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Teilweiser Erhalt der körpereigenen Insulinproduktion bei Kindern mit neudiagnostiziertem Typ-1-Diabetes durch Rheumamittel möglich?

DiabetesDEIn einer neueren Studie haben amerikanische Forscher gezeigt, dass das Rheumamedikament Golimumbad bei Kindern und Jugendlichen mit neu diagnostiziertem Typ-1-Diabetes die Betazellfunktion möglicherweise teilweise erhalten kann. So kann der Insulinbedarf dieser Kinder und Jugendlichen gesenkt und Hypoglykämien vermeiden werden.

Zum Zeitpunkt der Diagnose eines Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen ist in der Regel noch eine Restproduktion von Insulin vorhanden. Im weiteren Verlauf der Erkrankung werden jedoch auch die noch verbleibenden Betazellen durch den Angriff auf das Immunsystem zerstört. Wenn es gelingen würde, die Restproduktion von körpereigenem Insulin dauerhaft zu erhalten, könnten dadurch schwere Hypoglykämien verhindert werden. Außerdem müssten die Betroffenen in diesem Fall weniger Insulin spritzen. Zukünftig könnte es sogar möglich werden, die Betazellen vor den Attacken des fehlgeleiteten Immunsystems zu schützen und so den Ausbruch der Erkrankung ganz zu verhindern, wenn eine Behandlung beginnt, nachdem bereits Insulin-Antikörper im Blut nachweisbar sind, aber die Beta-Zellen noch nicht komplett zerstört sind.

In einer Phase-2-Studie von 2019 (in der Phase 2 einer medizinischen Studie wird das Therapiekonzept geprüft und die geeignete Dosis ermittelt) ist es gelungen, mit dem Anti-CD3-Antikörper Teplizumab den Beginn des Typ-1-Diabetes um zwei Jahre hinauszuzögern. Teplizumab ist allerdings umständlich in der Anwendung, der Antikörper muss alle 2 Wochen per Infusion verabreicht werden. Das Mittel ist nicht zugelassen und die langfristigen Folgen (Infektionen, Immunsuppression, Lymphom) lassen sich derzeit noch nicht abschätzen.

Ein amerikanisches Forscherteam hat jetzt untersucht, ob auch das Rheumamittel Golimumab den Verlust der Insulinproduktion aufhalten kann. Der TNF-alpha-Inhibitor ist seit zehn Jahren zur Rheumatherapie zugelassen und darf auch bei Kindern ab einem Alter von 2 Jahren eingesetzt werden. Im Gegensatz zu der Studie von 2019 wurden in der aktuellen Studie nicht Personen mit erhöhtem Typ-1-Diabetes-Risiko untersucht. Alle 84 Studienteilnehmer im Alter von 6 bis 21 Jahren waren bereits an einem Typ-1-Diabetes erkrankt, ihre Diagnose lag jedoch weniger als 100 Tage zurück und alle Patienten verfügten noch über eine Restproduktion von Insulin. Die körpereigene Insulinproduktion wurde dabei anhand der Konzentration des C-Peptids im Blut der Teilnehmer gemessen, einem Spaltprodukt des körpereigenen Proinsulins, das in injiziertem Insulin nicht vorhanden ist.

Die Teilnehmer der randomisierten Studie wurden aufgeteilt und teils mit Golimumab, teils mit Placebo behandelt. Innerhalb des Studienzeitraums von einem Jahr fielt die Konzentration des C-Peptids in der Interventionsgruppe um 12 %, in der Kontrollgruppe hingegen um 56 %. Das bedeutet, dass bei den Teilnehmern, die mit Golimumab behandelt wurden, die Restproduktion von körpereigenem Insulin weitgehend erhalten blieb. Dies hatte auch Konsequenzen für die Therapie: Bei den Teilnehmern der Interventionsgruppe stieg der Insulinbedarf deutlich geringer an als bei den Teilnehmern der Placebogruppe.

Auch wenn die Ergebnisse vielversprechend sind, müssen sie noch in umfassenderen Studien mit mehr Studienteilnehmern bestätigt werden. Zwei grundsätzliche Fragen sind hier noch völlig unbeantwortet: zum einen wie lange hält der Betazellschutz tatsächlich an und wie lange muss die Therapie fortgeführt werden, zum anderen wie sieht es mit der Langzeitsicherheit und -verträglichkeit von Golimumab bei wahrscheinlich lebenslanger Therapie tatsächlich aus? Dem gegenübergestellt haben wir mit der Insulintherapie bei Typ-1-Diabetes im nächsten Jahr 100 Jahre Erfahrung und diese Therapie ist mit der zunehmend einfacheren Stoffwechselüberwachung und einer größeren Auswahl an sicheren und gut wirksamen Insulinen auch leichter geworden.

Quellverweis: Diabetes-News ad hoc von DiabetesDE vom 08.12.2020
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