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Diabetes-Begriffe erklärt: Typ-1-DiabetesTyp-1-Diabetes

DiabetesDEWenn man sich mit dem Thema Diabetes beschäftigt, stolpert man schnell über Begriffe wie „Diabulimie“, „Fett-Protein-Einheit“ oder „LADA“. Für all diejenigen unter Ihnen, die unsicher sind, was diese und andere Ausdrücke genau meinen, haben wir die Reihe „Diabetes-Begriffe erklärt“ ins Leben gerufen. Wir danken unserem Experten Prof. Dr. Baptist Gallwitz für seine Unterstützung bei der Erstellung der Reihe.

Sowohl in Medienberichterstattungen als auch im allgemeinen Sprachgebrauch ist meist nur von „Diabetes“ die Rede. Doch obwohl alle Diabetes-Typen gemeinsam haben, dass es sich um Störungen des Glukosestoffwechsels handelt, die auf einem absoluten oder relativen Mangel an Insulin beruhen, unterscheiden sie sich in Bezug auf Ursachen, Erscheinungsbild, Therapieformen und Verteilung in der Bevölkerung deutlich voneinander. In den nächsten Monaten werden wir im Rahmen der Reihe „Diabetes-Begriffe erklärt“ daher die verschiedenen Diabetes-Typen vorstellen.

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Betroffenen selbst kein Insulin mehr produzieren. Das Immunsystem greift die körpereigene Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse an und zerstört die insulinproduzierenden Beta-Zellen. Es entsteht ein „absoluter Insulinmangel“. Meist tritt der Typ-1-Diabetes bereits im Kinder- und Jugendalter auf, grundsätzlich ist eine Erkrankung aber in jedem Alter möglich. In Deutschland sind mehr als 370.000 Menschen betroffen, davon etwa 32.000 Kinder und Jugendliche.

Die Ursachen dieser Autoimmunreaktion sind noch unklar. Möglicherweise fördern bestimmte Umweltfaktoren oder Virusinfektionen die Entstehung eines Typ-1-Diabetes. Auch Erbanlagen spielen eine gewisse Rolle, doch die Bedeutung dieser erblichen Veranlagung ist wesentlich geringer als beim Typ-2-Diabetes.

Durch den Insulinmangel kann der Körper die Kohlenhydrate aus der Nahrung nicht mehr verwerten. Der Blutzucker steigt, die Körperzellen werden nicht mit Energie versorgt. Wenn nun kein Insulin von außen zugeführt wird, kommt es innerhalb kurzer Zeit zu einer schweren Stoffwechselentgleisung – einer Ketoazidose. Ohne Gegenmaßnahmen kann diese tödlich enden. Auch ohne Stoffwechselentgleisung schädigen erhöhte Blutzuckerwerte auf Dauer die Blutgefäße, die Nerven und zahlreiche Organe. Da ihr Körper das lebensnotwendige Hormon Insulin nicht mehr selbst herstellen kann, benötigen Menschen mit Typ-1-Diabetes eine lebenslange Therapie mit Insulin-Injektionen, entweder mit einer Spritze, einem Insulinpen oder einer Insulinpumpe.

Zu Beginn verlaufen die Autoimmunprozesse bei der Entwicklung eines Typ-1-Diabetes ohne Symptome. Die entsprechenden Antikörper lassen sich aber mittels Blutuntersuchung schon Monate bis Jahre vor Ausbruch des Diabetes nachweisen. Wenn dann etwa 80 % der Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört sind, kommt es zum Ausbruch der Krankheit. Innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen tritt dann Reihe von typischen Symptomen auf: starker Durst, häufiger Harndrang (Kinder, die schon trocken sind, beginnen wieder mit dem Bettnässen), Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie Gewichtsverlust. Die Atemluft der Betroffenen beginnt, nach Azeton zu riechen (der Geruch erinnert an Nagellackentferner oder Obst).

Bei der Behandlung des Typ-1-Diabetes muss von Anfang an und für den Rest des Lebens Insulin von außen zugeführt werden. Die notwendige regelmäßige Kontrolle des Glukosewerts kann durch Blutzuckermessung über ein Messgerät oder durch Messung des Gewebezucker mit einem CGM- oder FGM-System erfolgen. Diese Messung sowie die Durchführung der Insulintherapie und die Berechnung der notwendigen Insulinmengen lernen neu Diagnostizierte bzw. bei Kindern auch deren Eltern in einer auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmten Schulung. In Anschluss führen die Betroffenen bzw. die Eltern von betroffenen Kindern die Therapie im Alltag weitgehend selbstständig durch, wobei regelmäßige Kontrolltermine mit dem Diabetes-Team stattfinden.

Erhöhte Blutzuckerwerte verursachen oft lange Zeit keine Beschwerden, schädigen aber die Blutgefäße, die Nerven und zahlreiche weitere Organe. Daher ist das Ziel der modernen Diabetes-Therapie in der Regel eine normnahe Glukoseeinstellung ohne große Schwankungen. Dies leistet auch einen großen Beitrag zur Vermeidung von Folgeerkrankungen.

Quellverweis: Diabetes-News ad hoc von DiabetesDE vom 19.1.2020
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