Wie denkt Ihr ? Kohlenhydrate meiden?

Wir haben vor 8 Wochen die Diagnose Typ 1 erhalten.

Bei der Ernährungsschulung im Krankenhaus wurde uns gesagt, das mein Kind wie gewohnt essen kann, auch in Bezug auf die Kohlenhydrate. Wichtig sei nur alles richtig zu berechnen und entsprechend zu spritzen.

Heute hatte ich eine Unterhaltung wo mein Gesprächspartner der festen Überzeugung ist bei Diabetes Kohlenhydrate soweit wie möglich zu vermeiden.
Von "einfach" berechnen und spritzen hält er nichts.
Auch bei Typ I.

Wie würde ich Brot und Nudeln ersetzen?

Bin für alle Meinungen / Infos / etc. dankbar.

Wer war denn dein Gesprächspartner und welche Erfahrungen hat er mit einem Typ 1?


Meine Meinung:
Es ist sicherlich sinnvoll ein sich im Wachstum befindendes Kind vernünftig zu ernähren. Das gilt für alle Kinder, auch die stoffwechselgesunden. Das heißt aber nicht, dass man aufgrund einer Diagnose, die eigentlich nichts anderes erfordert als eine auf die aufgenommenen KH abgestimmte Medikation, nun einen strengen Diätplan einhalten müsste, das gab es früher und davon gibt es auch noch viele Befürworter, aber einen Sinn dahinter sehe ich mit den heutigen Therapiemöglichkeiten nicht.

Und was soll das für Vorteile bringen?
"Wie würde ich Brot und Nudeln ersetzen?" gar nicht weil das ungesund wäre.

War der gleiche Gesprächspartner der festen Überzeugung das Kind früher zuviel Zucker bekommen hat.

Das einzige was ersetzten darfst, ist Broccoli gegen ein Steak ;o)

Leider wirst so was immer zu hören bekommen, Kind hat zuwenig liebe bekommen, verzichte auf xyz oder die Tabletten dann brauchst kein Insulin....

"Von "einfach" berechnen und spritzen hält er nichts"
Das ist aber stand der dinge, kannst natürlich ein paar Schritte zurück gehen mit festen essen plan und großer Chance das Kind das irgendwann ablehnen wird.

Cheffchen

Chris-Jori, hab gerade euren Tagebucheintrag gelesen. Das interessiert mich brennend. Wie genau wurde denn der DM diagnostiziert? Welche Symptome hatte dein Kind denn, wenn nicht die typischen? Wenn du magst, erzähl doch mal bitte!
Ich denke es geht hier um den Heilpraktiker, der auf einen möglichen aber nicht nach Symptomen bereits eindeutigen DM hingewiesen - und richtig gelegen hat. Damit wäre er den beiden Ärzten bei denen wir vorher mit eindeutigen Symptomen waren um Längen voraus

So, rollen wir mal von der anderen Seite.
Heilpraktiker neigen dazu, der Wissenschaft voraus zu sein und würden daher gerne sowas wie eine entzündungshemmende Diät sehen, d.h. möglichst wenig Belastung für den Körper, weil sie davon ausgehen, dass Teile der Bauchspeicheldrüse unter Entzündungen leiden und daher kein Insulin gebildet werden kann.

Wenig belastend ist für den Körper viel Gemüse, viele unverarbeitete Nahrungsmittel, wenig Milchprodukte, keine bis wenig Getreideprodukte. Jetzt sind wir an dem Punkt der gesunden und vernünftigen Ernährung. Denn das was im vorletzten Satz steht ist nichts anderes als eine vernünftige Ernährung, nur leider sind wir heutzutage so sehr an unsere Getreide- und damit extrem und unnötig kohlenhydratlastige Ernährung gewöhnt dass wir weit weg von "gesund" sind. Wie ich oben schrieb betrifft das aber nicht nur kranke Menschen oder solche bei denen irgendwas nicht mehr richtig funktioniert (denn es ist noch gar nicht bekannt warum das nicht mehr funktioniert) sondern alle Menschen. Man wird nur leider durch so eine Diagnose früher darauf aufmerksam, sich mit dem Thema Ernährung auch ein bisschen auseinander zu setzen. Falsch ist das nicht

Ich würde allerdings nicht speziell auf Kohlenhydrate achten sondern eher auf Ausgewogenheit und möglichst wenig verarbeitet, also kein Fertigzeugs mit tausenden Zusatzstsoffen darin.

