Was bedeutet für euch Akzeptanz?
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Wann habe ich so eine Krankheit akzeptiert? Was würdet ihr sagen? Kann man das überhaupt sagen?
Ich meine, wenn ein Mensch von seinem Partner verlassen wird, dann kämpft so manch einer noch nach Jahren darum den geliebten Menschen für sich zurückzugewinnen. Und manche Ungerechtigkeit im Leben kann man nur schwer hinnehmen (z.B. wenn einem die Schuld für etwas zugeschoben wurde, was man nicht verbockt hat) und strebt lange nach Richtigstellung, Wiedergutmachung oder ähnlichem.
Aber bei der DM-Diagnose haben wir ja auch gleich alle erfahren, dass es endgültig ist, nach dem heutigen Stand der Wissenschaft immer noch lebenslänglich. Und spätestens nach ein paar Nächten im Internet wussten wir, dass das auch wirklich so ist.
Natürlich hat fast jeder von uns die ersten Tage wie in einem nebelhaften Traum verbracht, aus dem er endlich aufwachen wollte. Aber was war nach den ersten Tagen, als der Nebel weg war, aber der DM noch da?
Würdet ihr von euch sagen, dass ihr den Diabetes eurer Kinder akzeptiert habt und woran ihr das festmacht.
Ich bilde mir ein ihn akzeptiert zu haben...
LG Heike
Heike mit Lars (*9/2004, DM seit 11/2010, Minimed 640G, Humalog)
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schwierige Frage - kommt auch immer ein bisschen auf die Tagesform an.
Das Wort "akzeptieren" hat seinen Wortstamm ja im Lateinischen (**klugscheiß**) und bedeutet "annehmen".
Von Annehmen kann an manchen Tagen (und vor allem in manchen Nächten) nicht die Rede sein, da würde ich lieber von "Hinnehmen" sprechen.
Grundsätzlich ist die Akzeptanz des DM auch eher Sache unserer Kinder.
Ich sehe mich da eher als Begleiter und Wegbereiter in Sachen Therapie. Wie sehr der DM wirklich im täglichen Leben nervt und die Stimmung beeinträchtigt, vermag ich schlussendlich auch nicht zu sagen.
Ich wage hier mal zu behaupten, dass wir Nicht-DM-Eltern das hier alle nicht können.
Ich selber habe ja eine chronische Darmerkrankung, die mich immer mal wieder und besonders in den ersten 2 Jahren außer Gefecht setzt. Da hat es gut 2,5 Jahre gedauert, bis ich auch mit Hilfe meiner Heilpraktikerin behaupten konnte, die Krankheit angenommen zu haben. Sie beeinflusst mich auch täglich, trotzdem weiß ich, dass ich ohne diese Erkrankung eine andere geworden wäre.
Bin aber froh, dass ich so bin, wie ich bin ...
LG, Cordula
Cordula mit Justus (*08/1999, DM seit 12/2009, CSII seit 05/2010)
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cociw schrieb: H
Grundsätzlich ist die Akzeptanz des DM auch eher Sache unserer Kinder.
Ich sehe mich da eher als Begleiter und Wegbereiter in Sachen Therapie. Wie sehr der DM wirklich im täglichen Leben nervt und die Stimmung beeinträchtigt, vermag ich schlussendlich auch nicht zu sagen.
Ich wage hier mal zu behaupten, dass wir Nicht-DM-Eltern das hier alle nicht können.
Nein, das können wir sicher nicht wirklich. Wir wissen ja nicht, wie es sich anfühlt, weder körperlich noch seelisch.
Heike mit Lars (*9/2004, DM seit 11/2010, Minimed 640G, Humalog)
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akzeptieren=annehmen, das würde ich grundsätzlich auch so sehen.
Ich glaube schon, dass ich den Diabetes akzeptiert habe, wobei mir das annehmen schwerer fällt! Ich weiß, das das erst einmal ein Widerspruch in sich ist, aber ich würde es so unterschreiben!
Als wir an diesem Sonntagmorgen im Juli die Diagnose erhalten haben, da ist meine/unsere Welt eingestürzt! Und da an der Diagnose nichts zu ändern/rütteln war und ich/wir auch keine Alternative hatten, mußte ich/wir den Diabetes wohl oder übel akzeptieren. Da Emma zu klein ist, das Management selber in die Hand zu nehmen, muß ich das übernehmen und da ich das sehr gewissenhaft tue - wie vermutlich alle Eltern - habe ich die Tatsache akzeptiert und mich dem Ganzen auch gebeugt.
