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Einfache Testreihe zur Früherkennung von Nervenschäden bei Kindern mit Diabetes geeignet

Viele Kinder mit Typ-1-Diabetes weisen periphere Nervenschäden auf. Diese so genannten Neuropathien bleiben wegen ihrer schleichenden Entwicklung meist lange unbemerkt. Nun konnten Forscher des Deutschen Forschungsverbundes Neuropathischer Schmerz e.V. (DFNS e.V.) in Kooperation mit der Universität Witten/ Herdecke bei diesen scheinbar beschwerdefreien Kindern mit Hilfe der Quantitativ Sensorischen Testung (QST) eine Beeinträchtigung verschiedener Nervenfunktionen nachweisen, darunter häufig ein vermindertes Empfinden für leichte Berührungen. Die Studie zeigt damit, dass sich die QST als einfache Methode zur Früherkennung von Neuropathien eignet.

Eine frühe Erkennung von Neuropathien, die ohne erkennbare Symptome einhergehen, war bei Kindern mit Typ-1-Diabetes bislang herausfordernd. Dabei ist diese wichtig, um die Kinder möglichst früh zu einer optimalen Einstellung des Blutzuckerspiegels zu motivieren und damit die Entwicklung der diabetischen Neuropathie, die sich später häufig durch brennende Schmerzen äußert, einzudämmen.

QST zeigt auffällig häufig Sensibilitätsstörungen
Nun haben Forscher des DFNS e.V. in Kooperation mit der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln der Universität Witten/Herdecke 45 Kinder mit Typ-1-Diabetes, die hinsichtlich einer Neuropathie und Schmerz unauffällig waren, erstmals mit der standardisierten QST-Testreihe des Verbundes untersucht. Dabei wurden die Wahrnehmung und das Schmerzempfinden für Kälte- und Wärme, feine und spitze Berührungen sowie Vibration und Druck geprüft. „Bei etwa der Hälfte der Kinder konnten wir eine Nervenschädigung aufdecken. Da die QST das gesamte Spektrum der Nervenfaserfunktionalität prüft, konnten wir zeigen, dass neben dicken auch dünne Nervenfasern betroffen waren, die mit keinem anderen Verfahren fassbar sind.“, so Studienleiter Dr. Markus Blankenburg, Klinikum Stuttgart (ehemals Universität Witten/Herdecke). Auffällig häufig trat folgendes Sensibilitätsprofil auf (38 Prozent): ein vermindertes Empfinden für leichte Berührungen mittels dünner Nylonfäden und für Kälte bzw. Wärme, die oft zusammen mit einer Schmerzüberempfindlichkeit auf Druck, spitze Nadelreize oder Kälte bzw. Hitze einhergingen.

Früherkennung: Test auf feine Berührung besser als Vibrationstest 
Hinsichtlich eines schnellen Screenings auf Neuropathien ist interessant, dass ein vermindertes Empfinden für leichte Berührungen (33 Prozent) deutlich häufiger vertreten und aussagekräftiger war als eine Einschränkung des Vibrationsempfindens (11 Prozent), das bislang zur Früherkennung angewandt wird. Dazu Prof. Boris Zernikow von der Universität Witten/Herdecke, der die Studie betreut hat: „Der Test auf feine Berührungen ist laut unserer Studie deutlich besser zur Früherkennung einer Neuropathie bei Kindern mit Typ-1-Diabetes geeignet. Der Test ist nicht-invasiv, nicht schmerzhaft, schnell durchführbar, kostengünstig und damit breit einsetzbar.“ Bei einem gestörten Berührungsempfinden auf feine Reize wird die Durchführung der kompletten QST-Batterie angeraten, um das gesamte Sensibilitätsprofil zu erfassen und der Entwicklung einer Neuropathie möglichst frühzeitig entgegenzuwirken. Künftige Studien sind nötig, um die Sensibilitätsprofile bei Kindern mit Typ-1-Diabetes genauer zu klassifizieren und für eine genaue Evaluation der QST als Screeningtest bei asymptomatischer diabetischer Neuropathie.