Glyx ist zum Beispiel auch so ein umstrittenes Thema, aber vielleicht auch nicht ganz so falsch, vielleicht haben wir ja hier noch ein paar Infos über den aktuellen Stand des Sinn des glykämischen Indexes, aber auch hier: Gilt nicht nur für Typ 1, 2, sonstwelche Erkankungen, sondern für uns alle!

Ich gehe mal davon aus, das dein "Gesprächspartner" kein Mediziner ist! Man hat euch doch bei der Ernährungsberatung (und die wissen, wo von sie sprechen) gesagt dass das Kind wie gewohnt eben nur mit der Berechnung essen kann. Daran würde ich mich auch halten. Es gibt immer Menschen, die es besser wissen wollen, als die Experten.

Hallo zusammen,
die Aussagen des zitierten Menschen klingen so wie es hier wiedergegeben ist, auch für mich eher nicht kompetent.
Vielleicht liegt auch eine Verwechslung mit Typ II vor, viele kennen den Unterschied nicht.
Begeistert bin ich allerdings auch nicht von Aussagen, die mir ebenfalls rigoros klingen, nach dem Motto "Die haben doch gesagt essen wie bisher, rechnen und spritzen, die Experten wissen was sie tun!"
Ich finde es schon wichtig, sich grundsätzlich mit dem Thema gesunde Ernährung zu befassen, das ist für alle Menschen wichtig, aber für durch was auch immer besonders empfindliche noch mehr.
Das was in unserer Kultur normal ist, halte auch ich nicht für gesund!
Ich glaube nicht, dass so viele KE wie hierzulande üblicherweise gegessen werden als artgerechte Ernährung gelten können.

Wie machen wir das? Wir beobachten und lernen. Wie unser Kind wann reagiert...
Bei uns ist das rechnen und spritzen nicht "einfach", wenn wir lediglich KE ausrechnen, und wenn ich so durchs Forum gehe, gibt es doch wohl auch bei anderen Herausforderungen.
Jeder sieht aber doch, was gut funktioniert und was nicht und versucht das Beobachtete dann hoffentlich umzusetzen.
Wir sind inzwischen darauf gekommen, dass unser Kind ein relativ süßes Frühstück -mit Spritzen- verträgt, während KEs zum Abend hin bei ihm immer und zuverlässig zu Problemen führen. Also bekommt er in der Regel ein KE-armes Abendessen, dazu hilft mir beispielsweise eine Backmischung von Dr. Almond, wenn es mal Brot oder PIZZA sein soll.
Bei uns klappt es damit meist sehr gut. Aber wenn es eine Einladung gibt oder ein Fest oder der Tag "wild" war, dann laufen auch wir nachts mit dem Scanner zum Bett, manchmal müssen wir dann spritzen, häufiger mal was Süßes geben.
Außerdem hatten wir festgestellt, dass manche Nahrungsmittel einfach nicht vertragen wurden, auch wenn wir das nur per IgG4 (ich weiß: umstritten!) ermittelt hatten. Damit waren für uns unerklärliche BZ-Spitzen fast vollständig verschwunden, und da ist es mir egal wer die Nase darüber rümpft, für uns hat das so gut funktioniert.
Die Unverträglichkeiten zeigten sich für uns ausschließlich am BZ. Nachdem die entsprechenden Dinge gemieden wurden,
war der Verlauf meistens viel ruhiger und erklärbarer, und nun konnten wir -ohne neuerliche Blutuntersuchung-
sehen, dass das Meiste wieder geht. Vorsichtig bin ich nach wie vor mit W(eichw)eizen und Kuhmilch.
Ersterer führt nach wie vor zu plötzlichen BZ-Spitzen und es dauert lange, bis da wieder Ruhe drin ist.
Leider ist es sehr umstritten wie viele KE ein Kind zur Entwicklung benötigt, unserer war schon immer ein Hänfling
und viel zu klein für sein Alter, aber so lange er dem Längenwachstum entsprechend zunimmt, denke ich werden es nicht zu wenige KE sein.
Natürlich immer im Blick halten.

