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Diabetes-Kids Elternblog: SCHULLANDHEIM - EIN KIND VON VIELEN

Maximale Aufregung und ziemlich wenig Schlaf. So ist das, wenn man ins Schullandheim fährt. Schulbegleitung für Kinder mit Diabetes ist einfach mein Ding! Ich liebe es, mein Wissen zu nutzen, um sie eins von vielen werden zu lassen


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Und wer ist es? Eins davon! Aber welches Kind könnte es sein? Es kommt nicht selten vor, dass ich danach gefragt werde, für wen ich als Schulbegleitung zuständig bin und darauf bin ich mächtig stolz! Schulbegleitung bedeutet nicht alles abnehmen, sondern so viel wie notwendig und so wenig wie möglich. Scheitern ist dabei genauso wichtig, wie Erfolg zu haben. Man kann nur aus Fehlern lernen, wenn einen erlaubt wird, welche zu machen.

 

Mein Sohn war damals eins von nicht mal 20 Kindern in Deutschland, so sagte man es mir vor 16 Jahren, der so früh an Diabetes erkrankte. Er konnte noch nicht laufen und nicht sprechen. Damals war vieles anders und die Pumpentherapie steckte noch in den Kinderschuhen. Ich habe bis zum dritten Lebensjahr die Hölle durchlebt, aber dadurch auch gelernt, zu was der Körper fähig ist, wenn man muss. Wenn man einfach nur funktionieren muss. Ich weiß wie es ist, für alles kämpfen zu müssen. Immer und immer wieder zu erklären, warum das so ist. Warum Typ 1 nicht wieder weggeht. Warum er sich nicht verwächst. Immer und immer wieder die gleichen Ammenmärchen. Es ermüdet und manchmal habe ich einfach keinen Bock mehr, schon wieder zu erklären, dass mein Sohn und meine Begleitkinder, alles essen können! Dass sie normale Kinder sind, die nicht in Watte gepackt werden müssen, geschweige denn wollen.

 

Ohne Schulbegleitung hätte mein Sohn nicht zur Schule gehen dürfen. Er war das erste Kind, dem hier im Kreis eine Schulbegleitung genehmigt wurde. Ohne diese Frau hätte ich meinen Beruf an den Nagel hängen müssen und selbst mit ihr hatte die Grundschule dafür gesorgt, dass ich oft in Schwierigkeiten geriet. Sie erwarteten von mir, binnen Minuten in der Schule zu sein oder per Direktleitung sofort telefonisch erreichbar zu sein. Ganz schön schwierig, wenn man über 30 km entfernt arbeitete. Ich war fortgebildet. Arbeitete allein und eigenverantwortlich in einer Praxis oder stand als sterile Assistenz im OP. Wofür hatte ich nach der Ausbildung die ganzen Kurse und Fortbildungen belegt? Man erwartete von mir als hoch qualifizierte Hausfrau zu enden, weil mein Kind Diabetes hatte. Weil es nicht so war wie die anderen Kinder. Weil es nicht so sein sollte wie die anderen Kinder! Einfach, weil das in ihre perfekte Welt hineinpasste! Man merkt, dass mir das noch sehr nachhängt und ich bei Weitem nicht alles verziehen habe.

Genau diese Erfahrungen treiben mich an. Meine Begleitkinder sollen sich auf die Schule konzentrieren können. Auf Freundschaften knüpfen. Sie sollen langsam mit ihrem Diabetes wachsen und nicht pausenlos überfordert werden. Für Lehrer möchte ich der sichere Hafen sein, wo man nachfragen und noch mal nachfragen kann. Ich erkläre es gerne, immer und immer wieder. Ich erkläre es dann, wenn es gebraucht wird. Vermittle Ruhe und Gelassenheit, wenn Werte verrückt spielen und zeige Wege, wie man es lösen kann. Oder einfach aushält, bis es vorbei ist. Für die Eltern möchte ich, dass sie in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen können und es ein paar Sorgen weniger gibt. Dafür bin ich bereit, an meine Grenzen zu gehen, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, dass man kein Weichei sein darf, wenn man Kinder mit Diabetes betreut.

Neulich sagte eine Lehrerin zu mir: „Du bist eine Macherin!“ Stimmt! Pädagogisch ausgedrückt, meine Problemlösungskompetenz scheint auf einem hohen Niveau zu stehen. Ich möchte möglich machen, wo man mit Typ 1 an seine Grenzen kommt. Ein Brückenbauer sozusagen.

Dieses Mal ging es für 3 Tage ins Schullandheim. Für mich war es wie ein langer Tag mit kurzen Schlafpausen, aber darauf war ich ja vorbereitet.

 

Vorbereitungen

Wir hatten mit den Kindern vor den Pfingstferien geübt, wie das ist, nicht daheim zu schlafen. Für die meisten Kinder war es das erste Mal, dass sie in der Lesenacht auswärts und ohne Eltern übernachteten. Und für mich war es eine gute Übung, weil ich einen Vorgeschmack dafür bekam, was mich im Schullandheim erwarten würde. Der Diabetes meines Begleitkindes ist ein nachtaktives Biest! Da ich wusste, wie schwierig es ist, unterzuckerte Kinder aus dem Tiefschlaf zu reißen, blieb ich zögerlich und korrigierte nicht so stramm, wie es nötig gewesen wäre.

Im Schullandheim half mir diese Erfahrung, sodass ich dem Biest die Krallen stutzen konnte. Zum Glück bin ich genauso nachtaktiv, denn es gibt ja nicht nur ausschweifende Blutzuckerwerte, sondern Kinder, die recht unglücklich mit ihrer Bettdecke und Kuscheltier vor meiner Zimmertür standen.

 

TAG 1

Dieser Morgen war kein gewöhnlicher Morgen! Endlich war es so weit! Es ging ins Schullandheim. Bis der Bus kam, hatte ich schon das erste Pflaster verabreicht und in einer ruhigen Ecke den Verlobungsring der Klassenlehrerin bewundert, der Tags zuvor noch nicht am Finger steckte.

Die Aufregung war beinahe greifbar und die Angst groß, dass noch etwas schiefgehen könnte. Als der Doppelbus vorfuhr, machte sich Erleichterung breit. Nun mussten sämtliche Koffer verstaut werden und die besten Plätze gesichert. Ich saß lieber unten, da Busfahren nicht zu meiner Lieblingsbeschäftigung gehört. Der Fahrer war definitiv magenfreundlicher als der, der uns zum Schwimmunterricht brachte. So konnte ich einer inspirierenden Unterhaltung lauschen, in der es um einen anaphylaktischen Schock ging. Da fühlte man sich doch gleich viel wohler!

Die Fahrt dauerte nicht lang, sodass die ersten Spucktüten nur festgehalten, aber nicht befüllt wurden. Das war eine meiner größten Sorgen, weil ich schon das Vergnügen hatte und eine Stunde mit den Kindern im Bus eingesperrt war und wenn einer anfängt …

Als wir ausstiegen, fing es mit regnen an. Dicke, schwere Tropfen und ich war die einzige, die einen Regenschirm hatte. Wieder mal bestens vorbereitet! An unserer guten Laune änderte das nichts. Wir waren bereit das Gebäude zu entern! Die Zimmer waren noch nicht bezugsfertig und sollten es auch so schnell nicht werden. Wenigstens konnten wir schon in den Gruppenraum und während die Klassenlehrerin das regelte, setzten wir uns in einen Kreis und vesperten. Danach wurden die Regeln besprochen und im Gruppenraum an der Tafel verewigt. Bis zum Mittagessen durften die Kinder das Gelände erkunden und ich nutzte die Zeit, die Kaffeesorten des Automaten auszukundschaften, um zu testen, wie der „Hallo-wach-Effekt“ war.

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Das Mittagessen war lecker und natürlich der Klassiker: lecker, aber schwer abzuschätzen. Es gab Tortellini mit Käsesoße. Mein Begleitkind hatte seine Klappwaage neben sich aufgestellt und ich sah schon am Blick, dass es geringfügig überfordert war. Deshalb meinte ich im Vorbeilaufen: „In der Mensa haben vier große Tortellini 1,25 KE. Hilft dir das?“ Es nickte.

Endlich, nach drei weiteren Stunden, war es so weit und die Kinder durften ihre Koffer ins Zimmer bringen. Betten beziehen, Koffer auspacken und ihre Türschilder bemalen, sowie an der Tür anbringen. Mein Begleitkind hatte eine Lichterkette dabei, die gefühlt 20 Meter lang war und wenn man ins Zimmer hereinkam, dachte man, es sei Weihnachten. Es sollte sich noch als sehr hilfreich herausstellen.

