Geschrieben von mibi74. Veröffentlicht in Diabetes-Kids Elternblog.

Diabetes-Kids Elternblog: Alle Jahre wieder. Mit Volldampf in die Weihnachtszeit!

Endlich ist es so weit.

Die fünfte Jahreszeit der Erzgebirgler hat begonnen. Die Weihnachtszeit! Meine Zeit. Wer nicht aus dem schönen Erzgebirge kommt, kann dies wahrscheinlich nur schwer verstehen. Weihnachten besteht nicht nur aus den Adventstagen und Heiligabend, oh nein, Weihnachten bedeutet Räuchermännchen, die ihre Rauchschwaden bis der Feueralarm ausgelöst wird im ganzen Haus verteilen, Weihnachtsengel, Bergmänner, Christstollen und erzgebirgische Musik, dass die Wände wackeln. Peremeddn(Pyramiden) in jedem Ort, mit Lichtern geschmückt. Schwippbuung (Schwippbögen)und Fansterbrattr.(Fensterbretter) Und Schnee!

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Meine Erinnerungen aus Kindertagen, sind hüfthoher Schnee auf den Feldern, mühevoll aufgetürmte Schneeberge, rechts und links neben den Haustüren. Zäune, die von Schneemassen begraben waren und an Dächern hingen armdicke Eiszapfen. Wie ich mit meinen Lieblingsstiefeln, rot natürlich und ohne Profil, auf dem Heimweg von der Schule, den Berg rutschend hinab schoss. Bei uns Dörflern hieß der Berg Katzenbuckel und war, wie der Name schon vermuten lässt, wie der Buckel einer Katze. Und ich erinnere mich daran, kältefrei gehabt zu haben! Ja, das gab's damals wirklich.

Jedes Jahr aufs Neue versuche ich, da ich nun erwachsen geworden bin, den Zauber der Weihnachten für meine Kinder wieder auferstehen zu lassen, doch, Schwabenland vergib mir, das geht hier so gar nicht! Jedes Jahr hoffe ich im Winter auf ein paar Schneeflocken - ich will ja nicht zu viele Ansprüche stellen - und fast jedes Jahr gibt es statt Winter, Regen und laue Temperaturen. Ich bin mir sicher, die Hälfte unser Nachbarn hat bereits Streusalz im Keller eingelagert, damit sie, falls es doch mal schneien sollte, jede Schneeflocke hemmungslos damit bekämpfen können! Wenn es etwas gibt, was Schwaben nicht ausstehen können, dann Schneeflocken, die sich ungefragt auf Bürgersteigen niederlassen!

Mein Weihnachtszauber wird auch von meinem schwäbischen Mann untergraben, ja fast sabotiert! Wenn hier schon der Herbst von Oktober bis zum Februar geht, dann kann es doch wenigstens drinnen winterlich sein. Mein Mann hat dafür wenig Sinn! Er rollt abwertend mit den Augen und fragt, da hängen und stehen meine Heiligtümer noch nicht einmal einen Tag, wann das Weihnachtszeug denn wieder in den Keller käme. Blasphemie! Christstollen mag er auch nicht wegen der Rosinen. Ist mir so was von schnurzegal, ein Sachse hat da seinen Stolz, außerdem bleibt schon mehr für den Rest der Familie übrig.

Ja, der Rest der Familie ist da erheblich beeinflussbarer und teilt, noch, meine vorweihnachtliche Stimmung. Plätzchen backen - aber immer. Christstollen - her damit! Punsch ist immer eine willkommene Abwechslung. Dekoration des Flurs - egal. Weihnachtsbaum - fast egal, außer es ist Heiligabend. Adventskalender - ein Muss! Erzgebirgische Weihnachtsmusik - verstehen sie eh nicht. Geht als Fremdsprache durch und wird somit toleriert. Noch.

Unser fünftes Familienmitglied, Mister Diabetes findet Weihnachten auch echt klasse. Zucker im Überfluss! Zu keiner Jahreszeit wird so kalorienreich gefuttert. Und hier ist es egal, ob Christstollen oder Gutsle. Alles hat seinen Preis und der besteht aus erhöhten Blutzuckerwerten. Nicht immer, aber in der Weihnachtszeit immer öfter. Inzwischen habe ich mich an einer ungesunden, zuckerhaltigen Dosis angenähert. Unser Punsch daheim ist zwar immer noch deutlich unter dem, was ein Kinderpunsch auf dem Weihnachtsmarkt zu bieten hat, doch gib den Zucker keine Chance, die Zeit ist vorbei! Zucker im Kuchen reduziere ich daheim aus Glaubensgründen sowieso bis an die Schmerzgrenze, allerdings kann ich nicht den Rest der Welt verändern. Weihnachten ist ein Fest der Sinne und ganz oben steht der Zucker und an zweiter Stelle sein bester Kumpel, das Fett.

Inzwischen ist mein Sohn und sein Diabetes älter geworden. Sie wollen alles, was die Andern auch haben. Am besten, eine doppelte Portion von allem. Zuckerjunkies. Sobald irgendwo Süßigkeiten stehen, werden die Augen groß und der Verstand setzt langsam aus. In keiner Jahreszeit sind die Verlockungen größer, der Geist und das Fleisch schwächer. Zeit sich zu besinnen, ob man wirklich alles essen muss, ist bei einem Elfjährigen Energievergeudung. Er wird auf keinen Weihnachtsmarkt still und ruhig an gebrannten Mandeln oder Schokobananen vorbeigehen. Nicht ohne sich ein zweites oder drittes Mal zu erkundigen, ob da nicht noch was geht. Und da mit Zuckerwerten zu kommen, wäre ganz und gar tödlich für die weihnachtliche Familienidylle! Bei Events dieser Art wird schon vorab für einen Wert im Zielbereich gesorgt, damit dem Genuss auch ja nichts im Wege steht. Der Pumpe sei Dank, kann Punsch, Käse-Raclette-Briegel und Schokobanane, einzeln oder als Gesamtpaket verzögert abgegeben werden.

Mein Sohn und ich sind inzwischen ein eingespieltes Team.

Ich: "Was schätzt du?" und "Gib das soundso ein!"

Er antwortet: "Läuft!"

Ich: "Super!"

Mein Sohn wird nie wie ich kältefrei bekommen. Er wird hier mit Sicherheit auch nicht durch hüfthohen Schnee laufen. Vielleicht wird er sich nie an weiße Weihnachten erinnern können, so wie ich. Kein Opa wird hier, nur weil er Spaß daran hat, an Heiligabend mit dem Pferdegespann und Schlitten, als Weihnachtsmann verkleidet durch den Ort fahren. Selbst wenn ausreichend Schnee vorhanden wäre, würde es sicherlich gegen irgendein Gesetz verstoßen. Sicherheitsbestimmungen brechen.

Aber ich hoffe doch sehr, dass er Weihnachten mit diesen magischen Glanz in Erinnerung behalten wird. Diese prickelnde Gefühl von Aufregung und Vorfreude. Unsere Adventswandertouren zum Scheunenbesen und all die Sachen, die wir im Dezember machen, um die Spannung bis zum Finale aufrecht zu erhalten.

Mein Weihnachtswunsch wäre, dass er sich nicht daran zurückerinnern wird, wegen Mister Diabetes oder meiner weihnachtlichen Toleranzgrenze, nicht so sein zu können, wie die anderen Kinder. Ich bin bemüht nicht so kleinlich zu sein. Gewisse Dinge auch mal kommentarlos hinzunehmen, wie das Naschen vom Plätzchenteig.

Letztendlich kehrt erst dann wieder Ruhe ein, wenn die Ferien begonnen, sämtliche Weihnachtsfeiern gefeiert, alle Geschenke ausgepackt und die Feiertage mit der Familie konfliktfrei überstanden sind.

 

Eine schöne Adventszeit! Frohe Weihnachten und natürlich einen guten Rutsch ins neue Jahr! Viel Spaß bei allem was Ihr tut!

Weihnachten, Elternblog, Blog

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