Irgendwie ist es schon so, dass die Zeit vergeht und man mit ihr lernt.
Wir haben jetzt ein gutes Jahr rum, rechnerisch ist das Kind immer noch in Remission (außer am Jahresbeginn, da waren die Werte eine Zeitlang schlecht gewesen), und wir sehen auch weiterhin
eigene Insulinproduktion.
Mir scheint euer "Fall" sehr ungewöhnlich, anscheinend wirklich mächtig früh erkannt, und ich persönlich -nur meine Meinung natürlich- würde in diesem Fall ganz besonders darauf schauen (lassen), was das Kind gut verträgt und was nicht, auch in Bezug auf die Umgebung. Bei uns hat sich beispielsweise ergeben, dass
Schimmel ein Problem ist. Da muss man erstmal drauf kommen, aber das ist aktuell so (und bisher auch so geblieben).
Und wir geben VitaminD, trotz des sonnigen Wetters braucht es das offenbar.

Ich selbst habe immer wieder Phasen wo ich versuche Inspirationen zu bekommen und Etwas auszuprobieren, dann wieder reicht die Energie gerade so zur Bewältigung des Alltags.
Ich bin sicher ihr werdet hier viel Inspiration bekommen und zu eurem Weg finden. Das wünsche ich euch!
Vielleicht findet ihr auch, euren persönlichen Neigungen entsprechend, eure Lieblingsautoren (und vielleicht auch welche, die euch regelmäßig auf die Palme bringen).
Alles Gute auf eurem Weg,
Willi

Es ist doch ganz simpel: Einfach auf den eigenen Körper hören und ihm das zuführen, was er mag.
Wenn dazu Kohlenhaydrate gehören, dann auch gerne Kohlenhydrate. Insulindosis anpassen und fertig, alles wunderbar und einfach. Diese Erfahrung habe ich jedenfalls gemacht und ich kann nur jeden empfehlen das auch zu tun. Man darf die Sachen nicht komplizierter machen als sie sind. Das Erstaunliche ist, wenn man in seinen Körper reinhört und die Nahrung isst, die er gerade wirklich will, ist der BZ auch VIEL leichter zu kontrollieren. Es ist, als ob manchmal tatsächlich gar kein Diabetes mehr besteht. Ich glaube der Körper hat eine ganz eigene Intelliganz, Diabetes und Insulingabe hin oder her. Wisst ihr wie viele Stoffe, Vorgänge usw. im Körper zur Blutzuckerkontrolle ausgeschüttet werden? Dutzende über Dutzende. Insulin ist da nicht das einzige. Der Körper funktioniert da nach wie vor einwandfrei in vielerlei Hinsicht. Und wenn dein Körper dir das Signal gibt "Iss Kohlenhydrate", dann isst du eben Kohlenhydrate ^^ Ist doch klar. Spritz halt ein bisschen mehr oder weniger, je nachdem was so ansteht (Bewegung usw.) Kleiner Picks und die Sache ist erledigt.

Guten Morgen!
"Kleiner Piks und die Sache ist erledigt."
Schön wäre es! Wenn du zu den glücklichen Menschen gehörst bei denen das so einfach ist, dann herzlichen Glückwunsch! Leider ist das aber nicht immer so. Gerade bei Kindern spielen sich im Körper soviel Stoffwechselvorgänge ab, die Einfluss auf den Blutzucker nehmen (und ihn eben nicht runterregulieren), dass eine gute BZ Einstellung oft schwierig ist. Außerdem ist jeder Mensch nun mal verschieden und selbst eine Scheibe Brot wirkt nicht bei jedem gleich. Beim Gesunden kein Thema, aber beim Diabetiker, bei dem die Insulinzufuhr nun mal nur starr von außen erfolgt, kann das ein Problem werden. Wenn das alles so einfach und unkompliziert wäre, würden sich hier nicht soviele Eltern den Kopf über Ernährung und Diabetesmanagement zerbrechen!

Kosima schrieb: Guten Morgen!
"Kleiner Piks und die Sache ist erledigt."

Also bei mir ist es so :huh: