thema, damit nicht der Eindruck entsteht, das Camp D sei eine Schulungsveranstaltung. Wenn die Camp-Neulinge dann da sind, sind sie oft die ersten, die in den Workshops sitzen. Denn eigentlich wollen sie ja informiert werden, und Themen wie Bulimie, Sex, Kinderwunsch, Sport, Apps und Social Media sind ja wirklich spannend und relevant. Ist die Haltung ablehnend, haben wir als Betreuer die Aufgabe zu sagen „Hey, jetzt guck dir das wenigstens zehn Minuten an. Vielleicht kannst du ja doch ein bisschen was aufschnappen.“ Aber man kann schon sagen, dass das Gros der Jugendlichen aufgeschlossen ist. Die Camper reißen sich aber auch gegenseitig mit.

Beobachten Sie bei den Jugendlichen während des Camp-Aufenthalts eine Entwicklung?

Ja, eine spürbare – obwohl das Camp ja gerade einmal drei Tage dauert. Wenn sie sich getraut haben und angekommen sind, können sich die Jugendlichen in diesen Tagen ganz neu verhalten, denn sie kennen sich ja im „normalen Leben“ gar nicht. Da ist schon manch einer aus sich rausgekommen, von dem wir das vorher nie vermutet hätten. Wobei der Camp-Charakter des Events natürlich enorm hilft. Alle sind ja aufeinander angewiesen und leben auf engstem Raum zusammen.

Wie ist es nach der ersten Camp-Teilnahme? Kommen Ihre Patientinnen und Patienten wieder?

Wenn unsere Jugendlichen einmal da waren, und dann das das Plakat fürs nächste Camp in unserer Klinik sehen, dann reißen sie das ganze Wartezimmer mit. Sie laden alle ein, ebenfalls teilzunehmen. Es ist wirklich so, dass bisher alle wiedergekommen sind. Und wenn sie dann mit 25 für ein nächstes Mal als Teilnehmer zu alt sind, dann überlegen sie, als Betreuer wiederzukommen. Dafür setzen sie alle Hebel in Bewegung. Das kann ich bestens nachvollziehen. Auch ich bin jedes Mal mit Herzblut und Feuereifer dabei – in diesem Jahr besonders, denn wir sehen uns endlich wieder „in echt“.

Infos und Anmeldung zum Camp D 2022 unter www.campd.info

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