Geschrieben von Juli. Veröffentlicht in Diabetes-Kids Elternblog.

Diabetes-Kids Elternblog: Zuckerhütchen auf Kursfahrt in die Volljährigkeit

Da kam das Kind weinend von der Schule. Was passiert war? Fährt sie doch genau über ihren 18. Geburtstag zu so einer doofen Kursfahrt nach Spanien; und das, wo sie in diesem merkwürdigen Bio-Kurs eh kaum Leute leiden kann ... Ja, das ist auch wirklich schrecklich heutzutage. Da fährt man nicht mehr in den Pfälzer Wald zum Wandern oder in eine marode Jugendherberge. Nein, da geht´s für eine Woche in ein Sportcamp nach Spanien ans Meer ... und darüber ist man dann mal so richtig frustriert.

Es gab lange keine Informationen zu besagter Kursfahrt, aber irgend wann stellte sich dann sogar sowas wie Vorfreude bei meinem Zuckerhütchen ein. Und kurz vorher kam sie dann mit Details um die Ecke: Das Camp war wohl ein Campingplatz, in dem sie in Blockhütten untergebracht sein würden. Und das Sportprogramm würde aus Mountainbiken, Windsurfen, Oceankajak und Canyioning bestehen. Gerade das letzte fand das Kind besonders klasse.

 

*schluck* ... fast alle dieser Sportarten haben mit Wasser zu tun. Und Wasser und Insulinpumpe vertragen sich nunmal nur bedingt. Ich habe dann mal Canyioning in YouTube eingegeben und völlig fassungslos gesehen, dass es sich um eine Art Bergsteigen und von meterhohen Klippen springen in einem Fluss handelt. Nicht nur, dass das mitunter richtig tief ist, das Wasser ist auch nur 6 Grad kalt und die Aktion dauert mehrere Stunden - ohne Insulin dann!

Es kam alles zusammen was Diabetes schwierig macht: Warmes Wetter, viel Wasser (und damit wenig Pumpe an), Extremsport und auch der 18. Geburtstag mit Alkohol. Und das alles zusammen führte bei mir, der an sich coolen Mama dazu, dass ich nachts aus dem Tiefschlaf hochfuhr und mir ausmalte, wie mein Zuckerhütchen in Spanien hilflos mit einer Mega-Hypo ... ich war ein Nervenbündel ... was jetzt mein Kind wieder gar nicht verstand. Man, da traute ich ihr mal wieder nix zu - typisch. Und das, wo sie das doch alles prima im Griff hat.

Ach so, und den Lehrer vorher mal informieren über Diabetes oder so? Völlig unnötig, nach Ansicht meiner Tochter. Dann macht der sich wieder nur Sorgen und sie wird beäugt. Das braucht sie jetzt in Spanien mal gar nicht. Außerdem ist das der BIO-Lehrer. Wenn der sich nicht auskennt, tja, dann weiß sie auch nicht.

Also ihr Mamas, es war heftig! Und das bei einem eigentlich schon erwachsenen Kind! Aber es war auch klar, dass ich nix, aber auch gar nix machen kann und da einfach durch muss.

Also Augen auf und los ... wir waren zeitgleich auf Silberhochzeitsreise mit AIDA. Natürlich hatte ich täglich whatsapp-Kontakt zum Kind. Am Ende hat´s nicht nur uns super gefallen, auch das Kind hatte eine ganz tolle Kursfahrt, bei der auch alle möglichen Katastrophen passierten (beim Mountainbiken über den Lenker geflogen, beim Surfen den Fuß angehauen, der Nagel hat sich abgelöst, ...) aber zuckertechnisch lief alles glatt. Und sie ist als einziges Mädchen bis zum Ende des Canyons mitgegangen und von der 8-Meter-Klippe gesprungen!

Ich dachte ja bis dahin, ich hätte schon alles durch ... Loslassen ist einfach schwer, in jedem Alter. Da ist es egal, ob das der erste Kindergartenausflug, die erste Übernachtung bei Oma oder der Schüleraustausch in England ist. Man kann irgendwie alles nochmal steigern. Ähm, den Fallschirmsprung zum 18. Geburtstag hat sie übrigens nicht bekommen. Mir war´s erst mal genug für diesen Sommer und sie wird ja auch noch 19 und 20 ... ;-)

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