Sitzwache für die Nacht?

Hallo,

jetzt hatten wir die 4. Nacht in Folge, in der ich häufiger als stündlich messen (und wenigstens stündlich nachbolen) mußte. S... benötigt im Moment offensichtlich nachts erheblich mehr Insulin als sonst, aber sehr unterschiedlich!
In der ersten dieser Nächte (das zählt eigentlich noch nicht, denn da entdeckte ich es erst abends um 23 Uhr bei der Routine-Messung, da war er nämlich bei 300mg/dl) brauchte er fast das 8fache seiner üblichen nächtlichen Basalrate, und seither ist es -leider ungleich verteilt, zwischen dem 3- bis 6-fachen. Ich kann also die Basalrate NICHT entsprechend anpassen, muß den Korrekturfaktor aber massiv erhöhen, damit es überhaupt reicht, und dann engmaschig messen, weil ich ja nicht weiß, ob ich nicht doch übers Ziel hinausgeschossen habe und er in eine Hypo rutscht. Ab morgens um 7 ist dann die Welt wieder in Ordnung, die Basalrate paßt und die Essens- und Korrekturfaktoren auch.
Nur bei mir paßt nichts mehr. Ich habe selbst so eine typische fiebrige Erkältung, ist ja auch die Jahreszeit dafür, habe ja tagsüber die Kinder (nicht wie in der Schulzeit wenigstens nur einen, sodaß ich auch mal ausruhen könnte) und nachts jetzt einfach gar keinen Schlaf. Meine Frau vertritt einige Kolleginnen, die über die Zeit jetzt verreist sind, sodaß sie auch sowohl extrem überarbeitet als auch praktisch nie zuhause ist. Dazu kommen auch bei den Neugeborenen, Schwangeren und Stillenden derzeit die üblichen Winterinfekte, sodaß auch da intensivierte Betreuung notwendig ist.

Der Patenonkel unseres Jüngsten, der selbst u. a. Sozialmediziner und Internist ist, meinte, wir sollten uns doch für die Nacht eine Sitzwache als häusliche Krankenpflege verordnen lassen, damit wir wenigstens ein wenig Schlaf bekommen und nicht wie letztes Jahr komplett als gesamte Familie ins Krankenhaus müssen. Der Diabetologe sieht das aber nicht so, und der Kinderarzt ist über die Weihnachtsferien nicht da.

Die Frage ist jetzt: Hat einer von Euch schonmal für solche Zeiten eine Sitzwache über einen Pflegedienst bekommen, und die Krankenkasse hat das übernommen? Ich erreiche nämlich auch bei der Krankenkasse niemanden, um da das abzuklären ...

Lieben Gruß

Gottwalt

Hallo Gottwalt,

zu deiner Frage kann ich dir leider auch nichts raten, da ich mit diesem Problem im ambulanten Bereich noch nicht zu tun hatte.

Ich wünsche dir und deiner Familie aber, dass sich die Situation als solche schnell wieder bessert und ihr alle wieder mehr durchschlafen könnt!

Ganz liebe Grüße,
Egon

Hallo Gottwald, auch wenn ich nicht helfen kann, so wünsch ich Dir und Deiner Familie eine schnellstmögliche normale Situation im Alltag. Trotz alledem einen guten Rutsch und ich drück Euch fest die Daumen.LG Birgit

Hallo Gottwalt,
die Situation bei uns ist ähnlich wie bei euch. Lara braucht ebenfalls vor allem nachts Insulin ohne Ende und rutscht dann doch mal wieder in eine Hypo. Basalratenänderung scheidet aus, wir versuchen es mit Änderung der Mahlzeiten- und der Korrekturfaktoren auszusitzen. Aber es stresst total. Von Erholung in den Ferien keine Spur. Jede Nacht aufs Neue unberechenbar. Ich hoffe nur, dass der Spuk mit Ende der Ferien vorbeigeht. Mit Sitzwache habe ich leider auch keine Erfahrung. Kommt auch nicht in Frage, Lara ist schon 11 und reagiert äußerst sensibel auf alles, was ihr eine Sonderrolle zuweist. Aber wir sind auch zu zweit und da ist es nur halb so schlimm. Wenn ich das ständig allein durchstehen müsste .... Schlafentzug ist eine Foltermethode.
Ich muss gestehen, nach all den Jahren bin ich soweit, dass ich zu manchen Zeiten (gerade in solchen Phasen wie oben beschrieben) auch um meinetwillen höhere Werte toleriere. Ab und zu muss ich dann einfach schlafen, sonst bin ich nur noch fertig und eine Zumutung für die Familie (auch für das Diabeteskind).
LG
Cornelia

Hallo Cornelia,

natürlich toleriere auch ich derzeit einfach mal höhere Werte, weil ich schlicht nicht mehr kann. Nur: Würde ich nicht laufend korrigieren, dann wäre er morgens im Krankenhaus mit irgendwas jenseits der 500mg/dl. Und da er Hypos schon wach nicht bemerkt und davon auch nicht aufwacht, bleibt mir schlicht keine Option zur derzeitigen Situation, zumindest wüßte ich keine.

Jetzt ist zu meinem Glück der Patenonkel unseres Jüngsten mit seinen Kindern zu besuch, er ist selbst Arzt und jetzt gerade mit den Kindern unterwegs, sodaß ich beruhigt mal zwei Stunden Pause habe. Aber die erste Hypo war jetzt im Schnee vor einer halben Stunde schon (41mg/dl), da er S... nicht so gut kennt wie ich merkt er es halt nicht vorher, ich hätte sicherlich eher reagiert, auch ohne zu messen. Aber S... selbst bemerkte nichts davon, spielte einfach weiter. Und der Patenonkel klebt ja nicht dauernd so am Kind wie ich ...

Na ja, mal sehen, wie wir das hinbekommen. Irgendwie muß es ja gehen.

Liebe Grüße

Gottwalt

Hallo Gottwalt,
da wir ja in den letzten Tagen/Wochen ähnliches durchlebt haben, weiß ich wie es dir geht.
Ich wünsche euch baldige Besserung und dir VIEL KRAFT!!!

Wie du bereits sagtest, die höheren Werte muss man manchmal einfach hinnehmen.
Geht es denn nicht, dass du die Basalrate zumindest für 3 Stunden um einen bestimmten %-Wert erhöhst...auch wenn S... dann in diesen 3 Stunden erhöht ist, kannst du wenigstens mal 3 Std. am Stück schlafen. Hat S... denn in diesen Nächten auch Keton? Bei unserer Ella war es in den hohen Nächten so, dass sie zwar dauerhaft um die 200-400 lag (trotz der vielen Korrekturen) aber überhaupt keine Ketone hatte. Für mich ein Zeichen, dass es sich nicht oder nicht nur um Insulinmangel handelte.....also Infekt oder wachstum "oder so"...wie ich bereits zu Egon schrieb...womöglich eher "oder so"....
Ich kannte solche Werte die sich fast nicht korrigeiern lassen bisher bei Ella nicht daher war ich um so beunruhigter.
Es hat eine knappe Woche gedauert, dann hat es sich tag für tag, Nacht für nacht gebessert und seit gestern ist der Spuk vorbei...Werte zwischen 65 und 160 sind jetzt wieder angesagt...man muss das nicht verstehen.

Also, ich wünsche euch, dass es bald wieder besser wird. Leider kann ich im bezug auf Sitzwache auch nicht helfen, sorry!

Lieben Gruß Beate

Hallo Beate,

die Basalrate lief bis eben bei S... sowieso schon auf 250%!!!!!
Und dann oben drauf nochmal ein Vielfaches der Basalrate!
Jetzt maß ich gerade -noch ohne weitere Korrekturen- 89mg/dl und setzte dementsprechend die Basalrate runter auf 170%. Aber da er ja heute draußen beim Schlittenfahren und Toben im Schnee eine Hypo hatte weiß ich auch nicht, ob das jetzt nur vorübergehend die Auffüll-Reaktion ist, oder ob er sich langsam wieder normalisiert.

Das Problem bei den höheren Werten, wenn ich die NICHT korrigiere, ist, daß er dann laufend wieder sich was zu trinken holt und auf Toilette muß, mit anderen Worten, dann schläft auch S... nicht, und ich muß ihm vielleicht noch ein paarmal das Bett beziehen ... da bole ich ihm lieber so gut es geht den Blutzucker in Normalbereiche ...

Aber ich habe jetzt Klarheit: Der Patenonkel unseres Jüngsten brachte mir die entsprechenden Paragraphen (das ist ja als Sozialmedizinier, der er unter anderem ist, einfach sein Fachgebiet):
Die Nummer 2 des Paragraph 37 SGB 5 sagt, daß Behandlungspflege erfolgt, falls sie zur Durchführung der ärztlichen Verordnung notwendig ist. Und die Blutzuckerüberwachung und das Bolen sind Behandlungspflege, die Blutzuckerzielwerte und die Maßnahmen zur Erreichung derselben sind ärztlich verordnet. Insofern gibt es da keinen Diskussionsspielraum seitens der Krankenkasse.

Mit anderen Worten: Falls ich nicht in der Lage bin, das selbst durchzuführen (und Übermüdung oder Krankheit sind dafür ein hinreichender Grund, es würde aber auch schon genügen, wenn ich einfach zu "dumm" oder zu ungeschickt wäre), so muß die Krankenkasse dafür einen Pflegedienst zahlen.

Lieben Gruß

Gottwalt

Lieber Gottwald!
Ich befürchte, bis Du das bei der Krankenkasse durch hast, wird es dauern. Als kurzfristige Hilfe würde ich mir einen Babysitter für tagsüber suchen, wenigstens Stundenweise, damit Du schlafen kannst.
Da Euer Sohn noch relativ jung ist, würde ich ihn auch ins Ehebett legen, damit ich Veränderungen schneller mitbekomme und falls das irgendwie möglich ist, meinen eigenen Hausarzt anrufen wegen des Rezepts, den Pflegedienst kontaktieren (die sind mit solchen aktuten Situationen vertraut) und mich dort beraten lassen. In der Regel sind die auch am Wochenende erreichbar. Wenn einer weiß wie man an schnelle Hilfe kommt, dann die.
Ich wünsche Dir wenigstens ein paar Stunden erholsamen Schlaf und das der Spuk schnell vorrüber ist.
Marlene

Hallo Marlene,

danke für Deine Vorschläge!
Seit heute nacht um 3 Uhr ist S...s Basalrate wieder auf 100% und die Werte normal. Da soll einer draus schlau werden ...

S... will seit er drei ist unbedingt im eigenen Bett schlafen, und das darf er auch.
Die betreuenden Ärzte waren jetzt über die Feiertage leider allesamt im Urlaub. Aber immerhin habe ich jetzt geklärt, wie es im Ernstfall laufen kann. Das nächste Mal werden wir tatsächlich kurzfristig eine Sitzwache bekommen.

Ach ja, das mit dem Babysitter ... da habe ich ja im Moment Glück, da der Patenonkel unseres Jüngsten zu besuch ist. Die werden heute Nachmittag nochmal alle zusammen an der Elbe sein, und ich kann dann zwei Stunden "nachschlafen".
Bin doch sehr froh, daß ich letzte Nacht weiterhin so engmaschig gemessen habe, sonst wäre er doch in eine Hypo gerauscht ...

Lieben Gruß

Gottwalt

Hallo Gottwalt,
wie ich sehe hast du das Ganze inzwischen auch schon so gemeistert. Tobi hat in den Winterferien auch einen viel stärkeren Basalbedarf als sonst. Ich schiebe das auf den Mangel an Bewegung (an Tagen an denen er draußen im Schnee tobt ist der Basal- als auch der Bolusbedarf wieder ganz normal bzw. niedriger) und dem vielen fettigen Essen.
Gerade wenn Tobi im Laufe des Tages viele Kekse, Lebkuchen, Würstchen oder Schokolade ißt braucht er in der Nacht (also so ca. 9 Stunden später) unheimlich viel mehr an Insulin. An Tagen an denen es eher ruhig zuging steigt er dann gegen Mitternacht recht schnell über 300 und wir müssen mit viel merh Insulin als normal korrigieren um übehaubt einen Effekt zu sehen. An Tagen an denen er viel im Schnee getobt hat schlagen die fettigen Sachen dann fast gar nicht zu Buche im Gegenteil wir müssen dann meißt sogar noch das Basal reduzieren und drüfen wenn überhaupt nur sehr vorsichtig korrigieren.
Ich weiß du bist ein schlauer Kopf und bist all diese Dinge bestimmt schon selbst durchgegangen aber machmal sieht man den Wald ja vor lauter Bäumen nicht und da unserer Kinder auch sonst recht ähnlich reagieren dachte ich es könnte helfen.
Lieben Gruß,
Alexa die jetzt ganz schnell geschrieben hat, weil mir zwei Kinder und ein Eheman im Nacken sitzen und "Mensch ärger dich nicht" spielen wollen. DAbei habe ich das Gefühl das ich seit der Diagnose DM eigentlich ständig dieses Spiel spiele.
:laugh: