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Schöne Erfahrungen mit Diabetes?

MaTaSoZa
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Senior Schreiber
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Geschlecht: Junge
Geburtsjahr: 2007
Therapieform: CSII (Insulinpumpentherapie)
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26 Okt. 2016 20:50 #102836 von MaTaSoZa
MaTaSoZa antwortete auf Schöne Erfahrungen mit Diabetes?
Hallo Markus,
ein schönes Thema, dass Du da ins Rollen gebracht hast... ich finde, meine Vorredner haben bereits viele passende Worte gefunden und es gut auf den Punkt gebracht.
Schöne Erlebnisse mit Diabetes Typ 1? Ich behaupte mal ganz provokativ, davon gibt es genauso viele wie als Nichtdiabetiker. :silly:
Ich selbst habe seit 1993 Diabetes Typ 1, damals war ich 13 Jahre alt.
Ja, ich habe den Diabetes verflucht, ich habe geweint, war sauer und hilflos - genau wie meine Eltern. Die Diagnosestellung lief alles andere als feinfühlig ab und ich musste nach einem exakt festgelegten Plan zu exakt festgelegten Zeiten eine exakt festgelegte Anzahl BEs essen und spritzen. Spontanität? Fehlanzeige... :(
Zum Glück hat sich das geändert und ich wurde auf die flexible, intensivierte Therapie umgestellt.
Was sind also meine Erinnerungen, die ich (natürlich auch bezüglich des Diabetes) in mir trage?
Eine durchwachsene aber im Großen und Ganzen glückliche Pubertät (die wahrscheinlich so oder so durchwachsen gewesen wäre :laugh: )...
Tolle Freunde, die immer hinter mir standen...
Eine gute Schulzeit...
Ein 3-jähriger Auslandsaufenthalt in verschiedenen Ländern als Gästebetreuerin. Einschränkungen durch den Diabetes - keine Einzige! Zumindest habe ich daran nicht die geringste Erinnerung, was doch ein gutes Zeichen ist...
Der Diabetes lief und läuft tatsächlich so nebenbei, dass viele Leute, mit denen ich zu tun hatte, gar nichts davon wussten - und auch heute habe ich viele Bekannte, die es nicht wissen. Nicht, weil es mir etwas ausmachen würde - sondern weil es einfach nicht relevant ist...
Ich habe einen tollen Mann, 2 tolle Kinder, Arbeit, die mich glücklich macht und ein Leben, wie ich es mir immer gewünscht habe - trotz Diabetes!
Bei all den schönen Dingen und Momenten, die ich bis jetzt erlebt habe, spielte der Diabetes keine Rolle.
Klar gibt es auch andere Momente und anstrengende Zeiten, gerade wenn die Werte mal wieder komplett aus dem Ruder laufen; man seine Spritzen mit dem Insulin (natürlich ohne Ersatzampullen dabei zu haben) bei einer Auswährtsübernachtung in der Kosmetiktasche auf dem Badezimmerboden mit Fußbodenheizung abstellt; wenn man Karneval feiern geht - nach dem Essen spritzen möchte und die Spritze auf den Boden fällt (natürlich ohne Ersatznadeln dabei zu haben); wenn man in ein 30 Kilometer entferntes Restaurant fährt - die Pens liegen leider Zuhause im Badezimmer (was man natürlich erst im Restaurant merkt); usw. und so fort... :woohoo: :evil:
Diese Erlebnisse kann ich aber an 2 Händen abzählen und aus Fehlen lernt man bekanntlich. :laugh:
Hat mich das unglücklicher gemacht als andere Menschen, von denen jeder seine eigenen Probleme hat, mit denen man so kämpfen muss? Nein, mit Sicherheit nicht! Ich bin ein sehr glücklicher Mensch, der viel lacht und Freude am Leben hat.
Und da muss ich meiner Vorrednerin auch zustimmen: man weiß das Leben vielleicht sogar mehr zu schätzen und sieht nicht alles als selbstverständlich.
So, und dann kam die Diagnose letztes Jahr im August bei unserem Sohn...
Ich bin in ein rabenschwarzes Loch gefallen und es hat eine Weile gedauert, bis ich da wieder rauskam. Verzweiflung, Hilflosigkeit, Schuldgefühle, Wut... nur einige der Gefühle, die ich zu der Zeit tonnenweise hatte. Aber warum eigentlich, wenn ich selbst den Diabetes nicht als schlimm empfinde?
Weil es um unsere Kinder geht, verdammt nochmal!! Wir lieben sie über alles und wollen sie vor allem Übel dieser Welt beschützen, können es manchmal nur einfach nicht. Aber was wären wir für Eltern, wenn wir nicht so empfinden würden?!
Ich kann Dir eines sagen: es wird tatsächlich leichter. Nicht, weil der Diabetes von heute auf morgen verschwindet oder die Kinder ihn irgendwann selbst managen. Sondern weil man Routine und Sicherheit bekommt, in dem was man bezüglich des Diabetes tut. Und weil die Psyche schlicht und ergreifend Zeit braucht, um die Diagnose zu verarbeiten. Zeit, bis sich der Alltag einspielt und es irgendwann kein Leben vor oder nach der Diagnose, sondern einfach nur DAS Leben gibt!
Ich bin guter Dinge, dass auch mein Sohn als erwachsener Mann sagen wird: ich bin ein glücklicher Mensch und der Diabetes beeinträchtigt mich nicht.
Ich bin dankbar für all die "neumodischen" Dinge wie Freestyle Libre oder den Omnipod und ich bin zuversichtlich, dass sich im Bereich der Diabetes-Forschung in den nächsten Jahren so viel tun wird, dass mein Sohn als Erwachsende vielleicht gar kein Typ 1 Diabetiker mehr ist. Und selbst wenn er es doch bleibt, wird es ihn nicht von SEINEM LEBEN abhalten.
Ich habe durch meine Arbeit ein Kind mit schwerer Mehrfachbehinderung ohne Chance auf ein selbstständiges Leben und ein Kind mit einer extrem lebensverkürzenden Diagnose kennengelernt - so etwas macht einen extrem nachdenklich, demütig und so unpassend es auch sein mag - dankbar.
Dankbar für das Leben, das uns geschenkt wurde und das wir führen dürfen - vielleicht mit kleinen Einschränkungen durch den Diabetes - aber was sind diese Einschränkungen im Vergleich zu all den tollen Momenten und Erfahrungen, die wir machen dürfen; die unsere Kinder machen dürfen.
Puuh, eigentlich wollte ich nur ein paar Sätze schreiben... ist irgendwie aus dem Ruder gelaufen... :woohoo:
Alles Gute jedenfalls und Kopf hoch!!! :kiss:
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IngaMarie
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27 Okt. 2016 10:45 #102847 von IngaMarie
IngaMarie antwortete auf Schöne Erfahrungen mit Diabetes?

marielaurin schrieb: Solche organsatorischen Dinge halt. Sowas kommt hier manchmal so plötzlich wie Weihnachten.

Das hast Du mal wieder wunderschön formuliert!

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sole
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27 Okt. 2016 13:46 #102856 von sole
sole antwortete auf Schöne Erfahrungen mit Diabetes?
Hallo MaTaSoZa,

dein Beitrag hat mich gerührt. Ich habe eine eine 11 jährige Tochter, sie ist seit 9 Monaten an Diabetes Typ 1 erkrankt. Die Diagnose war ein Schock, noch immer kommen mir ab und an die Tränen, aber verkrochen haben wir uns nicht. Diesen Kampf überlasse ich nicht dem Diabetes. 6 Wochen nach Entlassung (erstmanifeststion) waren wir Skifahren, schwimmen, klettern alles kein Thema. Im September ist sie auf Klassenfahrt ohne Begleitung. Ich habe Lehrer und Co. eingeweiht und sie hat tolle Klassenkameraden, meine Tochter kam mit einem Lachen aus dem Bus und hat erstmal 4 h erzählt bis ich um Gnade gewinselt habe :-) den Diabetes hat sie in diesen 4 h nicht erwähnt. Deine Persönliche Geschichte zeigt und lässt hoffen das der Diabetes auch an zweiter Stelle rücken kann und sollte, auch wenn die Werte schonmal verrückt spielen wie bei uns gerade. :blink:

Ich wünsche allen viel Kraft.

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MaTaSoZa
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Senior Schreiber
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27 Okt. 2016 20:38 #102864 von MaTaSoZa
MaTaSoZa antwortete auf Schöne Erfahrungen mit Diabetes?
Hallo sole,
danke für die netten Worte!
Auch ich kann nicht verleugnen, dass mir ab und zu die Tränen kommen...
Toll, dass Deine Tochter das so prima hinbekommt!! Ich bin auch schon sehr gespannt auf die erste Klassenfahrt oder das erste Schwimm-Trainingscamp meines Sohnes ohne mich als Begleitung... nächstes Jahr ist es soweit... :woohoo:

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SuSanne36
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27 Okt. 2016 22:15 - 27 Okt. 2016 22:24 #102868 von SuSanne36
SuSanne36 antwortete auf Schöne Erfahrungen mit Diabetes?
Hallo Markus,

sicherlich gibt es viele schöne Geschichten, denn unsere Kinder sind Kinder wie jedes andere auch.
Du hast geschrieben, dass ihr einen Monat Diabetes Typ eins manifestiert seit, also ist euer Leben gerade im Schleudergang aus der Waschmaschine gekommen ist. Aus meiner, unser Erfahren, kann ich dir sagen, dass wenn du in drei Monaten zurückblickst, Siehst dass es leichter wird. Ca. nach sechs Monaten läuft der Diabetes mehr nebenbei und im Hintergrund der Alltag steht wieder im Vordergrund. vieles was am Anfang schwer gefallen ist machst du dann nebenbei.
Heute geht unsere kleine wieder regelmäßig zum Sport, hat ihr Seepferdchen geschafft, ihr goldenes Sportabzeichen, so wie andere Kinder auch .

Sicherlich , Da möchte ich nicht schwindeln, gibt es Herausforderung, die andere Eltern bei Kindern ohne Diabetes nicht haben , Da möchte ich nicht schwindeln,
Bei uns stand dieses Jahr das Thema Schule an, eine Herausforderung, wie und in welchem Umfang die Betreuung nach dem Kindergarten weitergeht und sichergestellt wird.
Es bleiben immer Herausforderungen denen ihr euch stellen müsst, aber man hat ein normales Leben .naja ab und zu etwas anders .
Letzte Änderung: 27 Okt. 2016 22:24 von SuSanne36.

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