Allerdings habe ich es mit dem Annehmen schon schwerer, da ich - wie vermutlich auch die meisten Eltern - bereit wäre, viel zu tun um meiner Tochter es abzunehmen oder aber auch ganz zu ersparen!
Aber trotzdem haben wir den "Mistkäfer" in unsere Familie aufgenommen und er ist quasi das "Nesthäkchen mit Sonderwünschen", die wir wohl oder übel erfüllen müssen, damit alles funktionieren kann. Wenn der Diabetes nicht "gepflegt" wird, so bringt er uns alles durcheinander, also haben wir ihn wohl doch auch angenommen - das wird mir beim Schreiben bewußt.
Emma allerdings nicht! Sie würde nahezu alles tun, um ihn loszuwerden, hat aber natürlich auch gemerkt, das ohne messen, spritzen und berechnen es ihr schlecht geht und beugt sich ihm - sehr widerwillig!!!!
Was ich aber auch wichtig finde, ist das diese/unsere Situation akzeptiert wird, d.h. die Lehrerin mir bescheid gibt, wenn in der Schule gekocht wird, dass die Eltern von Emmas Freundinnen beim Essen mitziehen und sich an etwas Ausgemachtes auch halten, um es nicht noch schwieriger zu machen, das die Oma die Süssigkeiten im Schrank lässt um die Verführung nicht soo offensichtlich sein zu lassen,.....
Allerdings sind natürlich auch viele Erwartungen meinerseits an unser Umfeld, dass alle mitziehen um Emma ein möglichst normales Leben leben zu lassen, sodaß die Einschränkungen nicht zu hart sind und vielleicht erwarte ich da ein bißchen zuviel Akzeptanz der Anderen!
Jetzt, wenn ich mein Geschriebenes nochmal lese, so wird mir klar, das das Akzeptieren, das Annehmen einfach sehr viele Facetten hat und ich für mich die Tatsache dieser Erkrankung akzeptiert habe und versuche, daraus das Beste zu machen!
Liebe Grüsse
Babs
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auch mit klugscheiss **Akzeptanz (von lat. „accipere“ für gutheißen, annehmen, billigen) ist eine Substantivierung des Verbes akzeptieren, welches verstanden wird als annehmen, anerkennen, einwilligen, hinnehmen, billigen, mit jemandem oder etwas einverstanden sein.
Dementsprechend kann Akzeptanz definiert werden als Bereitschaft, etwas oder jemanden zu akzeptieren (Drosdowski, 1989).
Es wird deutlich, dass Akzeptanz auf Freiwilligkeit beruht.
Also freiwillig hat sich ja keiner hier drauf eingelassen!!!!
Die Beiträge um die es geht hab ich auch gelesen. Und es ging bei fast allen um Jugendliche. Uns als Eltern fällt es wesentlich einfacher so eine Krankheit zu *akzeptieren*. Wir sind zwar stark involviert, aber wir haben die Möglichkeit das ganze mal aussen vor zu lassen. Wir können essen ohne zu spritzen, wir müssen nicht ständig auf unsere Werte achten usw. ! Unsere Kinder können das nicht. Die Pubertät ist eine sehr schwierige Zeit im Leben. Für ein Kind das sehr früh DM bekommen hat gehört es zum Leben dazu, manche kennen es gar nicht anders. DM im jugendlichen Alter zu bekommen stell ich mir noch schwieriger vor. Der Körper verändert sich, die Gefühle fahren Achterbahn, das wirft selbst manch gesundes Kind aus der Bahn.....
Ich sehe das ja bei meinem Sohn. Er hat seine Diagnose mit 14 bekommen, Das war vor 7 Monaten. Anfangs hat er es gut verkraftet, besser als ich. Mittlerweile hat er eine Freundin und ist jeden Tag unterwegs. Er schludert mit dem messen, und essen tut er nur zu Hause. Angeblich hätte er nicht mehr so viel Appetit......... Aber wenn er nach Hause kommt fällt er erstmal über den Kühlschrank her. Ich bin mir ziemlich sicher, das er unterwegs nichts isst, weil er dann nicht spritzen muss . Er sagt zwar das stimme nicht, aber ich glaubs ihm nicht ganz.
