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Diabetes-Kids Elternblog: Wünschdirwas! oder: der Zauber der Serengeti

November. Draußen ist richtiges Matschwetter und seit diesem Wochenende ist es auch noch zeitig dunkel. Das ist die richtige Zeit für mich, mir noch einmal die Fotos des Sommers anzusehen und zurückzublicken: auf einen verregneten Sommer und unseren ersten Sommer mit Diabetes. Ein Ereignis ist mir besonders in Erinnerung geblieben, es fing schon im Krankenhaus an. Als ich an einem Tag wieder völlig abgehetzt in der Klinik ankam, eilte mir mein Sohn schon freudestrahlend auf dem Flur entgegen. "Mama, wir fahren in den Serengeti-Park!" Ich sah ihn wohl völlig verständnislos an, denn er erklärte mir sofort: "da gibt es so eine Organisation, die erfüllt kranken Kindern Wünsche und da darf ich mitmachen und ich möchte in den Serengeti Park fahren!" "Mir wäre es lieber, wenn wir endlich mal nach Hause fahren dürften", murmelte ich. Ein Besuch im Serengeti-Park erschien mir soweit weg zu liegen wie die Entfernung von Sachsen-Anhalt nach Tansania. Aber mein Sohn ließ sich nicht beirren und füllte die Anmeldung aus. Ich machte mir da nicht allzu viel Hoffnung.

Aber tatsächlich, einige Wochen später klingelte mein Handy und eine freundliche Frau erklärte mir, dass es nun mit der Wunscherfüllung unseres Sohnes soweit wäre und wir einen Terminwunsch äußern könnten. Also fuhren wir Anfang Juli für drei Tage in den Serengeti-Park. Dort durfte unser Sohn und seine Geschwister  die Affen der begehbaren Anlagen füttern. Besonders ein Katta war von unserem Sohn sehr angetan und setzte sich prompt auf seine Schulter. Für unser tierverrücktes Kind ein wunderbares Erlebnis! Wir verbrachten die drei Tage mit Touren durch die Parkanlage und mit unzähligen Karusselfahrten und haben die Zeit wirklich sehr genossen.

Zu dieser Zeit war es noch so, dass unser Sohn sein Leben stark in die Zeit vor und nach der Manifestation einteilte: das erste Ostern mit Diabetes, die erste Geburtstagsfeier, der erste Urlaub. Oft kam der Satz: "Weißt du noch Mama, damals, als ich noch keinen Diabetes hatte...!" Auf dem Rückweg vom Serengeti-Park sagte er: "Das war so schön, ich habe eine Weile sogar vergessen, dass ich Diabetes habe!" Das war das Schönste, was ich seit langem gehört hatte.

Natürlich wissen wir alle, dass man mit Diabetes ganz gut leben kann. Aber trotzdem: es ist eine Krankheit, die unsere Kinder immer mit sich tragen werden, die sie ständig fordert und die ein großes Stück weit ihren Alltag bestimmt und zwar für ihr ganzes Leben, jeden Tag, ohne Unterbrechung. Ich war sehr dankbar für diese Atempause, die es meinem Sohn ermöglicht hat, seine Krankheit einfach mal für ein paar Stunden zu "vergessen" und ich wünsche allen unseren Kindern, dass sie immer wieder Momente erleben dürfen, egal wo und wann, in denen sie ganz bei sich sein können und das Leben einfach genießen können.

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