Literatur (DOI: 10.1111/j.1464-5491.2012.03685.x):
Blankenburg M, Kraemer N, Hirschfeld G, Krumova EK, Maier C, Hechler T, Aksu F, Magerl W, Reinehr T, Wiesel T, Zernikow B (2012) Childhood diabetic neuropathy: functional impairment and non-invasive screening assessment. Diabet Med. 29(11):1425-1432

Über den DFNS e.V.:
Seit 2011 ist der Deutsche Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz (DFNS) ein gemeinnütziger eingetragener Verein. Der DFNS e.V. soll die Nachhaltigkeit des Forschungsverbundes, auch über die Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hinaus, sichern. Ziel ist, die medizinische Versorgung von Patienten mit Nervenschmerzen grundlegend zu verbessern. Im Fokus des DFNS e.V. stehen die Optimierung einer qualitativ hochwertigen Diagnostik und der weiteren Therapie- und Versorgungsforschung neuropathischer Schmerzen. Die Geschäftsstelle ist am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München angesiedelt. Der Vorstand besteht aus Prof. Dr. R. Baron, Kiel (1. Vorsitzender), Prof. Dr. R.-D. Treede, Mannheim (2. Vorsitzender), Prof. Dr. C. Maier, Bochum (Schriftführer) und Prof. Dr. Dr. T. R. Tölle, München (Schatzmeister).

Quelle: Pressemeldung der Deutsche Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz (DFNS) vom 21.11.2012
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Diskutiert diesen Artikel im Forum (8 Antworten).
Wenke antwortete auf das Thema:
23 Nov. 2012 18:58

EgonManhold schrieb: Hallo Heike,

du hast ja Recht - und nicht nur was die Jugendlichen betrifft.
Das gilt gleichermaßen für die Erwachsenen.
So lange "man" nichts spürt, solange kann da auch nichts schlimmes sein, solange muss ich auch an meinem Verhalten nix ändern.

Ich hab schon ältere Erwachsene gehört, die meinten, um den Diabetes kümmert sich mein Doktor, was der sagt mach ich (oder auch nicht), der hat doch meine (Labor-)Werte, also hat der auch Schuld, wenn meine Einstellung nicht in Ordnung ist - und Komplikationen entstehen!
Ohne Quatsch, solche Meinungen gibt es!

Gruß, Egon


Genau Egon, wir Erwachsenen sind ja leider auch oft ganz schrecklich unvernünftig...
Ich kenne z.B. nur einen einzigen Raucher der aufgehört hat, weil sein Arzt ihm gesagt hat, seine Blutwerte seien unglaublich bescheiden, während er sich noch völlig fit fühlte... aber das auch nur, weil er für seine Job wohl regelmäßig ein Attest brauchte und der Doc ihm angedroht hat "nächses mal Werte nicht besser = Is' nix mehr mit Attest" (=ist nichts mehr mit Job).

Glaube also auch nicht, dass sich viele Leute von einem beginnenden Nervenschaden beeindrucken lassen, den sie subjektiv noch nicht spüren.

LG Heike
EgonManhold antwortete auf das Thema:
23 Nov. 2012 16:19
Hallo Heike,

du hast ja Recht - und nicht nur was die Jugendlichen betrifft.
Das gilt gleichermaßen für die Erwachsenen.
So lange "man" nichts spürt, solange kann da auch nichts schlimmes sein, solange muss ich auch an meinem Verhalten nix ändern.

Ich hab schon ältere Erwachsene gehört, die meinten, um den Diabetes kümmert sich mein Doktor, was der sagt mach ich (oder auch nicht), der hat doch meine (Labor-)Werte, also hat der auch Schuld, wenn meine Einstellung nicht in Ordnung ist - und Komplikationen entstehen!
Ohne Quatsch, solche Meinungen gibt es!

Gruß, Egon
EgonManhold antwortete auf das Thema:
23 Nov. 2012 16:11
Ja Tina,

ich meinte einmal Typ 2 - Diabetiker!
Ich habs nun in meinem Beitrag korrigiert.
Danke für den Hinweis!

Ich werd halt alt ;-) , Rentner eben!

Gruß, Egon
Wenke antwortete auf das Thema:
23 Nov. 2012 12:51
Ich glaube ja nicht so unbedingt, das die Tests bzw. ihre Ergebnisse motivierend wirken... gerade bei Jugendlichen nicht.
TinaSchnecke antwortete auf das Thema:
23 Nov. 2012 09:33

EgonManhold schrieb: bei allen T1-Diabetikern ab 5 Jahre nach Krankheitsbeginn und allen T1-Diabetikern sofort ab Diagnosestellung durchgeführt.


Hallo Egon,
meintest du einmal Typ-2? Welche?

Danke
Tina