Türschild

Die Stunden bis zum Abendessen waren die unruhigsten. Alle Zimmer mussten inspiziert werden. Es war ein Kommen und Gehen, sodass ich meine Tür offen lies und denen unter die Arme griff, wo der Bettbezug den Kampf gewonnen hatte. Statt der Decke hatte er das Kind verschluckt. Nachdem ich es erklärt und vorgemacht hatte, funktionierte es und eins der Kinder rannte freudestrahlend ins Nachbarzimmer und schrie begeistert: „Leute, Leute! Ich habe das erste Mal in meinem Leben ein Bett bezogen!“

18 Uhr: Abendessen. Jetzt, wo man wusste, welche Klasse wo saß, lief alles bedeutend ruhiger ab.

19 Uhr: traf man sich zum Tagebuchschreiben im Gruppenraum.

20 Uhr: Freizeit

21 Uhr: Nachtwanderung

Nachtwanderung

 

Die Nachtwanderung war mein persönliches Highlight! Wir hatten perfektes Wetter und einen gigantischen Sonnenuntergang. Wir sind in den Wald und die Kinder wurden in Etappen losgeschickt und mussten von Kerze zu Kerze laufen, unter der jeweils der Abschnitt einer Geschichte lag. Nachdem die Klassenlehrerin vorausgegangen war, dribbelten die Kinder um mich herum und scharrten mit den Füßen. Die einen wollten einfach nur ins Abenteuer starten und andere einfach nur aus dem Wald raus. So schnell wie möglich! Der Rest wollte weder noch, sondern mit mir laufen. Kein Problem, ich brauchte ja auch ein paar starke Kinder, die mir beim Einsammeln der Kerzen helfen konnten. Mir blieb nicht verborgen, dass ihnen das Herz in die Hose gerutscht war.

Als wir alle Stationen durch und bei den anderen angelangt waren, wurde die Stimmung „ungruseliger“, nur ein Kind hatte es noch nicht ganz verarbeitet und fragte mich: „Können wir uns noch etwas über Harry Potter unterhalten?“ Und dann kamen die Glühwürmchen. Sie waren überall. Tanzten über den Waldboden und setzten sich auf den Händen der Kinder ab. Es war ein faszinierendes Schauspiel! Auf dem Rückweg sahen wir das letzte Abendrot schwach am Horizont leuchten. Ein Farbenspiel, das nicht nur mich verzauberte, sondern auch die Kinder immer wieder erstaunt Innehalten lies.

23 Uhr: Wir waren wieder im Schullandheim, hatten uns noch einmal zusammengesetzt, kurz erzählt, was jeden gefallen oder nicht gefallen hatte. Die Lehrerin sang ein Schlaflied und alle wurden ins Bett geschickt.

24 Uhr: Vereinzelt gingen noch Türen auf. „Ich habe mir den Kopf am Fenster angestoßen.“ Oder: “Mir ist schlecht!“ …

Mein Begleitkind hatte mir sein Handy ins Zimmer gelegt, über das ich in der Nacht seine Blutzuckerwerte überwachen konnte und fürs Protokoll: Da hatte es definitiv noch unten gelegen!

TAG 2

01 Uhr: Die Lehrer der anderen Klassen hatten sich mit uns in der Lehrerlounge eingefunden. Die Kinder hatten der Sitzecke ihren Namen gegeben, wir hatten den Begriff - das ist auch fürs Protokoll - nur übernommen.

01.30 Uhr: Da keine Tür mehr geöffnet wurde und man auch nichts mehr hörte, gingen wir ins Bett.

01.45 Uhr: Die Klassenlehrerin stand vor meiner Tür. Ein Kind hatte Heimweh, was sie aber professionell beheben konnte.

02 Uhr: Da ich den Blutzucker im Blick hatte, sah ich auch, dass der Wert zwischen 100 mg und 80 mg schwankten. Die Pumpe schien das gut regeln zu können, aber wie das so ist, wenn es nicht deine eigenen Kinder sind und du der Sache nicht so recht traust, bekommt man nicht wirklich ein Auge zu, auch wenn ich mir den Wecker erst einmal auf 30 Minuten stellte. Und richtig …

02.30 Uhr sah ich, dass der Blutzucker, obwohl kein aktives Insulin mehr wirkte, unbarmherzig auf die 70 mg zuging. Ich musste ins Zimmer. Meine Kontaktlinsen hatte ich schon herausgenommen.

Die Kinder schliefen tief und fest. Keins machte einen Mucks und zielstrebig wollte ich das Kind im unteren rechten Bett wecken und Traubenzucker verpassen. Ich bin ohne Kontaktlinsen, blind wie ein Maulwurf, aber die Haarfarbe kam mir verdächtig hell vor und die Größe passte auch irgendwie nicht. Verdammt, die hatten die Betten getauscht! Lass es nicht oben liegen! Es lag oben. Am hintersten Rand und war natürlich nicht durch leichtes Rütteln wach zu bekommen. Bitte, lass es leichter aufwachen als meinen Sohn! Es war nicht leichter. Aber nachdem ich nicht locker ließ, reagierte es. Natürlich war der Traubenzucker noch im Rucksack und der musste im Dunkeln erst noch gefunden werden. Schlampige Vorbereitung, ich weiß. Ich wartete, bis der Traubenzucker drin war.

03 Uhr: Der Wert stieg langsam an. Noch einen Traubenzucker geben und ins Bett fallen oder abwarten und wach bleiben? Halbwach bleiben und den Wecker stellen. Denk an das Eichhörnchen! (Der Teufel ist ein Eichhörnchen und der Diabetes ist ganz nah mit ihm verwandt!)

04 Uhr: Nach dem Verlauf hatte ich ein deutlich besseres Gefühl und konnte nun endlich beruhigt schlafen.

06 Uhr: Getrappel auf dem Flur. Da spielten doch tatsächlich Kinder aus der Paraklasse fangen! Jeder, dessen Nase ich auf dem Flur sah, wurde ins Zimmer geschickt.

07 Uhr: Geschlafen hatte ich nicht mehr,aber ich fühlte mich fit wie ein Turnschuh.

08 Uhr: Frühstück mit 2 großen Tassen Kaffee. Konnte ja nicht schaden.

Erlebnispäd

09.30 Uhr. Ab zum Park. Dort wartete ein Erlebnispädagoge auf uns, der die Kinder ordentlich auf Trab brachte. War ein richtiger Stresstest für die Klassengemeinschaft.

 

12 Uhr: Mittagessen und Kaffee als Nachttisch.

13 Uhr Freizeit. Viele Kinder übten für den bunten Abend. Dafür hatten sie sich einzelne Programmpunkte ausgedacht.

 

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14 Uhr: Der zweite Abschnitt der gebuchten Tour folgte und mit der ging es in den Wald, zum Bach, nach Viechern suchen. Die Frau war immer wieder begeistert, wenn sich die Wasserschüssel mit Fliegenlarven und Fadenwürmern füllte.

 

 

Adler

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16 Uhr: Freizeit

17 Uhr: im Gruppenraum Tagebuch schreiben

18 Uhr: Grillparty im Park

21 Uhr: bunter Abend auf der Terrasse

22 Uhr: Disco

22.30 Uhr: Höchste Zeit, um herunterzukommen! Die Kinder waren müde. Ich eigentlich auch. Noch ein Lied singen. Mein Begleitkind hatte mir wieder sein Handy ins Zimmer gelegt, aber heute würde das anders laufen. Es musste vor dem Schlafengehen noch mal Korrektur geben und während ich mit den anderen in der „Lehrerlounge“ saß, sah ich, dass die kaum Wirkung zeigte. Daher war ich deutlich mutiger mit der Korrektur. Nur fürs Protokoll: korrigieren geht ohne Kind aufwecken. Außerdem hatten die Kids die Lichterkette brennen lassen, sodass ich ganz genau sah, wer wo lag. Aber die blöde Leiter bin ich nicht hochgeklettert, sondern stellte mir einen Stuhl davor. Das würde garantiert nicht mein letzter Besuch werden.

TAG 3

01.30 Uhr: Keine Tür wurde mehr geöffnet, daher gingen wir ins Bett. Nur bei dem Kandidaten von gestern machten wir uns Sorgen und richtig, der wachte zur gleichen Zeit auf, wie am Vortag.

02 Uhr: Korrektur

02.30 Uhr: Es klopfte an meiner Tür und es war nicht die Lehrerin.

03 Uhr: Das Kind hatte sich beruhigt und ging in sein eigenes Bett. Halleluja!

04 Uhr: Korrektur. Noch mehr, als vorher. Der Diabetes lachte mich aus!

05 Uhr: Noch mehr Korrektur. Der Blutzucker ruckelte unentschlossen nach unten.

06 Uhr: Der Wert war nun vertretbar und ich trat auch weg. Sobald mein inneres Signal auf Grün steht, kann ich auf Kommando einschlafen. Jahrelange Übung!

07.44 Uhr: Panik! Ich hatte verschlafen. Aber der Rest auch. Erst dachte ich, dass sie schon beim Frühstück sitzen, aber die saßen nirgendwo, sondern lagen genauso verpeilt wie ich im Bett.

09 Uhr: Koffer packen

Ab 10 Uhr: Tagebuch schreiben. Spiele spielen und auf den Bus warten. Ich merkte, dass meine kognitiven Leistungen deutlich eingeschränkt waren, aber Uno spielen ging noch.

12.30 Uhr: Ankunft und Verabschiedung

13.30 Uhr: Ich öffne meine Haustür, lasse alles stehen und liegen. Mein Sofa empfängt mich. Bis 19 Uhr haben meine Gehirnhälften Sendepause!

 

 

Schön wars!  

 

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Diskutiert diesen Artikel im Forum (3 Antworten).
Zuckerbarby antwortete auf das Thema:
27 Juni 2022 15:13
Hallo Michaela,

ich kenne Schule ganz gut von innen. Arbeite in einem Beruf mit dem ich sowohl freie Kinder- und Jugendarbeit mache, die Kinder also in ihrer Freizeit treffe -  aber ich darf auch einzelne Fächer an der Grundschule und den unteren Klassen der weiterführenden Schulen unterrichten - was ich auch mache...

Wahrscheinlich hast du Recht und wir leben hier ziemlich privilegiert in einem kleinen Städtchen mir relativ wenig "schwierigen" Kinder aus Schulsicht...

LG 
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mibi74 antwortete auf das Thema:
27 Juni 2022 14:49
Hallo Barbara, meine Schulzeit war ganz anderes, als die meiner Kinder.
Und noch mal ganz anders ist es, wenn man das System Schule von Innen kennenlernt.

Die Grundschulklasse meines Sohnes war eine Katastrophenklasse! Eine, in der Unterricht kaum möglich war. Eine, wo die Eltern, einen großen Beitrag dazu geleistet hatten, dass viele pädagogische Maßnahmen nicht durchgeführt werden konnten. 

Ich habe erst viel, viel später erfahren, dass wir deswegen Glück mit der Schulbegleitung hatten, weil in der Klasse schon eine war. (durchs Jugendamt)  Und heute weiß ich auch, was da so abgelaufen ist. Die Wahrheit kommt irgendwann ans Licht. Manchmal tröpfchenweise. 
Wie das Dorfleben so ist. Mit der Zeit lernt man viele kennen.

Ich sehe inzwischen viele Dinge, die man als Eltern nicht mitbekommt und es ist aufgrund des besonders geschützten Raumes echt schwer, überhaupt etwas darüber öffentlich zu schreiben.

Aber eins kann ich hier schriftlich geben, je lauter der Ruf nach einer Schulbegleitung ist, desto sicherer kann man sein, dass es nicht nur ein schwieriges Kind gibt, sondern einen ganzen Haufen davon! 
Ich muss an einen Kommentar denken, den ich gehört hatte, als mein Sohn noch zur Grundschule ging: "Man kann eine Klasse mit maximal drei schwierigen Kinder noch unterrichten!" Damals konnte ich das nicht richtig zuordnen, aber heute, heute habe ich so viele Bilder im Kopf, dass ich bei gewissen Formulierungen sofort hellhörig werde!

Wir haben an der Schule sogar eine Lehrkraft mit Pumpe, allerdings für die Oberstufe. Der hatte leider abgelehnt, sich aber bereit erklärt, wenn ich mal ausfallen sollte, dass er einspringt.
Fand ich schade. 

Liebe Grüße 

Michaela 
Zuckerbarby antwortete auf das Thema:
27 Juni 2022 08:12
Toll geschrieben! Das macht Lust bei sowas Mal wieder mitzufahren. Seit ich selbst Kinder hab musste ich immer alle Anfragen ablehnen. Aber so langsam sind meine groß genug (zumindest wenn der Papa nachts das Diabetesmanagement übernehmen kann...)...

Ich kenne alle Höhen und Tiefen die du da beschreibst - inklusive des "Umfallens auf das Sofa" am Ende 😉

Was mich erschreckt hat, ist das dein Sohn ohne Begleitung nicht in die Schule durfte. 
Ich hab meinen Diabetes bestimmt schon 2 Jahrzehnte vor deinem Sohn bekommen und da war weder Kita noch Grundschule ein Problem (erzählt mir so auch meine Mutter) - und ich war da auch immer das einzigste Kind. Am Gymnasium waren wir dann von 1000 Schülern 2 Diabetiker...
Auch bei meiner Tochter an der Grundschule ist das kein Problem. Es gibt dort soweit ich weiß aktuell 3 Kinder mit Diabetes- alle ohne Schulbegleitung.
Lehrer, Sekretärin und Erzieherinnen der Mittagsbetreuung haben sich alle schulen lassen und sind fit... 
Klar, für Schullandheim müssten wir eine andere Regelung finden...

Schade, dass das mancherorts so kompliziert und schwierig läuft und woanders ganz selbstverständlich ist...

Liebe Grüße,
Barbara 
 

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