Ich denke mit dem nicht akzeptieren ist gemeint das diejenigen versuchen den DM auszublenden oder ignorieren weil sie einfach nur ganz normale Kinder wie andere auch sein wollen. Ohne blöde Kommentare von anderen, ohne das immer Rücksicht auf sie genommen werden muss.
Ich für meinen Teil hab die Krankheit nicht akzeptiert ( hoffe für meinen Sohn, das es vielleicht bald ein Heilmittel gibt ) aber ich füge mich der Tatsache das er DM hat. Bleibt einem ja auch nichts anderes übrig....
LG Carola
Die Normalität ist eine gepflasterte Straße; man kann gut darauf gehen, doch es wachsen keine Blumen auf ihr.
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also das Akzeptieren ging relativ schnell.
1 Tag bzw Nacht im Krankenhaus > Schock / Verzweiflung / nehm sich stehent
2 & 3 Tag in sich gehen und das mit mir selber geklärt
4 & 5 Tag die ersten gedanken wie gehts weiter / Schulung ging dann auch entlich los
ab 6 Tag das Akzeptiert und für normal befunden inkl. kleiner innerer rückfälle der nächsten Wochen, was aber auch an dem selbst auf erlegten druck gelegen haben könnte so im nachgang.
Also nach einer woche ging mir das nicht mehr so um DM, sondern um der kleinen es so entspannt und beschützt wie möglich zu machen und das "wie so Sie" oder änliche gedanken waren seit der ersten woch nicht mehr und damit würde ich behaupten das Akzeptiert zu haben.
Cheffchen
Nächstes Treffen 20.04.2024, Berlin Marzahn/Ahrensfelde
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Suche aus/in/um Berlin Kids bzw. Eltern für vielleicht mal auf eine Diät Cola ;O).
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Lg Astrid
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So gesehen, ist es schwierig Diabetes zu akzeptieren. Er muss ja ständig im Vordergrund bleiben, will man gute Werte haben.
Ich hadere nicht damit, dass meine Tochter Diabetes hat. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte ihn ihr abnehmen. Besonders in Zeiten, in denen sie damit hadert. Ich versuche das Beste aus der Situation zu machen und sie bestmöglichst zu unterstützen.
Leben muss meine Tochter damit. Das kann ich ihr nicht abnehmen. Und wahrscheinlich auch nur entfernt nachempfinden.
Manchmal tut es weh, seine Kinder nicht vor allem Übel dieser Welt beschützen zu können.
LG Vera
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Wir fangen alle an mit dem Schock an, finden uns in Aggression gegen den DM wieder, dann folgt eine Art von Depression und das Ganze geht dann irgendwann zwangsläufig in Akzeptanz über. Allerdings falle ich doch immer mal wieder in die Aggression zurück, wenn es mich alles schlimm nervt, wenn es alles nur doof ist und man weiß, man kann es nicht ändern.
Den DM selbst habe ich angenommen. Er gehört zu uns und das ist ok. Nur manchmal ist er so nervig und zickig, dass ich an dieser Akzeptanz zweifle.
Aber haben wir eine andere Chance? Wenn wir gegen ihn kämpfen, wissen wir, dass wir verlieren. Wir müssen mit ihm gehen, ob wir wollen oder nicht. Diesen gemeinsamen Weg können wir verdammt steinig gestalten, aber wir können auch dafür sorgen, dass wir ganz gut auf ihm laufen können und auch nach rechts und links schauen und uns nicht von hohen Mauern einschüchtern oder gar vom Weg abbringen lassen. Auch am DM-Weg wachsen Blümchen
Für mich ist die DM-Akzeptanz der Erfolg, ein Leben trotz DM führen zu können/wollen, das man ohne ihn auch führen würde.
Man muss da nur fein aufpassen, dass man nicht in Ignoranz verfällt. Mein Kind ist gerade auf dem besten Weg dorthin. Sie duldet ihn, sie ignoriert ihn aber auch teilweise zu sehr für mein Empfinden. Hebt Ignoranz Akzeptanz nun auf? Stirbt Akzeptanz mit steigender Ignoranz? Ich hoffe, dass sie irgendwann wieder zurückfindet in die Akzeptanz und den Willen, sich so um ihn zu kümmern, dass er ihr nicht langfristig "schadet".
Sina *1999, DM seit 12/2010, ICT mit Levemir und Novorapid
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